Wie ein Leonard Hofstadter zu einer Penny kommt - 4. Neil Strauss oder »Die dreißig Tage von Sodom« (1)
Wie ein Leonard Hofstadter zu einer Penny kommt
4.
Neil Strauss oder »Die dreißig Tage von Sodom« (1)
„I choose to be happy.“
(Rihanna: „Diamonds“)
Matthias Pöhm erwähnt in der Frühphase seines Kompendiums, wo er mit der Schilderung eigener Erfahrungen versucht, eine Brücke zum Leser aufzubauen, einen „Neil Strauss“. Dessen Werk „The Game“ (deutsch: „Die perfekte Masche“) wäre während seiner Lehrjahre „die Bibel der Verführung“ gewesen: „Das Buch war auf der New Yorker Bestsellerliste und jeder in der Szene hatte es gelesen“.
Damit gehört Herr Strauss zu den Altmeistern der Pick- Up- Subkultur, und dieser Aufsatz wäre unvollständig, würde ich nicht auch auf ihn eingehen. Die erwähnte „Bibel“ freilich ist in Roman- Form gehalten, so daß ich mich entschlossen habe, stattdessen das Nachfolge- Werk „The Rules of the Game“ (deutsch: „Der Aufreißer“) durchzuarbeiten. Es enthält zwar auch einen Prosa- Teil, besteht aber in der Hauptsache aus praktischen Anleitungen. Aber wo Pöhm eher Ratschläge aneinander reiht, geht der US- Amerikaner noch einen Schritt weiter, indem er einen regelrechten Lehrgang, ein „Workout“ entwickelt hat, der explizit auf die praktische Umsetzung ausgerichtet ist. Dem Leser wird aufgetragen, innerhalb von dreißig Tagen verschiedene Übungen zu absolvieren, „um Ihr Auftreten, Ihre Ausstrahlung, Ihre soziale Kompetenz, Ihre Wirkung auf Frauen und Ihre Verführungskünste auf Vordermann zu bringen“. Aus diesem Grunde behandele ich es nach Herrn Böhms Elaborat, denn während man „Ich kann euch alle haben“ noch als theoretisches Lehrbuch nützen könnte, wird man in „Der Aufreißer“ regelrecht angewiesen, das erworbene Wissen sogleich in die Tat umzusetzen. Wem daran gelegen ist, der mag die im Folgenden aufgeführten Lektionen durchexerzieren, doch sei er daran erinnert, daß ich hier nur eine Zusammenfassung liefere. Außerdem beteuert Herr Strauss zwar, die Aufgaben wären „selbst dann problemlos zu bewältigen, wenn Sie drei Jobs gleichzeitig ausüben“, aber das läßt sich getrost – wie der größte Teil der einleitenden Kapitel – unter dem Etikett „Reklamedeutsch“ verbuchen. Schließlich erfordert es ein Großteil dieser auf höchstens „eine gute Stunde“ begrenzten Missionen, daß man eine belebte Lokalität aufsucht, und das vermutlich nicht in seiner Dienstkleidung. Auch haben es manche der Örtlichkeiten an sich, daß der Bär erst spät zu tanzen anfängt, und da ist es eher kontraproduktiv, wenn morgens um Drei schon wieder der Wecker klingelt. Aber nehmen wir ganz einfach mal an, wir würden einer Tätigkeit nachgehen, die uns das nötige Maß an Freizeit gewährt, oder aber, wir würden unmittelbar über dem In- Club und Szene- Treff unseres Heimatortes wohnen (Ob der Dorfkrug damit ausscheidet?), und hätten keinerlei Probleme damit, das zu tun, was der Autor uns abverlangt.
Übrigens schreibt er – wie Pöhm auch – speziell für den männlichen Interessenten, vermutlich, weil das die Perspektive ist, aus der er seine Erfahrungen gemacht hat. Er gibt sich durchaus Mühe, sich mit dem Leser/ Loser zu solidarisieren, indem er betont, er wäre auch einmal so gewesen, bevor er „auf eine geheime Community im Internet“ stieß, „ein Forum, in dem sich die besten Aufreißer der Welt austauschten“. Er lernte, daß diese Baggerprofis ihn zwar nicht erretten würden, wohl aber den Weg zeigen, wie er es selbst schaffen könnten. Tja, das Schema erinnert doch sehr an die üblichen Werbespots für Diätprodukte, Heimtrainer und Küchenmesser- Sets, aber geben wir ihm einfach mal eine Chance!
Übrigens kann es auch für Damen lohnend sein, mal ein oder zwei Blicke in sein Werk zu werfen. Nicht nur, daß sich die beschriebenen Methoden in leichter Abwandlung auch beim männlichen Geschlecht anwenden ließen, man ist auch gewarnt, welche Tricks und Kniffe ein geübter Pick Up Artist anwenden mag, um sie in sein Bett zu bekommen.
Tatsächlich ist nämlich auch Strauss‘ Einstellung zum Verhältnis der Geschlechter eine etwas spezielle. Gewiß, er vermeidet krude Thesen, in denen nahezu sämtliche Übel der Welt auf Abfuhren zurückgeführt werden. Und wo Pöhm die Damenwelt manchmal arg despektierlich pauschalisiert („Mädchen sind von Natur zwiespältig, unschlüssig, unsicher und handeln anders, als sie denken. Das ist… ein Fakt!“ , „Das ganze System ‚Frau‘ ist instabil“,„Schnatter, schnatter, schnatter.“ etc. etc. pp.), präsentiert sich Strauss eher als Menschenfreund, der bedauernswerten Kerlen hilft, von denen „die meisten… keine Arschlöcher oder Spinner (waren), sondern echt nette Kerle – genau die Sorte Männer, nach denen Frauen doch angeblich immer suchen, auch wenn sie sich anscheinend nicht von Ihnen angezogen fühlen“
Aber da klingt es auch schon wieder durch: Frauen suchen „angeblich“ die, von denen sie sich „anscheinend“ nicht angezogen fühlen. Und wer meint, Herrn Strauss ginge es um Töpfe und Deckel, den belehrt er spätestens im zweiten Teil seines Werkes eines Besseren. Dort nämlich pseudo- philosophiert er, „der ganze Mythos von wegen eine Frau, ein Mann, glücklich bis ans Ende ihrer Tage, auf dem unsere ganze Zivilisation basiert“, wäre „anscheinend… eine wackelige Angelegenheit“. Er läßt offen, ob er ewige oder innige Liebe überhaupt kennt; wie Pöhm hält er die bösen, bösen Konventionen für schuld daran, daß nicht einfach jeder vögeln darf, wen er möchte: „Vielleicht entspricht das Beziehungsmodell, das die Gesellschaft uns aufzwingt, nicht unserer Natur“.
