... Georg Pils über Finsterland, Rollenspiele und Steampunk
: Ich bin dreißig Jahre alt und bin in Wien geboren und aufgewachsen. Meine Familie kommt, wie hierzulande oft, aus Tschechien, Deutschland und Österreich. Ich habe ursprünglich Volkswirtschaftslehre studiert und arbeite in einer Berufsschule als Lehrer für so ziemlich alles. Ich lese gerne, mache Musik in einer Elektro-Punk Band (Squishy Squid) und bin mit der schönsten Frau der Welt zusammen!
Finsterland ist ein gemeinsames Projekt und es sind einige Leute beteiligt. Wichtig ist da zunächst, dass Gregor Eisenwort der zweite Autor ist. Ein großartiger Gentleman, Wissenschafter und Tanzlehrer. Dann sind da noch: Eva Ruppert hat sich das Ganze durchgelesen und die Qualität hoch gehalten, Lukas Hofreiter, der Layouter, Eleonore Eder, die junge Dame, die das Titelbild gemalt hat und fast alle Innenillustrationen, Stefan Fädler, der das optische Design gemacht hat und den Look von Finsterland erfunden hat, Chris Gmeiner, der die Monster designt hat und Agnes Wieninger, die für Zahnräder und Röhren zuständig ist. Nicht vergessen sollte man dabei noch die vielen Leute, die das Ding getestet haben und sich darum gekümmert haben, dass es im Endeffekt so geworden ist.
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: Finsterland ähnelt dem Europa des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Es geht sozusagen von Napoleon bis zum Ersten Weltkrieg. Es ist eine Welt, in der alles bisherige binnen kurzer Zeit auf den Kopf gestellt wurde, in der die Traditionen zur Seite gestoßen wurden, wo binnen einer Generation alles neu und anders ist. Es gibt moderne Technologie, uralte Geheimnisse, eine verstaubte Gesellschaft und völlig neue Ideen, wie es weiter gehen könnte. Dampfmaschinen, Automaten und gepanzerte Luftschiffe! Die Spieler können diese Welt prägen, denn alles ist offen.
: Zunächst einmal: Steampunk ist fesch. Es kombiniert klassisches und modernes, es hat eine spezielle Ästhetik und einen unwiderstehlichen Flair. Dann ist es auch ein Konzept, in dem bis vor kurzem noch wenig getan worden ist und das gerade erst jetzt bei uns voll aufkommt. Es ist da einfach gut, am Anfang dabei zu sein. Schließlich ist Finsterland kontinental. Es versteift sich nicht so auf das viktorianische England und spiegelt eher die europäische Situation wider, was bis jetzt noch kaum probiert worden ist.
: Wir haben uns bei der deutschen, österreichischen, tschechischen, französischen und russischen Literatur eifrigst bedient. Wenn man schon stiehlt, dann von den Besten. Im Werk findet man Kafka, Doderer, Musil, Dostojewski, Goethe, Maupassant und viele andere. Auch bei Filmen waren wir wenig zurückhaltend: Van Helsing und Sherlock Holmes, Sergeij Eisenstein und Fritz Lang, Inspiration gibt es da reichlich. Das Ganze zu einem Rollenspiel zusammenmixen, war eine helle Freude und wir hoffen, dass man die Anspielungen wieder findet.
: Gregor und ich haben unabhängig voneinander - mit 12 Jahren mit DSA (Das Schwarze Auge) angefangen, natürlich mit einem Elfenkrieger. Davor hatte ich das Rollenspielen wie jedes Kind kennen gelernt. Ich bin da dann irgendwie hängen geblieben und habe dann versucht, ein Eigenes zu machen. Finsterland ist das erste, das professionell wirkt.
: Es hört sich jetzt vielleicht naiv an, aber wir werdens merken. Ich hoffe, dass es sich ausgeht, das Hobby ist ja keineswegs mehr so eine Nischenangelegenheit. Ich muss auch sagen, dass das hier einmal der Beweis sein soll, dass es überhaupt geht. Da ist viel Ego und viel Stolz dabei, aber wenn es gut läuft, wäre das total schick. Ich hoffe, dass die Leute es wegen der Ästhetik und des erwachsenen Stils schätzen und wegen des guten Systems und der inspirierenden Welt bleiben.
: Wie so oft bei größeren Projekten war uns allen am Anfang gar nicht klar, dass das einmal diese Form annehmen würde. Wir haben das zuerst für den Eigengebrauch entwickelt. Irgendwann hat sich dann abgezeichnet, dass das ernst gemeint war und dann war noch viel Kleinarbeit zu tun. Insgesamt waren es gut und gerne zehn Jahre Arbeit, allerdings mit Pausen und Schleifen.
: Dann würde ich grundsätzlich zustimmen. Unseres ist aber einfacher und praktischer als die anderen, es ist leicht zu verstehen und kann ausgebaut werden und es ist sehr inspirierend. Menschen erfinden gerne Geschichten, aber Rollenspielen ist eine Möglichkeit, diese Geschichten aktiv mit anderen zu teilen. Es ist sozusagen eine Kleiderpuppe für alle Kleidergrößen.
: Das ist schwer zu sagen. Ich habe den Eindruck, dass viele Leute zumindest einmal mit dem Hobby Rollenspielen konfrontiert werden. Aber wie viele wirklich dabei bleiben, ist eine ganz andere Frage. Man erreicht die Leute vor allem über Fachgeschäfte und das Internet, und außerdem sind wir im Herbst auf ein paar Österreichischen Conventions präsent.
: Rollenspielen ist einfach gemeinsames Träumen, so Tun als ob. Es ist das, was man als Kind geliebt hat, nur auf erwachsene Art aufbereitet. Es kann lustig, spannend, gruslig und berührend sein. Ein soziales Hobby, das viel Zeit für das Zusammensein lässt, das wenig kostet und kreativ und inspirierend ist. Viele Regisseure und Schauspieler haben mit Rollenspielen angefangen, das selbe gilt für Computerentwickler und Autoren. Rollenspielen ist Geschichten erzählen und das ist eine der menschlichsten Tätigkeiten überhaupt.
Kommentare
Was ich noch gerne wissen würde, aber dafür stelle ich auf Facebook die Frage, wird es mehr Spielstory "Hefte" (so wie früher bei DSA oder anderen P&P s) geben.
Danke für das Interesse!