... Hugh Walker über Vampire, Helden und Hans Feller
... Hugh Walker ...
... über Vampire, Helden und Hans Feller
... über Vampire, Helden und Hans Feller
: Das ist alles recht lange her. Ich bewundere immer die Menschen, die sich in ihren Memoiren an so viele uralte Details erinnern. Da spielt dann vielleicht die Phantasie auch gelegentlich eine Rolle. Ich versuche also vorsichtig zu sein. VAMPIR war für den Anfänger, der ich damals war, wirklich ein toller Einstieg. Außer ein paar SF-Romanen in den TERRA Reihen hatte ich ja noch nichts veröffentlicht. Natürlich interessierte mich das Genre. Ich hatte angefangen, englische SF-Taschenbücher zu lesen. Das erste, das mir in die Finger fiel, war eine Kurzgeschichtensammlung von Ray Bradbury (und er hat ja nicht nur SF geschrieben), und dann Robert Bloch, der ja wirklich skurrile Grusel- und Fantasyideen hatte. In einem Antiquariat in Wien stieß ich dann auf Hanns Heinz Ewers, der mich eine Weile sehr beeindruckt hat.
: Herr Kurt Bernhardt und Frau Sybille Illfeld konzipierten die Reihe. Fau Illfeld war für die Verträge und Zusammenstellung zuständig. Sie hatten ausländisches Material eingekauft. Herr Bernhardt wollte aber auch deutsche Autoren haben. Seine Autoren, wie er es nannte, pflegte er möglichst an den Verlag zu binden, und das ging am besten, indem er neue Reihen und Serien ins Leben rief, in denen er sie beschäftigen konnte. Mit Übersetzern, wie etwa meiner Frau Lore, tat er das übrigens auch. Und eine Weile, in den Siebziger- und Achtzigerjahren, hat das recht gut funktioniert. Kurz und gut, er wollte Exposés für seine neue VAMPIR-Reihe haben. Und da ich auch schon so ein bisschen ein Pabel-Autor war, reichte ich meinen VAMPIR-Zyklus ein, der offenbar Gefallen fand, aber Herr Bernhardt, der auf möglichst spannende Romane für seine neue Reihe aus war, wollte, dass ich alles in einen Roman packe. Na ja, mit Abstrichen hab ich das dann versucht. Der Roman schien irgendwie bei den beiden Herrschaften einen Nerv getroffen zu haben. Offenbar kam er dem sehr nahe, was sie sich für die Reihe vorgestellt hatten. Dass er dann gleich als Band 1 der Reihe vorangestellt wurde, war wirklich toll, gehörte ich doch jetzt zu den Pabel Autoren, wie Clark Darlton, Willi Voltz, K.H. Scheer, Ernst Vlcek, die jedem deutschen SF-Fan wie mir ein Begriff waren.
: Hier lassen meine Erinnerungen aus. Vielleicht fand ich keine interessanten Themen mehr. Vielleicht begann die Beschäftigung mit der Fantasy. MAGIRA blieb ja noch eine Weile nur ein Fan-Projekt. Aber DRAGON stand vor der Tür.
: Also, von Leidenschaft kann man wirklich nicht reden Aber der Vampir ist ein sehr interessantes Konzept, egal ob man ihn als Bösewicht, als evolutionäre Rasse, als Parasiten, oder als missverstandene Kreatur sieht. Ich hatte immer das Gefühl, wie so viele andere gefährdete Kreaturen müsste er vor dem Aussterben bewahrt werden. Vielleicht besser verstanden werden. Aber er ist natürlich ohnehin keine aussterbende Art gewesen, wenn man die heutige Vampirwelle in Film und TV sieht.
: Man muss halt auch sehen, dass der 3. und 4. Band in sehr großen Abständen erschienen sind. Ich hab sicherlich mit dem 4. Band den Zyklus dazu missbraucht, um mich mit meinem damaligen Lieblingsthema Realität/Phantasie zu beschäftigen. Im Grunde hätte noch ein Band folgen sollen, um zu den Wurzeln zurückzukehren.