Ja, ja, sie gehört abgeschafft, diese Gesellschaft! Wie glücklich sind sie doch damals alle gewesen in Sodom und Gomorrha!
Dementsprechend beschreibt der Autor den ganzen Prozeß, mit dem anderen Geschlecht in Kontakt zu treten, auch nicht als etwas Romantisches, sondern einfach nur als Spiel, und zwar in dem Sinne, wie es Annett Louisan verstanden hat. Dafür hat er folgende Leitsätze aufgestellt:
„Gestürzt, gestalkt, geschlagen, erstochen oder erschossen“ – Ja, auch Sodom ist schließlich untergegangen! Aber tun wir ganz einfach mal so, als hätten wir keine Angst davor, in den Salzstreuer zu kommen, und nehmen frohen Mutes den „Workout“ in Angriff, der aus uns innerhalb von dreißig Tagen einen Menschen machen soll, der es wert ist, „gestürzt, gestalkt, geschlagen, erstochen oder erschossen“ zu werden!
Und nein, die böse, böse Gesellschaft, die Sodom nicht möchte, läßt Herrn Strauss nicht los! Schon in seiner Lektion 1 wird der Leser aufgefordert, selbständig und unabhängig zu denken, „statt sklavenhaft von einer Seite zur nächsten zu blättern“.
In Lektion 2 geht es gleichfalls darum, sich nirgends reinreden zu lassen (außer natürlich von Herrn Strauss): „Das Geheimnis des Lebens besteht darin, es nicht persönlich zu nehmen. Was immer Leute sagen und tun, hat nicht notwendigerweise mit Ihnen zu tun. Gewöhnlich reagieren sie nur auf ihre eigenen Ängste.“
Er warnt (ein bißchen im Widerspruch zu Lektion 1) davor, sein Buch in einem Rutsch durchzulesen, Abschnitte zu überspringen oder schon mal zu gucken, was noch folgt. Stattdessen mahnt er, „jeden Tag (nur) ein Kapitel“ zu lesen: „Auch nur eine Lektion oder Erfahrung auszulassen, wird sich negativ auf Ihre Erfolge, Ihr Spiel und Ihr Leben auswirken“. Na, wenn er meint!
Er betont: „Dieses Buch ist nicht bloß zum Lesen da – es soll gelebt werden.“
Er nennt seine Methode die „Stylelife- Strategie“ und behauptet, sie wäre „schlicht und ergreifend das, was am besten und schnellsten funktioniert.“ Damit habe er „verschiedensten Typen unter die Arme“ gegriffen, bis ihn schließlich „Hunderttausende“ um Rat gefragt haben, „keine Arschlöcher oder Spinner“ gewesen sind, „sondern echt nette Kerle“
Ich versuche gerade zu berechnen, wieviel Minuten Schlaf Herr Strauss pro Nacht bekommt, wenn er „Hunderttausende“ so gut kennengelernt hat, daß er meint, ihren Charakter beurteilen zu können. Und ob er dabei überhaupt dazu kommt, seine Stylelife- Strategie auch in der Praxis zu testen.
Aber schon wenig später gibt er an, seine Erkenntnisse „an 13.000 Männer verschiedenen Alters aus den verschiedensten Bevölkerungsschichten“ weitergegeben zu haben – Sind das die erwähnten „Hunderttausende“? Oder hat er von diesen „Hunderttausenden“ gerade mal „13.000 Männer(n)“ weiterhelfen können oder wollen? Und das, obwohl sie doch in ihrer Mehrzahl „echt nette Kerle“ gewesen sein sollen! Aber vielleicht hatten die „echt netten Kerle“ auch einfach kein Geld im Portemonnaie? Fragen über Fragen!
Kehren wir zurück zum Buch. Dort gibt es noch ein Kapitel namens Die Spielregeln, in dem wir aufgefordert werden, alles zu vergessen, was wir „über Dating wissen“. Dann nennt er uns ein paar Utensilien, die wir benötigen, um das Spiel zu spielen. Würfel sind nicht dabei, und auch keine Mensch- ärgere- dich- nicht- Figuren, dafür aber Stift und Papier, ein Spiegel, ein akustisches Aufzeichnungsgerät und ein Computer mit Internetzugang (zu Motivationszwecken empfiehlt der Verfasser die Diskussionsforen unter www.stylelife.com/challenge). Okay, alles bereit? Dann ziehen wir jetzt über Los und streichen dabei keine € 4.000,- ein:
Mission 1 von Tag 1 beschäftigt sich mit der „richtigen Selbsteinschätzung“. Dem Leser wird aufgetragen zu notieren, wie er glaubt, daß andere ihn sehen, wie er wahrgenommen werden möchte, welche drei „persönlichen Eigenschaften oder Charakterzüge“ er gerne los wäre, und welche drei er gerne hätte.
In Mission 2 geht es darum, „alle Irrtümer über die Interaktion zwischen Mann und Frau aus der Welt zu schaffen, die Ihnen sonst im Weg stehen“. So erwähnt Herr Strauss, daß gutes Aussehen gar nicht mal so wichtig ist, sondern allein die „Persönlichkeit“… solange man „gut gekleidet und gepflegt“ auftritt! Tatsächlich könne Attraktivität sogar einschüchternd wirken. Als Hinderungsgrund, sich dem begehrten Geschlecht zuzuwenden, führt der Autor die Limiting Beliefs an, also Vorstellungen, die einen von an sich machbaren Handlungen abhalten. Er rät, diese „auszuhebeln“, indem man sich die Frage stellt, ob sie jemals und wirklich ausnahmslos für die Realität zugetroffen haben.
So schreibt er zur Angst vor der Abfuhr bzw. dem ignoriert Werden, daß Menschen in der Regel „freundlich und höflich bleiben, solange sie sich nicht wirklich bedroht fühlen – und ein schüchterner Mann wirkt nun wirklich nicht bedrohlich“.
Den Limiting Belief, sich beobachtet und beurteilt zu fühlen, entkräftet er mit dem Einwand, daß andere Menschen wie man selbst, und mehr mit der eigenen Außenwirkung beschäftigt sind.
Dem Limiting Belief, Frauen würden „Arschlöcher“ den „netten Kerlen“ vorziehen, stellt er entgegen, daß es bei dem „Spiel“ nicht um Charaktermerkmale gehe, sondern lediglich um ein „starkes“ Auftreten. Die Art und Weise der Selbstpräsentation wäre auch wichtiger als gutes Aussehen, Ruhm und Reichtum. Tatsächlich könnten bereits Ehrgeiz und Willen, „ganz nach oben zu kommen“, das ersetzen, was man (noch) nicht hat.
Den Limiting Belief, nur „die Eine“ zu wollen, hält Herr Strauss nicht für Liebe, sondern für Obsession. Er rät, „so viele Frauen wie möglich kennenzulernen“, um sich über die Vielfalt klar zu werden (Soviel zum Thema „Liebe und Romantik“!).
