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... Guido Latz über Manipulation, Bedeutung und neue Formen des Deutschen Phantastik Preis (DPP)

Guido Latz... Guido Latz ...
...über Manipulation, Bedeutung und neue Formen des Deutschen Phantastik Preis (DPP)

Am letzten Samstag wurde auf dem Buchmesse Con (BuCon) in Dreieich der DEUTSCHE PHANTASTIK PREIS (DPP) verliehen. Da sprach Guido Latz mal wieder an, dass es Manipulationsversuche gegeben habe. Ein Grund mal gezielt nachzufragen und sich auch über den Preis an sich zu unterhalten, denn es gibt da ja durchaus Gesprächsbedarf.

 

Zauberspiegel: Moin Guido. Während die Shortlist des DPP zur Abstimmung stand, ist es zu Manipulationsversuchen gekommen, so war von Dir während der Verleihung zu hören. Was war da los? Kannst Du es für diejenigen (also auch uns), die in Dreieich nicht dabei waren, einmal zusammenfassen?
Guido Latz: Es kommt jedes Jahr beim DPP zu Manipulationsversuchen, obwohl wir ein mittlerweile recht ausgefeiltes Online-Abstimmungsverfahren zur Verfügung haben. Der klassische Fall sind multiple Abstimmungen gleichen Inhalts von der gleichen IP-Nummer in oft sehr kurzer Zeit, die unser System dann aber glücklicherweise sehr schnell ausfiltert. Das wird mit schöner Regelmäßigkeit versucht (und auch noch ein paar andere Tricks). Wir sehen das mittlerweile mit Gelassenheit, es scheint einigen verzweifelten Nominierten der einzige Weg zu sein, zu Ruhm und Anerkennung kommen zu wollen. 

Zauberspiegel: Mal zum Verständnis, ohne Namen zu nennen: Was ist da versucht worden und wie fällt dergleichen auf? Wie filtert man so was heraus?
Guido Latz: Ich will auf die Details gar nicht eingehen, aber wir haben verschiedene Methoden, so etwas automatisch oder "händisch" zu erkennen. Das heißt nicht, dass wir dabei immer 100prozentig erfolgreich sind, wir gehen aber zurzeit davon aus, dass die wenigen "Manipulationsstimmen", die uns durchgehen, in der Masse der echten Stimmen keine weiteren Auswirkungen haben.

Zauberspiegel: Welche Schlüsse ziehen Deine Mitveranstalter des DPP und Du daraus, dass dergleichen vorgekommen ist? Wird es Veränderungen geben? Wird der DPP vom Publikums- zum Jurypreis?
Guido Latz: Nein. Dann würde ihn nur noch wenig etwa vom DSFP unterscheiden, außer, dass er inhaltlich breiter angelegt ist. Wir freuen uns über den Dreiklang KLP – DSFP – DPP und möchten ihn beibehalten. Wir haben alle notwendigen technischen Vorkehrungen getroffen, um das zu keiner ernsthaften Belastung werden zu lassen, daher sehen wir dies jedes Jahr aufs Neue mit gebotener Gelassenheit.

Zauberspiegel: War für Euch erkennbar aus welcher Richtung die Versuche zur Manipulation kamen? Kann man von einem wirklich organisiertem Manipulationsversuch sprechen?
Guido Latz: Es sind immer organisierte Versuche und wir wissen auch immer recht genau, woher sie kommen. Aber wir haben keine Lust, hier Leute an den Pranger zu stellen. Das muss ja jeder selbst wissen, wie er sich verhält. Wir passen auf.

Zauberspiegel: Dabei wird Dir doch von Zeit zu Zeit vorgeworfen, dass der Ausrichter des Phantastik-Preises und der Atlantis-Verleger in der Vorauswahl manipulieren. Dabei sollte man Dich doch da als zwei Personen wahrnehmen. Da fragen wir doch jetzt mal nach.
Wie entsteht die Longlist zum DPP? Steht da der Verleger des Atlantis Verlages und bedroht sein Spiegelbild, um möglichst viele Titel aus dem eigenen Haus auf die Longlist und später die Short-List zu bringen?

Guido Latz: Erstmal gibt es hier natürlich ein grundsätzliches Problem, das die gesamte Szene hat – die Personaldecke ist dünn und wird immer dünner, ein Thema, das viele Aktive auch auf dem letzten BuCon besprochen haben. Wenn Aktive nicht mehrere Funktionen gleichzeitig innehaben, dann würde vieles gar nicht mehr gemacht werden. Es ist eine schöne Illusion, Aufgaben im ehrenamtlichen Bereich strikt von anderen trennen zu wollen, aber eine Illusion, für es schon lange keine praktische Umsetzung mehr gibt. Aber, um die konkrete Frage zu beantworten: Der Verleger Guido Latz hat mit der Erstellung der Vorschlagsliste nichts zu tun. Es gibt eine Gruppe von erfahrenen Lesern und Rezensenten, die über eine Mailingliste diese Sache diskutieren und das einzige, was die Redaktion von p-n.de am Ende macht, ist eine formale Konsistenzprüfung: Ist der Roman wirklich in dem Jahr erschienen? Ist das wirklich ein Debüt gewesen? So was muss natürlich überprüft werden. Aber wenn ich als Verleger ernsthaft Einfluss auf diese Liste üben wollte, dann gäbe es so einiges, was nicht darauf erscheinen würde – etwa Bücher aus DKZ-Verlagen – und das ganze Atlantis-Programm wäre schon per definitionem nominiert. Dem ist aber nicht so. Ich halte mich aus diesem Prozess raus.