: Ich glaube nicht, dass ich heute noch einen Vampir-Roman schreiben möchte. Aber ich sehe mir gern, was die blutsaugenden Herrschaften in Fernsehserien wie TRUE BLOOD und BEING HUMAN so treiben. Mit dem Teenie Erotik Kitsch habe ich weniger im Sinn.
: Aber ist das nicht gerade der Reiz, das Phantastische dort anzusiedeln, wo man lebt und sich gut auskennt. Wenn du auf der B12 zwischen Passau und Büchlberg einen Autostopper mitnimmst, der dich beim Einsteigen mit langen Zähnen angrinst. Da ist alles offen. Du hast vielleicht eine Möglichkeit, deine Neugier zu befriedigen. Oder du bist vielleicht in Kürze selber einer von der Sorte. Oder du hast keine Blutdruckprobleme mehr. Oder der Sauger ist eine attraktive Rothaarige. Die Möglichkeiten sind endlos. Aber im Ernst, auf dem Land hat die Phantasie mehr mythische Wurzeln als in der Stadt.
: Ich denke, dass es Gut und Böse nicht wirklich gibt. Man muss das alles relativieren und genauer hinsehen. Und so ein Roman mit Monstern bietet die Gelegenheit dazu. Die Fantasy ist ja ein gutes Werkzeug, um solche Dinge auszuleuchten.
: Ja, stimmt schon. Der fertige Held ist vorhersehbar und nicht sehr aufregend. Mythor ist ein typisches Beispiel. Für einen Serienhelden wird es auch nie wirklich gefährlich. Aber natürlich kann man ihm auch ein paar Prüfungen auferlegen, um zu zeigen, aus welchem Holz er ist. Das Komplizierte ist, dass man die Antagonisten, weil man sie eben interessanter und unvorhersehbarer findet, besser zeichnet, und der Held dann blass aussieht.
: Robert Steinberg ein Held? Er hat nur einen faszinierenden Job als Parascout. Er hat Mitgefühl, Verständnis, das Herz auf dem rechten Fleck, und er ist den Dingen gewachsen, die er entdeckt. So gesehen ist er vielleicht auch ein bisschen ein Held.
: Bradbury hat mir gefallen, weil seine SF nicht wissenschaftlich technisch, sondern emotional war. Und weil er einen sehr poetischen Stil hat, der in der Übersetzung natürlich weitgehend verloren geht. Es war sehr schön, ihm zu begegnen. Eine schöne Erinnerung. Aber ich kann nicht sagen, wie und ob er mich beeinflusst hat.
: Ich habe mich in letzter Zeit hauptsächlich Übersetzungen gewidmet und nicht wirklich darüber nachgedacht. Ich habe in paar Ideen im Hinterkopf seit einer Weile. Vielleicht wollen Sie ja mal wirklich raus
: Der Heftromanumfang (Novellenlänge) hat mir immer gut gepasst für meine Geschichten. Ich lese auch nicht sehr gern so dicke Bücher, obgleich ich viele von dieser Art übersetzt habe. Bei manchen umfangreichen Fantasybüchern habe ich mich gefragt: Will ich all diese Details über die Welt oder die Figuren wirklich wissen? Aber das ist vielleicht die subjektive Perspektive des Übersetzers, der sich intensiv mit allem auseinandersetzen muss. Letztlich hängt alles vom Autor und vom Thema ab.
: Tja, das ist auch Teil des Spieles mit der Realität und der Phantasie, und wo was aufhört. Ich kann nicht viel mehr sagen. Vielleicht weiß der Vorsitzende des EDFC eV mehr darüber. Der sagte mir mal, dass er Hans Feller getroffen hätte. Wie gesagt, das ist alles lange her, und mit den Erinnerungen ist das so eine Sache.