... Hugh Walker über Dragon, Mythor, Magira und Terra Fantasy
... Hugh Walker ...
... über Dragon, Mythor, Magira und Terra Fantasy
... über Dragon, Mythor, Magira und Terra Fantasy
: Also DRAGON war Günter M. Schelwokats Baby, und die Exposés waren von 1 bis 56 allein seine Sache. Da hat sich niemand eingemischt. MYTHOR war mein Baby, und ich habe die ersten 7 oder 8 Exposés gemacht, mit denen aber die Autoren nicht viel anfangen konnten. Ich habe nur einen groben Rahmen vorgegeben, wo der Roman beginnen soll und wie er enden soll, damit es passt. Dazwischen sollten die Autoren möglichst frei viel selber einbringen. Das hat aber nicht geklappt. Die Autoren brauchten ein festes Gerüst mit allen Details, und ich konnte das nicht. Ich habe auf die harte Art gelernt, dass ich kein Exposéautor bin. Es liegt wohl an meiner Art zu schreiben. Ich lass mich gern treiben, auch von den Figuren, und mir kommen die Ideen meistens erst beim Schreiben. So ist dann eben für die ersten 20 Exposés Willi Voltz eingesprungen, und nachher Ernst Vlcek, und von meinen Vorstellungen blieb natürlich dann auch nur das Datenexposé der Welt und der Name übrig. Ernstl hat dann richtig vor Ideen gesprüht. Hab ich bewundert.
: Ich habe zwei DRAGON Romane für die Buchreihe MOEWIG FANTASTIC geschrieben, die nach Band 55 spielen. Einmal KRIEGER DES NAMENLOSEN, und dann DAS GEISTERMEER VON OROS. Letzteres ist aber nicht mehr erschienen, weil die Buchreihe eingestellt wurde. Es gab sogar schon ein Titelbild dafür.
Der Roman rundet die Geschichte vor allem deshalb ab, weil Dragon auf die Welt seines alten Widersachers Cnossos kommt.
: Es waren ganz normale Exposés, aber Ernst Vlcek wusste natürlich, dass ich gern ein wenig Raum für eigene Spinnereien hatte und den hat er mir immer gelassen. Er hat ja auch sehr schön die Handlungsstränge von Nottr und Mythor zusammengeführt zu dem Band, den wir gemeinsam schrieben. Nicht wirklich gemeinsam, Jeder schrieb einen halben, die dann verschachtelt wurden.
: Ja, DRAGON hätte etwas mehr Zeit gebraucht, aber es gab vielleicht auch zu viele kleine Zyklen mit Nebenfiguren (Ubali etwa) von oft drei Bänden. Bei vierzehntägiger Erscheinungsweise kamen da lange Wartezeiten zusammen. Und MYTHOR die Handlung war kompliziert und für Einsteiger problematisch. Einmal wurde ja ein Schnitt gemacht. Aber es blieb halt etwas für die eingefleischten Fans. Immerhin, fast 200 Hefte, das ist nicht so schlecht, oder?
: Eine Weile habe ich versucht, Material zu finden, das möglichst wenig gekürzt werden musste. Aber vieles war bereits eingekauft, als ich an die Zusammenstellung der Reihe ging. Andre Norton, Michael Moorcock zum Beispiel. Die sollten wohl ursprünglich in den SF Reihen erscheinen. Michael Moorcock war der einzige, der sich einmal kräftig über die Kürzungen seiner Romane aufgeregt hat. Ich habe immer Druck gemacht in dieser Richtung. Dass man mir schließlich erlaubte, die Merritt-Romane in zwei Bänden zu bringen, war schon ein toller Fortschritt, und er führte sicher in der Folge dazu, dass auf variable Länge umgestiegen wurde.
: Der Grund war, dass diese Sachen für eine geplante Howard-TB-Reihe eingekauft und auch schon übersetzt worden waren. Als diese nicht zu Stande kam, wurde mir das Material aufs Auge gedrückt. Es waren keine schlechten Sachen, aber halt keine Fantasy.
: Man kann nachher immer spekulieren. Die Marketingstrategen in den oberen Etagen haben viele Entscheidungen getroffen, die wir an der Basis nicht immer nachempfinden konnten.
: Ich hätte für den Verlag ein neues Konzept machen müssen. Stattdessen habe ich das begonnene Konzept einfach weitergeführt. Das war ein Fehler. Dazu kam, dass Schelwokats Konzept von Atlantis für Fantasy Einsteiger einfach geeigneter war. Eigentlich ein Geniestreich, weil es einen harmonischen Übergang von der SF bedeutete und die Leserscharen von Rhodan und Atlan neugierig machte, umso mehr, als mit Darlton und Vlcek beispielsweise auch die vertrauten Autoren im neuen Genre auftauchten.
: Eine wesentliche für die Neuauflage der TF-Reihe. Als diese nach 11 Bänden auch wieder eingestellt wurde, wollte der Verlag die Magira Bücher in 8 Bänden im Schuber für das Weihnachtsgeschäft herausbringen. Leider wurde ich erst im Januar oder Februar fertig. Und dann war das Projekt gestorben und lag lange auf Eis.
