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... Joe Lansdale über Romanverfilmungen, Trends und Comics

Joe Lansdale ...… Joe Lansdale …...
...… über Romanverfilmungen, Trends und Comics

 Joe Lansdale ist in Deutschland hauptsächlich für seine Romane mit Hap & Leonard bekannt. Die Romane tragen zwar das Krimi-Label, aber die Action-Sequenzen und der Humor überlagern die Detektiv-Merkmale und machen die Bücher zu einem einzigartigen Stil-Mix.

Joe ist in Amerika auch für seine Horror-Romane und Horror-Kurzgeschichten bekannt, für die er mit dem Bram-Stoker-Award und einigen anderen hochwertigen Preisen ausgezeichnet wurde.

Er arbeitete auch im Comic-Metier, wo er Titel wie JONAH HEX (mit Zeichner Tim Truman), BLOOD & SHADOWS (mit Zeichner Mark A. Nelson) und CONAN (wiederum mit Truman) ablieferte. Große Erfolge konnte Joe mit seinen Jugendromanen wie THE BOTTOMS (dt.: Die Wälder am Fluss) und dem wundervollen 20er-Jahre-Pastiche SUNSET & SAWDUST (dt.: Kahlschlag) feiern.

Zuletzt erschienen in Deutschland von Joe die Romane Kahlschlag und Gauklersommer (Leather Maiden) bei Golkonda.

Zauberspiegel:
Vielen Dank, Joe, dass Du Dich bereit erklärt hast, einige Fragen für uns zu beantworten.
Du bist in Deutschland hauptsächlich für Deine Hap&Leonard-Romane bekannt. Konntest Du die Film-Rechte der Romane verkaufen, und können wir einen Hap&Leonard-Film in der näheren Zukunft erwarten?
Joe Lansdale:  Ich besitze diese Rechte und habe ein paar Mal Optionen darauf veräußert. Sie brachten mir etwas Geld ein, obwohl sie es nie zu einem Film brachten. Aber ich hoffe, es wird noch was.

Zauberspiegel: Welche Schauspieler würdest Du für die Hauptcharaktere wählen?
Joe Lansdale:  Da die Reihe schon eine Weile läuft, hatte ich verschiedene Schauspieler im Hinterkopf. Vor etwa 20 Jahren sah ich Jeff Bridges und Samuel Jackson und zahllose andere Schauspieler in den Rollen.
Einmal war tatsächlich ein Film mit Josh Lucas und Don Cheadle geplant, das fiel dann aber doch durch. Es war ein paar Mal kurz davor (zu einem Film zu kommen). Ich bin immer noch guter Hoffnung.

Zauberspiegel: Bist Du zufrieden mit dem Bubba Ho-Tep-Film und hat Dir Bruce Campbell in der Hauptrolle gefallen (oder hast Du Dir einen anderen Schauspieler als Elvis gewünscht – Kurt Russell wäre großartig gewesen – er hat das ja in anderen Filmen bewiesen), und wie viel Einfluss hattest Du auf die Produktion?
Joe Lansdale:  Ich liebe den Film. Bruce war großartig, und ich denke, dass es bis dato seine beste Filmrolle gewesen ist. Ich war am Set, und Don (der Regisseur) war so nett, den Versuch zu unternehmen, nah an der Original-Story zu bleiben, aber ich hatte nichts mit der eigentlichen Produktion zu tun.

Zauberspiegel: Wie viel von Deiner Persönlichkeit ist in die literarische Figur des Hap geflossen (ich könnte es schrecklich falsch interpretieren, aber Haps Ehrenkodex und Gedanken könnten direkt von Dir stammen, oder)?
Joe Lansdale:  Eine Menge von mir steckt in Hap und Leonard. Ich versuche beide Seiten von mir in diesen Charakteren zu zeigen, obwohl manchmal keiner von ihnen meine Ansichten reflektiert. Aber Hap kommt mir schon sehr nahe.
Es ist halt nur so, dass ich älter werde, seinen Altersprozess jedoch seit  CAPTAIN OUTRAGEOUS gestoppt habe. Aber ich denke, dass ich klüger bin als Hap, was den Umgang mit meinem Leben angeht.

Zauberspiegel
: Dein letzter Horror-Roman war LOST ECHOES. Meiner Meinung nach eine Deiner besten Arbeiten im Horror-Genre. Das Buch wurde in Amerika 2007 veröffentlicht (und bisher noch nicht in Deutschland). Verkaufen sich Horror-Titel generell nicht so gut wie Deine Krimis oder Deiner Jugendbücher?
Joe Lansdale:  Sie scheinen sich so ziemlich alle gleich zu verkaufen, aber LOST ECHOES ist eine Art "verlorenes Buch". Es ist wohl durchs Raster gefallen. Ich wünschte, mehr Leute würden es kennen, und mit der Zeit werden sie es vielleicht sogar.