Zauberspiegel: Ist der Bu-Con nicht eine Art Ghetto in dem der Preis verliehen wird. Abseits jeder Aufmerksamkeit? Wie überhaupt die Veranstaltung des DPP wirkt wie ein Preis, der aus dem Ghetto des Fandoms kommt. Was kann man dagegen tun? Will man das?
Guido Latz: Ich bin mir nicht sicher, ob der BuCon tatsächlich so sehr Ghetto ist wie andere Cons in Deutschland. Wir haben jetzt gerade auf dem BuCon ein sehr vielfältiges Publikum gesehen, das hat mir schon gefallen. Aber natürlich gibt es immer mal wieder Überlegungen, die DPP-Verleihung und die Marketingaktivitäten über den Rahmen der engeren Szene hinaus zu heben. Hierzu werden sicher auch noch Gespräche mit Interessenten zu führen sein, wir verweigern uns Vorschlägen und Ideen keinesfalls. Aber mehr kann man dazu derzeit noch nicht sagen.

Zauberspiegel: Wäre es nicht günstiger, ihn näher an das Ereignisse, die Buchmesse heranzubringen, indem man ihn auf der Messe oder an deren Rand vergibt? Gibt es da Bestrebungen?
Guido Latz: Dies ist mittel- bis langfristig nicht völlig ausgeschlossen, aber dazu bedarf es entsprechender Partner. Wir als DPP-Organisatoren und als Redaktion von p-n.de wollen keinerlei finanzielle Interessen verfolgen. Das heißt, dass jedes "Upgrading", wenn man es so nennen möchte, nur über entsprechend starke Partner erfolgen kann. Wir wollen dafür kein Geld in Empfang nehmen und bitte auch keines ausgeben müssen. Der DPP ist letztlich eine ehrenamtliche Tätigkeit für uns, das soll sie auch bleiben. Wie gesagt, es steht da keine unmittelbare Veränderung an, aber wir sind gesprächsbereit.

Zauberspiegel: Was wäre denn ein idealer Partner? Gib doch mal ein Anforderungsprofil?
Guido Latz: Viel Geld und konstantes Engagement Laughing Nein, im Ernst: Darüber haben wir uns noch gar nicht so viele Gedanken gemacht.

Zauberspiegel: Würde das Heranrücken an die Messe, dem Preis nicht auch mehr Aufmerksamkeit verschaffen und das Prestige erhöhen, ihn zu bekommen?
Guido Latz: In der Tat.

Zauberspiegel: Und damit wären wir bei der Frage, welche Bedeutung der Preis hat. Also wo sieht der Ausrichter den Preis in der öffentlichen Wahrnehmung und der Bedeutung als (undotierter) Literaturpreis?
Guido Latz: Der DPP hat die Bedeutung, die ihm jeder beimisst – jeder Preisträger, jeder Verlag, jeder Leser. Manche finden es wichtig, anderen ist es egal. Wir organisieren es, um all diesen Bedeutungen Raum zu verleihen, doch die Bedeutung geben – das müssen die Nutzer und Abstimmenden, nicht wir."

Zauberspiegel: Wäre eine Dotierung durch Sponsoren nicht auch eine Möglichkeit Ansehen und Bedeutung zu erhöhen?
Guido Latz: Was wir uns manchmal erträumen, wäre, zumindest dem Preisträger für das beste deutschsprachige Debüt auch einen Scheck in die Hand drücken zu können. Wer also bereit ist, entsprechende Mittel zur Verfügung zu stellen, mit dem wollen wir gerne ins Gespräch kommen. Wir sind hier aber nur an einer langfristigen und verlässlichen Kooperation interessiert. So etwas muss für Jahre gelten, nicht nur einmal.

Zauberspiegel: Der Gedanke kommt, dass es besser wäre da auf eine breite Basis, statt eines Exklusivpartners zu setzen. Dabei auch Prominente der Szene als Galionsfiguren ins Boot zu holen, die quasi als ›Paten‹ der jeweiligen Kategorien fungieren? Dazu zum Beispiel einen Euro vom Eintrittspreis zu Buchmesse Con und vielleicht anderen Veranstaltungen in einen Fonds für das beste Debut einfließen zu lassen. Sind das Gedanken(spiele), die Euch ›quälen‹?
Guido Latz: Wir sind gar nicht auf der Suche nach einem "Exklusivpartner". Wir wären da durchaus für einen Mix. Aber das sind derzeit wirklich nur Gedankenspiele und alles andere als konkrete Planungen. Was den BuCon angeht, so haben wir mit der Organisation dieser Veranstaltung nichts zu tun, wir sind dort Gäste. Das wollen wir auch weiter so halten und uns in diese Belange nicht einmischen.

Zauberspiegel: Aber man kann ja mit seinen Gastgebern und anderen Veranstaltern und Clubs etc. etc. sprechen, um den Preis zum Einen auf eine breitere Basis zu stellen und zum Anderen nicht bei Verleihung (überspitzt formuliert) verkünden zu müssen: "Die folgende Kategorie wird ihnen präsentiert von Knorr!". Wäre es also nicht eine Möglichkeit, den Preis zu finanzieren?
Guido Latz: Das ist korrekt - aber bevor wir mit den Veranstaltern vor Ort reden, müssen wir dies erst mal mit denen machen, die dafür in Frage kommen.

Zauberspiegel
: Besten Dank für das Interview...
Guido Latz: War mir ein Vergnügen.

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