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Ursachen der Kriminalität - »Ein Fall für Stein«

Ein Fall für SteinUrsachen der Kriminalität
»Ein Fall für Stein«

Einmal mehr ist dem Label Pidax mit der Serie „Ein Fall für Stein“ eine kuriose Rarität ins Netz gegangen. Die im Frühjahr 1976 im ZDF-Vorabendprogramm ausgestrahlte Serie vermischte in ihren Episoden sozialkritische mit kriminalistischen Elementen. Seitdem scheint sie nicht ein einziges Mal wiederholt worden zu sein und ist nun komplett auf zwei Scheiben in einer DVD-Box erschienen.

Ein Fall für SteinKomplett bezieht sich in diesem Fall lediglich auf die Gesamtanzahl der dreizehn Episoden und ihre jeweils ungefähr 24minütige Laufzeit. Was indes komplett abhandengekommen ist, sind jegliche Credits oder Texteinblendungen für die Folgen. Es gibt also weder einen Vorspann (nur eine ständig wiederkehrende kurze Eröffnungssequenz) noch einen Abspann (zum Ende hört man vor Schwarzbild die Erkennungsmelodie von Jean Orieux). Aus irgendwelchen Gründen scheint das einzige noch in den Archiven vorhandene Bildmaterial in dieser Hinsicht noch im Rohzustand verblieben zu sein, so dass sämtliche beteiligten Personen sowie Serien- und Episodentitel ungenannt bleiben. Umso erstaunlicher und lobenswerter ist es natürlich, dass Pidax den Titel dennoch in sein beeindruckendes Portfolio aufgenommen hat. Für Hauptdarsteller Volkert Kraeft, der zuvor nur bei zwei anderen Fernsehserien zum festen Ensemble gehörte („Drei Frauen im Haus“ mit Magda Schneider und „Der Kurier der Kaiserin“ mit Klausjürgen Wussow), markierte „Ein Fall für Stein“ die erste tragendende Serienhauptrolle, die er mit Bravur und mitreißendem Charme zu meistern verstand. Die einzige weitere permanente Nebenrolle der Serie bekleidete die Deutsch-Französin Uta Taeger in der Rolle von Steins Freundin Paula, die in „Lieben Sie Brahms?“ an der Seite von Ingrid Bergman, Yves Montand und Anthony Perkins bekannt geworden war.

Ein Fall für SteinThomas Stein (Volkert Kraeft) ist ein freiberuflicher Journalist, der auch immer wieder als Gerichtsreporter arbeitet und in seinen Berichten den „Ursachen der Kriminalität“ nachspürt. Da er selbst vor einiger Zeit einen Autounfall mit Personenschaden verursachte und Fahrerflucht beging, hat man ihm den Führerschein abgenommen und einen Gefängnisaufenthalt aufgebrummt. Das kommt ihm bei seinen Gesprächen mit Kriminellen immer wieder zugute, weil er das Metier aus eigener Erfahrung kennt. Schon in der ersten Episode gerät er gemeinsam mit dem notorischen Gewalttäter Wolfgang Pfeiffer (Diether Krebs) in eine Schlägerei und wird über Nacht in Gewahrsam genommen. Beim Gespräch hinter Gittern taucht Stein tief in die Seele des Mannes ein und erhält genügend Informationen, um daraus wieder eine spannende Reportage zu zimmern. Weitere der abwechslungsreichen Themen, die Thomas Stein in seinen Artikeln aufgreift, kreisen um den brutalen Mord an einem Grundschüler, eine aberwitzige Rentnerin, die ihre Umgebung mit Telefonanrufen auf Trab hält, eine junge Drogenabhängige, einen Freigänger, der rückfällig wird, einen Mann, der die Trennung von seiner ersten Frau auch nach Jahren noch nicht verwunden hat oder die Entführung eines Industriellensohnes.

Ein Fall für SteinHäufig spielen sich die dreizehn Episoden der Serie, die von Routiniers wie Herbert Lichtenfeld („Tatort“), Rudolf Nottebohm („Der Bürgermeister“) oder Friedhelm Werremeier („Peter Strohm“) geschrieben wurden, in sozialen Brennpunkten ab und beschäftigen sich mit häuslicher Gewalt, die ihrerseits dann oftmals den Nährboden für die Kriminalität liefert. Für die Kürze der Laufzeit gelingt es Regisseur Herbert Ballmann („Zum kleinen Fisch“) sehr gut, die Spannung aufrecht zu erhalten und eine gehaltvolle Geschichte zu entspinnen. Manchmal geschieht dies als ausgedehnte Rückblende („Anatomie eines Betrügers“), manchmal wird die Geschichte komplett von ihrem Ende her aufgerollt („Mord oder Totschlag?“). Die namhafte Besetzung der einzelnen Episodengastrollen (u.a. Günter Pfitzmann, Brigitte Mira, Rudolf Schündler, Hans Peter Hallwachs, Bernd Herzsprung, Peter Schiff oder Claus Wilcke) trägt zusätzlich dazu bei, dass diese Serienwiederentdeckung durchweg interessant und unterhaltsam bleibt. Die dreizehn Folgen befinden sich auf zwei DVDs, weisen ein gutes Bild (im Vollbildformat 1,33:1) und einen adäquaten deutschen Ton (in Dolby Digital 2.0) auf. Extras sind keine vorhanden.

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