Zum Limiting Belief, es gäbe Frauentypen und Männer, die es nicht sind, meint er, es gäbe noch einen dritten Typen, nämlich den, der „es gelernt“ hat, auf die Damenwelt zu wirken (und zu dem der Leser bald selbst dazugehören wird): „Ihre Probleme im Umgang mit dem weiblichen Geschlecht haben nichts damit zu tun, wer Sie sind, sondern nur mit dem, was sie tun und wie sie sich geben.“
Beim Limiting Belief, man bräuchte nur man selbst sein, um irgendwann diejenige zu treffen, die einen um seiner selbst willen lieben würde, wendet er ein, daß dieser Ansatz nur funktionieren würde, „wenn Sie genau wissen, wer Sie sind, wenn Sie Ihre Stärken kennen und präzise einzusetzen verstehen“. Die meisten Menschen aber würden „der Welt nicht ihr wahres Ich“ präsentieren, „sondern eine Kombination aus schlechten Angewohnheiten und angstgesteuerten Verhaltensweisen“. Statt man selbst zu sein, solle man lieber sich selbst entdecken.
Zum Limiting Belief, man bräuchte Frauen nur zu fragen, was sie wünschen, schreibt Strauss, daß das, was sie wollen, nicht notwendigerweise das ist, worauf sie „anspringen“ (Pöhm hat sich zu diesem Thema bereits ausgelassen). Auch mögen sie für die Zeit des Umwerbens andere Dinge bevorzugen, als in einer eventuellen Beziehung. Man müsse also lernen, „zwischen den Zeilen“ zu lesen.
Dann gibt es auch noch den Limiting Belief, daß jemand, der eine weibliche Person anspricht, als Bittsteller, und damit als „Versager“ erscheint. Strauss schränkt ein, daß dies auf plumpe Maschen und aufdringliches Baggern zutrifft, die angewendet würden, „bevor sie sich auf ihn eingelassen, ihr Interesse signalisiert hat“. Man solle sich vielmehr „als warmherzig und humorvoll, ehrlich, feinfühlig und interessant“ präsentieren, statt ihr das „Ohr abzukauen“.
Schließlich wäre da noch der Limiting Belief, daß Frauen nicht so sehr auf Sex, denn auf eine feste Beziehung aus wären. Diesem begegnet Strauss mit ein paar Details aus der weiblichen Anatomie, so daß Frauen „von gutem Sex“ mehr hätten als Männer.
Dementsprechend kommt er gar nicht auf die Idee, daß Angst vor sexuellem Versagen auch ein Limiting Belief sein könnte (Zumindest schreibt er nichts darüber, vielleicht auch, weil ihm möglicherweise nichts eingefallen ist, um diese Bedenken zu zerstreuen).
Als dritte Mission des ersten Tages trägt Strauss dann dem Leser auf, fünf fremde Leute anzusprechen, um sich im Smalltalk zu üben. Er rät, zu diesem Zweck einen Blick auf die Schlagzeilen einer aktuellen Zeitung zu werfen, um ein Thema zu haben. Ob ein Gespräch in Gang kommt, oder es bei einer knappen Reaktion des Angequatschten bleibt, sei hierbei nicht von Belang.
Die erste Mission der zweiten Tages beginnt mit der Frage: „Welche drei Ziele wollen Sie erreichen?“ Dies wird dann präzisiert mit den Fragen „Warum wird die Verwirklichung dieser Ziele Sie glücklicher machen?“, in welchem Zeitraum man was gerade erreicht haben möchte, und warum man „fest entschlossen“ sei, die „persönliche Mission hier und jetzt in die Tat“ umzusetzen, um welche negativen Aspekte seines Lebens loszuwerden.
Als optionale Mission 2 rät Herr Strauss, sich durch Selbsthypnose „selbst in die Augen“ zu sehen, wozu er ein paar Tondokumente unter Stylelife.com empfiehlt.
Mission 3 schließlich ist die Smalltalk- Übung des Vortages, erweitert um den Auftrag, dem Gegenüber in die Augen zu schauen, ohne zu „glotzen“. Um Selbstbetrug auszuschließen, hält er fünf Felder bereit, in denen man die Augenfarbe des jeweiligen Gesprächspartners notieren kann.
Als „Verfeinerung“ empfiehlt er, allein über den Blickkontakt einen Dienstleister (Taxifahrer, Barkeeper, Kellner) auf sich aufmerksam zu machen.
Die Missionen des dritten Tages schließlich soll man direkt nach dem Aufwachen lesen. Gleich in der ersten geht es nämlich darum, sich ungeduscht und unrasiert unters Volk zu mischen. Die zweite dann befaßt sich mit der Schulung der eigenen Stimme. Der Autor rät dazu, mit Hilfe von Spiegel und Audiorecorder Atemtechnik und Körperhaltung zu trainieren, um dem eigenen Organ „die nötige Kraft, Resonanz und Ausdrucksstärke zu verleihen“. So wäre ein gerader Rücken für die Atemtechnik von Bedeutung. Einige seiner Übungen befassen sich damit,
Diese Übungen sollten, wo notwendig, zweimal pro Woche wiederholt werden, und Fehler während der praktischen Anwendung des Gelernten sofort korrigiert werden.
Kommen wir zu Mission 3! Hier wird dem Leser aufgetragen, dreimal eine x- beliebige Telefonnummer zu wählen, um sich von der Person am anderen Ende der Leitung einen Film empfehlen zu lassen. Sinn dieser Übung wäre es nicht nur, „mit weiteren Fremden zu kommunizieren“, sondern auch, „den Verlauf einer Unterhaltung zu drehen, ohne dem anderen damit etwas aufzuzwingen.“
Als Tip empfiehlt er, sich aus dem Telefonbuch vorab ein paar Informationen anzulesen, um Vertrautheit vorzugaukeln (nach dem Motto: „Ist XYZ da? Oh, ich habe mich verwählt? Na, vielleicht können Sie mir auch weiterhelfen…“).
Mission 4 der dritten Tages schlußendlich besteht wieder aus der optionalen Selbsthypnose.
Tag 4 soll man dann mit einer Gute- Laune- CD und einer reinlichen Dusche beginnen, aber „heute bitte nicht masturbieren, falls Ihnen der Sinn danach stehen sollte“ (Der Unterschied zwischen „Masturbieren“ und „Onanieren“ soll nicht das Thema dieses Aufsatzes sein). Auch Rasur, Wohlgeruch und „saubere, gut sitzende Klamotten“ sind jetzt an der Reihe, bis man sich als erste Mission des Tages schließlich vor dem Spiegel einreden soll, was für ein „Supertyp“ man ist (Was nochmal sollte man am heutigen Tage tunlichst unterlassen?). Daß einem die Mitmenschen etwas anderes eintrichtern oder -prügeln mögen, bleibt dabei erst einmal unberücksichtigt.
