Das Feld der Ehre - Passchendaele

Das Feld der EhreDas Feld der Ehre - Passchendaele
(Passchendaele)
mit Paul Gross, Caroline Dhavemas, Joe Dinicol, Meredith Bailey, Jim Mezon, Michael Greyeyes, Adam Harrington, Gil Bellows, James Kot, Jesse Frechette, Rainer Kahl, Kandon Liboiron, Patricia Benedict, Hugh Probyn, Brian Dooley
Regie & Drehbuch: Paul Gross
Kamera: Gregory Middleton
Musik: Jan A.P Kaczmarek
FSK 16
Kanada / 2008

Flandern 1917: Der Kanadier Michael Dunne hat in Europa die ganze Hölle des Stellungskrieges an der Westfront durchlitten. Kälte, Schlamm, Nässe und Todesangst waren seine ständigen Begleiter im Gefecht. Verletzt an Körper und Seele wird er schließlich nach einem besonders harten Angriff zurück in die Heimat geschickt. Doch der Friede währt für Dunne nicht lange. Als der asthmakranke Bruder seiner großen Liebe Sarah sich mit einem Trick zum Fronteinsatz meldet, kehrt auch er in die Schützengräben zurück. Er will David unter allen Umständen heil wieder nach Hause bringen. Aber dann gerät der Junge bei einem Angriff in die Hände der Deutschen und der Krieg fordert gnadenlos seine Opfer ...

Und wieder einmal ein Kriegs-Drama, an dem sich die Geister scheiden, denn ist vorliegende Geschichte für manch Einen nicht genügend realitätsnah umgesetzt worden und enthält zu wenig Passagen, die sich mit dem eigentlichen Kriegsgeschehen beschäftigen, so offenbart sich für viele Zuschauer aber auch ein emotionaler und sehr ergreifender Film, der sichtlich unter die Haut geht und auch einen sehr nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Beginnt die Story doch sofort mit Szenen des Krieges, die ganz sicher gewisse Begehrlichkeiten beim Betrachter wecken können, der jetzt eventuell einen durchgehend temporeichen und actiongeladenen Kriegsfilm erwartet. Doch weit gefehlt, denn nach wenigen Minuten ist von kampfhandlungen erst einmal nichts mehr zu sehen und erst nach etwas mehr als einer Stunde wird man mit dem eigentlichen Schützengrabenkrieg konfrontiert, der die eigentliche Thematik dieses Werkes darstellt. In der Zwischenzeit konfrontiert einen Regisseur und Drehbuchautor Paul Gross, der gleichzeitig auch die männliche Hauptrolle des Michael Dunne spielt, mit einer aufkeimenden Liebesbeziehung, die einen Großteil des Geschehens ausmacht.

Das mag jetzt für viele vielleicht eine leichte Enttäuschung darstellen, aber meiner Meinung nach ist hier genau die richtige Mischung gelungen, einen im letzten Drittel sehr harten und kompromisslosen Kriegsfilm mit zwischenmenschlichen Gefühlen anzureichern, die zu keiner Zeit kitschig und übertrieben dargestellt werden, sondern den Ereignissen eine zusätzliche emotionale Note verleihen, die dem Gesamtbild der Geschichte äusserst gut zu Gesicht steht. Und ganz egal, ob man die Entscheidung eines Mannes als übertrieben heroisch ansehen mag, der trotz einer Traumatisierung freiwillig wieder an die Front geht, um den jungen Bruder seiner Angebeteten zu beschützen, dieser extrem gefühlvolle Teil der Geschichte wurde erstklassig in Szene gesetzt und entfaltet insbesondere durch die hervorragenden darstellerischen Leistungen eine äusserst starke Intensität, derer man sich auch als Betrachter nicht erwehren kann. Das es allerdings am Ende zu keinem wahren Happy End kommen wird, kann man sich allerdings denken und ganz ehrlich gesagt, hätte das auch eher befremdlich gewirkt und den insgesamt sehr guten Gesamteindruck des Filmes eher negativ beeinflusst.

