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... Heidi Müller über Kostüme und bunte Bücher

Gabriele Praschl-Bichler... Heidi Müller über Kostüme und bunte Bücher

Heidi Müller (Jahrgang 1969) ist Lektorin im Programmbereich Kunsthandwerk. Nach der Ausbildung zur Buchhändlerin und Aufenthalten in Frankreich und Schottland studierte sie Germanistik und Kommunikationswissenschaften in Fribourg und in Hamburg. Seit 1999 arbeitet sie als Lektorin im Haupt Verlag. Wir stolperten auf der Buchmesse 2009 in Frankfurt übereinander. Ich hatte das Buch "Kostüme Weltweit" entdeckt, war zielstrebig darauf zugesteuert und hatte es fest im Griff, vollkommen begeistert darüber, dass sich der Verlag dieses Themas annahm. Wie es sich herausstellte, war die Lektorin selbst am Stand - eben Heidi Müller.


Zauberspiegel: Frau Müller, was haben Sie mit dem Buch "Kostüme Weltweit"
zu tun?
H. Müller: Bei "Kostüme weltweit" handelt es sich um eine Übersetzung aus dem Englischen. Ich habe die deutschsprachige Lizenzausgabe betreut, das heisst die Übersetzung, das Lektorat und die Umbruchkorrektur, den Satz und die Umschlaggestaltung organisiert und Informationen für den Handel und die resse zusammengestellt. 
Mir persönlich gefällt diese Art illustrierter Werke sehr gut. Die Zeichnungen sind aussagekräftig und zeigen die Besonderheiten der Kleidungsstücke und Accessoires genau auf. Ausserdem gibt es neben den Texten und Bildern eine ganze Menge an weiteren interessanten Informationen wie Querverweise, Schattenrisse, Informationen zu den Frisuren etc.

 
Zauberspiegel: Wie kommt es, dass ein Verlag sich ein solches Thema vornimmt, das doch mit großer Wahrscheinlichkeit nur einen begrenzten Leserkreis interessiert?
H. Müller: So klein ist der Leserkreis gar nicht. Das Werk "Kostüm und Mode das Bildhandbuch" - ein vergleichbares, aber ein bisschen weniger umfassendes Buch - verkaufen wir heute in der vierten Auflage, und wir hoffen natürlich, dass "Kostüme weltweit" ebenfalls so erfolgreich sein wird.
 
Zauberspiegel: Wie kam es zu der Idee, dieses Buch auf den deutschen Buchmarkt zu bringen?
H. Müller: Dieses Buch wurde uns auf einer Buchmesse von einem englischen Verlag zur Übersetzung angeboten und wir wussten vom ersten Augenblick an, dass dies ein besonderes "Haupt-Buch" werden würde. Die Fülle an Text- und Bildinformation passt sehr gut in unser Programm und ergänzt unsere Anleitungsbücher im Textilbereich hervorragend.
 
Zauberspiegel: Die vorliegende Ausgabe ist ja eine Übersetzung aus dem Englischen. Gab es starke Veränderungen im Vergleich zur englischen Ausgabe?
H. Müller: Wir mussten ein paar kleine Kürzungen vornehmen, da die deutsche Übersetzung immer mehr Platz benötigt als der englische Text, aber inhaltliche Veränderungen gab es keine und alle wichtigen Informationen sind natürlich erhalten geblieben.
 
Zauberspiegel: Aus welchem Grund schafft man ein solches Kaleidoskop aus den beiden Quellenwerken (Racinet "Le Costume Historique" und "Trachten, Haus-, Feld- und Kriegsgeräthschaften..." von Hottenroth) statt die beiden Werke im Original zu veröffentlichen?
H. Müller: In "Kostüme weltweit" werden die Zeichnungen von Racinet und Hottenroth nicht einfach wiedergegeben, sondern aufgrund vieler wissenschaftlicher Publikationen neu kommentiert. Die Zeichnungen wurden nach Möglichkeit mit den Originalquellen abgeglichen und dabei wurde deutlich, dass Racinet wie auch Hottenroth bisweilen willkürlich ein bisschen nachkoloriert oder zugunsten der damaligen Ästhetik etwas weniger Wert auf die Genauigkeit gelegt haben.
 
Zauberspiegel: Welche Käufer-, Lesergruppe möchten Sie mit dem Buch erreichen?
H. Müller: Dieses Werk wird vor allem von Mode- und Textilinteressierten, aber auch von Kostümbildner/-innen gekauft.
 
Zauberspiegel: Als Lektorin eines solchen Buches - welche Aufgabe hatten Sie in der Vorbereitung der Veröffentlichung? Es ist ja nun doch etwas anderes als ein rein textlich orientiertes Buch?
H. Müller: Diese Frage müsste man an die Lektorin beim Originalverlag stellen, denn wenn wir ein Buch übersetzen, müssen wir uns nur um den Text kümmern, die Bilder wie auch die Gestaltung bleiben gleich wie beim Original.
 
Zauberspiegel: Welche Schwerpunkte haben Sie als Heidi Müller in der Arbeit als Lektorin?
H. Müller: Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt bei der Gestaltung des Kunsthandwerkprogramms. Ich sehe mir die Programme von anderssprachigen Verlagen an und kümmere mich um den Einkauf von Lizenzen. Gleichzeitig betreue ich Werke, die wir in Eigenproduktion machen, das heisst ich prüfe und erarbeite Buchkonzepte und betreue diese Werke bis zur Drucklegung.
 
Zauberspiegel: Was ist für Sie der Reiz, ein Buch "nachzubearbeiten" und ihm den letzten Schliff zu geben?
H. Müller: Bei unseren Eigenproduktionen wirken wir normalerweise von Anfang an stark am inhaltlichen Aufbau und an der Ästhetik des Buches mit. Es kommt selten vor, dass wir einem Manuskript nur noch den letzten Schliff geben müssen - und dass ist eigentlich auch reizvoll und interessant. Und bei den Lizenzausgaben können wir an der Gestaltung - abgesehen vom Umschlag - nichts verändern. Beim Inhalt achten wir aber natürlich darauf, dass er dem deutschsprachigen Raum angepasst ist, was z. B. die Ausstattung oder die Sicherheitsvorkehrungen anbelangt.
 
Zauberspiegel: Gibt es einen Schriftsteller, ein Thema, das Sie gerne einmal lektorieren würden?
H. Müller: Der Programmbereich Mode, den wir gerade am Ausbauen sind, gefällt mir sehr gut - hier wird es bestimmt noch viel Interessantes zu lesen geben.
 
Zauberspiegel: Gibt es, neben Kostüme Weltweit, ein Buch, das Sie lektoriert haben, und das man Ihrer Meinung nach unbedingt gesehen, gelesen haben muss?
H. Müller: "Schriftspiele" von Denise Lach ist ein sehr schönes und zugleich inspirierendes Buch, das ich allen "Augenmenschen" empfehlen kann.

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