Mission 2 ist es dann, (eventuell nach einem aufmunternden Ritual) drei Frauen je einmal anzusprechen, um sich von ihr ein „cooles Herrenmodegeschäft“ empfehlen zu lassen. Man sollte sich dabei ein paar Hübsche auswählen, die sich von der äußeren Erscheinung her mit dem Thema auszukennen scheinen (Vorsicht bei Damen in Hosenanzügen, wenn ihre verschränkten Hände eine Raute formen!). Auch sollte man sie nicht von hinten ansprechen, da sie daß erschrecken (oder die Bodyguards auf den Plan rufen) könnte.
In meinem Beruf ist mir beigebracht worden, daß man einen ersten Eindruck nur einmal hinterlassen kann, und genau damit befaßt sich Mission 3. Hier predigt Herr Strauss dem Leser eine aufrechte Körperhaltung (eine Minute mit Fersen, Po, Schultern und Hinterkopf an einer Wand stehen, ohne viel Platz zwischen Rücken und Mauer, und dann eine weitere Minute in dieser Haltung hin und her gehen).
Mission 1 des fünften Tages handelt vom äußeren Tuning, wobei die „unangenehmsten“ Veränderungen „den größten Effekt“ hätten. Zu diesen gehören:
Täusche ich mich, oder hält der Autor seine Leser pauschal für schlampige Couchpotatoes? Und bin ich jetzt spießig, wenn ich mir die Frage stelle, ob dieses Programm nun dazu dienen soll, Angehörige des anderen Geschlechts zu beeindrucken, oder aber des eigenen? Allerdings hat ja schließlich schon die Bloodhound Gang gesungen: „I wish I was queer, so I could get chicks!“ Nichtsdestotrotz hege ich den Verdacht, daß Herrn Strauss‘ Bild sowohl von den Käufern seines Buches, als auch von der Damenwelt nicht frei von Zynismus ist.
Auf jeden Fall baut Mission 2 darauf auf, denn darin ist es von Bedeutung, sich dem attraktiven Erscheinungsbild mit einer „sorgfältige(n) Pflege“ zu widmen, und darüber „den richtigen Stil zu finden“. In diesem Kontext teilt der Autor die Menschheit in „Stämme“ ein, von denen er drei als „interessant“ herausstellt: den, dem die Frau angehört, den, zu dem sie gehören möchte und den, bei dem sie mal hereinschnuppern will. Um Mitglied eines solchen „Stammes“ zu werden, sollte sich der Leser stilistisch beraten lassen in einem der Modegeschäfte, die ihm am Vortag empfohlen worden sind. Sollte er das Outfit gefunden haben, mit dem sowohl er selbst, als auch seine Geldbörse zufrieden ist, mag er die Verkäuferin (Herr Strauss geht wie selbstverständlich davon aus, daß es eine Sie ist) nach einem guten Schuhladen fragen.
Mission 3 schlußendlich wäre das Auffrischen des bereits Erlernten, und Mission 4 das Herauslegen der frisch erstandenen Garderobe für den kommenden Tag.
Das wäre dann der Tag 6, und in dessen erster Mission geht es darum, Annäherungsängste abzubauen. Hier erteilt der Autor einem Don Diego Garcia das Wort, „einem der erfahrensten Trainer meiner Stylelife- Akademie“. Der beginnt mit dem Motto: „Wer nicht spielt, kann auch nicht gewinnen.“ Der erste Schritt wäre es, die eigenen Ängste (und Limiting Beliefs) zu akzeptieren, und der Zweck, sie „aus dem Dunkel des Unterbewußtseins ans Tageslicht“ zu holen, um sie genauer zu „betrachten, (zu) analysieren und Maßnahmen (zu) ergreifen, um ihnen zu Leibe zu rücken.“
Im Wesentlichen geht es um Selbstzweifel, personenzentrierte Zweifel (a là: „Die ist bestimmt schon vergeben!“), umweltzentrierte Zweifel (a là: „Hier ist es zu laut.“), konstruierte Rationalisierung (a là: „Warum soll ich mich jetzt auf so etwas einlassen?“) und bewußte Fehlurteile (a là: „Die gefällt mir sowieso nicht!“). Hinzu kommen Ängste, zu versagen, zurückgewiesen oder ignoriert zu werden, oder aber von den Begleitern der auserkorenen Dame fertiggemacht zu werden. Nicht selten gäbe es auch die Vorstellung, gegen „all die coolen Typen“ um einen herum chancenlos zu sein. Schließlich ist da noch das sogenannte Fight- or- Flight- Syndrom (der Prüfungsangst nicht unähnlich), bei der im Angesicht einer vermeintlichen Gefahr Adrenalin freigesetzt wird, und der Körper auf Alarmreaktion geschaltet wird… was nebst anderem auch eine Lähmung der Denkprozesse bewirkt (Bei all der Schilderung physischer Symptome vergißt Herr Garcia diesen entscheidenden Punkt genauso wie mögliche Schweißausbrüche, die all das mühsame Aufgebrezel torpedieren können).
Mir fällt auf, daß Phobien und Traumata gänzlich weggelassen werden, obwohl sie den meisten der oben aufgeführten Zweifel und Ängste zugrunde liegen könnten. Nichts über andere Jungs, die einem mittels Klassenkeile zu verstehen gegeben haben, daß man als Unterster in der Hackordnung keine Wünsche zu haben hat! Nichts über unreife Mädchen, die einen in aller Öffentlichkeit Spott und Lächerlichkeit preisgegeben haben! Nichts über Eltern und Geschwister, die dem Leser möglicherweise ihr eigenes Gift verabreicht haben! Schließlich ist es ja nicht so, daß man sich einfach mal aus einer Laune heraus entscheidet, erfolglos und unglücklich zu sein! Aber Phobien und Traumata sind tief liegende Störungen, denen mit einer Therapie begegnet werden muß. Ein einfaches Buch, das zudem ein anders gewichtetes Sujet hat, kann diese Problematik natürlich nicht wuchten. Ich weiß nun nicht, ob der Autor und sein Trainer diese Ohnmacht als ehrenrührig oder hinderlich für den Verkauf angesehen haben; auf jeden Fall behandeln sie die geschilderten Hinderungsgründe wie kleine, unbegründete Wehwehchen und Einbildungen, die man einfach mal so mit einer Änderung der inneren Einstellung beiseite fegen kann.
So rät Herr Garcia, die Annäherungsängste als Lügen des „eingeschränkten Ichs“ zu begreifen, dem man mit Argumenten des „freien Ich“ begegnet werden sollte. Selbst aus dem Streß der Nervosität ließe sich Energie gewinnen.
