Agatha Christies Tödlicher Irrtum

Tödlicher IrrtumAgatha Christies Tödlicher Irrtum
(Ordeal by Innocence)

Dr. Calgary kommt zu spät. Der Henker hat den jungen Jack Argyle ins Jenseits befördert. Calgary weiß, dass ein Unschuldiger wegen Muttermordes hingerichtet wurde. Er bringt mit seinen Schnüffeleien mehr ans Tageslicht, als ihm lieb sein kann. Immer tiefer dringt er in das Dickicht aus Lügen, Hass und Rache ein. Nur ein anderes Mitglied der Familie kann die Wahnsinnstat begangen haben, denn alle hassten die Ermordete.

Jeder hat ein Motiv, aber auch ein Alibi. Weitere Morde geschehen, und Calgary ist sich nicht mehr sicher, ob er den Mörder noch finden will ...

Angeblich soll es sich bei dieser Verfilmung um den persönlichen Lieblingsroman der legendären Agatha Christie handeln, wobei man als Krimi-Liebhaber schon ganz generell mit immenser Vorfreude an die Verfilmungen der Geschichten einer der besten Krimi-Autorinnen aller Zeiten herangeht. Bekommt man doch in der Regel äußerst interessante Filme geboten, wie man beispielsweise an Werken wie "Tod auf dem Nil" oder "Mord im Orient-Express" sehen kann. "Tödlicher Irrtum" weicht allerdings schon aufgrund seiner Erzählstruktur ziemlich stark von den genannten Filmen ab, besteht die Geschichte doch neben den gegenwärtigen Ereignissen zu einem großen Teil aus Rückblenden, die letztendlich zur Lösung des recht ominösen Falles dienen, um den es sich hier dreht. Donald Sutherland agiert in der Rolle des Dr. Calgary, der zwei Jahre nach der Hinrichtung des angeblichen Muttermörders Jack Argyle auftaucht und bestätigen kann, dass dieser zur Tatzeit mit ihm zusammen war und so den Mord überhaupt nicht begangen haben kann. Die Tatsache, dass anscheinend ein Unschuldiger für einen Mord büßen musste, lässt ihm keine Ruhe, sodass er seine eigenen Ermittlungen anstellt, um die Identität des wahren Schuldigen an den Tag zu bringen. Dabei löst er allerdings innerhalb der Familie Argyle größten Unwillen aus und sorgt zudem dafür, dass noch weitere Menschen ihr Leben verlieren.

Die unter der Regie von Desmond Davis umgesetzte Story beinhaltet einen durchaus soliden Spannungsaufbau, der für unterhaltsame Krimi-Unterhaltung sorgt, allerdings fehlt es den Ereignissen ein wenig an Esprit, sodass der Plot ohne jegliche Höhepunkte auskommen muss, was man von Verfilmungen, die auf einem Roman von Agatha Christie beruhen, eigentlich gar nicht kennt. Es ist dabei keinesfalls so, dass hier gähnende Langeweile vorherrschen würde, jedoch ist die Erzählweise in gewissen Passagen schon etwas trocken geraten und lässt so leicht zähflüssige Züge erkennen. Dennoch kann man nicht leugnen, dass die Geschehnisse auch eine ganz eigene Faszination auf den Zuschauer ausüben, was auch in der Tatsache begründet ist, dass die wahre Identität des Mörders bis zum Ende im Dunkeln liegt. Man weiß lediglich, dass der Täter in den Kreisen der merkwürdigen Familie der Getöteten zu suchen ist, doch jedes Familienmitglied scheint ein wasserdichtes Alibi zu haben. Merkwürdig scheint vor allem der Aspekt, dass hier anscheinend niemand gesteigerten Wert auf die Enthüllung der Identität des wahren Killers legt, was die ganze Sache noch viel mysteriöser macht, als es von Haus aus schon der Fall ist.

So liegt dann auch das Hauptaugenmerk des Filmes ganz eindeutig auf den Ermittlungen von Dr. Calgary, der in mühsamer Kleinarbeit versucht, die einzelnen Puzzleteilchen und Ungereimtheiten zu einem klaren Gesamtbild zusammenzufügen. Dieses Unterfangen erweist sich allerdings als äußerst kompliziert, treten doch immer wieder neue Widersprüche auf und vonseiten der Familie Argyle hat er keinerlei Hilfe zu erwarten. Eher durch einen glücklichen Zufall gelingt es ihm, ganz am Ende das fehlende Puzzleteil zu erhalten, das dann auch die Motive des Mörders erkennen lässt, die bis dahin eigentlich nicht zu erkennen waren. Und das obwohl im Prinzip jedes Familienmitglied ein Motiv gehabt hätte, den Mord zu begehen, was insbesondere durch die ständigen Rückblenden eindrucksvoll herausgearbeitet wird. Das Ende rückt dann noch einmal tragische Züge in den Vordergrund und lässt die ganze Zerstrittenheit der Argyles erkennen, denn in dieser Familie sind Dinge vorgefallen, die alles andere als normal und alltäglich sind.

Ganz generell hat Desmond Davis mit "Tödlicher Irrtum" einen durchaus sehenswerten und interessanten Krimi inszeniert, der allerdings aufgrund seiner teilweise trockenen Erzählweise nicht jeden Geschmack treffen wird. Mir persönlich hat dieses Werk dennoch recht gut gefallen, da es ganz einfach sehr spannend ist, sich selbst auf die Suche nach dem wahren Killer zu begeben. Denn dabei kann es durchaus öfter vorkommen, dass man die eigenen Vermutungen in eine vollkommen falsche Richtung lenkt, denn geschickt werden einige falsche Fährten gelegt, bis man letztendlich die wahren Zusammenhänge erkennt. Wer sich also an einer Geschichte erfreuen kann, die förmlich zum Mitraten einlädt, kann mit diesem Film eigentlich nicht viel falsch machen. Man sollte allerdings keinerlei Action oder großartige Höhepunkte erwarten.

Fazit: Sicherlich hätte man das Szenario etwas flüssiger gestalten können, denn einige etwas zähflüssige Passagen kann man ganz einfach nicht übersehen. Dennoch handelt es sich bei "Tödlicher Irrtum" immer noch um einen absolut sehenswerten Krimi, der mit routiniert agierenden Darstellern besetzt ist und dem Zuschauer so manches Rätsel aufgibt, bevor sich erst ganz am Ende die wahre Identität des Mörders zu erkennen gibt.


Informationen zur DVD

Agatha Christies Tödlicher Irrtum
(Ordeal by Innocence)

Darsteller: Donald Sutherland, Christopher Plummer, Faye Dunaway, Sarah Miles, Ian McShane, Diana Quick, Annette Crosbie, Michael Elphick, George Innes, Valerie Whittington, Phoebe Nicholls, Michael Maloney, Cassie Stuart, Anita Carey, Ron Pember
Regie: Desmond Davis
Drehbuch: Agatha Christie / Alexander Stuart
Kamera: Billy Williams
Musik: Dave Brubeck
FSK: 16
Großbritannien / 1984


Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch / Englisch DD 2.0
Untertitel: Deutsch
Bild: 1,85:1 (16:9)
Laufzeit: 84 Minuten

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