Equiamicus & Co. machens möglich...
Über das Recherchieren historischer Texte über den Teufel und anderer verwandter Themen
Es gab aber eine große Schwierigkeit. Der Zugang zu verlässlichen, historischen Quellen war schwer und nicht immer möglich, während vieles was auf dem Buchmarkt vertrieben wurde sauteuer war (Grimms Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens) oder arg esoterisch gefärbt, was oft alles verfälschte.
Glücksfälle wie Helmut Avanzini*, der mir für Recherche zu den Vampirsondernummern von Zauberspiegel, Zauberstern und Zauberschriftchrift (Dezember 1987) mit der von Staatsanwalt a. D. Otto Steiner verfassten Schrift Vampirleichen Vampirprozesse in Preußen (Hamburg, 1959) versorgte, waren Ausnahmen, die die Regel bestätigten.
Gleiches galt, wenn man Kurzgeschichten auf historischen Ereignissen, Sagen oder Mythen fußen lassen wollte, die sich nicht auf Ereignisse aus dem Geschichtsbuch beziehen sollten, sondern vielmehr auf Randereignissen der Geschichte fußen sollten. Eben diese Geschichte von Flüchen und Ereignissen, die im Horrorheftroman - in der Regel - immer erfunden wurden. Die Quellenlage fürs Verwenden tatsächlicher Ereignisse war einfach unzureichend und der einzige Ausweg war manchmal der Weg in Uni-Bibliotheken, wenn amn den Zeit und Zugang fand. Die Wurzeln waren oft nur anhand populär aufbereiteter und esoterisch gefärbter Quellen zugänglich. Wenn man nicht gerade in besagter Unibibliothek herumforschen konnte, hatte man es eben schwer. Aber die Macher eines Fanzines müssen da eher mit gebremsten Schaum fahren. So versuchte man aus den vorhandenen Quellen das Beste machen.
Grausame Zeiten, schwere Recherche. Das Internet hat nun vieles leichter gemacht. Aber da findet man oft Faksimile-Wiedergaben der Texte. Sehr schön im Grundsatz, aber am Bildschirm nicht immer einfach zu lesen und die Originalsprache (z. B. Mittelhochdeutsch) und Schrift sind nicht unbedingt einfach zu entziffern und zu entschlüsseln. Das macht mehr Mühe als dem Autoren an Zeit zur Verfügung steht. Das ist eben keine einfache Lektüre, die man mal so wegliest.
Auch wenn ein Autor nicht nach dem Rellergerdschen Motto verfährt, warum mach nachschlagen solle was auch erfinden könne, so kann er damit rechnen eben aufwändig Recherche betreiben zu müssen und vor den gleichen Schwierigkeiten zu stehen, die auch der Amateurautor hat. Die Quellen zu finden, die weiterhelfen. Das hat mich zum Beispiel bei unserer (immer noch ruhenden) Hüter-Serie abgeschreckt, Volksglauben und historische ereignisse einzubinden. Denn: Es ist aufwändig genug, eine solche Serie (für lau) zu gestalten. Da kann man ruhig mal versuchen, das vorhandene Basiswissen durch das Rellergerdsche Muster zu ergänzen. Zumal weder Autor noch Fanautor wissenschaftlich arbeiten, womit man die Originalquellen nur bedingt braucht. Was man für unsere Zwecke braucht sind die Fakten in lesbarer Form.
Doch seit einiger Zeit gibt es einen Ausweg. Nicolaus Equiamicus und Ubooks haben begonnen eine Reihe Bücher zu bearbeiten und zu verlegen, die authentisch und historisch sind. Sie schöpfen dabei aus einem durchaus reichen Fundus und machen ihn für den Normalbürger unseres Jahrhunderts ich will nicht sagen lesbar, aber doch leichter zugänglicher.
Nicolaus Equiamicus ist nicht etwa der Autor der Texte. Nein, er nimmt den historischen Text und übersetzt ihn in modernes, schnell lesbares Deutsch, ohne dabei die Fakten (z. B. durch moderne esoterische Thesen, die er in die Texte hinein interpretiert) zu verzerren. Das gibt was her. Damit kann Leser/Artikelschreiber/Autor was anfangen.
Wir haben ihn am Beispiel seiner Bearbeitung/Übersetzung eines der Werke über Vampire/Vampirglauben ja schon einmal durchlebt.