Hierzu gibt er den Tip, sich in einer freien Minute zu notieren, welche Gründe das „einschränkende Ich“ normalerweise auffährt, um die Kontaktannäherungen zu sabotieren, und dann aufzuschreiben, wie das „freie Ich“ sie entkräften könnte (wobei Ersteres zum „Du“ und Letzteres zum „Ich“ gemacht wird, was dabei hilft, sich von seinen Komplexen abzugrenzen).
Dabei sollte man sein „freies Ich“ so oft wie möglich mit positiven Gedanken füttern, und sich die Entgegnungen auf die drei größten Ängste regelmäßig selbst vorlesen. Wenn man damit Erfolg hat, ist es an der Zeit, sich den nächstschlimmsten Beklemmungen zu widmen.
Des weiteren wird es dem Leser empfohlen, die innere Stimme, des „einschränkenden Ichs“ in seiner Vorstellung ihrer Macht berauben, indem er sie etwa in den Hintergrund treten oder albern klingen läßt. Die des „freien Ichs“ dagegen sollte ihm ruhig, kräftig und deutlich vorkommen, wie die eines sympathischen Menschen. Gleiches gilt für bildliche Vorstellungen von Versagen und Erfolg.
Die Absicht, die hinter diesen mentalen Techniken steckt, ist die, negative Kräfte in sich zu unterdrücken mit positiven Energien, in denen man sich selbst sieht. Dementsprechend angebracht ist es, sie so oft wie möglich zu wiederholen, am besten kurz vor und nach dem Schlafen, weil das „Unterbewußtsein dann am empfänglichsten ist“. Irgendwann würde man dann einen Punkt erreichen, an dem man die inneren Schweinehunde „quasi per Knopfdruck ausblenden“ könnte.
Außerdem dürfe man die Situation nicht überbewerten und zu sehr auf das Ergebnis fokussiert sein. Hemmungen und Ängste würden weit weniger quälen, wenn man rational auf das Ziel hinarbeitet, „statt sich emotional auf ein Wunschergebnis zu fixieren“. Wünsche würden oft unerreichbaren Zielen gelten, die einen blind für das Naheliegende machen. Nicht eine eventuelle Abfuhr sei das Versagen, sondern die Abfuhr noch nicht einmal zu riskieren. Und was die Zurückweisung selbst anbelangt, wäre sie einem „Nein, Danke!“ auf ein angebotenes Kaugummi vergleichbar. Da die angesprochene Dame den abgelehnten Herren nicht kennen würde, sollte man den Korb auch nicht als persönliche Kritik auffassen.
Herr Garcia schreibt, „daß man ein Gespräch mit einer Frau mit fast jedem Spruch anfangen kann, solange man souverän, locker und optimistisch bleibt“ (fide Strauss).
So mag man sich denken daß die weiteren Missionen des sechsten Tages genau damit zu tun haben. In Mission 2 wird einem aufgetragen, vier Frauen (von denen zwei Bekannte sein dürfen) spontan ein Kompliment zu machen. Dabei soll man Allgemeinplätze vermeiden, die wie platte Anmachsprüche klingen, denn es gilt, den Eindruck ehrlicher Bewunderung zu vermitteln. Auch diese Übung dient der Verringerung von Annäherungsängsten, aber ebenso der Schärfung der eigenen Beobachtungsgabe (Beispielsweise wäre es unangebracht, das lange, seidige Haar einer Kahlköpfigen zu loben).
Mission 3 schließlich sorgt für ein wenig Spannung, besteht sie doch darin, ausreichend Schlaf zu finden („Acht- Stunden- Regel“) für das, was Herr Strauss am kommenden Tag mit einem vorhat. Wir wollen mal hoffen, daß die Erwartung dem Leser nicht die Nachtruhe raubt.
Doch bevor es damit losgeht, wird der Leser nochmals vom Autor ermahnt, die ihm bislang aufgetragenen Lektionen auch wirklich abzuschließen.
Tatsächlich geht es dann am siebten Tag sogleich ans Baggern. Perfekte Anmachsprüche hierfür gäbe es nicht, wohl aber eine „spezifische Schritt- für- Schritt- Methode“ zum Kennenlernen (Mission 1 ist es, sich diesbezüglich schlau zu machen). Man beginne mit einem „Opener (Türöffner)“, der idealerweise folgende Voraussetzungen erfüllt:
Strauss unterscheidet direkte Opener, die keinen Zweifel an den wahren Absichten aufkommen lassen, von situationsbezogenen, bei denen etwas in der Umgebung zum Thema gemacht wird, und auch von indirekten, die einfach nur der Anbahnung einer Konversation dienen. Die ersten beiden wären nur empfehlenswert, wenn die Dame der Wahl bereits Interesse signalisiert hat, da sie doch sehr eindeutig wären.
Der Autor empfiehlt, sich im Vorfeld ein paar Sätze zurechtzulegen, um sich nicht in den entscheidenden Sekunden auf die eigene Spontaneität verlassen zu müssen.
Es wird empfohlen, sich vor Beginn der Kontaktaufnahme lustig und beliebt zu geben, Dabei ist es nicht angeraten, die Auserkorene allzu offensichtlich anzuschauen. Günstig wäre es, sie unvermittelt anzusprechen (um sowohl sie, als auch die eigenen Komplexe zu überrumpeln). Dabei sollte man sich nicht direkt vor ihr aufbauen (wirkt einschüchternd), sondern mehr von der Seite her, just als hätte man eigentlich etwas anderes zu tun. Befindet sie sich in einer Gruppe, wendet man sich am besten erst mal an die als Ganzes, bevor man sich dann der Erwählten speziell zuwendet. Wie hoch der Geräuschpegel auch sein mag, man sollte sich nie zu ihr vorbeugen, sondern selbst laut genug sprechen. Selbstredend darf man nicht vergessen zu lächeln, und sich ihrer Stimmung (oder der ihrer Clique) anzupassen. Im Idealfall wird man eingeladen, sich anzuschließen, weil gute Laune ansteckend wirken kann. Handelt es sich um eine Gruppe, ist man gut beraten, niemanden darin zu langweilen (was dann gleichfalls auf die übrigen Anwesenden übergreifen kann), und sich auch nicht von männlicher Begleitung abschrecken zu lassen (Strauss meint, daß die steigende Anzahl von Kerlen die Wahrscheinlichkeit eher noch erhöht, daß keiner davon ein Partner der Anvisierten ist), zumal vernachlässigte Bekannte die wahren Motive des Aufreißers aus reinem Argwohn heraus erkennen könnten. Für den Fall, daß das tatsächlich einmal passieren mag, rät der Autor dem Ertappten, von einer Ex oder einer Prominenten zu schwärmen, um diese Bedenken wieder zu zerstreuen.
