... Rafael Marques über die Serie "Die Ufo-Akten", "Professor Zamorra", seine "Gespenster Krimi"-Romane und zukünftige Projekte
... Rafael Marques …
…über die Serie »Die Ufo-Akten«, »Professor Zamorra«, seine »Gespenster Krimi«-Romane und seine zukünftigen Projekte
Zunächst einmal hatte ich schon längere Zeit darüber nachgedacht, einmal über den John-Sinclair-Tellerrand zu blicken. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich außerhalb von meiner „Haupt“-Serie nur vier Gespenster-Krimis veröffentlicht, und ich dachte, da ginge eigentlich noch mehr.
Britta Künkel, meine Lektorin bei JS, hat mir schließlich die ersten Romane der neuen UFO-Akten Serie zugeschickt und so quasi den Grundstein gelegt. Einige Zeit später hat mich Alexander Nolte, der zuständige Redakteur, kontaktiert und gefragt, ob ich vielleicht einmal einen Roman für die Serie beisteuern wollte. Und aus einem Roman sind inzwischen sechs geworden, wovon vier bereits erschienen sind.
Natürlich gibt es ein detailliertes Serienexposé, an dem sich alle Autoren orientieren sollten – sowohl, was den Hintergrund der Figuren und Handlungen wie auch den Fortgang der Serie selbst angeht. „Die UFO-Akten“ ist eine Mystery-SF-Serie, deshalb wird es auch keine Romane geben, die etwa nach dem Schema eines JS ablaufen, in denen die Bedrohung sehr viel direkter in Erscheinung tritt als bei den Abenteuern von Cliff und Judy.
Neben der Vorgabe zur maximalen oder minimalen Zeichenzahl, die ja bei jeder Serie existiert, muss man bei den „UFO-Akten“ beispielsweise auch beachten, jeweils den Handlungsort, das Datum und die Uhrzeit bei jedem Ortswechsel anzugeben – ein Kniff, der in leichter Abwandlung so manchem sicher aus TV-Serien wie „Akte X“ bekannt ist.
Ganz frei kann man sie nicht wählen, da existieren schon gewisse Planungen, in welche Richtung sich die (Hintergrund-)Handlung entwickeln sollte, die in den Romanen mal mehr, mal weniger offen zutage tritt. Andererseits kann man in diesem vorgegebenen Rahmen seiner Fantasie durchaus freien Lauf lassen, solange das Ganze eben zum Konzept der Serie passt.
Bei meinem zweiten Beitrag zur Serie war es allerdings so, dass der eigentlich für diesen Roman eingeplante Autor kurzfristig ausfiel, wobei das Grundgerüst der Handlung feststand. Natürlich konnte ich dieses trotzdem noch etwas erweitern und ausschmücken.
Eigentlich kann man die Vorbereitung mit drei Worten zusammenfassen: Lesen, lesen, lesen. Im Ernst, um sich in die Serie einzuarbeiten, muss man natürlich erst einmal ein Gefühl für ihr Konzept gewinnen und sich die besonderen Charakterzüge der Hauptfiguren so gut es geht einprägen. Da „Die UFO-Akten“ noch eine relativ junge Serie war, fiel mir das freilich deutlich leichter als es etwa bei „Maddrax“ oder – um mal ein Extrembeispiel zu nennen – bei „Perry Rhodan“ der Fall gewesen wäre. Andererseits ist das Serienexposé selbst sehr ausführlich und detailreich, ebenso die zukünftigen Planungen, ergo birgt dies durchaus einen größeren Aufwand.
Sie sind eigentlich der Hauptbestandteil der Vorbereitung. Vor allem versuche ich stets, die Hauptfiguren so zu beschreiben, wie man es aus früheren Romanen gewohnt ist, und um mich nicht in Widersprüche zu verheddern, ist es unumgänglich, so oft wie möglich in älteren Bänden der Serie solche Informationen nachzuschlagen. So habe ich beispielsweise Cliffs kulinarische Vorlieben, die in Band 22 beiläufig erwähnt werden, auf Erwähnungen in Band 4 „Der Glückspilz“ abgestimmt.
