Der Baader Meinhof Komplex

Der Baader Meinhof KomplexDer Baader Meinhof Komplex
(Der Baader Meinhof Komplex)
mit Martina Gedeck, Moritz Bleibtreu, Johanna Wokalek, Nadja Uhl, Jan Josef Liefers, Stipe Erceg, Niels-Bruno Schmidt, Vinzenz Kiefer, Simon Licht, Alexandra Maria Lara, Hannah Herzsprung, Tom Schilling, Daniel Lommatzsch, Sebastian Blomberg, Echhard Dilssner, Bruno Ganz, Heino Ferch
Regie: Uli Edel
Drehbuch: Stefan Aust / Uli Edel
Kamera: Rainer Klausmann
Musik: Peter Hinderthür / Florian Tessloff
FSK 12
Deutschland / 2008

Deutschland in den 70ern. Die radikalisierten Kinder der Nazi-generation, angeführt von Andreas Baader, der ehemaligen Starkolumnistin Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin, kämpfen gegen das, was sie als das neue Gesicht des Faschismus begreifen: die US-amerikanische Politik in Vietnam, im Nahen Osten und in der Dritten Welt, die von führenden Köpfen der deutschen Politik, Justiz und Industrie unterstützt wird.

 
Die von Baader, Meinhof und Ensslin gegründete Rote Armee Fraktion hat der BRD den Krieg erklärt. Es gibt Tote und Verletzte, die Situation eskaliert, und die noch junge Demokratie wird in ihren Grundfesten erschüttert. Der Mann, der die taten der Terroristen zwar nicht billigt, aber dennoch zu verstehen versucht, ist auch ihr Jäger: der Leiter des BKA Horst Herold. Obwohl er große Fahndungserfolge verbucht, ist er sich bewusst, dass die Polizei allein die Spirale der Gewalt nicht aufhalten kann.

Dieser Film bearbeitet das wohl schwärzeste Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte und versucht dem Betrachter eine Ära des Terrors näherzubringen, der aus den eigenen Reihen kam. Regisseur Uli Edel und seinem Team ist es meiner Meinung nach erstklassig gelungen, die vorherrschende Stimmung der damaligen Zeit in den Film zu projezieren, man bekommt einen sehr guten Eindruck darüber, wie es damals zugegangen sein muss und in welcher Gefühlslage sich die Leute befanden.

Die politische Situation war ziemlich kritisch, was man schon ziemlich am Anfang des Films sehen kann, als der damalige Schah von Persien die BRD besuchte. Gerade wenn man sieht, wie sich die Polizisten gegenüber den eigentlich recht friedlichen Schah-Gegnern verhalten, die fast ausschließlich durch verbale Attacken auffallen, dann schießt einem doch sehr schnell der Begriff "Polizei-Willkür" durch den Kopf. Und das vor allem aufgrund der Tatsache, das sich die Ordnungshüter sogar mit den persichen Sympathisanten des Schahs zusammentun und ihnen dabei helfen, die Demonstranten niederzuknüppeln.

Schon zu diesem Zeitpunkt ist es durchaus denkbar, das man eventuell Sympathien für die später entstehende RAF entwickeln kann, was sich allerdings nur auf deren Motive bezieht und keinesfalls auf die Methoden, mit denen sie ihren Protest zum Ausdruck bringen. Denn die Methoden sind Mord und sinnlose Gewalt, es werden Bomben gelegt und in der gesamten BRD macht sich Angst und Panik breit.

Nun gibt es genügend Leute, die sich darüber aufregen, das der Film so actionlastig geworden ist und die Taten der RAF im Focus stehen. Sicher, es wäre auch schön gewesen, wenn man zum Beispiel etwas mehr über das Leben von Baader und Co. vor der rAF erfahren hätte, aber man hat sich nun einmal für eine publkumsfreundliche Variante zur Darstellung der Thematik entschieden. Und das auch aus dem Grunde, um den Film auch der jüngeren Generation näher zu bringen.

Mir persönlich gefällt der Film sehr gut, denn alle wichtigen Stationen der damaligen Zeit sind in die Geschichte eingebunden, wobei man natürlich feststellen muss, das einem einige Dinge wie im Zeitraffer präsentiert werden und nicht eingehend und tiefgründiger beleuchtet werden, was aber bei einer Laufzeit von 143 Minuten auch sicherlich nicht möglich ist. So aber ist die Geschichte zwar etwas komprimiert, aber dafür sehr knackig erzählt und enthält keinerlei Längen, die bei einer wesentlich längeren Laufzeit des Filmes bestimmt aufgetreten wären.

