Ein Gewinnertyp - Red Cloud's Krieg
Ein Gewinnertyp
Red Cloud's Krieg
Das hier vorliegende Buch weist den Weg viele der falschen Bilder über die Geschichte des Westens, der Kavallerie und der Indianer. Albert Winkler, Professor für Geschichte an der Brigham Young University, hat mit »Red Cloud's Krieg« wieder ein Buch geschrieben, das den Horizont nicht nur derer erweitert, die ihr Wissen über US-amerikanische Geschichte aus Hollywoodfilmen oder ähnlich unzuverlässigen Quellen haben.
»Red Cloud's Krieg« ist ein Beispiel dafür, dass man aus Sachbüchern lernen kann, ohne belehrt zu werden. Das schon mal vorweg. Dazu ist es ein Buch, dass den Leser fesselt und nicht mit einer unverständlichen Sprache vergrault.
So kündigt der Verlag für Amerikanistik das Buch an.
Zwischen 1866 und 1868 tobten im Norden des heutigen US-Bundesstaates Wyoming erbitterte Indianerkämpfe. Der Sioux-Häuptling Red Cloud hatte den Vereinigten Staaten den Krieg erklärt. Vorausgegangen waren große Goldfunde in Montana, und sowohl Goldgräber als auch Frachtwagenfirmen, die einen kurzen Weg in die Goldfelder suchten, durchquerten unter Bruch alter Verträge das Indianerland.
Verhandlungen über Wegerechte verliefen im Sand. Noch bevor die Indianer zustimmen oder ablehnen konnten, schuf die Regierung vollendete Tatsachen. Sie ließ mehrere Forts entlang des sogenannten „Bozeman Trails“ errichten, um die Reisenden zu schützen.
Red Cloud brach daraufhin jegliche Verhandlungen ab und begann einen Kampf, der als „RED CLOUD’S KRIEG“ in die Geschichte eingegangen ist.
Zu den Höhepunkten gehörten das „Fetterman-Massaker“, bei dem sich ein junger Krieger namens Crazy Horse profilierte und ein 80 Mann starkes Armeekommando vollständig unterging, und die „Wagenkasten-Schlacht“.
Am Ende musste die US-Armee kapitulieren. Red Cloud zog 1868 als Sieger in Fort Laramie ein und unterschrieb einen Vertrag, dessen Bedingungen er diktiert hatte. Die Armee musste die Forts am Bozeman Trail räumen; sie gingen in Flammen auf.
Der Friede hielt zwar nur bis zur Entdeckung des Goldes in den Black Hills, aber Red Cloud hatte für sein Volk einen der größten indianischen Siege erstritten.
Er steht manchmal ein wenig im Schatten so charismatischer Gestalten wie Sitting Bull, Crazy Horse und Chief Joseph. Red Cloud hatte jedoch schon früh erkannt, dass man nicht nur als Kriegsführer Erfolg haben musste, sondern auch mit einer politischen Strategie. Er war nicht nur Kriegshäuptling, sondern auch ein geschickter Diplomat, der in Washington eine ebenso starke Rolle spielte wie in den Tipidörfern auf den Plains.
Eine sorgfältig fundierte Dokumentation aus der Feder eines kenntnisreichen amerikanischen Wissenschaftlers. Ins Deutsche übersetzt von dem Amerika-Fachmann Dietmar Kuegler.
Die Zusammenfassung gibt das wieder was der geneigte Leser zu lesen bekommt oder in gewissen Sinne auch nicht. Viele hätten zu diesem Thema ein mehrere hundert Seiten dickes Buch gemacht, das aber letztlich den Krieg Red Clouds nicht mehr hätte erhellen können, als es Albert Winkler auf etwas mehr als 100 Seiten zu Wege bringt. In der Kürze liegt hier die Würze. Winkler schweift nicht ab, bleibt immer dicht am Thema und versucht diesen Krieg zwischen amerikanischen Ureinwohnern und den weißen Eroberern zu schildern.
