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... Georg Pils über Finsterland, Rollenspiele und Steampunk

Georg Pils ... Georg Pils ...
... über Finsterland, Rollenspiele und Steampunk
 
Wenn man sich für Pen & Paper-Rollenspiele interessiert, stößt man auf jede Menge an unterschiedlichsten Themen: Darunter die alt bekannten Haudegen der Szene (z.B. das Schwarze Auge, Midgard, Cthulhu oder D&D), aber auch auf eine ganze Reihe neuer Entwicklungen.
 
Dabei sind auch die Genres vielfältig.  Georg Pils ist Teil eines österreichischen Teams, das ein neues Rollenspiel auf den Markt gebracht hat: Finsterland.

Zauberspiegel:
Hallo Georg, danke für das Interview mit dir. Ich habe dich über das Spiel Finsterland gefunden. Bisher weiß ich von dir, dass du in Österreicht lebst ... was gibt es über Georg Pils für unsere Leser über dich zu wissen?
Georg Pils: Ich bin dreißig Jahre alt und bin in Wien geboren und aufgewachsen. Meine Familie kommt, wie hierzulande oft, aus Tschechien, Deutschland und Österreich. Ich habe ursprünglich Volkswirtschaftslehre studiert und arbeite in einer Berufsschule als Lehrer für so ziemlich alles. Ich lese gerne, mache Musik in einer Elektro-Punk Band (Squishy Squid) und bin mit der schönsten Frau der Welt zusammen!

Zauberspiegel: Du bist Autor von Finsterland, einem Rollenspiel. Du wirst als der Autor genannt ... Wer gehört noch zu der Gruppe, die das Spiel entwickelt hat?
Georg Pils
: Finsterland ist ein gemeinsames Projekt und es sind einige Leute beteiligt. Wichtig ist da zunächst, dass Gregor Eisenwort der zweite Autor ist. Ein großartiger Gentleman, Wissenschafter und Tanzlehrer. Dann sind da noch: Eva Ruppert hat sich das Ganze durchgelesen und die Qualität hoch gehalten, Lukas Hofreiter, der Layouter, Eleonore Eder, die junge Dame, die das Titelbild gemalt hat und fast alle Innenillustrationen, Stefan Fädler, der das optische Design gemacht hat und den „Look“ von Finsterland erfunden hat, Chris Gmeiner, der die Monster designt hat und Agnes Wieninger, die für Zahnräder und Röhren zuständig ist. Nicht vergessen sollte man dabei noch die vielen Leute, die das Ding getestet haben und sich darum gekümmert haben, dass es im Endeffekt so geworden ist.


Zauberspiegel: Finsterland ist ein Land das von sich behauptet, "in einer Welt der Magie und des Fortschritts" zu spielen. Was genau hat man sich unter dieser Welt vorzustellen?
Georg Pils
: Finsterland ähnelt dem Europa des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Es geht sozusagen von Napoleon bis zum Ersten Weltkrieg. Es ist eine Welt, in der alles bisherige binnen kurzer Zeit auf den Kopf gestellt wurde, in der die Traditionen zur Seite gestoßen wurden, wo binnen einer Generation alles neu und anders ist. Es gibt moderne Technologie, uralte Geheimnisse, eine verstaubte Gesellschaft und völlig neue Ideen, wie es weiter gehen könnte. Dampfmaschinen, Automaten und gepanzerte Luftschiffe! Die Spieler können diese Welt prägen, denn alles ist offen.

Zauberspiegel: Dann hat man sich Finsterland also als eine Steampunk-Welt vorzustellen? warum gerade Steampunk?
Georg Pils: Zunächst einmal: Steampunk ist fesch. Es kombiniert klassisches und modernes, es hat eine spezielle Ästhetik und einen unwiderstehlichen Flair. Dann ist es auch ein Konzept, in dem bis vor kurzem noch wenig getan worden ist und das gerade erst jetzt bei uns voll aufkommt. Es ist da einfach gut, am Anfang dabei zu sein. Schließlich ist Finsterland kontinental. Es versteift sich nicht so auf das viktorianische England und spiegelt eher die europäische Situation wider, was bis jetzt noch kaum probiert worden ist.

Zauberspiegel: Hat Finsterland Tanten, Onkels, Nichten und Neffen? Oder anders gefragt: Was hat euch inspiriert? Wo habt ihr Anleihen genommen? Gab es Vorbilder?
Georg Pils: Wir haben uns bei der deutschen, österreichischen, tschechischen, französischen und russischen Literatur eifrigst bedient. Wenn man schon stiehlt, dann von den Besten. Im Werk findet man Kafka, Doderer, Musil, Dostojewski, Goethe, Maupassant und viele andere. Auch bei Filmen waren wir wenig zurückhaltend: Van Helsing und Sherlock Holmes, Sergeij Eisenstein und Fritz Lang, Inspiration gibt es da reichlich. Das Ganze zu einem Rollenspiel zusammenmixen, war eine helle Freude und wir hoffen, dass man die Anspielungen wieder findet.

