David Janina - Ein Stück Himmel
Ein Stück Himmel
von Janina David
Janinas Familie leidet unter Hunger. Ein kleines Privileg hält sie am Leben. Janinas Vater rekrutiert bei der Ghetto-Polizei. Doch die Lage im Ghetto wird immer bedrohlicher. Immer mehr Bewohner werden deportiert. Janinas Eltern verstecken das Kind bei Freunden in der Stadt, die nicht polnisch sind. Am Ende überlebt Janina den Krieg in einem Kloster. Ihre Eltern sieht sie nie wieder.
In "Ein Stück Himmel" und "Ein Stück Erde" erzählt Frau David ihre Erlebnisse aus den Jahren 1939 bis 1945. Es beginnt ganz prosaisch mit dem erzählen von unbeschwerter Kindheit. Mit typischen Gebräuchen in der Familie und Anekdoten. Es kommt der Krieg und Janina erzählt immer noch wie ein Kind. Der Krieg ist etwas gefährliches, etwas Schreckliches. Das weiß sie. Doch die Tragweite und Hintergründe des Ganzen kann sie nicht verstehen. Deswegen ist der Hintergrund des Krieges kaum ein Thema in ihrem Buch. Es geht nur um die Schrecken die damit für sie verbunden waren. Beinahe mit kindlichem Leichtsinn und dennoch nüchtern und bewegend berichtet die Erwachsene aus Kindertagen mit allen Gefühlen von damals und mit den Augen von damals. So erfährt der Leser von der Liebe zu ihrem Vater, und von ihrem angespannten Verhältnis zur Mutter. Aber auch die Trennung von den Großeltern wird für das Mädchen zum Trauma. Sie klammert sich an ihre Eltern, an Freunde. Doch auch die gleichaltrigen Mädchen aus dem Ghetto werden bald deportiert.
Nachdem Janina bei Freunden der Familie unterkommt, macht sie ganz andere Erfahrungen. Den Aufstand im Warschauer Ghetto bekommt sie nur aus der Ferne mit. Später weiß sie, dass dieser Aufstand ihren Eltern zum Verhängnis geworden sein muss. Der Freund ihres Vaters versteckt Janina letztlich in einem Kloster, wo sie das Kriegsende überlebt.
In dem Buch "Ein Stück Fremde" erzählt Frau David von der Zeit nach dem Krieg. Es geht um ihre Zeit in Polen, wo Juden auch nach 1945 ganz und gar nicht erwünscht waren. Sie geht zu ihrem Onkel nach London und später zu Freunden in Australien. Später kehrt sie als Autorin nach London zurück. In diesem letzten Buch wird deutlich, dass der Krieg mehr war als nur ein Krieg gegen Völker und Religionen. Es war eine Auflehnung gegen die Überfremdung, die Janina auch nach 1945 in Polen erlebte. Nur geschah dies dort nicht mit Mord, aber eben auch nicht gerade menschenfreundlich. Es war die Angst vor den Fremden. Janina wollte keine Fremde mehr sein. Ihr Übergang zur katholischen Religion hatte damit zu tun.
Das Buch hat ein umfangreiches Nachwort zu bieten, welches die gesellschaftliche Sicht auf die Zeit des Krieges etwas verklärt darstellt. Dennoch ist es lesenswert, da es von einem anderen Autor stammt. Alle drei David-Bücher (Janina Dawidowicz hatte ihren Namen nach 1945 geändert) erschienen zum 80. Geburtstag der Autorin als Sonderausgabe in einem Taschenbuch. Allerdings ist die Bezeichnung Taschenbuch für ein fast 1000-Seiten-Werk schon lächerlich. Obwohl das Buch immer noch ein Wälzer ist, sind die Seiten (Das Papier) furchtbar dünn. Also vorsichtig beim Umblättern. Man hat im Hinblick auf das Gewicht ein leichtes Papier gewählt.
Fazit: Wer ein wirklich gutes Buch lesen will, was reflektierend und frei von Meinungsbildung ist, der ist mit der Biografie des Mädchens aus dem Krieg gut bedient. Spannung und Drama in einem. Doch das ist nicht alles, was dieses Buch zu bieten hat.