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Go West! - 03. Juli 2014

Go WestEine Reise in den ›Wilden Westen‹
3. Juli 2014

Jedes Jahr führe ich zwei kleine Reisegruppen durch den Westen der USA.

Dazu lege ich in Facebook ein Reisetagebuch an, das auch im Zauberspiegel erscheinen soll. Es geht zu legendären Orten des Wilden Westen auf den Spuren von Cowboys, Indianern und eines spannenden Stücks Geschichte. - Folgt mir ...


Go WestFlathead Reservation, die Missionskirche und der Trading Post Four Winds
Von Missoula aus ging es nordwärts.Wir erreichten die Flathead Reservation. Dieses Volk lebt inzwischen sehr gut vom Tourismus; denn die Reservation ist mit unglaublichen landschaftlichen Schönheiten gesegnet. Vor allem dem Flathead Lake, dem größten Süßwassersee im Westen der USA. Hier zieht es Scharen von Urlaubern hin, die Wandern, Bootfahren, Fischen können.

Die hier beheimateten Indianer gehören stammlich zu den Bitterroot Salish, den Kootenai und den Pend d'Oreilles.

Die Reservation entstand 1855 mit dem Vertrag von Hellgate, sie ist über 530.000 ha groß.

In Montana sind indianische Völker seit über 14.000 Jahren beheimatet. Die Salish sind eine Abspaltung von Stämmen der Westküste, während die Kootenai aus der Region des heutigen Idaho und aus Kanada stammten. Sie folgten den Bisonherden in ihr heutiges Heimatgebiet. Seit dem 18. Jh. teilen sie mit den Salish die Jagdgründe.

Der Kontakt mit weißen Siedlern entstand Mitte der 1850er Jahre. 1904 wurde die Flathead-Reservation zeitweise in individuelle Parzellen geteilt und für Heimstätter geöffnet. Die Völker wehrten sich entschieden dagegen, aber um die 1600 Parzellen gingen bis 1910 an weiße Siedler, so daß heute ca. ein Drittel der Reservation in weißer Hand sind.

Der Stamm sah diese Maßnahmen mit Recht immer als „Landraub“ an. Es handelte sich um den ersten schweren Konflikt mit den weißen Behörden. Der zweite Vertragsbruch betraf die Jagd- und Fischrechte, die im Vertrag von Hellgate eindeutig geregelt waren. Danach durften die Flathead auch weiterhin außerhalb der Reservation jagen. Der Staat Montana versuchte, diese Regelung auszuhebeln. 1908 kam es zu einem Zusammenstoß zwischen Flathead-Jägern und staatlichen Wildhütern im Swan Valley, wobei 4 Indianer getötet wurden.

Die Flathead kaufen seit Jahren Landflächen zurück, die nach 1900 an weiße Siedler vergeben wurden, so daß sich die Besitzverhältnisse langsam wieder zugunsten der Indianer verschieben.

Die Flathead-Mission in St. Ignatius, die 1854 von Jesuiten-Missionaren unter Führung von Ignatius Loyola – nachdem sie benannt ist – gegründet wurde, ist ein Musterbeispiel für das spirituelle Leben heutiger Indianer. Die meisten Flathead sind Katholiken – was auch auf die meisten anderen Indianer in den USA zutrifft. Gleichwohl haben sie ihren traditionellen Glauben nie abgelegt. Sie gehen in die Kirche, aber sie führen nach wie vor ihre überlieferten Zeremonien durch; soweit diese noch erhalten sind.

Die Fotos zeigen die 1891 errichtete Missionskirche und die erste Hütte, in der die Missionare lebten.

Die Kirche hat den Kompromiß zwischen indianischer Tradition und kirchlicher Lehre akzeptiert. Symbol für diese Symbiose ist z. B. der Altar in St. Ignatius, auf dem das Modell eines Tipis steht.

(Es gibt andere Kirchen im Indianerland, wo Christus in Gestalt eines Kriegers dargestellt ist.)

Die Fotos zeigen den Altar mit Tipi, einen weiteren Altar mit einer typischen Flathead-Decke als Dekoration, sowie zwei Gemälde von einem Häuptling und einer "Indian Madonna", wie es wörtlich heißt, im Kirchenschiff.

Die imposante Kirche enthält 58 Wandgemälde des italienischen Jesuiten Joseph Carignano (1853-1919)


Go WestAuf der Flathead Reservation befindet sich der älteste Trading Post Montanas, FOUR WINDS. Er gehört zwei ganz bemerkenswerten Menschen, Carolyn Corey und Preston Miller.

Preston war Lehrer an Indianerschulen; u.a. auch auf der Rocky Boy Reservation im Norden Montanas. Er lernte die Lebensart der Indianer schätzen, und sie respektierten ihn. Er ließ sich auf der Reservation nieder und gründete seinen Handelsposten. Dazu sammelte er 9 historische Bauwerke in Montana und ließ sie auf seinem Gelände wieder aufstellen. Darunter eine komplette alte Bahnstation – in der das Paar heute wohnt. Der Hauptladen befindet sich in der alten Agenturhütte der Hudson's Bay Company.

Preston ist leidenschaftlicher Sammler mit unglaublichen Kenntnissen. Er verfügt über eine eindrucksvolle private Sammlung zur Pioniergeschichte und zur indianischen Kultur.

Wer bei ihm kauft, erwirbt zuverlässige Stücke, die ihren Wert haben.

Carolyn Corey ist ausgebildete Ethnologin, die immer wieder fundierte völkerkundliche Arbeiten abliefert, vorwiegend über materielle Kultur. (Auch für meinen Verlag hat sie schon geschrieben, etwa für die Bücher „People of the Buffalo“ und „Generous Man“.)

Leben auf einer Indianerreservation ist manchmal nicht einfach, aber die beiden haben sich bewußt dafür entschieden, und sie haben ein erfreulich pragmatisches Verhältnis zu ihren indianischen Nachbarn, bei denen sie sehr beliebt sind.

Preston gewährte uns einen Blick seine private Sammlung, was nur sehr, sehr wenigen Besuchern gestattet wird. Nicht nur, daß er über unglaubliche Raritäten verfügt – indianische Federhauben, Kriegshemden, Parfleches, Waffen, Mokassins, Schmuck... Zu jedem Stück hat er auch eine Geschichte parat.

Wer in diesen Teil Montanas fährt, sollte unbedingt am FOUR WINDS TRADING POST anhalten. Er entdeckt nicht nur wahre Schätze aus der Pionierzeit und der indianischen Kultur, sondern zwei außergewöhnliche Menschen. Nach einem Gespräch mit ihnen zieht man bereichert weiter.

Das dritte Foto zeigt meine Gruppe zusammen mit Carolyn Corey und Preston Miller.

Preston führte uns durch Teile seiner Privatsammlung, die jedem Museum alle Ehre machen würde. Auch die Gebäude auf dem Grundstück sind von Bedeutung. Ihm gehört z.B. die Hütte der ersten Flathead-Indianer-Agentur von 1862. Später lebte in diesem Haus der Flathead-Chief Arlee.

Ich kenne Preston und Carolyn seit gewiß über 20 Jahren - einige Stücke meiner eigenen Sammlung stammen von ihnen - u.a. eine Originalfotografie des letzten Blackfoot-Kriegshäuptlings Wades-In-The-Water. Es ist jedesmal eine Freude, mit ihnen zusammenzutreffen.

Zur Einleitung - Die erste Gruppe - Die zweite Gruppe

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