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... Thomas Plischke über »Zombies, die Underdogs des Paranormalen«

 Thomas Plischke... Thomas Plischke ...
... über »Zombies, die Underdogs des Paranormalen«

Jüngst erschienen: Thomas Plischkes neuster Roman »Die Zombies«. Als erklärter Zombiehasser habe ich mich mit gemischten Gefühlen an die Lektüre gewagt – und wurde positiv überrascht! Dem Roman gelingt, was Zombie-Geschichten im Allgemeinen selten vermögen: Sie jagt mir so manchen eiskalten Schauer über den Rücken. Ein Zombiethriller jenseits der üblichen Klischees, aber dennoch mit jeder Menge genretypischer Fresseinlagen.

 Keine Frage, »Die Zombies« ist die packendste und in jedem Fall originellste Zombie-Erzählung, die mir je untergekommen ist.

Mehr zum Buch erfahrt Ihr in einem ausführlichen Artikel hier im Zauberspiegel. Heute dürft Ihr Euch erstmal auf ein Interview mit Thomas Plischke freuen, der ein wenig aus dem Nähkästchen plaudert und sein Faible für die lebenden Toten erläutert.

Die ZombiesZauberspiegel: Hallo Thomas. Freut mich, dass du dir erneut ein paar Minuten Zeit nimmst und dem Zauberspiegel einige Fragen zu deinem neusten Roman »Die Zombies« beantworten möchtest.
Fangen wir etwas allgemeiner an. Im Nachwort zu »Die Zombies« gibst du an, ein großer Fan der Geschichten um die lebenden Toten zu sein. Was fasziniert dich gerade an Zombies so sehr?

Thomas Plischke: Interviews sind mir immer eine große Freude, denn so erfährt man ja auch hautnah, was andere so über die eigenen Texte denken – also keine Sorge, Zeit für ein paar Fragen muss und wird bei mir immer da sein.
So, jetzt zur eigentlichen Frage: Zombies sind ja ein bisschen die "Underdogs" des Paranormalen - nicht so schön wie Vampire, nicht so bestialisch wie Werwölfe, nicht so knallhart wie Gargylen und nicht so flink wie Feen. Aber sie sind viele ...
Gerade deshalb werden sie ja aber in der Literaturkritik, sofern diese sich überhaupt mit diesem Thema befasst, auch als der „Proletarier unter den Untoten“ beschrieben, und das finde ich eigentlich mehr als sympathisch – gemeinsam sind sie stark, gefährlich und bedrohlich, allein hingegen wird man mit den armen Schlurfern relativ leicht fertig.
Hinzu kommt noch, dass Zombies und die Verwandlung in einen solchen Untoten unglaublich starke Symbole sein können: Ein Mensch verwandelt sich von einem vertrauten und/oder geliebten Wesen in ein wildes Tier, doch dieser Unterschied ist nicht so offensichtlich wie bei vielen anderen übernatürlichen Geschöpfen – erst bei näherem Hinsehen zeigt sich die Verwesung, das Monströse, das unter der Oberfläche lauert.

Zauberspiegel: Ganz egal, in welchem Medium: Was sind deine persönlichen Favoriten unter den Zombie-Geschichten? Welche Filme, Bücher etc. würdest du empfehlen, und warum?
Thomas Plischke: Puh, da gibt es einige. Deshalb habe ich ja in meinem Blog unlängst den „Untoten Freitag“ eingerichtet, bei dem ich meinen ganz persönlichen Senf zu ein oder zwei Zombie-Werken abgebe.
Zu meinen absoluten Favoriten zählen aber »28 Days Later«, Snyders Remake von »Dawn of the Dead« und die Serie »Dead Set« – bei allen dreien spielt die psychologische Dimension des Zombiephänomens eine bedeutende Rolle, und deshalb finde ich sie so reizvoll.