Zauberspiegel: Sind Horror-Romane z.Zt. generell out (sogar in den USA? In Deutschland sind Bücher mit Horror-Thema rar gesät – nur die schmalzig-romantischen Titel wie Twilight überfluten den Markt)?
Joe Lansdale:  Horror scheint hier in den Staaten wieder zurückzukehren. Nicht in dem Ausmaß wie in den 80ern, aber es gibt einen großen Abnehmerkreis. Der Markt für Kurzgeschichten scheint mir größer geworden, nicht geschrumpft. Ich liebe Kurzgeschichten. Und obwohl ich es liebe Romane zu schreiben, bevorzuge ich die kürzere Form, speziell für alles rund um Horror. Aber es scheint generell einen Aufwind am Markt zu geben, wenn auch keinen Boom.

Zauberspiegel
: Hast Du jemals ein Buch im Hinblick auf einen Trend hin geschrieben (ich glaube, dass viele von diesen romantischen Vampir-Schrott-Romanen nur geschrieben wurden, weil für sie ein Trend besteht)?
Joe Lansdale:  Nicht bewusst, mit Ausnahme mener Anfangszeit als Schriftsteller. Aber als ich damals anfing, hat das niemals funktioniert. Teilweise, da ich versuchte einem Trend hinterher zu laufen und zur selben Zeit mein Handwerk zu erlernen. Aber als ich das schrieb was ich wollte, hat es funktioniert. Allerdings denke ich auch, dass ein Trend positive Inspiration kreieren kann. Ich habe angefangen in den 80ern Horror zu schreiben, weil es mich begeistert hat. Es war damals ein Trend, aber der Trend war für mich maßgeschneidert. Ich war mit dem Lesen von Horror-Kurzgeschichten
aufgewachsen, ab und zu einem Roman, auf den ich stieß, und mit dem Schauen von Horror-Filmen, also liebte ich das Zeug. Als der Trend kam und mich inspirierte, kam ich weg von Krimi und Mystery und fing an genau das zu schreiben. Danach kam ich wieder ein wenig zum Western zurück, dann ernsthafter zurück zu Krimis und dann einfach hin und her.

Zauberspiegel: Du hast Horror, Krimis, Western-Horror, Jugendromane, Western-Comics (Lone Ranger, Jonah Hex) gemischt mit Horror, Conan-Comics und einen Tarzan-Roman geschrieben. Gibt es irgendein Genre, das Du gern in der Zukunft erkunden würdest (ich würde gern einen Heroic-Fantasy-Roman im Stil von Game-of-Thrones von Dir sehen, oder ist das zu weit entfernt von Deinen Interessen)?
Joe Lansdale:  Als ich jünger war, mochte ich wirklich Heroic Fantasy, aber jetzt ist es nicht mehr mein Ding. Vielleicht schreibe ich ja mal eine Heroic-Fantasy-Kurzgeschichte oder Novelle, aber ich bezweifle, dass es ein Roman werden wird. Aber, hey, sag niemals nie. Manchmal fange ich Feuer bei etwas, wo ich es nie erwartet hätte. Ich schrieb früh in meiner Karriere ein paar Sword & Sorcery-Geschichten, aber ich glaube nicht, dass sie besonders gut waren. Ich würde gern eine gute Sword & Sorcery-Kurzgeschichte schreiben und vielleicht mache ich das ja mal.

Zauberspiegel: Du hast auch einen Batman-Roman geschrieben. Wie kam der Deal mit DC/Warner zustande (haben sie Dich wegen Deiner Jonah-Hex-Comics kontaktiert und haben sie Dich wegen Deines Scheibstils gewählt)?
Joe Lansdale:  Ich glaube, dass dem Redakteur bei DC mein Schreibstil gefallen hat, und die Tatsache, dass Tim Truman mit mir zusammenarbeiten wollte. Tim ist ein großartiger Künstler, und ich liebe es, was er mit Hex gemacht hat. Natürlich besitzen sie die Rechte an dem Charakter und nicht ich. Ich liebte meine Arbeit an
Jonah Hex. Es hat viel Spaß gemacht. Ich habe auch 2 Zeichentrickfilme über ihn geschrieben. Einer war eine Batman-Episode, der andere war ein 11-Minuten-Kurzfilm von DC SHOWCASE, das war eine Reihe von kurzen Zeichentrickfilmen über ihre Charaktere.

