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Atlan's Science Ecke: Müssen Maschinen eigentlich immer Lärm machen?

Atlans Science EckeMüssen Maschinen eigentlich immer Lärm machen?

Wir alle, jeder von uns, haben uns schon sicher mal über den Baulärm vor dem Haus oder über Nachbars Rasenmäher geärgert. Muß dieser Lärm sein? Müssen Maschinen laut sein?

Dazu gibt es zwei Kategorien: die objektiv gemessene Lautstärke, gemessen in Dezibel  (oder Phon) – und die subjektive, „gefühlte“ (oder „gehörte“) Lautstärke, die das auftretende Geräusch mit der Umgebung und den dortigen Geräuschen in Verbindung setzt.


Wir wollen uns zunächst mit den objektiven Kriterien auseinandersetzen, dann mit den gesellschaftlichen, zuletzt mit den subjektiven.

Objektiv gesehen, entstehen Geräusche durch Reibung an Kontaktflächen oder durch resonante Schwingungseffekte, wenn andere Gegenstände in ihrer Eigenschwingung vom Lärmerzeuger angeregt werden. Natürlich muss ein schalleitendes Gas (Flüssigkeit oder Festkörper) als Medienträger vorhanden sein. Bei Alltagsmaschinen wird zwar etwas Wert auch auf die Schalldämpfung gelegt, diese ist aber oft nicht optimiert, schon gar nicht bei älteren Maschinen, insbesondere bei LKW- und Busmotoren läßt sich da noch viel machen. Auch bei Düsenjets oder Hubschraubern.(obwohl Militärhelis schon leiser geworden sind aus taktischen Gründen). Außerdem geht viel nützliche Energie als nach außen verpuffende Schallenergie verloren; Änderungen hier könnten den Wirkungsgrad verbessern. Zu den grundlegenden Forschungen sind materialwissenschaftliche Institute, in Deutschland sind dies meist die Fraunhofer-Institute, aufgefordert. Aus physikalisch-technischen Gründen ist die schallarme, also auch lautlose Maschine also erwünscht. Wieweit dies praktisch umsetzbar ist, ist aber nicht nur forschungstheoretisch wichtig als Ingenieurarbeit, sondern auch gesellschaftlich: Es wurden schon einmal sehr leise fahrende PKWs entwickelt, die dann zu leise waren – und so die Unfallquote erhöhten. Deshalb wurden die Motorgeräusche wieder lauter, damit jede alte, schwerhörige Omi sie auch hört, wenn sie mal wieder nicht die Ampel überquert, sondern hundert Meter davor die vielbefahrene Straße überqueren will.

Wirkliche Lautlosigkeit ist etwa bei Bohrmaschinen, automatischen Hämmern, Schleifmaschinen und ähnlichen Handwerkszeugen erwünscht. Hier ist noch viel Forschungsarbeit nötig, die dann auch praktisch umgesetzt werden muss. Wie sieht nun der subjektive Teil aus? Hier läßt sich nichts sehr gut präzisieren: Eine fliegende 747 wird nachts um vier eben lauter wahrgenommen als nachmittags um sechzehn Uhr, weil sie in einen anderen äußeren Schallpegel eingebettet ist. Auch die Schallverschmutzung in unserer Zivilisation nimmt stark zu, hauptsächlich natürlich in Großstädten und auf Flughäfen. Zusätzliches, unnötiges Gebiepe bei Bahnen, wenn sich Türen schließen und der Zug abfährt, neue (amerikanische) Sirenen bei der Polizei, die das Straßengeräusch noch eine Nuance schriller machen werden (schon jetzt  könnte man wegen Körperverletzung klagen, wenn man über absolutes Gehör verfügt – und plötzlich neben einem die Sirene des Rettungswagens losjault, die ja zugegebenermaßen notwendig ist!).

Wie sieht es nun in der SF damit aus: Zuerst fällt mir immer die berühmte Kurzgeschichte ein „Der verrückte Müllschlucker!“. Kurzhandlung: Ein Mann läuft Amok und erschießt alle Geräuschemacher, Maschinen genaugenommen, die aber sprachlich leicht vermenschlicht dargestellt werden: Zitat:“Als Erstes erschoß ich den Fernseher“. In dieser Gesellschaft sind Geräusche zwingend, weil gesetzlich erwünscht.Einer wehrt sich dagegen.

Wie sieht es nun in Perry Rhodan (und Atlan) damit aus: Zuerst gab es mitschwingende Wände der Zentrale, wenn Scheer-Schiffe in den Salventakt der TF-Kanonen verfielen. Da mussten dann Helme zugeklappt und Ohrschützer aufgesetzt werden. Kommunikation war so im Gefecht nur noch über Funk möglich, auch in derselben Schiffszentrale. Tausende Jahre später waren die Terraschiffe hingegen so still, dass wieder künstlich Geräusche eingespielt werden mussten, damit sich die Besatzung wohlfühlen konnte. Im Kopf bleiben wird mir wohl immer die „stille“ Fabrikhalle von G.A. Waringer auf Opposite, in der er Bull das fpf-Gerät vorführte.(Band 333 „Im Meer der Träume“, von Kurt Mahr).

