Das weisse Band
Michael Hanekes Werk richtig einzuordnen, fällt gar nicht einmal so
leicht, denn handelt es sich doch größtenteils um eine Art Drama, könnte
aber auch streckenweise als heimatfilm der 50er Jahre durchgehen.
Jedoch ist dem Regisseur von Filmen wie beispielsweise Funny Games
oder Wolfzeit eine Sache ganz sicher gelungen, nämlich ein
beeindruckendes Soziogramm einer norddeutschen Dorfgemeinschaft zu
zeichnen, das zeitlich kurz vor dem ersten Weltkrieg angesiedelt ist. So
bekommt der Zuschauer eine wirklich interessante Geschichte
präsentiert, die aufgrund einer authentischeren Wirkungsweise zudem noch
in schwarz-weiss gedreht wurde. Und diese Tatsache trägt wirklich dazu
bei, der schon von Haus aus glaubwürdigen Szenerie noch mehr Authenzität
zu verleihen, so das einen nicht gerade selten das Gefühl überkommt,
sich in der damaligen Zeit zu befinden. Und so könnte man sich jetzt
eigentlich als Zuschauer auf einen recht beschaulichen Film freuen, der
einem ziemlich detailgetreu das Leben in der deutschen Provinz kurz vor
Ausbruch des ersten Weltkrieges näherbringt und das beschauliche Leben
auf dem Land widerspiegelt.
Doch weit gefehlt, denn irgendetwas stimmt nicht in dieser Dorfgemeinschaft, denn auf einmal häufen sich mysteriöse Unfälle und Zwischenfälle. Der Dorfarzt erleidet einen Reitunfall, da sein Pferd durch ein zwischen zwei Bäumen gespanntes weisses Band zum Sturz kommt, der Sohn des ansässigen Gutsherren wird misshandelt aufgefunden, oder der geistig zurüchgebliebene Sohn der Dorfhebamme verliert durch Schläge fast sein Augenlicht. Durch diese ganzen "Unfälle", auf die man sich eigentlich keinen Reim machen kann und die auch nicht verraten, wer dafür verantwortlich zeichnet, wird dadurch ein nicht erwarteter Spannungsbogen entwickelt, der teilweise thrillerähnliche Züge erkennen lässt und mit einemmal ein vollkommen anderes Licht auf die beschauliche Geschichte wirft und so auch eine kaum zu erklärende Faszination auf den Zuschauer ausübt.
Geschickt hat es Haneke hierbei verstanden, die Neugier des Zuschauers immer weiter zu steigern, denn enthält die Geschichte doch einige Andeutungen, die auf einen gewissen Kreis von Tätern hinweisen. So verfolgt man dann doch auch sehr interressiert und gespannt den weiteren Verlauf der Ereignisse, bekommt dabei einige etwas tiefergehende Einblicke in einige für die Story wichtige Charaktere und erfreut sich an der detailgetreuen Darstellung der damaligen Umgangsformen, über die man aus heutiger Sicht nur noch schmunzeln kann. Wird doch beispielsweise der männliche Elternteil von seinen Sprösslingen nicht mit Papa, sondern mit Herr Vater angesprochen, oder körperliche Züchtigungen werden damit begründet, das sie die Seele reinigen und zu mehr Verantwortungsbewustsein beitragen. Doch auch das Werben eines Mannes um die Gunst seiner Angebeteten wird auch charmante Art und Weise darsgestellt und betrifft hier den Lehrer des Dorfes, der sich als 31-Jähriger Mann in eine 17-Jährige verliebt hat und um deren hand anhält.
Und es ist dann auch die aufgezählte Vielfältigkeit, die Hanekes Werk zu einem ganz besonderen Film macht, einerseits das beschauliche, aber auch sehr arbeitsreiche Landleben in der Provinz und andererseits die thrillerartigen Elemente, die dem Ganzen sehr viel Spannung und Intensität verleihen. Diese Mischung ist für einen Film dieser Art sehr ungewöhnlich, verleihen ihm aber meiner Meinung nach sehr viel Klasse, die lediglich vom absolut unpassenden Ende stark beeinträchtigt wird. Ohne dieses Ende hätte man hier, je nach Geschmack, von einem kleinen Meisterwerk sprechen können, das uneingeschränkt in jeder Beziehung überzeugen konnte. Doch wenn man nach knapp 140 Minuten Film-Genuss mit einem Schluß konfrontiert wird, bei dem lediglich Vermutungen geäussert werden, dem Zuschauer aber jegliche Gewissheit verweigert wird, wer denn nun für die ganzen mysteriösen Zwischenfälle verantwortlich zeichnet, dann stellt dies schon eine äusserst herbe Enttäuschung dar. Hier hätte ich mir etwas mehr als nur Andeutungen und Vermutungen gewünscht, denn so trägt der unpassende Schluß-Akkord fast zwangsläufig zu einer Abwertung des Gesamtbildes bei, die man durchaus hätte vermeiden können. Es ist ja immer schön, wenn Spielraum für eigene Interpretationen gelassen wird, doch in vorliegendem Fall wäre eine echte Aufklärung über die Geschehnisse die weitaus bessere Variante gewesen.
