... Suza Gülzow und Sven M. Schreivogel über Wallace jr. und die Faszination Filmhörspiel
: Während der Produktion der letzten Mabuse-Staffel haben wir bereits überlegt, mit welchem Produkt wir diesen Stil, den wir ja auch bei den Heinz-Erhardt-Klassikern eingesetzt hatten, fortsetzen könnten. Durch den Kontakt zur Familie Brauner kamen wir auf die Verfilmungen nach Bryan Edgar Wallace. Das Gute an diesen Filmen ist, dass es sich um abgeschlossene Storyplots handelt anders als bei der Mabuse-Reihe, wo's einen roten Faden durch alle sechs Folgen gibt. Hier kannst du die dritte Folge hören, ohne die erste und zweite kennen zu müssen. Außerdem sind die Filme im Vergleich zu Mabuse leichtere Kost, was sich auch in den Erzählertexten von Susa widerspiegelt.
: Nun ja, am Wichtigsten ist es, den roten Faden nicht zu verlieren, obwohl ich ja diverse Szenen herausschneiden muss, also praktisch alle, die nur bildlastig sind und somit in einem Hörfilm unverständlich sind, da man ja eben kein Bild hat. Außerdem muss es thematisch natürlich einiges hergeben, ein Aspekt, der auch bei unseren Bryan-Edgar-Wallace-Filmen durchaus gegeben war. Ich sehe mir den Film vorab ein- oder zweimal an, um auf jeden Fall die verschiedenen Handlungsstränge drauf zu haben, das ist das Wichtigste. Ich kann ja nicht vorn die Erwähnung einer roten Jacke einfach cutten, und eben diese Jacke wird zum Schluss dann vielleicht Dreh- und Angelpunkt für die Auflösung des Falles. Ich muss den Film also schon irgendwie "mitsingen" können, um zu wissen, welcher Plot wohin läuft.
(lacht): "Eigentlich muss ich nur die Sprecher draufschalten!" - Klar, nachdem ich eigentlich den ganzen Film auseinander genommen und neu zusammengebaut habe. Nein, im Ernst, die Sprecherauswahl drängt sich für mich buchstäblich beim Schreiben der Texte auf. Ich lege die Art der Sprache an und dann fällt mir immer automatisch ein Sprecher oder eine Sprecherin ein, die diesen von mir angelegten Sprachstil am besten transportiert.
: Das ist unterschiedlich. Jeder Tonmeister hat seine eigene Herangehensweise. Der Eine kürzt zuerst den O-Ton anhand des Manuskripts, dann beginnt er, die Sprachaufnahmen an den gekennzeichneten Stellen hinzuzufügen. Der Andere wartet, bis das ganze Material vorliegt und arbeitet chronologisch.
: Das stimmt. Allerdings ist es natürlich hilfreich, wenn der Sprecher zumindest ein paar Filme kennt, die diesem Stil entsprechen. Wolf Frass kannte nicht jeden Mabuse-Film, und Norbert Langer kannte nicht jeden Wallace-Film, den wir ins Hörspiel gebracht haben, aber den typischen Stil der deutschen Gruselkrimis. Bei den Heinz-Erhardt-Klassikern war's beispielsweise so, dass Marek Erhardt die Filme mit seinem Großvater aus dem Eff-Eff kannte und sehr genau wusste, an welcher Stelle im Film er sich gerade mit seinem Kommentar befand. Deshalb waren wir damals auch vergleichsweise schnell mit den Aufnahmen fertig.
: Eigentlich stammt die Idee von Susa. Sie wollte immer schon mal mit der deutschen Stimme von Magnum zusammenarbeiten, und bei dieser Produktion hat sich's angeboten. Das wirst du auch an den Texten merken. *zwinker*
: Klar, jeder Film ist anders, bei der BEW-Reihe zum Beispiel gab es viel mehr A-Takes, also bildlastige Szenen, die ich nicht einfach durchlaufen lassen kann, sondern beschreiben muss, was dort passiert. Das ist ein Aspekt, bei dem man sehr aufpassen muss, dass es nicht klingt wie ein "Untertitel", ich drehe da schon sehr an den Texten, um sie möglichst mit einem ironischen Unterton lustig zu transportieren, damit es nicht "vorgelesen" klingt.
: Wow, alles! Ich finde das Medium an sich so spannend, wenn man zum Beispiel im Auto sitzt und sich diese Art von Hörfilm reinzieht, dann würde ich am liebsten jede gute Geschichte entsprechend umarbeiten und es gibt viele gute Geschichten!
: Du meinst Der Fluch der gelben Schlange und Der Teufel kam aus Akasava? Eine gute Idee zumindest, was den ersten Titel angeht. Ich müsste Alice Brauner mal auf so ein Projekt ansprechen.
: Im Gruselkrimi-Stil sind ja nur noch Das Phantom von Soho, Das Ungeheuer von London City und Das 7. Opfer. Aber ich hoffe, dass unser Partner Eichborn-Hörbuch demnächst grünes Licht für eine zweite Staffel mit diesen drei Titeln gibt.
: Absolut. Ich finde Filme aus dieser Zeit unheimlich spannend und, aus der heutigen Sicht betrachtet, eben auch oftmals unfreiwillig komisch, ohne den Film damit schmälern zu wollen, im Gegenteil. Ein Film der heute noch gern gesehen und sogar für ein anderes Medium bearbeitet wird, ist doch der Hammer, oder?
Kommentare
Ach, G.Walt, auch wenn Hörspiele eben nicht so meine Welt sind, so lese ich Deine Artikel doch immer mit Interesse. Sie haben mich schon auf das eine oder andere hübsche Ding hingewiesen.
Noch eine Frage an Dich. Hans Paetsch war für mich DER Märchenerzähler meiner Kindheit. Hast Du über den Mann schon mal was geschrieben? Wenn ja, setz mir einen Link, denn ich finde nichts. Wenn nicht, schleunigst nachholen...
Was Hans Paetsch angeht - über den habe ich noch nichts geschrieben. Werde ich aber bald mal tun. Mal sehen wie viel Material ich zusammen bekomme. Ansonsten gibt´s bei Wikipedia oder europa-vinyl was über hin - aber das weißt du sicher schon.