Daneben versuche ich auch immer wieder, Hintergründe zu gewissen übernatürlichen Vorgängen nachzuschlagen, was besonders bei den Archivtexten zum Tragen kommt. Und letztendlich kann man auch viel über die Handlungsorte in Erfahrung bringen und dies in den Text einfließen lassen, um ihn so realitätsnah wie möglich zu verfassen.
Genau genommen greifen bisher alle von mir erschienenen Romane ineinander über, was allerdings erst bei Band 32 „Auf der Flucht“ wirklich offensichtlich wird. Jenen Roman kann man auch als indirekte Fortsetzung zu Band 22 ansehen, da dort nicht nur die Schwarzen Sonnen wieder auftauchen, sondern auch das weitere Schicksal des Massenmörders Robert David Jackson beleuchtet wird.
Völlig überraschend um lebende Tote. Tatsächlich geht es um eine Familie, die einige Zeit vor Handlungsbeginn gestorben und nun scheinbar wiederauferstanden ist. Besonders seltsam ist dabei, dass die Mitglieder der Familie sich nicht an ihren Tod erinnern können und fest darauf beharren, dass ihnen nie etwas passiert ist. Verraten kann ich schon einmal, dass die Lösung des Rätsels nichts mit irgendeinem Voodoo-Zauber oder Ähnlichem zu tun hat sowie einige brisante Neuigkeiten birgt.
Es handelt sich um Band 48 der Serie, „Dunkle Vorahnung“.
Zumindest, dass es erneut um Menschen mit Psi-Kräften geht – darunter eine Person, die bisher noch nicht in einem Roman aufgetaucht ist.
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Die Hauptrolle spielt ein Rudel Werwölfe, dessen Anführer auf der Jagd nach einem Dhyarra-Kristall sind, der sich irgendwo in einem alten Herrenhaus befindet. Dieses wurde vor vielen Jahren als Jugendheim genutzt und in der Gegenwart zu einem Hotel umgebaut. Danny Ashton, einer der damaligen Insassen, ist nun mit dem Rudel zurückgekehrt, da er schon als Jugendlicher in Kontakt mit den mysteriösen Geistern geraten ist und weiß, dass eine bestimmte, mächtige Kraft hinter ihnen steckt.
Und natürlich spielen auch Professor Zamorra und seine Partnerin Nicole Duval einen wichtigen Part, bei dem Versuch, den Plan der Werwölfe zu vereiteln.
Inzwischen habe ich bereits einen zweiten PZ-Roman geschrieben, der auch auf einige Story-Details von „PARA-GEISTER“ aufbaut. Wann er erscheinen wird, kann ich allerdings noch nicht sagen.
Inzwischen sind es sogar drei Romane, der dritte wird als Band 299 erscheinen und heißt „Am Scheideweg“. Dass es dazu gekommen ist, dass ich inzwischen auch Heimat- und Liebesromane schreibe, hat gleich zwei Gründe: Zum einen, dass ich mal etwas ganz anderes machen und quasi meinen Horizont erweitern wollte – von den „Männer“- zu den „Frauen“-Romanen, wobei es sich dabei besonders bei JS bekanntlich um ein Klischee handelt, da sich schon bei früheren Umfragen herausstellte, dass mehr als 50% der JS-Leser Frauen sind.
Zum anderen habe ich selbst Gefallen an diesen dramatischen Liebesgeschichten und insbesondere an der malerischen Kulisse gefunden. Im Zillertal selbst, wo „Das Berghotel“ zumeist spielt, war ich zwar persönlich (noch) nicht, ich verbinde jedoch sehr viele schöne Urlaubserinnerungen mit den Alpen und kann mich, denke ich, ziemlich gut in die manchmal etwas nostalgisch angehauchte Szenerie hineinversetzen. Somit ist jeder Berghotel-Roman quasi auch ein wenig „Urlaub im Kopf“.
Vor einigen Jahren war ich tatsächlich einmal kurz davor, einen Cotton zu verfassen. Ein Exposé war bereits geschrieben und genehmigt, allerdings stand bei der Serie gerade ein ziemlich radikaler Wechsel des Konzepts an und ich habe es zeitlich nie geschafft, mich dahingehend richtig einzulesen.
Grundsätzlich denke ich schon hin und wieder darüber nach, es irgendwann noch einmal zu probieren, allerdings fehlt mir im Moment schlicht und einfach die Zeit für eine weitere Serie.