Fazit: Das weisse Band ist bis auf das katastrophale Ende ein wirklich beeindruckender Film, der einerseits wie ein deutscher Heimatfilm anmutet, aber auf der anderen Seite durch spannende Elemente angereichert wurde, die schon denen eines Thrillers ähneln. Umso unverständlicher ist es deswegen in meinen Augen, das man die aufgestaute Neugier des Betrachters nicht mit einem würdigen Ende belohnt, sondern ihn dazu verurteilt, eigene Vermutungen anzustellen, die lediglich auf einigen im Film gezeigten Andeutungen beruhen können, ihm aber nie die Gewissheit bringen, ob er sich nicht doch im Irrtum befindet. Trotz dieses offensichtlichen Mankos handelt es sich aber immer noch um ein beeindruckendes Film-Erlebnis, das man sich keinesfalls entgehen lassen sollte.
Doch weit gefehlt, denn irgendetwas stimmt nicht in dieser Dorfgemeinschaft, denn auf einmal häufen sich mysteriöse Unfälle und Zwischenfälle. Der Dorfarzt erleidet einen Reitunfall, da sein Pferd durch ein zwischen zwei Bäumen gespanntes weisses Band zum Sturz kommt, der Sohn des ansässigen Gutsherren wird misshandelt aufgefunden, oder der geistig zurüchgebliebene Sohn der Dorfhebamme verliert durch Schläge fast sein Augenlicht. Durch diese ganzen "Unfälle", auf die man sich eigentlich keinen Reim machen kann und die auch nicht verraten, wer dafür verantwortlich zeichnet, wird dadurch ein nicht erwarteter Spannungsbogen entwickelt, der teilweise thrillerähnliche Züge erkennen lässt und mit einemmal ein vollkommen anderes Licht auf die beschauliche Geschichte wirft und so auch eine kaum zu erklärende Faszination auf den Zuschauer ausübt.
Geschickt hat es Haneke hierbei verstanden, die Neugier des Zuschauers immer weiter zu steigern, denn enthält die Geschichte doch einige Andeutungen, die auf einen gewissen Kreis von Tätern hinweisen. So verfolgt man dann doch auch sehr interressiert und gespannt den weiteren Verlauf der Ereignisse, bekommt dabei einige etwas tiefergehende Einblicke in einige für die Story wichtige Charaktere und erfreut sich an der detailgetreuen Darstellung der damaligen Umgangsformen, über die man aus heutiger Sicht nur noch schmunzeln kann. Wird doch beispielsweise der männliche Elternteil von seinen Sprösslingen nicht mit Papa, sondern mit Herr Vater angesprochen, oder körperliche Züchtigungen werden damit begründet, das sie die Seele reinigen und zu mehr Verantwortungsbewustsein beitragen. Doch auch das Werben eines Mannes um die Gunst seiner Angebeteten wird auch charmante Art und Weise darsgestellt und betrifft hier den Lehrer des Dorfes, der sich als 31-Jähriger Mann in eine 17-Jährige verliebt hat und um deren hand anhält.
Und es ist dann auch die aufgezählte Vielfältigkeit, die Hanekes Werk zu einem ganz besonderen Film macht, einerseits das beschauliche, aber auch sehr arbeitsreiche Landleben in der Provinz und andererseits die thrillerartigen Elemente, die dem Ganzen sehr viel Spannung und Intensität verleihen. Diese Mischung ist für einen Film dieser Art sehr ungewöhnlich, verleihen ihm aber meiner Meinung nach sehr viel Klasse, die lediglich vom absolut unpassenden Ende stark beeinträchtigt wird. Ohne dieses Ende hätte man hier, je nach Geschmack, von einem kleinen Meisterwerk sprechen können, das uneingeschränkt in jeder Beziehung überzeugen konnte. Doch wenn man nach knapp 140 Minuten Film-Genuss mit einem Schluß konfrontiert wird, bei dem lediglich Vermutungen geäussert werden, dem Zuschauer aber jegliche Gewissheit verweigert wird, wer denn nun für die ganzen mysteriösen Zwischenfälle verantwortlich zeichnet, dann stellt dies schon eine äusserst herbe Enttäuschung dar. Hier hätte ich mir etwas mehr als nur Andeutungen und Vermutungen gewünscht, denn so trägt der unpassende Schluß-Akkord fast zwangsläufig zu einer Abwertung des Gesamtbildes bei, die man durchaus hätte vermeiden können. Es ist ja immer schön, wenn Spielraum für eigene Interpretationen gelassen wird, doch in vorliegendem Fall wäre eine echte Aufklärung über die Geschehnisse die weitaus bessere Variante gewesen.
Fazit: Das weisse Band ist bis auf das katastrophale Ende ein wirklich beeindruckender Film, der einerseits wie ein deutscher Heimatfilm anmutet, aber auf der anderen Seite durch spannende Elemente angereichert wurde, die schon denen eines Thrillers ähneln. Umso unverständlicher ist es deswegen in meinen Augen, das man die aufgestaute Neugier des Betrachters nicht mit einem würdigen Ende belohnt, sondern ihn dazu verurteilt, eigene Vermutungen anzustellen, die lediglich auf einigen im Film gezeigten Andeutungen beruhen können, ihm aber nie die Gewissheit bringen, ob er sich nicht doch im Irrtum befindet. Trotz dieses offensichtlichen Mankos handelt es sich aber immer noch um ein beeindruckendes Film-Erlebnis, das man sich keinesfalls entgehen lassen sollte.
Kommentare
Der Film wurde nicht in Schwarzweiss gedreht, sondern in Farbe.
Das war zum einen billiger, und zum anderen notwendig, wegen
der exzessiven Nachbearbeitung der Bilder.