... Dr. Florian Marzin über seinen Ruf und Jerry Cotton ...
... Dr. Florian Marzin ...
...über seinen Ruf und Jerry Cotton
Chefredakteur der Science Fiction Serie Perry Rhodan. Herausgeber eines Bandes über Stanislaw Lem und Marion Zimmer Bradley. Autor einer Studie zu den Romanen Gustav Meyrinks. Daneben eine Reihe von wissenschaftlichen Artikeln zur Phantastik und Science Fiction in in- und ausländischen Fachzeitschriften. Beiträge zum phantastischen und Science Fiction Film. Zahlreiche Vorträge über Schriftsteller (u. a. Goethe, Heine, Thomas Mann), hellenistische Philosophie und bildende Kunst.
Auch wenn Dr. Marzin zweimal genervt war, weil diese Fragen bereits zu oft gestellt wurden, kann man die für Jerry-Cotton-Fans nicht oft genug stellen. Doch die Antworten bleiben stets dieselben. Es gibt Wünsche, die werden Fans eben nicht erfüllt. Dennoch ist doch erhellendes dabei, was Herr. Dr. Marzin zu sagen hat.
Dr. Marzin: Zuerst einmal: Man nannte mich nicht den Schlächter von Rastatt, sondern den Henker von Rastatt und damit konnte ich gut leben. Grund für diesen Ehrentitel war, dass ich unter den Figuren der Serie etwas aufgeräumt habe - besonders aber auch wegen des ZA-Zyklus.
Dass ich das Feindbild der JC-Fan bin war mir bis jetzt nicht so bewusst und wie Sie schon sagen - abfällige Bemerkungen - darauf kann man nicht erwarten, dass ich reagiere. Es ist wohl ein Merkmal des Medium Internet, dass jeder ziemlich ungefiltert seine Meinung kund tut und dabei die Grenzen der Höflichkeit und des guten Geschmacks schnell hinter sich lässt und zu rüden Beleidigungen übergeht. Von vergraulten Autoren weiß ich nichts. Es gibt natürlich eine Reihe von Autoren, deren Romane ich zurückweisen musste, da sie den Qualitätsansprüchen, die ich an JC-Manuskripte stelle, nicht erfüllten. Vielleicht ist der eine oder andere darunter, der sich dadurch missverstanden fühlt. Alles falsch machen ist ein sehr weiter Begriff, niemand macht alles falsch, man macht es vielleicht nicht immer so, wie es sich andere vorstellen und doch richtig.
Ich beobachte, was im Forum auf der Bastei.de vorgeht, doch sehe ich keinen Grund, mich in die Diskussion aktiv einzumischen. Es ist ein Forum für Fans und nicht dazu gedacht, dass der zuständige Lektor sich einmischt. Das habe ich so gehalten, außer als ein Leser aus der Schweiz mit groben Verunglimpfungen, Beleidigungen und Unterstellungen aufwartete - da musste ich einschreiten. Fragen an die Redaktion werden - so es uns möglich ist - so schnell wie möglich beantwortet. Besonders dankbar sind wir in diesem Zusammenhang für Hinweise, wo man Jerry Cotton nicht erhalten kann. Diesen gehen wir sofort und intensiv nach. Deshalb möchte ich an dieser Stelle die Leser bitten, wann immer sie ein Problem haben, Jerry Cotton Hefte zu bekommen, es uns unverzüglich mitzuteilen.
Zauberspiegel: Nach Ansicht der Fans (in diversen Foren und Artikeln) richten sie die Cotton-Serie falsch aus. Meine Frage ist: Wie richten sie die Serie denn aus? Was machen sie anders als ihre Vorgänger?
Dr. Marzin: Was ist denn die richtige Ausrichtung der Serie? Die einen wollen Mehrteiler, die anderen nicht. Die einen wollen einen Erzschurken, der sich durch viele Bände hindurch zieht, die anderen finden das langweilig. Es gibt keine einhellige Meinung wie die Jerry Cotton Serie auszusehen hat.
Ich bemühe mich als erstes die Manuskriptqualität gleich bleibend auf möglichst hohem Niveau zu halten. Um einem Aufschrei zuvor zu kommen - immer klappt das auch nicht. Dann versuche ich auf die Leserwünsche einzugehen, so erscheint mit den Bänden 2621 - 2623 eine ENA-Trilogie. Ich entwickle neue Figuren, wie Edward G. Homer, und etabliere sie in der Serie. Ich vermeide Jerry Cotton zu sehr in tagespolitische Ereignisse einzubinden, da m.E. das nicht der Sinn der Serie ist.
Zauberspiegel: Lohnt sich in der Cotton-Serie wirklich keine Leserkontaktseite?
Dr. Marzin: Die Frage nervt und ist an verschiedenen Stellen schon hinreichend beantwortet worden.
Zauberspiegel: Was wird sich in der nächsten Zeit bei Jerry Cotton tun?
Dr. Marzin: Wir werden die Sache mit der ENA zu Ende bringen, denn es soll nicht so eine endlose Geschichte werden, wie seinerzeit mit der Domäne. Es wird die eine oder andere neue Figur auftauchen, z.B. ein neuer Partner für June - aber um gleich vorzubeugen, das wird kein Schnellschuss. Die Figur wird sorgfältig entwickelt werden, anders als bei der Jubiläumstrilogie 2500 - 2502, wo man Annie zwar umgebracht hat, sich aber keine Gedanken gemacht hat, wie es weitergehen soll. Also ist bei den Lesern Geduld angesagt.
Zauberspiegel: Nennen Sie bzw. der Verlag in Zukunft die Namen der Autoren? Immerhin fragen einige Fans und Sammler verzweifelt danach.
Dr. Marzin: Auch diese Frage nervt. Bei Jerry Cotton wurden nie Autoren genannt und so wird es auch bleiben.
Zauberspiegel: Nachdem „Chicago“ eingestellt wurde (warum eigentlich?) sind nun weitere Projekte geplant? Vielleicht in Form von Miniserien wie „Phli Decker“?
Dr. Marzin: Chicago ist bestimmt nicht eingestellt worden, weil es zu viele Leser hatte und wir mit dem drucken nicht nachkamen. Also mal ehrlich, warum eine Serie eingestellt wird kann sich wohl jeder selbst denken. Nach den letzten Erfahrungen mit neuen Serie: Special Force 1; Bad Earth; Schattenreich; Chicago usw. werden wird sehr genau nachdenken, ob wir eine neue Serie starten. Es hat den Anschein, dass es sehr schwer ist, eine neue Serie auf dem Markt zu etablieren. Redaktionelle Konzepte gibt es einige. Ein Spin off zu Jerry Cotton wird es nicht geben. Das ist eher etwas für Serien wie Maddrax - jetzt mit der Mini-Serie Das Volk der Tiefe.
Zauberspiegel: Danke für die Zeit.
Kommentare
Mann, da hat sich aber seitdem viel getan. Bastei listet 43 E-Bookserien auf seiner Seite (wobei etliche Heftaufaufarbeitungen nicht mal erwähnt werden) , dabei viele Neuausgaben wie eben das angesprochene "Chicago" oder jetzt "Peter Mattek", aber auch neue Sachen.
Und neue Hefte gibt es auch wie "Cherringham" als Ebook-Nachdruck oder der Taschenbuchnachdruck vom Cotton als Heft.