Im Fall von attraktiven Damen dagegen, die Flirtversuche gewohnt sein dürften, wird empfohlen, sich zunächst einer benachbarten Ansammlung zuzuwenden, und die Auserkorene dann eher beiläufig in die Unterhaltung mit einzubeziehen.
Ein perfekter indirekter Opener kommt nach Strauss „spontan rüber, macht neugierig und zielt auf ein Thema von allgemeinem Interesse“. Zu den „Feinheiten“ gehört es, daß es sich bei ihm um keine Frage handelt, die mit „Ja“ oder „Nein“ zu beantworten ist, weil der Opener damit nur allzu oft auch zum Ende wird. Stattdessen empfiehlt der Autor ein Statement oder eine Bitte (wobei man bettelnd oder unsicher klingende Floskeln a là „Entschuldigung“ vermeiden sollte). Wenn nicht gleich eine Reaktion erfolgt, tut man gut daran, mit seiner Geschichte fortzufahren. Eine empfohlene Vorgehensweise ist es, die Ausgesuchte nach einem Thema zu fragen, für das man (zumindest vorgeblich) eine weibliche Perspektive benötigt (siehe auch Pöhm).
Da der Opener eine Einleitung ist, wäre es ungeschickt, wenn er sich mit einem Sujet beschäftigt, von dem der angehende Aufreißer keine Ahnung hat. Ansonsten könnte es im sich anschließenden Gespräch zu peinlichen Momenten kommen, wenn man nichts zu sagen weiß, oder aber offenkundigen Blödsinn von sich gibt. Spielen in dem Gesprächsthema frei erfundene Personen eine Rolle, so ist man gut beraten, deren Bild mitsamt einiger wichtiger Eckdaten im Hinterkopf zu haben.
Auch wird gemahnt, den Opener nicht „zu Tode“ zu reiten: Wenn keine Unterhaltung in Gang kommt, dann eben nicht. Zynismus gilt es zu vermeiden, da negative Einstellungen runterziehen können. Stattdessen bleibe man locker (Verbissenheit verrät zu schnell die wahren Absichten): „Solange sie optimistisch, selbstbewußt, umgänglich und einfühlsam auftreten, kann nichts schiefgehen“.
Fürs Erste soll das Üben von Openern dazu dienen, Feedback zu erhalten. Wenn die Angesprochene einen (imaginären oder realen) Freund vorschützt, durchschaut sie die Absichten, und geht sie auf Toilette, fühlt sie sich in Gegenwart des Redenden unwohl (oder muß tatsächlich). Man tut gut daran, aus den Reaktionen zu lernen, um daraus Vorgehensweisen für „künftige Annäherungen“ zu entwickeln: „Was auch immer Sie tun, die goldene Regel heißt; Machen Sie den Anfang“.
Mission 2 befaßt sich mit der Vorbereitung des Openers. Günstig wäre ein Thema, das sowohl den Leser beschäftigt, als auch andere interessiert. Eines, das einen selbst in ein schlechtes Licht rückt, vermeidet man lieber. Zu bevorzugen ist eines, bei dem man „locker und positiv“ bleiben kann.
Mission 3 dann befaßt sich erwartungsgemäß damit, diesen Opener zu testen, und zwar bei drei verschiedenen Frauen. Eine längere Unterhaltung muß sich daraus nicht entspinnen. Wenn einem die Worte ausgehen, darf man sich verabschieden mit einem freundlichen: „Danke, war nett mit euch!“
Mission 4 letzten Endes besteht aus der Auswertung von Mission 3: Warum sind die angewandten Opener in einen Erfolg oder Mißerfolg gemündet? Dabei seien Fehler nicht bei anderen, sondern stets bei sich selbst zu suchen.
Kommen wir zu Tag Numero 8! Auch hier befassen wir uns wieder mit dem Opener, wobei es in Mission 1 darum geht, sich mit zwei „Schlüsselprinzipien“ zu befassen, die es einzubauen gilt, nämlich der „Verankerung“ und dem „Zeitlimit“. Bei der Erstgenannten handelt es sich um einen Kontext, in den der Opener eingebettet ist, eine vorgeschobene Erklärung, warum man die anvisierte Dame überhaupt anspricht. Mit dem „Zeitlimit“ dagegen gibt man ihr zu verstehen, daß man ja eigentlich keine Zeit hat, etwa durch einen Halbsatz oder Blicke auf die Uhr, so daß sie keinen Grund hat zu überlegen, wie sie einen wieder los wird. Ziel beider „Schlüsselprinzipien“ ist es, das Gesprächsklima zu entspannen; der „Hook Point“, über das Zeitlimit hinauszugehen, ist eine Angelegenheit kommender Lektionen.
Mission 2 dann besteht aus dem Einsatz dieser beider neuen Faktoren (wiederum bei je drei Frauen), und Mission 3 wiederum aus der Manöverkritik (inklusive Vergleich der Resultate mit denen des Vortags).
Tag 9 schließlich beginnt damit, selbstkritisch zu beurteilen, ob man sämtliche bisherigen Missionen auch so ausgeführt hat wie vorgesehen, und sie bei Bedarf zu wiederholen (Mission 1). Mission 2 besteht darin, gezielt gemischte Gruppen (mindestens drei Personen) anzusprechen, und Mission 3 darin, die richtigen Lernstrategien anzuwenden (Wäre das nicht schon eine Sache für Tag 1 gewesen?):
Am zehnten Tag wiederum ist das Thema, wie man den Frauen vormacht, daß man eigentlich gar nichts von ihnen will. Schließlich gibt es den Glauben, daß das, was man umsonst haben kann, nichts wert ist. Gibt man sich also als „Ich brauche es eigentlich gar nicht“, so sticht man aus der Masse von Verehrern heraus, wird von ihren Begleitern nicht als Konkurrenz empfunden, und wirkt wie jemand, der sie nicht nötig hat (was im Gegenzug ihre Jagdinstinkte wecken könnte). Also geht es darum, Dämpfer zu verteilen. Die sind freilich unnötig, wenn es sofort „funkt“, und könnten ein eher unsicheres Fräulein vollends deprimieren. Auch sollten sie niemals verletzend oder arrogant daherkommen.
Eine spezielle Situation ist es nach Strauss, daß Frauen angeblich dazu neigen, Männer zu testen, sei es mit neckischen Bemerkungen, sei es mit „Interview- Fragen“, wo man nicht allzu willig rüberkommen sollte. Ideal wäre ihm zufolge eine „Zuckerbrot und Peitsche“- Taktik, in der man abwechselnd Dämpfer und Anerkennung verteilt. Auf diese Weise würde man selbst die Kontrolle über das Gespräch behalten, und sich „die Aufmerksamkeit der Angesteuerten“ sichern. Das Ganze sollte dabei „mit Witz und Humor“ über die Bühne gehen, damit der eigentlich Werbende nicht wie ein Charakterschwein erscheint. Manche Dämpfer können auch wie die Abfuhren anmuten, die man von ihr erwartet.