Zauberspiegel: Liest Du aktuell irgendwelche Comics?
Joe Lansdale:  Ja. Ich lese keine Serien, aber ich tendiere dazu mich umzuhören, und wenn etwas heiß wird, oder Freunde von mir, die den gleichen Geschmack haben, mir etwas vorschlagen, dann lese ich rein. Ich lese viel aus den DC Archives, genauso wie die Archive-Reprints von einigen Dark-Horse-Serien, wie BROTHERS OF THE SPEAR. Ich wuchs damit auf, also ist das  Nostalgie. Kürzlich habe ich THE ROCKETEER, BALTIMORE gelesen, eine 5-bändige Miniserie über den Charakter, und ab und zu werfe ich einen Blick in eine Batman-Sammlung. Ich bevorzuge es, wenn ein Zyklus in einem Paperback oder Hardcover vorliegt. Ich habe auch David Morrells CAPTAIN AMERICA gelesen und liebte es.

Zauberspiegel: Welche Serie oder welchen Charakter würdest Du gern im Comic-Metier schreiben (Garth Ennis‘ Arbeiten erinnern mich sehr an Deinen Schreibstil, ihr könntet Brüder im Geiste sein – als ich seine PUNISHER-Stories las, habe ich gedacht: So würde Joe Frank Castle schreiben)?
Joe Lansdale:  Ich weiß, dass Garth meine Arbeit bekannt ist und sie mag. Er hat es mir gesagt. Bezüglich der Charaktere; es gibt so viele, die ich aufführen könnte. Aber ich bin jetzt mehr an Charakteren interessiert, an denen ich auch die Rechte habe. Ich habe das schon mal gemacht, bei BLOOD AND SHADOWS (eine ultraharte Horror-Comic-Reihe – Anmerkung des Interviewers), aber als die Zeichnungen fertig waren, war der Enthusiasmus für den Comic verloren gegangen, und der Comic bekam weniger Aufmerksamkeit als er verdient hat.

Zauberspiegel: Gibt es eine Chance, dass wir einen weiteren Roman mit Harry Wilkes erwarten können (der Hauptcharakter von LOST ECHOES)? Du magst es, Deine Charaktere als X-Overs in anderen Romanen auftauchen zu lassen – ich denke da an den sehr coolen Jim Bob.
Joe Lansdale:  Das weiss man nie, denn ich selbst weiß es nicht. Ich tendiere dazu, meiner Leidenschaft zu folgen. Es könnte passieren, oder auch nicht. Wir werden sehen.

Zauberspiegel: Was war der letzte Film, den Du Dir im Kino angesehen hast und welchen Film hast Du in letzter Zeit wirklich gehasst?
Joe Lansdale:  Oh, ich kenne mich mit Hass nicht aus, aber ich habe vor kurzem MY WEEK WITH MARILYN und TINKER, TAILOR, SOLDIER, SPY gesehen und beide geliebt.

Zauberspiegel: Besten Dank für Deine Zeit und Dein Interesse. Mach weiter so mit Deiner fabelhaften Arbeit.

Kommentare  

#1 Nelson 2012-01-26 00:29
Schönes Interview. Habe mir - unabhängig davon - die Tage die Romane "Kahlschlag" und "Gauklersommer" besorgt. Nach dem ersten Überfliegen wartet da offenbar ein wahres Leseerlebnis auf mich - das ist nicht "hard boiled", sondern wohl vielmehr "full metal jacket" 8)

Der Golkonda-Verlag ist übrigens ein kleiner, feiner Verlag aus Berlin, der nicht nur interessante Autoren veröffenticht, sondern auch einfach schöne Bücher macht, die ihr Geld in jeder Hinsicht wert sind.
#2 Carn 2012-01-26 21:02
Die Covergestaltung von Kahlschlag und Gauklersommer ist wirklich außergewöhnlich - toll gemacht.
Besonders Kahlschlag wird dich umhauen - der Roman legt schon auf den ersten 10 Seiten massiv los - Sunset erschießt ihren gewalttätigen Mann, der sie zuvor (wieder mal) vergewaltigte mitten in einem Tornado, wobei ihr das Haus um die Ohren fliegt und beerbt ihren Dahingeschiedenen um das Amt des Sheriffs (in den 1920ern in Texas) - klasse Plot, Super Charakterisierungen und ein obergeiler Schurke

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