Zauberspiegel: »Die Zombies« ist alles andere als ein klassischer Zombie-Roman. Im Nachwort ist zu lesen, dass du ursprünglich allerdings durchaus vorhattest, eine weitaus konventionellere Geschichte rund um eine Zombieapokalypse zu schildern. Was hat dich letzten Endes von dieser Idee abgebracht?
Thomas Plischke: In Teilen war das sicher die Recherche. Im Vorfeld hat mein Co-Autor Ole Dutzende Zombie-Bücher gewälzt und Filme geschaut – und dort findet man überwiegend Zombie-Apokalypsen, und das auch noch in unterschiedlichsten Spielarten. Wir mussten uns dann die Frage stellen, was wir diesem sehr engen Bereich wirklich noch Neues abgewinnen können. Schließlich wurde dann aber klar, dass Zombies viel mehr zu bieten haben, sodass man problemlos auch neue Wege beschreiten kann.

Zauberspiegel: »Die Zombies« ist nicht nur ein ungewöhnlicher Zombie-Roman, sondern letzten Endes auch ein ungewöhnlicher Horrorroman als solches. Deine Erzählung ist philosophisch angehaucht und setzt, trotz einer ganzen Reihe horror- bzw. splattertypischer Einlagen, stärker auf die psychologischen Auswirkungen, die die Existenz von Zombies mit sich bringt, als auf die unmittelbaren Folgen, die das für den Kampf der Menschheit um ihr Dasein hat. Glaubst du nicht, dass du damit ein ziemliches Risiko eingegangen bist und insbesondere Horrorfans enttäuschen könntest?
Thomas Plischke: Ein Risiko bin ich sicher eingegangen, denn wer stupides Metzeln und ganz viel Splatter erwartet, der wird wohl nicht auf seine Kosten kommen. Aber zugleich möchte ich ja auch ein Buch schreiben, dass nicht nur den Genre-Fans gefällt, sondern auch mir selbst. Das Thema Zombies ist einfach so vielschichtig, wenn man mal genau hinschaut, dass ich den Lesern andere und immer noch spannende Seiten zeigen wollte, auf die sie vielleicht alleine nicht gekommen wären.
Übrigens denke ich, dass viele Horrorfans durchaus nicht enttäuscht sein werden, denn das Buch dreht sich ja massiv um Grauen und Schrecken, die beiden Kernzutaten des Horror. Nur eben die reinen Splatterfans werden womöglich ein bisschen enttäuscht sein – denn Splatter ist zwar vorhanden, aber eben nur in wohldosierten Einheiten.

Zauberspiegel: Schuld an Zombieseuchen sind in der Regel, zumindest was moderne Zombie-Geschichten angeht, Ausbrüche diverser Viren. Nicht so in  »Die Zombies«. Kannst du uns kurz schildern, welchen Ansatz du gewählt hast, um das Phänomen der lebenden Toten zu erklären, und warum?
Thomas Plischke: Die Erklärungsansätze in Filmen und Büchern sind ja sehr unterschiedlich: Viren sind zwar das häufigste, aber es gibt auch kosmische Strahlungen, magische Rituale oder bestimmte Pülverchen oder Gifte. Ole und ich haben uns bei der Planung überlegt, wie man all diese Wege und Methoden zu einem kohärenten Ganzen vereinen kann. Im Zombie-Universum gibt es eine Dualität von Energien: Leben und Tod. Wenn eine der beiden Energien überhand gewinnt, verändern sich Orte, Gegenstände oder auch Tiere und Menschen. Das Ungleichgewicht kann durch ganz unterschiedliche Dinge hervorgerufen werden: Im Falle von Lily beispielsweise durch den Biss eines Untoten. Etwas mehr dazu verraten wir aber im zweiten Teil.

Zauberspiegel: Die meisten Zombie-Geschichten entwerfen recht einseitige Bilder der lebenden Toten. Mal sind Zombies schlurfende Fressmaschinen, dann wiederum intelligente Wesen, die lediglich unter einer schrecklichen Krankheit leiden. Du hingegen entwirfst ein weitaus vielschichtigeres Zombiebild. Bei dir gibt es rennende Zombies ebenso wie schlurfende, geistlose ebenso wie hochintelligente. Was hat dich dazu bewogen, die Untoten auf diese doch recht untypische Art und Weise zu gestalten? An welchen Mythen (egal ob alt oder neu) hast du dich orientiert?
Thomas Plischke: Auch wenn die Handlung meist ähnlich ist, gibt es doch sehr unterschiedliche Arten von Zombies – im Buch wollte ich möglichst viele Arten von Zombies darstellen. Bei einem Titel wie »Die Zombies« hat man ja fast schon einen Alleinvertretungsanspruch, und dem kann man halt nur auf die Weise im Ansatz gerecht werden.
Bei den Mythen haben wir wirklich einiges aufgegriffen: angefangen beim nordischen Draugr, dem mitteleuropäischen Wiedergänger und Nachzehrer, den ägyptischen Mumien und den nordamerikanischen Wendigos ist wirklich sehr vieles dabei. Für den zweiten (oder weitere Teile ;-) haben wir uns aber noch ein paar Perlen aufbewahrt.