Es gilt zu beachten, daß man bei der eigenen Performance nicht nur „spielerisch und humorvoll“ rüberkommt, man sollte die Dämpfer auch „möglichst beiläufig einstreuen“, just als würde man „keine Reaktion darauf erwarten“. Auch ist es ratsam, den Bogen nicht zu überspannen, etwa wenn ohnehin ersichtlich ist, daß man „etwas Besseres“ ist: Angeber und Schnösel mag niemand! Und sollte sie einem mit gleicher Münze Paroli bieten, kann man es als gutes Zeichen sehen: „Das nennt man (nämlich) flirten“. Entsprechend gelassen darf man darauf reagieren, am besten mit einer ebenso smarten Erwiderung, oder zumindest mit Anerkennung.
Entsprechend besteht Mission 2 darin, bei drei Damen einen jeweils anderen Dämpfer zu verwenden.
Am elften Tag dann geht es „um die wichtigste Figur im Spiel“: den angehenden Aufreißer selbst! Die Aufgabe des Lesers ist es, die Daten zur eigenen Person möglichst interessant zu gestalten. Als erste Mission notiere man seinen Beruf (bzw. das Studienfach; Schüler und Arbeitslose scheint Herr Strauss nicht in seiner Zielgruppe zu sehen) und die Hobbys, analysiert sie dahingehend, welche davon einen selbst am besten charakterisieren, und stellt dann die Aspekte heraus, die auch anderen interessant oder spannend vorkommen könnten. Anschließend entwerfe man einen Slogan, just als wolle man jemanden für diese Tätigkeit begeistern, und poliere ihn sprachlich auf (nichts Reißerisches, Vermeiden von Hilfsverben, maximal zehn Worte). Schlußendlich wende man diesen Satz auf die eigene Person an und präge ihn sich ein. Auch hier gilt es, nicht zu protzen, wenn der eigene Status ohnehin recht hoch ist.
Mission 2 dann beginnt damit, daß man eine Gruppe anspricht, in der sich mindestens eine Frau befindet (Opener „mit Verankerungsprinzip und Zeitlimit“), dann aber nach folgendem Schema fortfährt:
Mission 3 schließlich ließe sich zusammenfassen als: „Erkenne Dich selbst!“ Herr Strauss erteilt hier einem Thomas Scott McKenzie (Ob der mal in San Franzisko gewesen ist, läßt sich dem Text nicht entnehmen) das Wort zum Thema: Huna- Magie (nach Serge Kahili King). Klingt esoterisch, ist es auch (in Abwandlung eines Zitates von Peter Lustig, dessen Tod gerade am Vortag durch die Medien gegangen ist)! Den Namen hat diese Lehre von Riten der hawaiianischen Ureinwohner, doch soll der nur zur Veranschaulichung von Kings „uralter Lebensphilosophie“ dienen (Ja, wenn es „uralt“ ist, dann muß es doch auch einen „uralten“ eigenen Namen haben, verdammt noch mal!). Der Grundgedanke ist ihm zufolge, „daß jeder von uns seine Realität selbst kreiert – durch seine Überzeugungen, Weltanschauungen, Aktionen und Reaktionen, Gedanken und Gefühle“.
Soweit fühle ich mich erinnert an das, was Alexandra David- Néel über den Lamaismus geschrieben hat, wo die Realität so sehr als eigene Schöpfung angesehen wird, daß selbst Götter als bewußt erschaffene Dienstgeister aufgefaßt werden können. Dazu paßt auch, daß McKenzie zufolge „jeder seine Vorstellungen (in der einen oder anderen Form) wahr werden lassen kann“.
Im Wesentlichen geht es bei der Huna- Magie darum, die eigenen Motive zu ergründen, negative Energien in positive zu verwandeln, und bei stetigem Überdenken der eigenen Entscheidungen „seinen Aufmerksamkeitsfokus permanent auf ein festgelegtes Ziel auszurichten“ (Ein „Ziel“ ist dabei lediglich ein Abschnitt, während eine „Bestimmung“ quasi dem Sinn des Lebens gleichkommt). Schlußendlich soll man zu etwas werden, weil man es will.
Nach der Lektüre dieses Abschnittes hege ich den Verdacht, daß sich Herr King mit seiner „uralten Lebensphilosophie“ nicht nur beim Lamaismus, sondern auch beim Zen- Buddhismus bedient hat. Ob es wohl denkbar ist, daß es sich bei der Huna- Magie in Wirklichkeit um einen eklektisch zusammengestellten, verhältnismäßig modernen Mischmasch verschiedener religiöser Weltanschauungen handelt, der unter dem Label einer altehrwürdigen Naturvolk- Lehre werbewirksam vermarktet werden soll? Nun, mir fehlt es an spezifischem Wissen, um diesbezüglich ein fundiertes Urteil fällen zu können.
Gehen wir darum über zum zwölften Tag, an dem es weiter um werbewirksame Vermarktung geht, nur eben wieder bezogen auf die Person des angehenden Aufreißers. In Mission 1 soll der acht seiner Charaktereigenschaften notieren, die er seinem Gegenüber vermitteln möchte. Mission 2 alsdann besteht darin, Anekdoten aus der eigenen Vergangenheit auszugraben, in denen just diese Merkmale zu Tage treten. Mit ihnen kommt man von eher öden Fragen (etwa nach Beruf oder Wohnort) weg, und gibt der Dame Gelegenheit, als Reaktion selbst Schwänke aus ihrer Jugend zum Besten zu geben. Wichtig ist, daß die eigenen Histörchen weder negative Gefühle wecken, noch einen selbst in ein schlechtes Licht rücken. Sie lassen sich ganz gut merken, indem man sie auf griffige Überschriften reduziert. Sollte der eigene Fundus an Erfahrungen dafür nicht ausreichen, kann man sich auch bei anderer Leute Geschichten bedienen, die gut genug gewesen sind, daß man sich an sie erinnert (solange das Objekt der Begierde sie nicht auch kennt).
Insgesamt sollten es acht Erzählungen sein, von denen man jene, die sich besonders dazu eignen, Charaktermerkmale herauszustellen, markieren sollte (Mission 3) Stärken und sympathische Schwächen eignen sich, doch sollte man den Bogen (wieder einmal) nicht überspannen. Die zwei passendsten Storys sollte man sich dann zur Veredelung heraussuchen (Mission 4).. Man darf sie ausschmücken, sollte aber bei der Wahrheit bleiben. Der Anfang sollte kurz, prägnant und „stark“ sein (analog zum ersten Eindruck), und das Ende „effektvoll“. Die Handlung selbst sollte Spannung, Atmosphäre, Stil und Humor enthalten. Schließlich sollte man unnötige Längen streichen (ideal wäre eine Gesamtdauer von einer halben bis zwei Minuten), und auch Bezüge auf die eigene Person zurückstellen (Understatement).