: Nein, ich glaube nicht. Ich denke, dass Spielwelten ziemlich zeitlos sind. Aber ich muss sagen, dass mir der neue CONAN-Film antiquiert vorgekommen ist. Und was den SOLOMON KANE Film angeht, den ich sonst sehr gut und stimmungsvoll fand, beim abschließenden Kampf gegen den Dämon hatte ich das heftige Abwehrgefühl: Ach nein, hätt es da nicht eine aktuellere intelligentere Lösung gegeben?
: Also Magira und die reale Welt sind ja verbunden. Auf der einen Seite die Figuren, auf der anderen die Spieler. Die interessante Frage war immer: Wer beeinflusst wen?
: Es ist schon eine Hommage an die Followgründungszeit. Im vierten Band tauchen ja die ursprünglichen ersten Spieler auf. Ich glaube, diese Verbundenheit mit Follow hat den Zyklus vielleicht für ein breiteres Publikum weniger verdaulich gemacht.
Das Thema Terra Fantasy vertieft Ingo Löchel im Interview mit Hubert Strassl hier (23. März 2012)
Kommentare
Zitat: Das war aber erst später. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie schnell ich damals bei Mythor aufgehört habe. Natürlich habe ich die ersten Hefte gekauft, fand sie aber einfach nur langweilig, verglichen mit der Fantasy auf dem Taschenbuchmarkt. Voltz hat großartige Dinge geleistet, aber Fantasy war einfach nicht sein Metier. Die Handlung plätscherte vor sich hin, der Held war ein schrecklich uninteressanter Gutmensch, alles war betont jugendfrei.
Dafür habe ich im Nachinein sogar Verständnis, das war halt die Zeit, wo man im Heft alles auf jugendfrei getrimmt hat. Wo es in Rhodan um kosmische Wunder und nicht mehr um Raumschlachten ging, wo es im VHR keinen Horror mehr gab. Bei Rhodan hat das durchaus noch funktioniert, aber bei einer Fantasy wie Mythor, wo alle mit scharfen Gegenständen hantieren und öfters gegen Monster antreten, gehören eine Prise Gewalt und Ekcne und Kanten nun einmal dazu. Auch in der Charakterisierung. Sonst ist es öde und unglaubwürdig.
Ich habe die Serie dann immer mal zeitweise gelesen. Der Held blieb blass, aber es gab ein paar schöne Ideen. Das meiste habe ich vergessen, wirklich hängengeblieben ist bloß der Zyklus mit der Schattenzone und die Nottr-Romane, die so viel besser als die anderen Romane waren.
Zitat: Kann ich nur unterschreiben. Beide Drehbücher waren einfach nur grottig. Der Plot in CONAN stammte aus "Rollenspiele für Anfänger" (wie haben die für diesen Mist nur so ein Budget lockermachen können? Einfach nur unverständlich!), und KANE hatte auch idiotische vermeidbare Schwächen. Mittlerweile glaube ich allerdings auch, dass die klassische S&S totgeschrieben ist. Natürlich hat das immer was mit Talent und Erneuerung zu tun, aber dieses Genre scheint sich einfach nicht mehr neu erfinden zu können.
Zitat: Tja, Stichwort "neu erfinden"...
Wie soll sich ein Genre neu erfinden, wenn Verlagsmitarbeiter nicht einmal mehr wissen, dass solch ein Genre existiert, bzw. existierte?
Als letzte modernere Version von Sword & Sorcery kann ich die Abenteuer von Felix und Gotrek empfehlen. Zwar spielt das Setting nicht in Äonen alter Vorzeit oder in ferner Zukunft, die wieder an die graue Vorzeit erinnert, sondern eher in einem Pseudo-Spätmittelalter, aber die Dinger sind wirklich gut.
Außerdem ist es ja nicht so, als warteten Hunderte unübersetzte Romane dieser Richtung auf einen deutschen Verleger. In dieser reinen Form findet man S&S auch in den USA oder England entweder nur noch in mäßig geschriebenen Comics - ehrlich gesagt würde ich eher ein altes Savage Sword of Conan aus dem Regal holen als ein ödes Red Sonja zu lesen - oder in Spielbuchserien wie Warhammer. (Wo man tatsächlich gar nicht so schlecht bedient wird, was das angeht.) Das schreibt auch keiner mehr, und man kann es nachvollziehen. Hubert Straßl hat recht - es fällt schwer, so etwas wie den CONAN-Film noch ernst zu nehmen. Da muss schon jemand mit ganz viel Talent kommen, damit nicht der erste Gedanke ist: damals bei Folge 107 von Xena ist diese Szene aber besser gelungen. Und da war es eine Verarschung.
Hingegen die Jugendfreiheit sehe ich nicht so kritisch. Fantasy - auch gute und/oder erfolgreiche - Vertreter waren eher jugendfrei ...
Zitat: Dat Dingen muss ich mir für meinen Almanch der Genre-Beschreibungen merken.