Zauberspiegel: Zentrale Passagen des Romans, allen voran das explosive Finale, spielen in einem schottischen Dorf. Was hat dich dazu bewogen, gerade in Schottland eine „Zombiehochburg“ zu errichten?
Thomas Plischke: Daran sind zum einen zwei Filme, nämlich »Dog Soldiers« und »28 Days Later«, zum anderen aber die Sage um Sawney Bean, einen Räuber und angeblichen Menschenfresser aus Schottland, schuld. Daraus ergab sich dann eben das Bild von Manger und seinen Einwohnern ...

Zauberspiegel: Wie stehst du zu dem eigenwilligen Cover und dem doch recht plakativen Titel von »Die Zombies«? Werden sie deiner Meinung nach dem Roman gerecht?
Thomas Plischke: Den Titel haben Ole und ich ja selbst vorgeschlagen und sind auch wirklich sehr zufrieden damit – er polarisiert einfach und macht viele Leute neugierig, und genau das soll ein Buchtitel eben auch. Das Cover stellt eben ganz Ähnliches an. Auf piper-fantasy.de habe ich ja auch einen Artikel zur Entstehung des Covers geschrieben, und bisher sind die Reaktionen sehr positiv und daher bin ich auch zufrieden!

Zauberspiegel: Planst du, noch einmal in die Welt von »Die Zombies« zurückzukehren?
Thomas Plischke: Ja, die erste Auflage des Buches war passend zum Verkaufsstart Mitte März schon ausverkauft, sodass der Verlag natürlich gleich nach einer Fortsetzung gefragt hat – und zugegebenermaßen habe ich auch richtig Lust, die Welt der Lebenden Toten noch ein wenig mehr zu erkunden.

Zauberspiegel: Vampire, Werwölfe, Geister, Dämonen, ...Neben Zombies gibt es eine ganze Reihe weiterer Kreaturen im weiten Feld des Horrorgenres. Gibt es Ideen von deiner Seite aus, erneut ins Horrorgenre zurückzukehren und einigen anderen Geschöpfen der Nacht einen Roman zu widmen? Falls ja: Welchen, und warum?
Thomas Plischke: Da gibt es in Tat noch etwas, das ich gerne machen würde – aber dazu möchte ich noch nichts verraten. Aber es wird natürlich wieder gruselig ...

Zauberspiegel: Auf welches Buch bzw. auf welche Bücher dürfen wir uns als nächstes von dir freuen?
Thomas Plischke: Mit dem dritten Teil der Zerrissenen Reiche bin ich vor Kurzem fertig geworden. Er wird also wohl gegen Ende des Jahres/Anfang nächsten Jahres erscheinen. Aktuell stecke ich schon in den Planungen für den zweiten Teil von »Die Zombies«; auch darauf kann man sich also freuen. Parallel dazu arbeite ich auch noch an zwei ganz anderen Projekten: einem klassischen Fantasy-Buch (sozusagen meine Aussöhnung mit Tolkien) und einem Thriller, aber beides ist noch in der Planung, sodass ich nicht zu viel darüber plaudern kann. Ich darf jedoch wohl schon sagen, dass ich beiden Projekten natürlich den „Plischke-Stempel“ aufdrücken werde *grins*

Zauberspiegel: Vielen Dank, Thomas, für deine Zeit!

Kommentare  

#1 Laurin 2010-03-29 03:30
Warum eigendlich immer Viren, Pülverchen oder Strahlungen verantwortlich machen :-? , wie heißt es doch im Film so schön: "Wenn in der Hölle kein Platz mehr ist, dann kehren die Toten zurück auf die Erde!" Ist doch auch mal ein Ansatz :lol:

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