Spätestens nach gut einer Stunde kommen dann auch die Action-Fans auf ihre Kosten und auch, wenn die eigentliche Schlacht rein zeitlich gesehen etwas knapper ausfällt als der Rest der Geschichte, so ist es doch gerade deren Inszenierung, die einen tief beeindruckt. Dieser Grabenkrieg bei strömendem Dauerregen erweckt beim Zuschauer doch ein starkes Gefühl der Beklemmung, zudem wurde er wirklich bildgewaltig und ziemlich hart in Szene gesetzt. Nun werden allerdings auch hier die deutschen Soldaten eher als unkoordinierter Haufen dargestellt, der dem Gegner scheinbar ohne jegliche Ordnung wie Schlachtvieh vor die Flinte läuft, da man dies aber mittlerweile aus nordamerikanischen Kriegsfilmen seit jeher so gewohnt ist, empfinde ich das noch nicht einmal als größeren Kritikpunkt, denn es wird wohl nie der Tag kommen, in dem deutsche Soldaten als gleichwertige Gegner dargestellt werden. So ist es dann auch nicht weiter verwunderlich, das man in den wirklich ausdrucksstarken Bildern fast ausschließlich sieht, wie deutsche Soldaten ihr Leben verlieren, die es trotz riesiger zahlenmäßiger Überlegenheit nicht schaffen, einen 60 Mann starken kanadischen Trupp zu schlagen. Es mag durchaus möglich sein, das hier die Kampfkraft der kanadier zu sehr glorifiziert wurde, doch als wirklich störend konnte ich das nicht empfinden, da der Film als gesamtpaket auf der ganzen Linie überzeugt.

Der vielleicht etwas zu kurz geratene Realismus der Geschichte ist sicherlich für manch einen der größte Kritikpunkt und erhält dann vor allem durch eine bestimmte Passage noch zusätzlichen Nährwert. Hatte Dunne doch vor seiner Rückkehr an die Front immer von einem bestimmten Traum gesprochen, den er immer wieder hatte und in dem ein Soldat und ein Kreuz eine sehr große Rolle spielen, so wird dieser Traum im Schützengrabenkrieg zur Realität, in der er selbst die Hauptrolle spielt. Denn haben die Deutschen doch seinen Schützling David in die Finger bekommen, ihn an einer Art Kreuz festgemacht und dieses wie eine Art Mahnmahl vor ihren Gräben aufgebaut. Ohne zu zögern läuft Dunne daraufhin durch den um ihn herum einsetzenden Kugelhagel, um ihn zu befreien. Diese Passage erscheint wirklich schon fast zu heroisch, vor allem, da die Deutschen es ihm auch gestatten, das Kreuz mit seinem darauf befindlichen Schützling mitzunehmen. Und so schleppt sich der mittlerweile angeschossene Dunne wie damals Jesus mit dem Kreuz ab, um David in Sicherheit zu bringen.

So kommt man nicht darum herum festzustellen, das an einigen Stellen etwas zu dick aufgetragen wurde, einige zu heroisch vorgetragene Passagen und etwas zu starker kanadischer Patriotismus sollen aber definitiv darüber hinwegtäuschen, das es sich letztendlich um einen extrem gefühlsbetonten, aber absolut überzeugenden Film handelt, der nicht spurlos am Zuschauer vorbeigeht. Ein wenig mehr Realismus hätte dem Gesamtbild sicherlich nicht geschadet, doch auch so bekommt man es mit einer bewegenden geschichte zu tun, die von äusserst kräftigen Bildern untermalt wird. Erstklassige und in allen Belangen überzeugende Schauspieler tun ihr Übriges dazu bei, das man dieses erstklassige Film-Erlebnis nicht so schnell wieder vergisst.


Fazit: Das Feld der Ehre - Passchendaele zählt mit Sicherheit nicht unbedingt zu den realistischsten Kriegsfilmen, verbindet er aber hervorragend die Schrecken des Krieges mit den zwischenmenschlichen Gefühlen einiger Protagonisten, die sich einem mit einer ungeheuren Bildgewält präsentieren. Wer einen reinen und haupsächlich von seinen Action-Passagen lebenden Kriegsfilm erwartet, könnte am Ende eine leichte Enttäuschung verspüren, da sich ein Großteil der Geschichte mit der aufkeimenden Liebe zweier Menschen beschäftigt. Wer jedoch einen Film zu schätzen weiss, in dem nicht ausschließlich die Grausamkeit eines Krieges zum Viorschein kommt, der wird hier bestens bedient und wird seine wahre Freude an diesem Werk haben.


Die DVD
Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch DTS 5:1, DD 5.1 / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 1,78:1 (16:9)
Laufzeit: 110 Minuten
Extras: Doku "The Road to Passchendaele", Trailershow

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