Go West! - 13. Juli 2014
Eine Reise in den ›Wilden Westen‹
13. Juli 2014
Der Oregon Trail und der Chimney Rock
Unsere Reise kommt dort zum Ende, wo wir begonnen haben – am Oregon Trail, der großen Planwagenstraße nach Westen, auf der im 19. Jh. gut 500.000 Pioniere eine neue Heimat suchten.
Da es nur wenige und ungenaue Landkarten gab, orientierten sich die meisten frühen Trecks an markanten Landmarken. Nachdem die Wagenkolonnen den North Platte River zeitweise verlassen hatten, gehörte Scotts Bluff zu diesen natürlichen Wegweisern, eine ehrfurchtgebietende Felsformation, die sich etwa 240 m hoch aus den Great Plains erhebt.
Eigentlich handelt es sich um eine Ansammlung von 5 prägnant geformten Felsen: Dome Rock, Eagle Rock, Crown Rock, Sentinel Rock und Saddle Rock.
1812 zog die Astoria-Expedition hier vorbei, Pelzhändler des Johann Jacob Astor, die auf dem Weg zur Pacific-Küste waren. Sie waren vermutlich die ersten weißen Männer, die diese Felsen sahen.
Das Unternehmen scheiterte bekanntermaßen im Krieg zwischen den USA und England von 1812, und erst 1823 zogen wieder Pelzhändler auf dieser Route nach Westen. 1828 starb der Trapper Hiram Scott unweit der Felsformation – und die Berge wurden daraufhin nach ihm benannt.
Seit den 1830er Jahren passierten Expeditionen von Händlern Missionaren und der Armee diese markante Felsformation, und ab Anfang der 1840 Jahre wurde Scottsbljuff zur Wegmarke für den wachsenden Strom von Siedlertrecks.
Zwischen den markanten Felsen hindurch führt der Mitchell-Paß – eine erste schwere Prüfung für die Zugochsen, die schweren Planwagen und die Menschen. Viele weitere schwere Wegstrecken sollten folgen.
Die Kleinstadt Gering entstand schon 1887 unweit der felsigen Passage, die Stadt Scottsbluff wurde erst 1900 gegründet.
Schon 1919 wurde Scottsbluff als bedeutende Landmarke des Oregon Trail unter Schutz gestellt. Das kleine Museum am Fuß der Berge, das vom nationalpark-Service betrieben wird, enthält eine großartige Sammlung von Gemälden von William Henry Jackson, der den großen Trecks nach Westen auf der Leinwand ein unvergängliches Denkmal setzte. Jackson wurde später einer der besten Pionierfotografen des amerikanischen Westens. Er ist einer der wenigen Pionierkünstler, der sowohl mit dem Pinsel als auch mit der Kamera die Geschichte der Westbesiedelung festhielt.
Die Fotos zeigen einen Prärieschoner unterhalb von Scottsbluff und den Mitchel-Paß, der zwischen den markanten Felsformationen hindurchführt.
Eine schmale, steile, vielfach gewundene Straße führt auf Scottsbluff hinauf. Dort gibt es eine Gedenktafel an Hiram Scott, den Trapper, und grandiose Aussichten über das Tal des North Platte, durch das die Planwagen zogen.
Nächste Station war der Chimney Rock (Schornsteinfelsen). Diese markante Erhebung wurde erstmals von dem Pelzhändler und Trapper Joshua Pilcher beschrieben, der sich 1827 auf dem Weg ins Green River Gebiet zu einem der großen Pelzhandelsrendezvous befand.
Vermutlich aber waren auch hier die Teilnehmer der Astoria-Expedition 1813 die ersten weißen Männer, die diesen Felsen sahen – sie erwähnten ihn allerdings in ihren Aufzeichnungen nicht.
Seither wurde der Felsen von zahlreichen Reisenden beschrieben. Die Bezeichnung Chimnex Rock setzte sich früh als Name durch.
Es kann keinen Zweifel geben, daß dieser Felsen, der eine der wichtigsten Wegmarken für die Oregon-Trecks, den Mormonen-Trail und den Pony Express war, im 19. Jh. höher war. Natürliche Errosion hat die Sandsteinformation schrumpfen lassen. 1992 traf ein Blitz den Felsen und schlug einen Teil der Spitze ab.
1956 wurde Chimney Rock unter Schutz gestellt. Das Gelände wird vom Nationalpark-Service und der historischen Gesellschaft von Nebraska betrieben. Zudem ein Foto, dass einen Blick in das Museum am Chimney Rock zeigt.
Liebe Freunde,
vom Chimney Rock aus fuhr ich meine Gruppe den ca. 370 km langen Weg nach Denver. Wenn Sie diesen Eintrag lesen, sitzen wir alle vermutlich schon auf gepackten Koffern am Airport.
Gut 6 Wochen war ich in Amerika unterwegs, und es fällt mir – ehrlich gesagt – schwer, zurückzukehren. Mit beiden Reisegruppen habe ich wohl um die 12.000 Meilen zurückgelegt. Alle Teilnehmer haben mir übereinstimmend gesagt, daß sie vermutlich mehrere Wochen brauchen werden, alles zu verarbeiten, was sie gesehen und erlebt haben.. Ein Teilnehmer hat nicht weniger als 3.700 Fotos gemacht.
Auch für mich ist eine solche Reise immer wieder ein Erlebnis, das lange nachwirkt, auch wenn ich jetzt seit über 30 Jahren regelmäßig in den USA unterwegs bin. Seit über 40 Jahren ist die Geschichte Amerikas mein Leben, und die direkten Begegnungen sind durch nichts zu ersetzen. Ich vermisse meine Freunde jetzt schon, und ich hoffe darauf, sie alle im nächsten Jahr gesund wiederzusehen.
Good Bye and Good Luck!
Vielleicht gibt es noch einen Eintrag, wenn wir wieder in Deutschland gelandet sind. Danach haben Sie alle erstmal Ruhe vor mir.
Alles Gute, und bis zum nächsten Mal!