Ich bin damals an Britta Künkel (die auch den „GESPENSTER-KRIMI“ betreut) herangetreten, weil ich gehofft habe, vier etwas ältere Romane, die ich nie veröffentlicht hatte, in der Neuauflage der Reihe unterzubringen. Nicht unbedingt, weil ich damit noch irgendwie Geld verdienen wollte, sondern weil mir die Geschichten sehr am Herzen lagen und ich gehofft habe, dass sie auf diese Weise doch noch das Licht der Welt erblicken würden.
Es stimmt, die Romane habe ich ursprünglich verfasst, kurz bevor ich ins JS-Autorenteam aufgenommen wurde. Und damals hatte ich auch nie damit gerechnet, dass sie jemals tatsächlich veröffentlicht werden würden.
Allerdings muss man sagen, dass ich die Romane sehr stark bearbeiten musste, da sich mein Stil seit damals ebenso stark verändert und – zumindest meiner Meinung nach – auch verbessert hat. Vom Arbeitsaufwand hatte ich sicher ungefähr so viel zu tun, als hätte ich einen völlig neuen Roman geschrieben, was vor allem auf GK 31/32 zutrifft. Bei diesen Bänden habe ich mehrere Handlungsabschnitte neu verfasst, um genug Stoff für einen Zweiteiler zu erhalten.
Bei den GKs 39 und 40 lag der Fall genau umgekehrt: Da beide Romane in der Ausgangsversion viel zu lang waren, musste ich sie massiv kürzen, um sie auf normale Heftroman-Länge zu bringen, was manchmal etwas schmerzhaft, allerdings auch sehr lehrreich war und den Geschichten sicher gutgetan hat.
Um seinen Sohn aus den Händen eines psychotischen Kindermörders zu befreien, hat Roy Delgado einst trotz seiner Tätigkeit als Priester einen Teil seiner Seele an den Teufel verkauft. Seitdem verfügt er über ein rot glühendes, linkes Auge, durch das er schreckliche Visionen erhält. So kann er sich zum Beispiel in die Erinnerungen von Kriminellen versetzen, wenn sie mit der Hölle oder anderer schwarzer Magie in Kontakt stehen.
Seitdem ist er nicht mehr fähig, eine Kirche zu betreten und musste sein Amt aufgeben, wobei er nun versucht, die Polizei durch seine Visionen bei der Aufklärung diverser Verbrechen zu unterstützen. Dabei ist er auch mit der Kommissarin Julia Brenner in Kontakt gekommen, wobei sich zwischen ihnen eine sehr enge Beziehung entwickelt hat.
Ursprünglich hatte ich geplant, mindestens eine weitere Roy-Delgado-Geschichte zu veröffentlichen. Doch auch hier fehlte mir leider die Zeit, das bereits abgesegnete Exposé zu einem Roman zu verarbeiten. In diesem Fall hätte ich auch den größten Teil neu schreiben müssen, was dabei sicher auch eine Rolle gespielt hat, dass es nie dazu gekommen ist. Und inzwischen ist es wohl einfach zu lange her, dass der letzte Delgado-Roman erschienen ist, um die Handlung noch fortzusetzen.
Grundsätzlich wäre ich allerdings schon daran interessiert, irgendwann noch einmal einen „GESPENSTER-KRIMI“ zu verfassen – hier müssen allerdings eben auch die Umstände passen.
Gerade arbeite ich tatsächlich an einem weiteren Projekt, muss mich diesbezüglich aber noch in Schweigen hüllen.
Gern geschehen!
Die „Ufo-Akten“-Romane von Rafael Marques
Kommentare
Da sieht man wieder, wie vielseitig die heutigen Heftautoren sind.
Ich staune immer, dass man sich in diese so unterschiedlichen Universen so gut einarbeiten kann, siehe auch Ian Hill, der ja auch an mehreren Serien mitschreibt.
Nach diesem Interview denke ich ernsthaft darüber nach, in die Serie einzusteigen...
Wenn dann würde ich mir eher einzelne Hefte bestellen. Mach ich auch bei den Sinclair classics so, weil ich die Romane der damaligen Co Autoren nicht brauche...