Zauberspiegel: Wie kommt es eigentlich, dass ihr ein Rollenspiel schreibt? Seid Ihr selbst Rollenspieler oder oder?
Georg Pils: Gregor und ich haben – unabhängig voneinander -  mit 12 Jahren mit DSA (Das Schwarze Auge) angefangen, natürlich mit einem Elfenkrieger. Davor hatte ich das Rollenspielen wie jedes Kind kennen gelernt. Ich bin da dann irgendwie hängen geblieben und habe dann versucht, ein Eigenes zu machen. Finsterland ist das erste, das professionell wirkt.

Zauberspiegel: Welche Chancen hat ein Rollenspiel(verlag), sich zu halten? Gibt es überhaupt einen ausreichenden Markt dafür?
Georg Pils: Es hört sich jetzt vielleicht naiv an, aber wir werden’s merken. Ich hoffe, dass es sich ausgeht, das Hobby ist ja keineswegs mehr so eine Nischenangelegenheit. Ich muss auch sagen, dass das hier einmal der Beweis sein soll, dass es überhaupt geht. Da ist viel Ego und viel Stolz dabei, aber wenn es gut läuft, wäre das total schick. Ich hoffe, dass die Leute es wegen der Ästhetik und des erwachsenen Stils schätzen und wegen des guten Systems und der inspirierenden Welt bleiben.

Zauberspiegel: Ich kenne die Konstruktion von Simulationen aus dem päd. Bereich aus eigener Erfahrung und weiß, wieviel Arbeit ein so simples Ding (im Vergleich zu einem Rollenspiel) macht. Wie verlief die Entwicklung des Spiels, wie lange dauerte es?
Georg Pils: Wie so oft bei größeren Projekten war uns allen am Anfang gar nicht klar, dass das einmal diese Form annehmen würde. Wir haben das zuerst für den Eigengebrauch entwickelt. Irgendwann hat sich dann abgezeichnet, dass das ernst gemeint war und dann war noch viel Kleinarbeit zu tun. Insgesamt waren es gut und gerne zehn Jahre Arbeit, allerdings mit Pausen und Schleifen.

Zauberspiegel: Was würdest du sagen, wenn ich behaupte, ein Rollenspiel ist im Wesentlichen wie das andere, es ist eine Kleiderpuppe mit einem neuen Kostüm?
Georg Pils: Dann würde ich grundsätzlich zustimmen. Unseres ist aber einfacher und praktischer als die anderen, es ist leicht zu verstehen und kann ausgebaut werden und es ist sehr inspirierend. Menschen erfinden gerne Geschichten, aber Rollenspielen ist eine Möglichkeit, diese Geschichten aktiv mit anderen zu teilen. Es ist sozusagen eine Kleiderpuppe für alle Kleidergrößen.

Zauberspiegel: Wie groß ist die Szene an Rollenspielern in Österreich, und dem deutschsprachigen Raum? wie aktiv ist sie? Und wie erreicht man sie?
Georg Pils: Das ist schwer zu sagen. Ich habe den Eindruck, dass viele Leute zumindest einmal mit dem Hobby Rollenspielen konfrontiert werden. Aber wie viele wirklich dabei bleiben, ist eine ganz andere Frage. Man erreicht die Leute vor allem über Fachgeschäfte und das Internet, und außerdem sind wir im Herbst auf ein paar Österreichischen Conventions präsent.

Zauberspiegel: Wenn du einen Nicht-Rollenspieler davon überzeugen willst, einer zu werden ... was würdest du ihm erzählen?
Georg Pils: Rollenspielen ist einfach gemeinsames Träumen, so Tun als ob. Es ist das, was man als Kind geliebt hat, nur auf erwachsene Art aufbereitet. Es kann lustig, spannend, gruslig und berührend sein. Ein soziales Hobby, das viel Zeit für das Zusammensein lässt, das wenig kostet und kreativ und inspirierend ist. Viele Regisseure und Schauspieler haben mit Rollenspielen angefangen, das selbe gilt für Computerentwickler und Autoren. Rollenspielen ist Geschichten erzählen und das ist eine der menschlichsten Tätigkeiten überhaupt.

Kommentare  

#1 Mikail_the_Bard 2011-09-14 19:04
Ich habe mir mal den Schnelleinstieg runtergeladen. Auf den ersten Blick sehr interssant. Auf jedenfall ist im Augenblick das Material überschaubar. Werd mich mal in nächster Zeit damit befassen.
Was ich noch gerne wissen würde, aber dafür stelle ich auf Facebook die Frage, wird es mehr Spielstory "Hefte" (so wie früher bei DSA oder anderen P&P s) geben.
#2 Georg Pils 2011-09-14 19:07
Ja, in absehbarer Zeit, voraussichtlich nach Weihnachten, wird es Abenteuer zu kaufen geben. Zusätzlich soll es auch einfache Geschichten in Umrissen geben, zur Inspiration.
Danke für das Interesse!

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