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... Hugh Walker über Übersetzungen, SF und Spiele

Hubert Strassl... Hugh Walker ...
... über Übersetzungen, SF und Spiele

Im dritten und letzten Teil des Interviews wenden wir uns den weiteren Tätigkeiten Hugh Walkers aka Hubert Straßl zu. Er begann seine Karriere als SF-Autor, war im Fandom aktiv und hat allein oder zusammen mit seiner Frau Lore übersetzt.

Damit beschließen
den Interviewzyklus fürs Erste und hoffen, auch weiterhin über Hubert Straßl berichten zu können.

 

Zauberspiegel: Science Fiction, die fast schon einhellige Meinung der Kritiker, Rezensenten und so manchen Lesers, ist nicht dein Metier. Und doch hast du deine ersten (professionellen) Meriten im Rahmen der SF erworben.
Wie kam es dazu? Wie wohl hast du dich beim Schreiben der Romane gefühlt?

Hubert Straßl (Hugh Walker): Als ich in den Fünfzigerjahren die ersten Jim Parker-Romane las, wurde ich SF-Fan, und das bin ich im Grunde immer geblieben. Natürlich wollte ich damals versuchen, auch SF-Storys zu schreiben, auch wenn Mathematik und Physik nicht gerade meine Lieblingsfächer in der Schule waren. Ray Bradbury war auch kein Wissenschaftler und hat wunderbare SF-Geschichten geschrieben. Wenn das nicht inspirierend war! Außerdem gabs Ende der Sechzigerjahre ja kaum eine andere Möglichkeit, Phantastisches zu publizieren.

Zauberspiegel: Selbst in deinen SF-Romanen hast du versucht dein Lieblingsthema zu bringen, dass die Fantasy in die Realität eindringt. Das in einer Zeit, da die deutsche SF im Heft die Space Opera bevorzugte, in der echte Männer auf wilden Planeten gegen Außerirdische kämpften.
Hast du selbst das Gefühl gehabt, dass das Konzept funktioniert? Wie wurde das in den Reaktionsstuben aufgenommen? Hast du damals unmittelbare Leserreaktionen bekommen?

Hubert Straßl (Hugh Walker): In Amerika ist in den Pulps und den darauf folgenden Magazinen auch viel Space Opera veröffentlicht worden. Unterhaltsame Geschichten von guten Autoren. STAR WARS ist ja auch nichts anderes. Zwei Autoren, die ich in dieser Richtung sehr schätze, sind Leigh Brackett und Edmond Hamilton. Leigh Bracketts VERMÄCHTNIS DER MARSGÖTTER und die Sinharat-Geschichten hab ich in sehr guter Erinnerung. Und mich würde schon wundern, wenn Edmond Hamiltons HERRSCHER IM WELTRAUM nicht auch in George Lucas‘ Kopf herumgespukt hätte, als er STAR WARS konzipierte.

Zauberspiegel: Du stammst aus dem SF-Fandom. Aber mir scheint, dass das Fandom damals mehr ein Sammelbecken für die komplette fantastische Literatur war. Zumal gerade auch die amerikanischen Autoren sich oft nicht auf ein Genre festlegen ließen.
Kannst du diese Beobachtung bestätigen? Vielleicht kannst du das auch ein wenig ausführen, wie das Fandom damals funktionierte?

Hubert Straßl (Hugh Walker): Das Wort FANTASTIC treibt sich ja in den Titeln vieler amerikansicher SF-Magazine herum. FANTASTIC ADVENTURES, FAMOUS FANTASTIC MYSTERIES, FANTASTIC UNIVERSE, FANTASY & SCIENCE FICTION etc, etc. Ich glaube, eine richtige bewusste Trennung der Genres hat dann erst das Erscheinen von Tolkiens HERR DER RINGE bewirkt. Vielleicht auch der Begriff „Sword & Sorcery“, als Howards CONAN in den Sechzigerjahren erschien.

Zauberspiegel: Du bist immer auch dem Fandom verbunden geblieben und hast mittlerweile drei oder vier Generationen Fans an dir vorüberziehen sehen. Du stammst aus einer Zeit, da das Fanzine machen noch eine kollektive Aufgabe mit Matritzen und dem Geruch nach Alkohol war. Heute sitzen wir an Rechnern, tauschen uns mit der Welt aus (man siehts am Zauberspiegel), und es ist eine sehr virtuelle Angelegenheit.
Wie siehst du die Entwicklung des Fandoms? Was ist besser geworden, was fehlt dir und was gefällt dir nicht?

Hubert Straßl (Hugh Walker): Natürlich hat sich das Fandom verändert. Der zwischenmenschliche Kontakt wird ärmer. Es wird mehr und mehr ein Tastaturfandom. Das gedruckte Wort wird ganz verschwinden. Cons wahrscheinlich auch, je perfekter die virtuellen Möglichkeiten werden.

Zauberspiegel: Du bist einer der Gründer FOLLOWs, der Fellowship of the Lords of Lands of Wonder. Die Wurzeln liegen in Strategiespielen. FOLLOW war von Anfang an ein Fantasyclub; Jahre bevor das Genre überhaupt nach Deutschland kam.
Was führte zur Gründung des Clubs und wie entstand der Bezug zur Fantasy?

