Verfeindete Familien - »Der Totentisch«
Verfeindete Familien
»Der Totentisch«
Fernandel stand zum Zeitpunkt der Dreharbeiten zu „Der Totentisch“ bereits seit zwanzig Jahren vor den Kameras und war in Frankreich ein veritabler Star. Außerhalb der Landesgrenzen dürfte man ihn zu diesem Zeitpunkt aber vermutlich nur noch in Italien gekannt haben, zumal viele seiner Filme in Koproduktion mit diesem Land entstanden. So auch im darauffolgenden Jahr die Giovanni-Guareschi-Verfilmung „Don Camillo und Peppone“, die Fernandels Bekanntheitsgrad sprunghaft in die Höhe schnellen ließ. In der Rolle des cleveren italienischen Geistlichen, der es immer wieder mit dem kommunistischen Bürgermeister des Städtchens aufnimmt, fand der Komiker mit dem auffälligen Gebiss seine Paraderolle, die er noch in vier weiteren Filmen (und einem unvollendeten kurz vor seinem Tod) wiederholen sollte. Etliche seiner zuvor produzierten Starvehikel schafften es im Zuge des Don-Camillo-Erfolges dann doch auch noch in die deutschen Kinos, weswegen Fernandel im Laufe der 1950er Jahre auch hierzulande zu einem beliebten Filmstar avancierte. „Der Totentisch“ ist im Œuvre Fernandels ein eher ungewöhnlicher Film, weswegen dieser unmittelbar vor „Don Camillo und Peppone“ entstandene Film erst in den frühen 1990er Jahren, 20 Jahre nach Fernandels Tod, deutsch synchronisiert wurde und auf dem damaligen ARD-Kulturfernsehprogramm Einsplus seine deutsche Erstaufführung erlebte.
Als er von Besorgungen aus der Stadt zurückkommt, findet der Landwirt Urbain Coindet (Fernandel) seine Gattin Aurélie erhängt über dem Küchentisch vor. So richtig kann er es sich nicht erklären, warum seine Frau den Freitod wählte, aber er selbst hat schon ein Auge auf die aparte Jeanne Gari (Maria Mauban) aus dem Nachbardorf geworfen, so dass ihn der Verlust nicht allzu sehr schmerzt. Dafür schon eher die Anschuldigungen seines Schwiegervaters Miloin (Alexandre Arnaudy), der Urbain unterstellt, seine Frau getötet zu haben. Alternativ hätte es auch Urbains bester Freund Victor (Henri Vilbert) erledigt haben können, der ebenfalls noch vor Eintreffen der Verwandtschaft und des Gemeindedieners Capucet (Édouard Delmont) am „Tatort“ war. Auch einige Monate nach dem Todesfall hat sich Urbain noch nicht so recht getraut, Jeanne den Hof zu machen. Für die erste Annäherung wählt er ausgerechnet die Zeit, als Jeannes Bruder Frédéric (Andrex) wieder aus dem Gefängnis entlassen wird, wo er drei Monate wegen Schmuggelns eingesessen hatte. Nicht nur, dass es Frédéric missfällt, dass Urbain mit Jeanne bereits hinter dem Rücken der Familie Gari etwas angefangen hat, hält er den Mann aus dem Nachbardorf auch für schuldig, ihn an die Polizei verraten zu haben, was in seiner Inhaftierung gipfelte. Die Probleme sind vorprogrammiert.
„Der Totentisch“ ist einmal ein etwas anderer Film mit dem französischen Starkomiker Fernandel. Sein Regisseur Henri Verneuil setzt auf Spannung und die detaillierte Schilderung des Nachkriegslebens auf dem französischen Land (der Film basiert auf einem Roman von Marcel Aymé). Gelegentlich mit schwarzhumorigen Pointen durchsetzt, unterhält der Film sein Publikum nicht schlecht. Zudem werden hier noch vor „Don Camillo und Peppone“ in einem kleinen Dorf der Fortschritt (in Gestalt der Republikaner) gegen die Traditionen (in Form der Kirche) ausgespielt – und Fernandel steht zur Abwechslung mal auf der anderen Seite!
Die DVD-Erstveröffentlichung bietet ein gutes Schwarz-Weiß-Bild (im Vollbildformat 1,37:1) und einen stets gut verständlichen Ton (Deutsch und Französisch in Dolby Digital 2.0), an dem es nichts auszusetzen gibt. Auf die Beigabe von Extras hat man verzichtet.