Ist man damit fertig, tut man gut daran, die beiden Geschichten auf drei bis sechs Stichpunkte zu reduzieren, die man sich leicht merken kann. Alsdann gehe man daran, ihr Erzählen zu üben. Dabei gilt es, auf eine eindrucksvolle Performance zu achten, und nach Möglichkeit Passagen einzubauen, an denen man das Publikum mit einbeziehen kann (Mission 5). Mission 6 dann ist die „Generalprobe“ vor Spiegel oder Videokamera, wobei auch auf nichtverbale Merkmale wie Blickkontakt, Mimik, Gestik und mögliche Requisiten eingegangen wird (und ein weiteres Mal ist es angeraten, auf den Bogen zu achten, den man nicht überspannen sollte). Auch darf man sich nicht ins Bockshorn jagen lassen, wenn die Umstände in der Praxis ganz andere sind als im Test: Hier ist Flexibilität gefragt! Und ja, genau diese Anwendung in der Öffentlichkeit folgt als Nächstes (Mission 7). Zu guter Letzt geht man daran auszuwerten, welche der Histörchen angekommen sind, und welche man besser durch andere ersetzt.
Mission 1 von Tag 13 befaßt sich sodann mit dem Anlegen eines „Datebooks“ (später „Stylelife- Kalender“ genannt), das als zwei Wochen umfassender Terminplaner daherkommt. Anschließend besorgt man sich einige Zeitschriften zu örtlichen Veranstaltungen und besonderen Lokalitäten, sowie eine aktuelle Ausgabe des Cosmopolitan (Mission 2), und suche für jeden Tag im „Datebook“ ein Event heraus, das einen interessieren könnte. Man notiere es im Terminplaner, zusammen mit ein, zwei Argumenten, „die jemand anderen dazu bewegen könnten, Sie zu dieser oder jener Veranstaltung zu begleiten“ (Mission 3). Anschließend durchforste man den Cosmopolitan nach einem vielversprechenden Gesprächsthema, und spreche insgesamt dreimal eine Lady im näheren Umfeld darauf an, was sie zu diesem Artikel meint (Mission 4). Sollte sie danach fragen, warum man ausgerechnet dieses Magazin liest, darf man ehrlich antworten, daß man mehr darüber erfahren möchte, „wie Frauen denken“.
Am vierzehnten Tag wird der sogenannte „Hook Point“ behandelt. Damit wird bei Strauss der Abschnitt der Konversation nach dem Opener bezeichnet, in dem es darum geht, die angesteuerte Dame zu beeindrucken (sie quasi an den Haken zu bekommen). Dazu gilt es, „aus der Masse herauszuragen“ und „Mehrwert zu demonstrieren“. Am besten kann man ihr Interesse wecken, indem man ihr etwas über ihre Persönlichkeit verrät, „wovon sie bislang noch nichts wußte“.
So besteht Mission 1 auch darin, eine ausgesprochen okkultistische „Ringe- Theorie“ zu erlernen, nach der man aus dem Finger, an dem ein Ring getragen wird, Rückschlüsse auf die Persönlichkeit zieht (Daumen steht für Poseidon, Zeigefinger für Zeus, Mittelfinger für Dionysos, Ringfinger für Aphrodite, kleiner Finger für Ares und Ringlosigkeit für Hermes). Lassen wir es mal dahingestellt sein, daß ein Reif selten woanders getragen wird, als am Ringfinger (siehe Name!) (Es sei denn, die Lady hat Piercings oder einen Schlagring übergestreift), und man bei solch unwissenschaftlichem Hokuspokus leicht für einen Spinner gehalten wird…
Mission 2 ist es, an einem belebten Ort eine Dame mit Opener und Zeitlimit anzusprechen, sich im Gehen aber nochmal umzuwenden, die Rede auf ihre Finger zu bringen und dann die „Ringe- Technik“ bei ihr anzuwenden. Sollte sie sich in Gesellschaft befinden, ist es angeraten, die mit einzubeziehen. Die Reaktion des Mädels ist dabei nicht so wichtig wie die Tatsache, daß man „Mehrwert“ demonstriert, weil man etwas Besonderes weiß bzw. kann. Auch hier wird empfohlen, locker und mit Esprit zu Werke zu gehen. Wenn einem im Anschluß nichts weiter mehr einfällt, um das Gespräch am Laufen zu halten, darf man sich wiederum mit einem netten Spruch verabschieden.
Mission 3 schließlich besteht aus der Lektüre einer Abhandlung über das menschliche Paarungsverhalten (Nach Matt Ridley, zusammengefaßt von Thomas Scott McKenzie). Im Wesentlichen geht es darum, daß sich unsere Präferenzen auf die Evolution zurückführen lassen. Für Männer, die eher wenig Zeit mit der Aufzucht von Kindern verbringen, ist es von Vorteil, ihre Gene möglichst breit zu streuen. Wenn sie „Jugend und Schönheit“ bevorzugen, dann weil beides für die Gesundheit der Partnerin steht, und damit auch für die bestmöglichen Voraussetzungen, daß das auf den Nachwuchs genauso zutrifft. Für Frauen dagegen, die den Säugling neun Monate lang austragen müssen, ist eine gesicherte Versorgung notwendig, so daß sie eher auf „Wohlstand und Status“ achten, bzw. auf Eigenschaften des Partners, die geeignet sind, eine entsprechende gesellschaftliche Position zu erreichen. Kriterium ist dabei oft das Interesse anderer Frauen, also „weibliches Konkurrenzdenken“. Aus dem Grunde sei es an den Herren, sich zu präsentieren, und an den Ladys, die ein größeres Risiko eingehen, die Wahl zu treffen. Wenn Letztere fremdgehen, so neigen sie dazu, einen attraktiven Gespielen zu wählen, während der gute Versorger anschließend das Kuckuckskind mit aufziehen darf.
Einen praktischen Nutzen zieht Herr Ridley (bzw. Herr McKenzie) auch noch aus diesen Lehren, nämlich daß Liebesromane quasi die „Pornos“ der Damenwelt seien. Darin ginge es weniger um Körperlichkeit, als um emotionale Reaktionen „auf physische Zärtlichkeiten“. Wörtlich schreibt McKenzie: „Was Frauen anmacht, sind Gefühlsreaktionen, die durch Worte und Berührungen hervorgerufen werden. Wer also ein Meisterverführer werden will, muß die Sprache beherrschen, wortgewandt sein und sich mit dem weiblichen Körper auskennen“.
Ich nehme mal an, er spielt damit nicht auf die Lage des Zwölffingerdarmes an.