Chandler-Remake in London - »Tote schlafen besser«
Chandler-Remake in London
»Tote schlafen besser«
Nicht zuletzt Humphrey Bogart und Lauren Bacall in den Hauptrollen machten die Kriminalstory zu einem zeitlosen Kultfilm. Rund 30 Jahre später wagte sich ausgerechnet „Ein Mann sieht rot“-Regisseur Michael Winner an ein Remake, das er nach Großbritannien verlagerte und durchweg mit renommierten Stars besetzte.
Diese „Tote schlafen besser“ betitelte Neuverfilmung hält sich im Handlungsablauf akribisch an die Ereignisse aus Chandlers erstmals 1939 veröffentlichtem Roman, der seinerseits aus Motiven seiner Kurzgeschichten „Killer in the Rain“ (1935) und „The Curtain“ (1936) zusammengestückelt war. Trotz der inhaltlichen Nähe zur geschriebenen Vorlage will der Film nie so richtig funktionieren. Das liegt keineswegs an Hauptdarsteller Robert Mitchum (1917-1997; „Die Nacht des Jägers“), dem die stoische Darstellung des Privatdetektivs Philip Marlowe ähnlich gut gelingt wie zuvor Humphrey Bogart. Aber hinsichtlich der Besetzung der meisten Nebenrollen hat Michael Winner kein glückliches Händchen bewiesen. Viele von ihnen sind hoffnungslos überzeichnet und scheinen vom Regisseur keinerlei Grenzen gesetzt bekommen zu haben, was das Ergebnis an einigen Stellen eher zu einer unfreiwilligen Komödie anstatt zu einem stimmungsvollen Kriminalstück macht.
Der private Ermittler Philip Marlowe (Robert Mitchum) bekommt vom betuchten General Sternwood (James Stewart) einen Auftrag erteilt. Seine jüngere Tochter Camilla (Candy Clark) wird von Buchhändler Arthur Gwynn Geiger (John Justin) erpresst. Marlowe nimmt die Nachforschungen auf und wird schon bald mit der Leiche des Erpressers konfrontiert. Es geht wohl um Nacktaufnahmen der jungen Sternwood, die diese im Drogenrausch von sich hat anfertigen lassen. Auch Joe Brody (Edward Fox) und Geigers Angestellte Agnes Lozelle (Joan Collins) sind in den Fall verwickelt und wollen nun ihren Vorteil daraus schlagen. Der Chauffeur der Sternwoods wird bald darauf tot aus seinem in den Fluss gestürzten Wagen gezogen. Marlowe lässt nicht locker, weil auch Camillas ältere Schwester Charlotte (Sarah Miles) ein dunkles Geheimnis umgibt. Ihr kürzlich angetrauter Ehemann Rusty Regan ist nämlich spurlos verschwunden, und der sinistre Casinobetreiber Eddie Mars (Oliver Reed) scheint irgendwie in die Sache verwickelt zu sein – zumal er kurz nach dem Mord an Geiger in dessen Wohnung auftaucht, und die Leiche nicht mehr aufzufinden ist…
Michael Winner hat dieses Kriminalfilmremake im tristen Londoner Ambiente spröde und zerdehnt inszeniert, was es insgesamt eher langatmig und uninteressant als spannend macht. Bis in die kleinsten Nebenrollen ist „Tote schlafen besser“ mit namhaften Darstellern besetzt, und dennoch konnte der Regisseur nicht verhindern, dass rund ein halbes Dutzend von ihnen (Sarah Miles, Candy Clark, Joan Collins, Richard Boone und Edward Fox) schauspielerische Knallchargenauftritte vor der Kamera hinlegen, die dem Chandler-Stoff nicht im Geringsten gerecht werden. Für Krimifans gerät diese ungewollte Lachnummer deswegen eher zur Zumutung als zu spannungsvoller Unterhaltung. Ein Beispiel dafür, dass man perfekte Filmklassiker besser nicht noch einmal neu verfilmen sollte. Die DVD-Wiederveröffentlichung des Films präsentiert diesen in überzeugendem Bild (Widescreen-Format 1,85:1) und stets gut verständlichem Ton (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0, optional mit deutschen Untertiteln). Als deutsche Synchronfassung wurde die West-Synchronisation aufgespielt, die ebenfalls erstellte DDR-Synchronfassung fehlt auch hier wieder. Das Bonusmaterial war bereits auf älteren Veröffentlichungen vorhanden und umfasst das „Behind the Scenes“-Featurette „Mitchum in Marlowe Country“ (im englischen Originalton; 6 Minuten) sowie den englischen Original-Kinotrailer.