Go West! - 18. Juni 2014
Eine Reise in den ›Wilden Westen‹
18. Juni 2014
Monument Valley und der Reiter im roten Hemd
Das Monument Valley gehört zu den eindrucksvollsten Wüstenlandschaften der Erde. Es ist derzeit der einzige „Tribal Park“ der USA, nicht im Besitz des Staates, sondern der Navajo. Für dieses Volk sind die steinernen „Skulpturen“ Götter. Im Laufe des Jahres finden zahlreiche Zeremonien im Tal statt.
Der Welt bekannt wurde diese einzigartige Landschaft erst 1938 durch den Film STAGECOACH von John Ford, - in Deutschland „Höllenfahrt nach Santa Fe“ - mit dem der damals noch junge John Wayne zum Star wurde.
Vorausgegangen waren intensive Bemühungen des Händlers Harry Goulding, der 1921 seinen Trading Post am Rande des Tales eingerichtet hatte und die wirtschaftliche Not der Navajo lindern wollte. Er erkannte das Potential dieses Gebiets für Reisende und die Möglichkeiten, die der Tourismus der Navajo-Reservation eröffnen konnte. 1928 hatte er den Bau seines ersten Handelspostens vollendet – das Gebäude dient heute als Museum – und er überlegte, welche Chancen es gab, sein Geschäft und damit auch die Lebenssituation der Navajo zu verbessern.
Er hatte gehört, daß der schon damals berühmte Hollywood-Regisseur John Ford einen neuen Western-Film plante und nach einer außergewöhnlichen Kulisse suchte. Goulding sah hier eine einmalige Chance.
Er kannte den jungen, hochbegabten Fotografen Josef Muench, der aus Deutschland vor dem Nationalsozialismus emigriert war und versuchte, sich in den USA eine Existenz zu schaffen. Josef Muench kann mit Fug und Recht als „der E. S. Curtis des amerikanischen Südwestens“ bezeichnet werden – einer der bedeutendsten Indianerfotografen des 20. Jahrhunderts. Seine Bilder dokumentieren bis heute die einmalige Schönheit des Monument Valley und das Leben der Navajo von den 1930er bis 1950er Jahren.
Harry Goulding beauftragte Josef Muench, eine Art album des Monument Valley anzufertigen. Damit reisten beide Männer nach Hollywood und „belagerten“ das Büro von John Ford, bis dieser sie einließ und sich die Bilder anschaute.
Der Rest ist Geschichte... Ford entschied sich für das Tal als Filmkulisse und kam immer wieder. Zahlreiche John Wayne-Filme entstanden hier und brachten jährlich wachsende Touristenströme. Bald kamen auch andere Filmproduzenten. Die Filme und Werbespots, die vor den einmaligen Felsmonumenten gedreht wurden, sind nicht mehr zu zählen.zu den bekanntesten gehören sicherlich „Indiana Jones“ und „Zurück in die Zukunft“.
Josef Muench starb 1998 im Alter von 94 Jahren. Seine Fotos sind ein Denkmal für die Navajo-Kultur.
Harry Goulding starb 1981. Seine Frau verkaufte den Trading Post, der heute ein florierendes Touristikunternehmen mit Motel, Restaurant, Andenkenshop und anderen Einrichtungen ist. Ein Teil des Erbes der Gouldings floß in eine Stiftung ein, die Stipendien für junge Navajo-Studenten finanziert.
Als wir heute in das Tal einfuhren, brach ein Sandsturm aus – bei wohl mehr als 12 Besuchen in den letzten 25 Jahren habe ich so etwas noch nicht erlebt. Dichte Wolken roten Sandes hüllten die Monumente ein. Der feine Sand traf uns wie mit Tausend Nadelspitzen.
Trotzdem entstanden viele gute Fotos, und die Dramatik des Wetters verschaffte besondere Eindrücke. Während der Sturm tobte, saßen wir im „Big Hogan“ - einer riesigen Felsenhöhle – und lauschten dem Gesang unseres Navajo-Führers.
Die Fotos (1-5 der Galerie) zeigen Impressionen aus dem Tal, u. a. das "Auge der Sonne", eine Navajo-Weberin und den Highway, der uns schließlich weite nach Norden in den Staat Utah bringt.
Zum Andenken an John Wayne reitet täglich gegen Mittag ein Navajo im roten Hemd auf die Klippe, die als „John Ford Point“ bekannt ist. (Bild 6 der Galerie)
Kurz vor Ausbruch des Sturms ließ ich es mir nicht nehmen, für 10 Minuten das Pferd des „rothemdigen Reiters“ zu mieten und ebenfalls zum John Ford Point zu reiten – ein nicht zu beschreibendes Gefühl. (Bild 7 der Galerie)
Schon immer gab es menschliche Ansiedlungen in diesem Tal. Prähistorische Indianervölker haben ihre Spuren hinterlassen; neben den Ruinen von Behausungen gibt es zahlreiche Höhlen mit Felszeichnungen, die über 1000 Jahre zurückdatieren. Hier nur ein Beispiel. (Bild 8)