... Susanne Kronenberg über »Pferdemörder«, Hella Reincke, »Weinrache« und die Privatdetektivin Norma Tann
... Susanne Kronenberg ...
...über »Pferdemörder«, Hella Reincke, »Weinrache« und die Privatdetektivin Norma Tann
Seit 25 Jahren lebe ich im Raum Wiesbaden, aufgewachsen und zur Schule gegangen bin ich im niedersächsischen Hameln.
Seit über 30 Jahren bin ich Autorin mit entsprechend vielen Veröffentlichungen bei renommierten Verlagen. Dass sich damit ein Kindheitstraum erfüllt hat, ist natürlich ein großes Glück.
Nach meinem Studium war ich zunächst Volontärin und dann Redakteurin bei einer Fachzeitschrift. Parallel dazu habe ich mein erstes Jugendbuch geschrieben, und es fand sich schnell ein Verlag dafür.
Das ist lange her, es war 1987 und ich Mitte zwanzig. Ein glücklicher Einstieg! Seitdem habe ich mit dem Schreiben nicht mehr aufgehört.
Dem Erstling folgte eine Reihe von Jugendbüchern und dazu zwei Fachbücher, damals alle aus dem Reiter- und Pferdebereich. Später kamen die Kriminalromane und weitere Bücher zu regionalen Themen dazu.
Eine gute Grundlage fürs Krimischreiben war sicherlich meine Erfahrung mit den Jugendbüchern, die übrigens auch von den Müttern der jungen Leserinnen und Lesern gelesen wurden.
Schreib doch mal was für uns Erwachsene, hieß es öfter. Da ich selbst Spannendes mag, lag das Krimigenre nahe. Der Gmeiner-Verlag hat mein Manuskript geprüft und zu meiner Freude auch angenommen.
In den drei ersten Krimis bin ich dem Reitermilieu treu geblieben. Ich wollte über etwas schreiben, mit dem ich mich auskennen.
Ich reite seit meiner Kindheit. Mir war es wichtig, dass die Pferde nicht nur dekoratives Beiwerk sind, sondern die Handlung aktiv beeinflussen. Außerdem kommen starke menschliche Charaktere darin vor.
Da ich damals keinen festen Abgabetermin erfüllen musste, durfte ich mir Zeit lassen. Ein, zwei Jahre vielleicht.
Anders als eine Kommissarin oder Detektivin stößt Hella unvorbereitet auf die Verbrechen. Das macht ihre Reaktionen und ihre Entwicklung auch für mich als Autorin herausfordernd und spannend.
Wie reagiert eine Privatperson, wenn sie in kriminelle Machenschaften verwickelt wird? Hella ist klug, zeigt Mut und ist mir beim Schreiben sehr nahegekommen.
Hella muss sich mit illegalem Medikamentenhandel herumschlagen und sich gegen einen ebenso charismatischen wie skrupellosen Sekten-Guru durchsetzen.
Zu jedem meiner Krimis gehört immer eine ausführliche Recherche vor Ort. Die drei Romane mit Hella spielen in meiner früheren Heimat in Niedersachsen. Ich wohnte damals bereits in Hessen, und die Fahrten nach Hameln waren sehr zeitaufwändig.
Außerdem hatte ich die Idee zu einer neuen Protagonistin, die im Rhein-Main-Gebiet agieren sollte. Daraus entwickelte sich die Reihe mit der Privatdetektivin Norma Tann. Mittlerweile gibt es dazu acht Bände, der neunte erscheint im Frühjahr 2021.
Eher eine Detektivin wider Willen, aber das macht sie, glaube ich, gar nicht schlecht neben ihrer Arbeit auf dem Hof. Das war übrigens mit ein Grund, die Reihe mit Hella nicht fortzusetzen.
Die drei Kriminalfälle hängen zusammen und bauen aufeinander auf. Das passt soweit sehr gut. Aber dass eine Privatperson wie Hellaweiterhin mit Verbrechen konfrontiert wird, hätte unglaubwürdig gewirkt.
In ihrem ersten Fall ist Norma vor allem privat gefordert. Eine Entführung hat sie aus der Bahn geworfen. Sie quittiert ihren Dienst bei der Wiesbadener Kriminalpolizei und trennt sich von ihrem Mann Arthur.
Als Arthur nach einem Streit spurlos verschwindet, muss sich Norma in ihrer Rolle als frischgebackene Privatdetektivin bewähren. Dabei werden ihr nicht nur von ihren ehemaligen Kollegen Milano und Wolfert Steine in den Weg gelegt.
Als ehemalige Mordermittlerin bringt Norma beste Voraussetzungen mit, auch knifflige und gefährliche Situationen zu meistern. Die Privatdetektivin erlaubt sich kleine Freiheiten und steigt auch mal heimlich in ein Haus ein. Das eröffnet mir als Autorin vielfältige Möglichkeiten.