Bettina war im Netz das Traktat von dem Kauen und Schmatzen der Toten in Gräbern und die sogenannte "Leipziger Vampirdebatte" von Michael Ranft gestoßen und arbeitete für einen Artikel das Thema mühsam am Originaltext auf und stieß im Grunde mit Abschluss ihrer harten Arbeit auf Ubooks und Nicolaus Equiamicus, der uns gleich als Gastautor noch einen weiteren Beitrag zum Thema vorstellte. Ubooks sandte uns die Bücher. Und schon auf den ersten Blick offenbarte sich, dass Bettina es viel einfacher hätte haben können.
Alles was sie sich mühsam am Bildschirm erarbeitet hat, stand in klaren und modernem Deutsch vor ihr. - Das war ärgerlich. Gut, Bettina machte auch die Arbeit am Originaltext verdammt viel Spaß. Aber dennoch hätte auch die Bearbeitung von Equiamicus hier sehr hilfreich sein und vieles vereinfachen können.
Augustinus Calmet
Augustinus Calmet wurde im Jahre 1672 in Mesnil la Horgne bei Commercy in Lothringen geboren. Schon in früher Jugend entschloss er sich, dem geistlichen Stande beizutreten, und begann im Benediktinerkloster von Breuil seine Studien. Im Jahre 1688 wurde er in den Benediktinerorden aufgenommen und acht Jahre später, 1696, zum Priester geweiht. Da er sich unter seinen Ordensbrüdern hauptsächlich durch eifrige wissenschaftliche Tätigkeit auszeichnete, wurde er nach kurzem zum Lehrer bestellt, und erteilte schon im Jahre 1698 in der Abtei Moyen-Moutier Unterricht in Philosophie und Theologie. Der Hauptgegenstand seiner wissenschaftlichen Tätigkeit wurde aber bald die Heilige Schrift und bereits im Jahre 1704 versah er als Superior in der Abtei Münster zugleich die Stelle eines biblischen Exegeten.
Seine darauf folgende schriftstellerische Tätigkeit und seine vielberühmte Gelehrtheit in dem Gebiete der Wissenschaft, darüber hinaus seine Tugend und seine unerschütterliche Ehrlichkeit machten ihn zu einem überaus geachteten Mann. Er starb im hohen Alter als Abt des Klosters Senones in Lothringen am 25. Oktober 1757.
Augustinus Calmet gilt gemeinhin als der größte Theologe des 18. Jh. und war einer der gelehrtesten Männer seiner Zeit. Sein unglaublich großes Schrifttum füllt eine ganze Bibliothek. Er verfasste ausführliche Werke zur Geschichte Frankreichs und Lothringens, viele theologische Abhandlungen, sowie den größten jemals erschienen französischen Bibelkommentar.
Und so gibt es eine ganze Reihe Titel, die für Leute, die sich für historische Abhandlungen über Vampire, Geister und Teufel interessieren, die nicht nur von Equiamicus bearbeitet werden. So haben Irina und Abraham Silberschmidt im Rahmen der Edition Roter Drache sich Gelehrte Verhandlung der Materie von den Erscheinungen der Geister, und der Vampire in Ungarn und Mähren angenommen. Diese stammt im Original von Augustinus Calmet. Auch hier kann derjenige, der Artikel verfassen oder Geschichten erzählen will, unendlich viele Anregungen finden. Da wird unmittelbare Glaube, Aberglaube und seinerzeitige Wissenschaft aufbereitet und geben Material ohne Ende her. Und auch hier: Es ist lesbar geworden, so dass sich der Interessierte schnell einlesen kann.
Equiamicus selbst hat noch mehrere Titel aufgearbeitet. Da ist zum einen Luise Bernhardis Werk Die Geisterwelt (1860). Bernhardi widmet sich in kurzen Artikeln im Kontext der Zeit allen möglichen Themen. Das Spektrum reicht vom Teufel, über Die Wilde Jagd, Werwölfe und Geister bis hin zu Albertus Magnus und Faust. Allein in diesem Buch sage ich mal liegt eine komplette Romanserie begraben.
Des weiteren hat Equiamicus Ulrich Molitors Von Unholden und Hexen bearbeitet. Dieses Werk stammt aus einer Zeit kurz nach dem Papst Innozenz seine Hexenbulle bekannt gegeben hatte und der Hexenhammer erschienen war. So etwas authentisches bringt weiter und erhellt die sicht auf die Hexenverfolgung. Auch hier findet sich sowohl für Artikel und Geschichten ein reicher Fundus.
