... Rebecca Gablé über Otto, deutsches Mittelalter und Möglichkeiten
... Rebecca Gablé ...
... über Otto, deutsches Mittelalter und Möglichkeiten
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: Ha, erwischt, mein Lieber! Das HRR gab es im 10. Jahrhundert noch nicht.
: Trotzdem gelten Otto I. und sein Vater als die Begründer des politischen Konstrukts, aus dem später einmal dieses sonderbare Reich deutscher Nation wurde. Was mich dorthin verschlagen hat, ist meine eigene Neugier. Ich trug mich vor einigen Jahren mit einer Romanidee, die im England des 10. Jahrhunderts angesiedelt war. Ungefähr zur gleichen Zeit kam ein Buch über die deutschen Herrscher des Mittelalters meines Weges, und mir kam in den Sinn, dass ich darüber so gut wie nichts wusste. Also las ich das Buch und fand, dass es dort viele äußerst spannende Menschen und Geschichten zu entdecken gab. Und da dachte ich mir, fang doch mit dem Anfang an. Warum denn nicht einfach mal Deutschland im 10. Jahrhundert statt England?
: Im 10. Jahrhundert finde ich mehr Gemeinsames als Trennendes. Beide waren als politische Einheit (im denkbar losesten Sinne) gerade erst dabei zu entstehen. Beide waren bestenfalls oberflächlich christianisiert, doch der christliche Glaube war die Religion der herrschenden Schichten, seine Vertreter erlebten einen enormen Machtzuwachs. Beide waren schwer von außen bedrängt, die Angelsachsen von den Norwegern und Dänen, die deutschen Völker vor allem von den Ungarn. Da dieses Jahrhundert hier bei uns von einer sächsischen Herrscherdynastie bestimmt wurde, gab es viele kulturelle Gemeinsamkeiten mit den Angelsachsen (und eheliche Verbindungen: Ottos erste Frau war eine angelsächsische Prinzessin). Ein großer Unterschied war aber, dass die Angelsachsen sich damit begnügten, ihre Küsten zu verteidigen. Erst die Normannen im 11. Jahrhundert schauten gierig nach Wales und nach Schottland. Die Ottonen trachteten hingegen schon Anfang des 10. Jahrhunderts danach, ihr Herrschaftsgebiet zu erweitern, sie überschritten die Elbe, um die slawischen Gebiete zu erobern, und träumten von Italien und Kaiserkronen, ehe das gerade entstehende deutsche Reich, dieses noch sehr zarte Pflänzchen konsolidiert war. Ich denke, Europa wäre viel erspart geblieben, wenn unsere Vorfahren auch auf einer Insel gewohnt hätten
Rebecca Gablé: Die Personenkonstellationen in diesem Roman werden etwas anders sein, trotzdem ist da so ein gewisser junger Mann, dessen Wege sich mit denen der Mächtigen kreuzen.
: Es wird keine Querverbindungen nach England geben bis auf die, welche sich aus der Historie ergeben.
: Die deutschen Könige des 10. Jahrhunderts hatten ja keine festen Regierungssitze, sondern herrschten praktisch vom Sattel aus, während ihre Reisehöfe durchs ganze Land zogen. Das wird sich auch in den Handlungsorten des Romans widerspiegeln. Trotzdem war die Mitte Deutschlands das damalige Sachsen natürlich die Machtbasis der Ottonen, denn Ottos Vater war Herzog von Sachsen, ehe er König wurde. Darum wird der Roman auch immer wieder in diese Gegend zurückführen.
: Das hängt davon ab, wie viel Spaß ich mit meinen Ottonen habe. Bislang kann ich sagen, dass sich mein Vorurteil über die Behäbigkeit und wissenschaftlich verbrämte Langeweile historischer Fachliteratur in deutscher Sprache weitgehend bestätigt hat. Die Recherche ist darum ziemlich qualvoll. Keine Ahnung, ob ich mir das noch mal antue.
: Hier gilt das Gleiche.
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: Ich danke ebenso.