Eine gelernte Polizistin kann ich weit professioneller agieren lassen als Hella, die sich ihre Ermittlungen nicht ausgesucht hat.
Norma geht einem Auftrag nach, oder sie stößt dank ihres kriminalistischen Gespürs auf fast vergessene Verbrechen. Rätselhafte Vorfälle ziehen sie, wie Norma von sich selbst sagt, geradezu magisch an.
Für dieses Buch reist Norma aus dem Rhein-Main-Gebiet nach Weimar – eigentlich will sie dort Urlaub machen.
Als ein Politiker auf der Treppe des Nationaltheaters ermordet wird, steckt Norma schon mittendrin in Ermittlungen, deren Spuren bis ins Jahr 1919 zurückführen. Zwei bedeutende Jubiläen im Jahr 2019 haben mich zu diesem Krimi inspiriert.
Vor 100 Jahren rief Walter Gropius in Weimar mit dem Bauhaus eine der bedeutendsten Kunstschulen ins Leben. Im gleichen Jahr wurde dort mit der Nationalversammlung die Weimarer Republik gegründet.
Schon als Studentin war ich vom Bauhaus mit seiner Geschichte und den Persönlichkeiten, die damals dort wirkten, fasziniert.
Es war für mich sehr bereichernd, für den Krimi tief in das Thema „Bauhaus“ einzutauchen, und das gefällt auch den Leserinnen und Lesern, wie ich aus den Reaktionen erfahren durfte.
Vor allem möchte ich spannend unterhalten. Außerdem ist es mein Anliegen, den Leserinnen und Lesern darüber hinaus etwas mitzugeben.
Das kann ein geschichtlicher Hintergrund sein, wie in „Tod am Bauhaus“ die Zeit der Weimarer Republik, oder die Biografien historischer Persönlichkeiten wie die der Politikerin Toni Sender („Totengruft“) oder des Malers Alexej von Jawlensky („Kunstgriff“).
Trotz der geschichtlichen Bezüge spielen alle meine Krimis in der Gegenwart. Dazu kommt, dass der Schauplatz der Handlung nicht austauschbar, sondern eng an das Geschehen gebunden ist – was einen Regionalkrimi auszeichnen sollte.
Das hat mich sehr gefreut! Und es ist natürlich ein Ansporn für weitere Projekte.
Patricia Highsmith fällt mir bei dieser Frage als Erste ein. Ihre Kunst, Personen zu charakterisieren und aus Alltagssituationen heraus eine knisternde Spannung aufzubauen, beeindruckt mich immer wieder aufs Neue.
Das hat mich gefreut, aber in die Zusammenarbeit war ich nicht eingebunden. Der Gmeiner-Verlag hat diese Aufgabe übernommen.
Nein, aber ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden.
Das bleibt abzuwarten. Wenn ja, würde ich es begrüßen.
Auf jeden Fall viel Spaß und Freude beim Schreiben! Ich bin selbst immer wieder überrascht, wie sehr die Gruppe die Kreativität aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer beflügelt.
In den Kursen zum Kreativen Schreiben geht es vor allem darum, die Wörter und Sätze fließen zu lassen, loszuschreiben, ohne sich vom „inneren Kritiker“ ausbremsen zu lassen.
In den Krimi- und Autoren-Workshops nehmen wir handwerkliche Aspekte mit dazu. Jeder kann mitmachen. Ob man beruflich schreibt oder es einfach mal ausprobieren möchte.
Die Gruppe besteht seit 2010 und entstand mit Unterstützung des Wiesbadener Literaturhauses Villa Clementine, wo wir uns seitdem einmal im Monat treffen.
Die Idee war von Anfang an, einen Treffpunkt zu bieten, zu dem kommen kann, wer schreibt oder sich für Literatur interessiert. Obwohl wir keine Schreibgruppe im eigentlichen Sinn sind, haben wir gemeinsame Anthologien herausgegeben und veranstalten gemeinsame Lesungen.
Da zu unserer Gruppe auch Mitglieder des „Syndikats“, der Vereinigung deutschsprachiger Kriminalautorinnen und -autoren gehören, sind wir zugleich der Syndikat-Stammtisch Rhein/Main-Wiesbaden.In erster Linie wollen wir ein Forum für Vernetzung und Austausch bieten.
Norma Tann hat ihren neunten Fall gelöst, das Manuskript ist Ende September 2020 fertig geworden. „Mord im Kloster Eberbach“ erscheint im Frühjahr 2021, wieder im Gmeiner-Verlag.
Die Kriminalromane von Susanne Kronenberg
Foto der Autorin
Fotostudio Marlies
Copyright by Susanne Kronenberg