... Hugh Walker über Übersetzungen, SF und Spiele
... Hugh Walker ...
... über Übersetzungen, SF und Spiele
... über Übersetzungen, SF und Spiele
: Als ich in den Fünfzigerjahren die ersten Jim Parker-Romane las, wurde ich SF-Fan, und das bin ich im Grunde immer geblieben. Natürlich wollte ich damals versuchen, auch SF-Storys zu schreiben, auch wenn Mathematik und Physik nicht gerade meine Lieblingsfächer in der Schule waren. Ray Bradbury war auch kein Wissenschaftler und hat wunderbare SF-Geschichten geschrieben. Wenn das nicht inspirierend war! Außerdem gabs Ende der Sechzigerjahre ja kaum eine andere Möglichkeit, Phantastisches zu publizieren.
: In Amerika ist in den Pulps und den darauf folgenden Magazinen auch viel Space Opera veröffentlicht worden. Unterhaltsame Geschichten von guten Autoren. STAR WARS ist ja auch nichts anderes. Zwei Autoren, die ich in dieser Richtung sehr schätze, sind Leigh Brackett und Edmond Hamilton. Leigh Bracketts VERMÄCHTNIS DER MARSGÖTTER und die Sinharat-Geschichten hab ich in sehr guter Erinnerung. Und mich würde schon wundern, wenn Edmond Hamiltons HERRSCHER IM WELTRAUM nicht auch in George Lucas Kopf herumgespukt hätte, als er STAR WARS konzipierte.
: Das Wort FANTASTIC treibt sich ja in den Titeln vieler amerikansicher SF-Magazine herum. FANTASTIC ADVENTURES, FAMOUS FANTASTIC MYSTERIES, FANTASTIC UNIVERSE, FANTASY & SCIENCE FICTION etc, etc. Ich glaube, eine richtige bewusste Trennung der Genres hat dann erst das Erscheinen von Tolkiens HERR DER RINGE bewirkt. Vielleicht auch der Begriff Sword & Sorcery, als Howards CONAN in den Sechzigerjahren erschien.
: Natürlich hat sich das Fandom verändert. Der zwischenmenschliche Kontakt wird ärmer. Es wird mehr und mehr ein Tastaturfandom. Das gedruckte Wort wird ganz verschwinden. Cons wahrscheinlich auch, je perfekter die virtuellen Möglichkeiten werden.
: Verschiedene Voraussetzungen führten dazu. Mein enger Kontakt zu Edi Lukschandl von der Wiener SF-Gruppe. Ich wohnte während meiner Studienzeit mehrere Jahre lang bei ihm zur Untermiete. Wir sammelten und lasen beide amerikanische SF im Original und stießen dabei auch auf Fantasy-Autoren wie deCamp und Howard und Leiber, und vor allem auf das Sword & Sorcery Fanzine AMRA, und wir waren fasziniert. Wir interessierten uns beide für Spiele und für altertümliche Figuren, damals für die Hausser Elastolinfiguren, die es in einem Geschäft in der Nähe gab. In der Wiener Gruppe waren dann noch ein paar andere, die sich für Fantasy interessierten. So bastelten wir eine große Platte und die Spielregeln, nannten die Welt Lands of Wonder (MAGIRA wurde erst Anfang der Siebzigerjahre erfunden, als ich mit Ernst Vlcek beisammensaß, um MAGIRA für eine Serie für Pabel zu konzipieren.) Die Spieler waren die Lords der Phantasiewelt. So wurde die Fantasywelt-Simulation FOLLOW (Fellowship of the Lords of the Lands of Wonder) geboren. Natürlich hätte damals keiner gedacht, dass das Gebilde 45 Jahre (bis jetzt) existieren würde.
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: Da das EWS ja den historischen Hintergrund für MAGIRA bestimmt, ist es nur logisch, dass es existiert, so lange gespielt wird (dies geschieht einmal im Jahr drei Tage lang beim Fest der Fantasie).
: Also, wenn ich beim Lesen einer Übersetzung vor mir sehe, wie der englische Text gelautet hat, dann ist sie meist nicht so besonders. Der Text muss sich im Idealfall lesen, als ob ihn ein deutscher Autor geschrieben hätte. Schwieriger wird es, wenn der Autor einen besonderen Stil hat, ich nenne hier als Beispiel Howard und Bradbury, deren Stil recht poetisch geprägt ist. Das zu übertragen ist natürlich eine besondere Herausforderung für einen Übersetzer.
: Zum Beispiel Wortspielereien, für die es oft keine Entsprechungen gibt.
: Man könnte argumentieren, dadurch wird die Arbeit der Übersetzer weniger. Aber im Ernst, das spielt keine Rolle, umso mehr, als viele englische Begriffe, die wir im Deutschen verwenden, ohnehin in meinem englischsprachigen Buch stehen. Handy, zum Beispiel. Übersetzen ist in den letzten zehn Jahren durch das Internet und Google und Wikipedia und die dort befindlichen Onlinewörterbücher sehr viel leichter geworden. Man braucht nicht mehr in Bibliotheken zu rennen und dort nach Büchern zu suchen, die doch nie auf dem neuesten Stand sind. Es genügt ein Klick!
: Der Computer machts möglich mit seinen einfachen Möglichkeiten, zu korrigieren und Texte zu bearbeiten. Ich habe viele dicke Fantasy-Bücher übersetzt. Meist stand viel mehr drin, als ich als Leser über die fiktive Welt und die fiktiven Figuren wissen wollte. Aber das ist natürlich Geschmackssache.
: Im Augenblick vergnügt er sich mit Übersetzungen. Vielleicht greift er ja auch bei Gelegenheit wieder zur Feder.