Die Vampire und Dirk - Der Vampir-Horror Roman: Die toten Augen
Der Vampir-Horror-Roman
Die toten Augen
Die toten Augen
Mein Senf
Was gab es bisher doch für schöne Übersetzungen aus dem Französischen bei den Pabel- Vampiren. Bruss mit seinem etwas antiquierten Erzählstil, der ein wenig in Richtung düsteres Märchen geht, Brutsche mit seinem TOTENTANZ (für mich bisher der beste Roman der Baguette-Fraktion) und schließlich Limat mit seinen exotischen Themen aus den Urwäldern Amazoniens. Zwischendurch kam noch das Autorenduo D.H. Keller mit einem Magenkrampf auf 65 Seiten und schließlich Marc Agapit. Ich muss sagen, dass nach Kellers Magenkrampf mit blubbern in den Därmen jetzt die explosionsartige Darmentleerung nach zu viel französischen Spezialitäten angesagt war. Entweder hat der Autor mächtig am Pernod genascht oder vom Thema Grusel/Horror null Ahnung gehabt, denn so einen schwachen Roman habe ich schon lange nicht mehr gelesen und war auch eher eine Ausnahme zwischen den vielen guten Storys, die bis jetzt in dieser Serie veröffentlicht wurden.
Wenn schon alles (wirklich alles) auf den ersten Seiten vorhersehbar ist, sollte wenigstens die Atmosphäre stimmen, zumal ein altes Schloss in ländlicher Umgebung eigentlich kein schlechter Schauplatz ist. Vielleicht lag es auch diesmal an der Übersetzerin Bettina Braun, die mit Agapit ihre liebe Mühe hatte oder Neueinsteigerin war. Da müsste man das Original befragen, aber eigentlich war das Szenario eh schon etwas zu zahm für einen Grusel-Roman und sorgte dafür, dass hier noch nicht einmal im Ansatz ein wenig Gänsehaut aufkam. Als lahmer Psycho-Thriller wäre der Roman vielleicht noch durchgegangen, denn der Graf hat Frau und Sohn über ein Jahr im Keller schmachten lassen, aber die Spannung fehlte gänzlich. Im Laufe der Handlung kamen auch immer mehr Mitwisser dazu. Der Verwalter, der in seinem früheren Leben mal Arzt gewesen ist, machte sich die ganze Zeit über Vorwürfe und versuchte den Gefangenen zu helfen. Scheinbar war ihm egal, was mit ihm passierte. Warum hat er da nicht sofort die Polente geholt und die ganze Sache auffliegen lassen? Damit hätte er das Leben aller gerettet und wäre wahrscheinlich selber glimpflich davon gekommen. Sein Zögern und Hadern war, zugegeben, schon etwas zum verzweifeln und der eigentliche Horror in diesem Heft. Umständlich, um ja den Grafen nicht zu nerven, baute er auf zwei Seiten eine Klingel in seine Gemächer, um ihm Nachts hinterher schleichen zu können. Am Ende der Gähnschichte gibt er ihm sogar noch die Knarre in die Hand und wartet darauf, wie sich der Graf entscheidet. Nennt man das Treue oder nur dumme Unentschlossenheit? Auch von seiner sehr materiell eingestellten Frau lässt er sich einiges gefallen. Die würde am liebsten die ganze Mischpoke umlegen und selber Gräfin werden. Zumindest ist sie in dieser Hinsicht sehr konsequent, denn immer wieder versucht sie ihre Mordgedanken an den Grafen zu bringen. Die Zeugen mussten schließlich weg. Jetzt kam aber wiederum der Graf mit seinen Moralvorstellungen ums Eck und ekelte sich vor ihren abartigen Gedanken. Na was denn nun? Entweder zieht man die Sache komplett durch, oder lässt es gleich bleiben. Eigentlich hat man nur darauf gewartet, dass das Dilemma mit den Verwandten im Keller auffliegt.
