Istin/Jigourel/Lamontagne: Die weiße Stadt - Die Druiden, Band 2
Die weiße Stadt
Noch immer sind die grausigen Morde an einigen christlichen Mönchen nicht aufgeklärt. Als drei Jungen eine Gruppe Druiden bei einem unheimlichen Ritual beobachten, steht für die Menschen aus dem Heimatdorf der Knaben fest, dass die heidnischen Priester hinter den furchtbaren Bluttaten stecken. Ein wütender Lynchmob zieht aus, fest entschlossen, dem teuflischen Treiben der Heiden ein Ende zu setzen.
Unterdessen sucht Gwenc'hlan weiterhin nach Hinweisen, die Licht in die rätselhafte Mordserie bringen können. Obwohl die Indizien gegen seine Glaubensbrüder erdrückend sind, ist der Druide fest davon überzeugt, dass sie nichts mit den Gräueltaten zu tun haben. Ein Fundstück, das er am Strand aufliest, gibt ihm einen ersten Hinweis.
Unterdessen erhält Budog den Ruf eines Bruders, der in der weißen Stadt Ys weilt und Hilfe benötigt. Gemeinsam mit dem Druiden und seinem Schüler macht sich der alte Mönch auf die Reise zu einem Ziel, an dem viele Gefahren auf die Gefährten lauern.
Düster, schmutzig, ausdrucksstark »Die weiße Stadt« steht dem Vorgängeralbum in nichts nach. Nahtlos setzen Istin und Jigourel ihre Mischung aus Historiendrama und Krimi fort und schaffen es erneut, ihre Leser mit einer dunklen und spannenden Geschichte zu fesseln.
Mit der Reise in die weiße Stadt Ys wird die Story um einen neuen, äußerst faszinierenden Handlungsbogen erweitert. Leser, die sich gerne rein auf den eigentlichen Plot einer Reihe konzentrieren, werden mit dieser Storyline so ihre Probleme haben, hat sie doch in weiten Teilen nur sehr bedingt etwas mit den Ritualmorden zu tun. Freunde düsterer Historiendramen werden aber ihre Freude haben. So wirkt etwa die (für die Rahmenhandlung unwichtige) Sage von Gradlon Meur, die Gwenc'hlan Taran erzählt, ungemein stimmungsvoll und fügt sich perfekt in das schonungslose Bild einer Welt ohne Mitleid und Rücksicht ein, dass die Autoren mit ihrem Werk entwerfen.
Was die Story betrifft ist »Die weiße Stadt«, wie schon der erste Band der Saga, ein atmosphärisch enorm dichtes, fesselndes Machwerk, das den Leser dank der dramatischen Ereignisse auf Ys noch tiefer in die mystisch angehauchte Welt der »Druiden« eintauchen lässt.
Die Handlung wird erneut von den detailreichen, kraftvollen Zeichnungen Lamontagnes begleitet und bereichert. Die ein wenig zu stark betonten, hin und wieder grotesk wirkenden Gesichtszüge der Figuren sind erneut gewöhnungsbedürftig, passen aber zweifellos zu dem dreckig-finsteren Stil der Reihe. Und dass es auch anders geht, beweisen die fein gezeichneten Gesichter der beiden in diesem Album neu eingeführten weiblichen Charaktere, deren Attraktivität Lamontagne überzeugend auf dem Papier festhält. Alles in allem ein Zeichenstil, der von seinem Beschauer aufmerksames Betrachten fordert, von dem man seinen Blick aufgrund der Fülle von Einzelheiten aber ohnehin kaum wenden kann.
»Die weiße Stadt« bestätigt noch einmal das, was schon »Das Geheimnis der Oghams« deutlich gemacht hat: »Die Druiden« ist eine fesselnde Saga für alle Fans historischer Kriminalgeschichten. Keine leichte Kost, und ganz gewiss kein Comic, das man mal so eben im Vorübergehen lesen kann. Doch wer ausreichend Zeit und Interesse an anspruchsvollen (Historien-)Comics mitbringt, den erwartet eine äußerst ansprechende Lektüre.