Morrell, David: Der Protektor

CoverDer Protektor
von David Morrell
aus dem Amerikanischen von Helmut Gerstenberger
Heyne Taschenbuch
erschienen: Herbst 2007 (Deutschland), ursprünglich 2004 (Deutschland)
543 Seiten, 7.00 €
ISBN: 978-3-453-721-63-0

Manche Filme und Bücher besitzen Titel, die dem Publikum sofort verraten, was man beim Anschauen bzw. bei der Lektüre zu erwarten hat, selbst wenn man von dem Machwerk sonst nichts weiß. Titel wie Die Schlacht der Trolle oder Die Chroniken von Narnia lassen darauf schließen, dass man es mit Fantasyepen zu tun hat. Dass man bei Liebe auf Umwegen kein tiefschürfendes politisches Drama erleben wird, dürfte auch dem Unkundigen schnell klar sein. Und wer Titel wie RoboCop, The Marksman oder The Marine liest, dem ist sofort bewusst, dass sich dahinter eine recht einfache Story, schematische Charakterdarstellungen sowie Action, Action und noch mal Action verbergen.

Was einen da bei einem Roman mit dem Titel Der Protektor erwartet, liegt auf der Hand, oder?

Zur Story: Nach seinem Ausscheiden aus dem Militärdienst ist der ehemalige Elitesoldat Cavanaugh professioneller Personenschützer geworden. Dank seiner Spezialausbildung und guter Ausrüstung beschützt er Tag für Tag aufs Neue das Leben von Menschen, die sich mehr oder weniger gerechtfertigt als gefährdet ansehen.

Cavanaughs neuster Auftrag: Der Schutz des Biochemikers Daniel Prescott. Dieser hat eine neue Droge entwickelt, die bei einmaligem Konsum umgehend aufs schwerste süchtig macht. Nun ist ein berüchtigter Drogenboss hinter dem brillanten Wissenschaftler her, der die Formel um jeden Preis an sich bringen will. Schon der erste Kontakt mit Prescott wird Cavanaugh und seinem Schützling fast zum Verhängnis.

Doch das wirklich Unfassbare geschieht, als Cavanaugh und einige seiner Kollegen Prescott eine neue Identität beschaffen wollen. Bei einem vernichtenden Anschlag, der viele von Cavanaughs Bekannten das Leben kostet, zeigt sich, dass der Biochemiker eigene Pläne verfolgt.

Schnell beginnt eine mörderische Jagd nach Prescott. Cavanaugh sinnt auf Rache und will die wahren Hintergründe hinter Prescotts Verrat aufdecken, doch er ist nicht der Einzige, der den Wissenschaftler in die Hände bekommen will.

Der Protektor ist ein Actionthriller von David Morrell, dem Mann, der uns Rambo bescherte (was an sich schon genug darüber aussagt, auf was man sich in diesem weiteren Werk einstellen darf). In Deutschland ist es danach recht ruhig geworden um den Schriftsteller, bis sein genialer Psychothriller Creepers erschien. Dem Erfolg der Romans, der mittlerweile auch eine Fortsetzung bekommen hat, ist es zu verdanken, dass sich der Heyne-Verlag nun eines bereits 2003 verfassten Thrillers Morrells annimmt und diesen als Sonderauflage zusammen mit einer Reihe weiterer Thriller erneut auf den deutschen Buchmarkt bringt.

Was soll man nun zu Der Protektor sagen?

Kritikpunkte finden sich schnell: Einfache Storyline, flache Charaktere, ein Übermaß an sinnloser Gewalt,...

Doch das ist ein ziemlich sinnloses Unterfangen.

Wer sich ein Werk mit dem Titel Der Protektor zulegt, dem muss klar sein, dass er es hier mit einem B-Movie in Buchform zu tun hat. Was anderes habe ich auch nicht erwartet, als ich mir das Buch kaufte. Ganz ehrlich: Wem das nicht bewusst ist, der sollte schleunigst mehr lesen und Filme gucken; wer hier was anderes erwartet als ein Actionfeuerwerk, dem ist echt nicht mehr zu helfen.

Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, ist Der Protektor immer noch kein Meilenstein des Actiongenres, aber er ist eine gute, gelungene Unterhaltung für zwischendurch. Routiniert führt Morrell seine Protagonisten von einer Actionsequenz zur nächsten, wobei er immer wieder auf Klischees zurückgreift und versucht, diese zu eliminieren. Inwiefern er damit recht hat, kann ich nicht sagen (von Schusswaffen und Verfolgungsjagden habe ich so viel Ahnung wie von Quantenmechanik, nämlich gar keine), erfrischend und interessant ist es auf jeden Fall.

Die Personen mögen zwar einfach gestrickt sein, doch trotz allem ist einem Cavanaugh irgendwie sympathisch. Was will man mehr von einer Hauptfigur in einem Thriller in bester B-Movie-Manier? Dass das Buch nie langweilig wird und sich flüssig lesen lässt, tut sein Übriges, dass der Roman ein angenehmer Zeitvertreib ist.

Fans von B-Movies, Action und harten Kerlen, die wie eine Ein-Mann-Armee agieren, können bedenkenlos zugreifen. Wer Bücher von Matthew Reilly oder James Rollins liest und wem es zu lange dauert, bis Nachschub kommt, der sollte es sich auf jeden Fall überlegen, dem Actionfeuerwerk eine Chance zu geben. Ein Meisterwerk und moderner Klassiker wird hier nicht geboten. Dafür aber gute Unterhaltung und spannendes Lesevergnügen.

Und das ist viel mehr, als die meisten Romane von sich behaupten können.

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