Hubert Straßl (Hugh Walker): Verschiedene Voraussetzungen führten dazu. Mein enger Kontakt zu Edi Lukschandl von der Wiener SF-Gruppe. Ich wohnte während meiner Studienzeit mehrere Jahre lang bei ihm zur Untermiete. Wir sammelten und lasen beide amerikanische SF im Original und stießen dabei auch auf Fantasy-Autoren wie deCamp und Howard und Leiber, und vor allem auf das Sword & Sorcery Fanzine AMRA, und wir waren fasziniert. Wir interessierten uns beide für Spiele und für altertümliche Figuren, damals für die Hausser Elastolinfiguren, die es in einem Geschäft in der Nähe gab. In der Wiener Gruppe waren dann noch ein paar andere, die sich für Fantasy interessierten. So bastelten wir eine große Platte und die Spielregeln, nannten die Welt Lands of Wonder (MAGIRA wurde erst Anfang der Siebzigerjahre erfunden, als ich mit Ernst Vlcek beisammensaß, um MAGIRA für eine Serie für Pabel zu konzipieren.) Die Spieler waren die Lords der Phantasiewelt. So wurde die Fantasywelt-Simulation FOLLOW (Fellowship of the Lords of the Lands of Wonder) geboren. Natürlich hätte damals keiner gedacht, dass das Gebilde 45 Jahre (bis jetzt) existieren würde.

Zauberspiegel: Wie wurde aus dem Spiel Armageddon dann das Ewige Spiel (EWS), das seit 1971 kontinuierlich gespielt wird?
Hubert Straßl (Hugh Walker): Da das EWS ja den historischen Hintergrund für MAGIRA bestimmt, ist es nur logisch, dass es existiert, so lange gespielt wird (dies geschieht einmal im Jahr drei Tage lang beim Fest der Fantasie).

Zauberspiegel: Allein und insbesondere mit deiner (leider verstorbenen) Frau Lore zusammen hast du so manchen Text diverser Genres übersetzt. Doch literarische Übersetzungen sind ja deutlich mehr als das blanke Übertragen von Text von einer Sprache in die andere.
Was ist übersetzen? Wie funktioniert es? Was wird beim Übersetzen aus dem Originaltext?

Hubert Straßl (Hugh Walker): Also, wenn ich beim Lesen einer Übersetzung vor mir sehe, wie der englische Text gelautet hat, dann ist sie meist nicht so besonders. Der Text muss sich im Idealfall lesen, als ob ihn ein deutscher Autor geschrieben hätte. Schwieriger wird es, wenn der Autor einen besonderen Stil hat, ich nenne hier als Beispiel Howard und Bradbury, deren Stil recht poetisch geprägt ist. Das zu übertragen ist natürlich eine besondere Herausforderung für einen Übersetzer.

Zauberspiegel: Was ist das Schwierigste an Übersetzungen? Wo stößt der Übersetzer an seine Grenzen?
Hubert Straßl (Hugh Walker): Zum Beispiel Wortspielereien, für die es oft keine Entsprechungen gibt.

Zauberspiegel: Werden Übersetzungen nicht zunehmend schwieriger in einer Zeit, da mehr und mehr englische Begriffe den Weg in die deutsche Sprache finden?
Hubert Straßl (Hugh Walker): Man könnte argumentieren, dadurch wird die Arbeit der Übersetzer weniger. Aber im Ernst, das spielt keine Rolle, umso mehr, als viele englische Begriffe, die wir im Deutschen verwenden, ohnehin in meinem englischsprachigen Buch stehen. Handy, zum Beispiel. Übersetzen ist in den letzten zehn Jahren durch das Internet und Google und Wikipedia und die dort befindlichen Onlinewörterbücher sehr viel leichter geworden. Man braucht nicht mehr in Bibliotheken zu rennen und dort nach Büchern zu suchen, die doch nie auf dem neuesten Stand sind. Es genügt ein Klick!

Zauberspiegel: Was sagst du zu den immer dicker werdenden Büchern. Deine eigenen Werke sind ja mehr schmale Bändchen im Vergleich zu dem, was heute in der Fantasy (und nicht nur dort) gängig ist?
Hubert Straßl (Hugh Walker): Der Computer macht‘s möglich mit seinen einfachen Möglichkeiten, zu korrigieren und Texte zu bearbeiten. Ich habe viele dicke Fantasy-Bücher übersetzt. Meist stand viel mehr drin, als ich als Leser über die fiktive Welt und die fiktiven Figuren wissen wollte. Aber das ist natürlich Geschmackssache.

Zauberspiegel: Was macht Hubert Straßl heute? Genießt er seinen Ruhestand oder ist er noch aktiv?
Hubert Straßl (Hugh Walker): Im Augenblick vergnügt er sich mit Übersetzungen. Vielleicht greift er ja auch bei Gelegenheit wieder zur Feder.

Hugh Walker - Vampire pflastern seinen Weg

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