Winkler schweift nicht ab. Dabei befleißigt er sich einer Sprache, die zum einen auf das elitäre Akademikerfachchinesisch komplett verzichtet und zum anderen klar, kanpp und für jeden Leser gut verständlich ist. Er untermalt seine Ausführungen mit belegten Zitaten. Besonders klar wird das meine Erachtens bei der Schilderung des Untergangs von Captain Fetterman und seinem Kommando, das von den indianischen Kriegern komplett aufgerieben wurde.
Auf kaum mehr als zwanzig Seiten entwirft der Autor ein Bild der Voraussetzungen für den Krieg, stellt die unterschiedlichen Kulturen der Kriegsführung der Kontrahenten gegenüber und die Ausrüstung der Parteien vor. Dann zeigt er die Arroganz der Offiziere auf, die keine Erfahrung mit Guerillataktiken hatten. Stattdessen waren sie im US-Bürgerkrieg gewesen, in dem in der Regel größere Soldatenansammlungen angriffen und andere verteidigten. Dies war so gar nicht der Krieg, den die Soldaten im Westen erwartete. Aber wie gefährlich konnten da schon ein paar Wilde werden, die aus der Sicht der europäiusch gebildeten Amerikaner so gar keine Kultur hatten (eine Fehleinschätzung, die sich in ähnlicher Form durch die komplette Militärgeschichte zieht).
Diese Arroganz gegenüber dem Gegner war noch schlimmer als die mangelnde Erfahrung der Offiziere und Soldaten mit dem Taktiken und Strategien ihrer Gegner. Fetterman hatte gar bei einem Scharmützel bei dem er nur knapp mit dem davon kam, die Möglichkeit bekommen zu lernen. Aber entgegen seiner eigenen Bekundungen, hatte er seine Lektion nicht gelernt. Im Gegenteil, er missachtete gar noch Befehle und führte so seine Männer und sich selbst in den Tod. Dabei hatte er doch behauptet, er könne die Indianer mit 80 Mann bezwingen.
Und am Ende des Krieges zeigt sich, das sogenannte ›Wilde‹ nicht nur auf dem Schlachtfeld ihren zivilisierten Gegnern das Wasser reichen konnte, sondern sich auch in der Disziplin der Diplomatie mehr als mithalten konnten, denn als die miltärische Auseinandersetzung auf ein Patt hinauslief, nutzt Red Cloud die Gelegenheit und setzt sich auf ganzer Linie durch. Er hatte die USA in die Knie gezwungen.
Das ist ein großartiges Buch. Dazu kommen ein paar sehr schöne Fotos und Illustrationen aus dem Verlag für Amerikanistik, die zum Teil jüngeren Datums sind und von Dietmar Kuegler auf seinen Reisen aufgenommen wurden.
Nun mag man einwenden, dass 25,- € für 120 Seiten ein stolzer Preis sind. Fraglos ist das richtig, aber der Markt für derartige Bücher ist nicht allzu groß. Autor und Verlag wollen leben. Aber für mich ist das gewichtigste Argument die außergewöhnliche Qualität dieses Buches. Autor und Übersetzer haben ein hoch interessantes und großartiges Sachbuch vorgelegt, das jeden Cent seines Preises Wert ist. Ich habe viel gelernt, bin nie belehrt worden und habe mich dabei noch sehr gut unterhalten. Was kann man von einem Sachbuch mehr erwarten.
Wer also etwas über Indianerkriege erfahren möchte abseits aller Klischees über den ›weißen‹ und ›roten‹ Mann, der mit diesem Buch wirklich hochgradig gut bedient. Ich kann nur jedem dieses Buch empfehlen und ans Herz legen.
Red Clouds Krieg: Der indianische Sieg über die Vereinigten Staaten
Die Indianerkriege
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