Dennoch finde ich, das man einen insgesamt sehr guten Eindruck der damals vorherrschenden Situation bekommt, vor allem natürlich, wenn man in der Zeit aufgeachsen ist. Zum insgesamt sehr guten Gesamteindruck tragen hier auch eindeutig die Darsteller bei, wobei ich die "großen drei", nämlich Moritz Bleibtreu (Baader), Meinhof ( Martina Gedeck) und Ensslin ( Johanna Wokalek) besonders hervorheben möchte, ohne die Leistungen der anderen herabzusetzen. Doch die eben erwähnten bringen dem Zuschauer die Charaktere der Hauptprotagonisten so autenthisch und glaubhaft näher, das man in einigen Passagen durchaus das Gefühl hat, es mit den echten Terroristen zu tun zu haben.

Abschließend kann man glaube ich durchaus festhalten, das man es hier mit einem recht realistischen Stück der jüngeren deutschen Zeitgeschichte zu tun hat, das sicherlich an einigen Stellen etwas ausführlicher hätte ausfallen könne, aber einem die Geschehnisse dieser Ära sehr plastisch und autenthisch näher bringt. Ein Film, den man auf jeden Fall gesehen haben sollte, auch wenn man die Zeit selbst nicht miterlebt hat.

Kommentare  

#1 Stefan Holzhauer 2009-05-11 20:54
Typisch deutscher Problemfilm mit haufenweise erhobenen Zeigefingern. Realistisch? Für eine differenzierte Besprechung eines Zeitzeugen siehe: www.zeit.de/2008/39/Baader-Meinhof-Film?page=1
#2 horror1966 2009-05-11 21:06
Sicherlich ist es nicht so leicht, die Komplexität der damaligen Ereignisse zu 100 % in einem Film wiederzugeben. Aber dennoch finde ich, das es hier recht gut gelungen ist.
#3 G. Walt 2009-05-11 23:31
Naja. War ein Film den man sich anschauen konnte. Mehr nicht. Fand auch den Zeitraffer nicht so gut. Man hätte sich auf wenige Stationen des Terrors konzentrieren sollen. Ich fand es sehr oberflächlich.

Übrigens fand ich das Wort Terroristen für eine Bande wild gewordener Studenten immer etwas übertrieben.
#4 Harantor 2009-05-11 23:52
Nun ja. Stefan Austs Buch kann gar nicht komplett in einen Film kommen. Daher lese ich lieber das Sachbuch des Ex-Spiegel-Chefs...
#5 horror1966 2009-05-12 00:00
zitiere G. Walt:
Naja. War ein Film den man sich anschauen konnte. Mehr nicht. Fand auch den Zeitraffer nicht so gut. Man hätte sich auf wenige Stationen des Terrors konzentrieren sollen. Ich fand es sehr oberflächlich.

Übrigens fand ich das Wort Terroristen für eine Bande wild gewordener Studenten immer etwas übertrieben.



Da sie ja nun genügend Terror verbreitet haben, ist die Bezeichnung Terroristen durchaus angebracht, dabei ist es doch vollkommen egal, ob es Studenten waren oder nicht.
#6 Harantor 2009-05-12 00:14
Die erste Generation der RAF sind (um ein Wort der Fußballersprache zu gebrauchen) hochsterilisiert worden. Eine Gruppe mit einem harten Kern von nichtmal zwei Dutzend Leuten. Aber BILD (und andere) machten daraus eine Truppe, die den Untergang des Abendlandes hätte einläuten können. Das war nicht der Fall, aber: Für jeden stinknormalen Banküberfall war plötzlich die Baader Meinhoff Gruppe (bzw. Bande) verantwortlich.

Aber als Böll denSpruch von den 20 gegen 60 Millionen brachte, wurde er von der BILD zum Vaterlandsverräter gestempelt. Und die Regierung Brandt (die ich sonst sehr schätze) gab leider dem Druck von BILD nach und erließ IMHO Unverantwortliches wie den Radikalenerlass.

Mord und Totschlag - Das war eigentlich erst das Markenzeichen der zweiten Generation (Ponto - Buback - Schleyer).
#7 G. Walt 2009-05-12 09:03
Ich habe ja nichts gegen Studenten. Um ein Haar wäre ich selbst einer geworden ;-)
Tatsache ist jedoch - es waren zum Großteil frühere Studenten.

Ja Herantor, die zweite Generation war die der Härte. Hier ging der Terror ja auch erstmals gegen Zivilisten (Landshut)

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