Und zu last but not least, ein geradezu wunderbares Werk. Nicolas Rémys "Daemonolatreia oder Teufelsdienst" ist der Bericht eines Hexenjägers über die Verfolgungen im Kurfürstentum Trier und dem Herzogtum Lothringen. Das Buch ist unglaublich interessant, detailreich und spart nicht an Details. Da geht vieles über die Phantasie der Autoren und Regisseure hinaus. Aus dieser Quelle erfährt man mehr über die Hexenverfolgung, als manche wissen wollen.
Solche Bücher braucht die Welt und zwar in einem Deutsch, das man lesen kann. Für mich sind die Ausführungen Rémys eine Warnung.
Und man darf hoffen, dass Equiamicus und seine Mitstreiter im Geiste noch nicht fertig sind und weiter eifrig nach vergessenen Bücherschätzen suchen und diese in schnell lesbaren Deutsch zugänglich machen.
Die Bibliographie der von Nicolaus Equiamicus bearbeiteten Bücher
162 Seiten / 18,90
Wer sich jemals mit dem Thema «Vampirismus» ernsthaft beschäftigt hat, wird mit Sicherheit auf den Namen Michael Ranft gestoßen sein. Sein 1734 erstmals in kompletter Form erschienenes Traktat gilt noch heute als eine der wichtigsten Schriften zum Thema, wenngleich es bislang keine Neuauflage erfuhr.
Kein anderer Gelehrter der damaligen Zeit setzte sich derart akribisch und vorurteilsfrei mit dem Thema auseinander. Er studierte die aktuellen Fälle von Vampirismus genauso wie die verfügbaren Schriften und bewertete alle Fakten sauber und nachvollziehbar.
Damit schuf er die erste wissenschaftliche Abhandlung zum Thema Vampire und nach wie vor eine der umfassendsten. Ranft trennte Wahrheit von Fiktion, protokollierte und wertete forensische Beweise aus.
ISBN: 978-3-86608-089-8
Wir beurteilen die Sitten und Lebensverhältnisse, welche vor vier- bis fünfhundert Jahren herrschten, gerne nach heutigen Maßstäben. Deshalb erscheint uns das Zeitalter der Hexenverbrennungen als ein dunkles und düsteres. Aber das ist falsch!
Es war die Zeit großer Namen wie Luther, Kolumbus, Bach, da Vinci und Shakespeare! Um die wahren Hintergründe von Hexenverbrennungen, Hexenwahn und anderen Ereignissen zu verstehen, ist ein Studium der Originalquellen am besten geeignet. Deshalb gibt es die Schrift «Von Unholden und Hexen» nun endlich in einer lesbaren Bearbeitung.
400 Seiten / 18,90
ISBN 978-3-86608-086-7
Das 19. Jahrhundert ist uns bekannt als die Epoche der Romantik. In kaum einem anderen Zeitalter lebten so viele große Geister, und wurden so erhabene und bekannte Werke der Weltliteratur geschaffen. Auch besann man sich, vor allem in Deutschland, auf traditionelle Überlieferungen:
Unter dem Schutt der Aufklärung verborgen, machten sich eifrige Männer daran, das geistige Erbe der Menschen wieder ans Tageslicht zu bringen und ihre Sammlungen zusammenzutragen.
Das hier vorliegende, sehr seltene und gesuchte Werk, welches Luise Bernhardi zugeschrieben wird, das um 1860 erschien, geht jedoch über die reine Sammlung der Sagen hinaus und versucht dem Leser anhand von vielen interessanten Geschichten die einzelnen Aspekte des Volksglaubens und der Volksüberlieferung nahezubringen. So spannt sich der Bogen von Hölle, Teufel, Hexen, Zauberei und Zaubersprüchen über Nixen, Feen und Elfen, Zwerge, Vampire, Werwölfe und Gespenster bis hin zu berühmten Alchemisten und Schwarzkünstlern vergangener Zeiten.
Beim Studium der folgenden Blätter erhellt sich, dass die aus Kindertagen wohlbekannten Sagen- und Märchenbücher weitaus mehr beinhalten, als nur reizvolle Geschichten des romantischen Zeitalters.
344 Seiten / 18,90
ISBN 978-3-86608-113-0