Einige TUs in Deutschland arbeiten bereits an schallarmen Prozessen – auch durch Gegenschall. Schallwellen sind aber longitudinal – sie schwingen in der Bewegungsrichtung – nicht transversal. Lichtwellen etwa schwingen senkrecht zur Bewegungsrichtung, deshalb funktioniert hier die Interferenz besser, das ist Wellenüberlagerung, die bei entsprechender Phasenverschiebung ja auch zur völligen Auslöschung führen kann. Bei Schall ist das nicht soo einfach, aber es kann funktionieren. Wichtig ist das für Leute, die an Autobahnen oder Zugtrassen wohnen. Auch die Diskussion um den Schallschutz der Fenster bei Flughafenanwohnern ist ja immer aktuell, nicht nur in Berlin-Brandenburg...

Gewünscht ist hier außerdem, die Reibung an Kontaktflächen maximal zu verringern, am besten bis zur fast utopischen Reibungslosigkeit, und die Resonanz von mitschwingenden Objekten zu vermeiden.Da wird bereits an Beidem viel geforscht.

Wollen wir hoffen, dass die sehr schallarme Maschine bald entwickelt wird - und sich auch gesellschaftlich durchsetzt, denn: Lärm kann Aggression erzeugen (oder zumindest kanalisieren), Aggression erzeugt Gewalt, Gewalt erzeugt...

Wenigstens die Roboter in Perry Rhodan summen nur leise auf ihren Prallfeldern...

© 2014/15 by Aarn Munro und  H. Döring

Kommentare  

#1 AARN MUNRO 2015-07-16 14:02
Nicht im obigen Artikel erwähnt sind jetzt die seltsamen Geräusche, die Raumschiffe immer im Film machen, wenn sie durchs Vacuum fliegen...das geht schon bei Metaluna IV los, später bei Galactica, SW und anderen SF-Filmen/Serien...natürlich völlig unlogisch, aber der Action für die Zuschauer geschuldet... :-)
#2 Larandil 2015-07-16 15:35
Meiner Meinung nach schadet es absolut nicht, wenn Maschinen auch akustisch deutlich machen, dass der Aufenthalt in ihrer Nähe die körperliche Unversehrtheit gefährden kann. Ich erinnere nur daran, dass Elektroautos mit einem "Fahrgeräuscherzeuger" nachgerüstet werden sollen, damit Fußgänger und Radfahrer sie kommen hören können ...
www.welt.de/motor/article124016957/Wie-leise-duerfen-Elektroautos-sein.html
#3 Kerstin 2015-07-16 20:34
Viel Segen würde es auch bringen, wenn man endlich eine allumfassende, wirksame Maßnahme gegen das Schnarchen erfinden würde ...

Was die Fahrgeräusche von Autos angeht: Da sind nicht nur die schwerhörigen Omis in Gefahr, die auch den normalen Otto-Motor nicht mehr vernehmen, sondern auch die Halbstarken mit den Musikstöpseln im Ohr und dem Handy-
Display, von dem sie Finger und Augen nicht lösen können. Dann ist unter Umständen auch das Martinshorn noch zu leise.
#4 AARN MUNRO 2015-07-18 09:28
Ja, Kerstin...das Schnarchen betrifft mich auch... Abhilfe wäre hier echt gut... :-)
#5 Kerstin 2015-07-18 12:51
@Aarn Munro:

Was ich neulich zu dem Thema einem Kollegen vorgeschlagen habe, hat ihn etwas schockiert: Das einzig Nachhaltige ist, den Schnarcher totzuschlagen. Er entsetzt: Dann will ich aber nie bei dir schlafen! Ich (genauso entsetzt über die Vorstellung): Dazu hab ich dich auch nicht eingeladen. (Erstens hat er eine Freundin und zweitens komm ich da nun wirklich nicht in Versuchung.)


Da lob ich mir das Single-Leben! Keiner grunzt mir die Ohren voll.
#6 Toni 2015-07-19 14:20
Manchmal sind die Maschinen auch gar nicht das Hauptübel. Ich habe 1983-86 einen Ausbildung bei der Ruhrkohle Ag als Bergmechiner (Hauer) gemacht (hinterher Schacht-Zimmermanns-Hauer). Wenn der Hobel im Streb, 1300 Meter (Zollverein, Ort 711) unter der Erde, die Kohle von der Wand gerissen hat, ging lärmmässig ganz schön die Post ab...
#7 Kerstin 2015-07-19 19:40
Richtig ätzend ist das bei Kinderspielzeug. Das Zeug muss einen Höllenlärm veranstalten, auch wenn es leise ginge, ohne die Spielqualität zu beeinflussen. Muss den das Gerät wirklich lauthals jubeln, huben, rasseln, klingeln und tröten, wenn das Kind das richtige Klötzchen in die Box gesteckt hat? Kann man sich keine subtilere Belohnung ausdenken? Wenn ein Erwachsener vorsichtig ein Ruhebedürfnis äußert, vielleicht, weil er Nachtschicht hatte oder krank ist, dann wird sofort über die Kinderfeindlichkeit dieses Menschen und in Deutschland allgemein hergezogen.

Dazu dudelt an allen Ecken und Enden Musik und überall quasseln Radios vor sich hin. Ausstellen? Wo kämen wir denn hin, wenn die Leute nicht mehr ständig mit der Reklame vollgesülzt werden? Da wissen die ja gar nicht mehr, was sie brauchen und was nicht, wenn es ihnen keiner sagt.

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