Dan Shocker's Larry Brent - Hermanns Lesereise: Die Einführung
Eine Einführung
»Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus« erschien im Spätsommer 1968. Das war zu früh für mich. Larry Brent würde für mich erst fünf Jahre später etwas ganz Besonderes. Im zarten Alter von neun Jahren gewann mich die Serie fürs Phantastische. Jürgen/Dan war der Typ, der mich angefixt hat. Über ihn führte der Weg über viele weitere Heftromanserien bis hin zu Heinlein, Tolkien, Howard, Stoker, King, Williams und vielen anderen. Hatte ich bis dahin mich mit Jugendbüchern (vorwiegend [historischen] Abenteuern), Western- und Krimiheften meine Leselust gestillt, so war es damit weitesgehend vorbei, als Dan Shocker mir den Weg zu Horror, Fantasy und SF wies.
Um es vorwegzunehmen: Diese Begeisterung beim Lesen von Romanen um die Abenteuer des PSA-Agenten Larry Brent werde ich wohl nie wieder erleben. Das war einmalig. Ich war jung und begeisterungsfähig und folgte Jürgen Grasmück durch die von ihm erfundenen Abenteuer. Er riss mich mit und egal ob Björn Hellmark seine Dämonenmaske aufsetzte oder das Schwert des toten Gottes schwang oder Larry Brent seinen Laser zog, ich war dabei und verschlang die Romane. Wie schrieb Andreas Decker in einem Kommentar zu Matthias Käthers Artikel: Vom Vampyr zum Positronenhirn. Alte phantastische Literatur im Verbrauchertest: Teil 6: Friedrich Wilhelm Mader – Wunderwelten
Aber die ZS-Generation und erst recht ihre Eltern- und Großeltern hatten natürlich den nicht zu unterschätzenden Vorteil, dass sie über solche Phantasie noch staunen und sich mitreißen lassen konnten. Das ist heute ungleich schwerer, weil man mit dem Material unablässig bombardiert wird, ob nun als Spiel oder auf der Leinwand.
Für mich war dieses Erlebnis Dan Shocker. Auch damals war das Phantastische noch nicht so verbreitet wie heute (gerade auch im Fernsehen). Nach einigen Filmen (Frankenstein, Dracula, Godzilla & Co.) und der TV-Serie SRI und die unheimlichen Fälle war die Entdeckung des PSA-Agenten einfach nur das was ich wollte. Dabei finde ich es heute rückblickend noch eine ganz herausragende Tat von Jürgen Grasmück, dass er sich nicht allein auf das klassische Monsterarsenal Hollywoods, Hammers und der Tradition des gothischen Horrors stürzte, sondern auch Elemente der SF in seine Horroromane mischte. Das ermöglichte ihm auch über die Jahre hinweg ein breites Themenspektrum.
Im Laufe der Jahre aber setzten die Romane ein wenig Patina an. Der letzte Larry Brent vom Erfinder erschien im Jahr 1986. Das ist nun bald drei Jahrzehnte her und wie Andreas bemerkt sind dank CGI und anderen Effekten aus dem PC heute alles möglich und wir an jeder Ecke damit konfrontiert. Doch keineswegs kann ich die Einschätzung des aktuellen Shocker-Verlegers teilen, dass das Lesen der Romane mittlerweile Kopfschmerzen bereitet.
Manchmal ist der eine oder andere Text etwas arg [zu] zeitgeistlastig. Ich erinnere an die klischeehafte Zeichnung der Hippy-Dame in »Im Totenhaus der Lady Florence«, die aber auch jedes Klischee erfüllte. Aber das sind in solch extremer Form dann doch eher Ausnahmen von der Regel, auch wenn der Zeitgeist [natürlich] immer eine Rolle spielt. Mondgestein wurde gefährlich, dem Zahnarztpraxen-Poltergeist ›Chopper‹ widmete er Romane. Immer wieder griff der südhessische Brent-Erfinder Themen auf, die gerade in der einen oder anderen Form en Vogue waren.
Dabei bewies er oft genug, dass er in der Lage, diesen Themen interessante Variationen abzugewinnen. Plottechnisch sind die meisten der Grasmückj-Romane immer noch auf der Höhe der Zeit.
Einer seiner Vorlieben waren ›Mad Scientists‹ und deren Experimente am Menschen. Ein Ding, das auch Stefan Robijn bei seinem Wiedersehen mit der Grasmück'schen Macabros-Serie aufgefallen ist. Nun Jürgen »Dan Shocker« Grasmück selbst kommentierte dahin gehende Nachfragen, warum er dieses Themenfeld so gern beackere, süß-sauer lächelnd mit seinen eigenen Erfahrungen mit Ärzten. Wir werden in den Larry Brent-Romanen mit Experimenten am Menschen sehr häufig zu tun haben. Schon der erste Einstiegsroman widmet sich des Themas und viele weitere werden folgen.
Auch sonst gab es ein paar Lieblingsthemen, die Grasmück als Shocker immer wieder aufgriff. Wir werden ihnen begegnen.
Ich werde also in zwei Wochen beginnen meine Eindrücke zu den Romanen wiederzugeben. Man wird sehen, wohin uns die Reise führt, allerdings werde ich dafür weder Acetylsalicylsäure noch stärkere Schmerzmittel brauchen, um die Romane durchzustehen. Allerdings, im Gegensatz zu kindlichen und jugendlichen Larry Brent-Leser Horst von Allwörden benötige ich mittlerweile eine Lesebrille, um die Romane zu lesen.
Also auf gehts ... Wer folgt mir?
Die weiteren Artikel
Folge 1: Häuser, Schlösser, Kabinette
Folge 2 Ein Schlüsselroman, Tote und Treppen (11. Mai)
Folge 3 Fliegen, Hippies und blutende Augen (24. Mai)
Folge 3 Bluthände, Mörderpuppen und Teufelskrallen (7. Juni)
Kommentare
Habe zwar noch keine Kopfschmerzen bekommen, aber der eine oder andere Lacher war nicht unbedingt an der vom Autor beabsichtigten Stelle... Apropos: Wird es auch bei dir Zitate geben?