Überhaupt kamen Frauen bei Agapit/Sobra nicht unbedingt gut weg. Die gerissene Verwalterin Jane war später eigentlich die treibende Kraft und flüsterte dem Grafen schlimme Dinge ins Ohr. Ihren Mann hätte sie gerne mit entsorgt um so freie Bahn zu haben und Ferdinands wortkarge Verlobte Rosa machte keinen Hehl daraus, lieber abgesichert in die Ehe zu gehen. Wahre Liebe sieht anders aus. Claire hatte einen schwachen Charakter und fängt mit ihrem 18 jährigen Stiefsohn ein Techtel-Mechtel an und hat somit die Ehre des Grafen besudelt. Solche Moralvorstellungen wirken aus heutiger Sicht zwar veraltet, waren in den 60/70 Jahren des letzten Jahrhunderts aber bestimmt noch nicht ganz out. Zumindest in Adelskreisen hielt man solche Seitensprünge lieber unter der Decke. Die heutigen Medien decken da mehr auf und kratzen oft am Heiligenschein der aristokratischen Welt. Seitensprünge hier, uneheliche Kinder dort. Wer beim Arztbesuch schon mal ein „Goldenes Blatt“ in die Finger bekommen hat, weiß bestimmt Näheres.Vielleicht beruhte die Geschichte um den hasserfüllten Grafen ja auf einer wahren Begebenheit, denn Sobra vermied es Namen zu nennen. Am Schluss erwähnte er kurz, dass Frederick de B. in der Irrenanstalt freiwillig sein restliches Leben verbringen würde. Ob er immer noch dort ist?
Die Geschichte wurde zuerst aus der Sicht des Ich-Erzählers Ferdinand geschildert um dann auf die Geschehnisse rund um den Grafen umzuschwenken. Etwas verwirrend waren da schon die seltsamen zeitlichen Verschiebungen, denn einmal erzählte Ferdinand aus der Vergangenheit um dann ein paar Seiten weiter wieder in der Gegenwart zu landen und noch nicht weiß, was passieren wird. So richtig sortiert wirkte das nicht gerade, gab der Handlung aber wenigstens ein wenig Schwung. Was der Roman in einer Grusel-Serie gesucht hat, frage ich mich aber immer noch. Gut, ein Schloss war dabei und ein altes Adelsgeschlecht, was für einen seichten Frauengrusler vielleicht noch gereicht hätte (selbst in diesem Bereich gibt es wohl auch besser durchdachte Romane), aber die Stammleser (me) waren doch andere Kost gewohnt. Zugute halten muss man Agapit vielleicht (wer es lieber sanft mag), dass er gänzlich ohne Blut und Gewaltszenen ausgekommen ist, denn sämtliche „schlimmen Dinge“ wurden nur am Rande angedeutet und beiläufig erwähnt. „Voll drauf“ gab es nicht. Selbst der Showdown im Verließ dauerte nur eine knappe Seite und hat die verkorkste Story nicht wirklich gerettet.
Adrien Sobra alias Marc Agapit war allerdings auch nicht mehr ganz jung, als er L`Ogresse verfasste und konnte mit sexuellen Freizügigkeiten bzw. der damaligen Aufklärungswelle wohl nichts anfangen. Zumindest war davon nichts zu lesen. Der 1897 geborene und 1985 verstorbene Autor schrieb überwiegend fantastische Romane und Thriller mit düsterem Hintergrund (Fleuve noir). Der Roman erschien im Original 1972 und wurde ´73 schon an Pabel weitergereicht. Das war mit Sicherheit nicht der beste Ankauf des Verlages und Agapit sollte bei den Vampiren auch keine weitere Gelegenheit bekommen sich dem Leser zu präsentieren. Vielleicht hatte er ja auch bessere Sachen auf Lager, denn er lebte schließlich vom Schreiben. Übrigens war die Leseprobe zu den „Schwarzen Perlen“ auch wieder mit von der Partie und verkürzte den eigentlichen Roman nochmals um vier Seiten. Nun, diesmal war ich nicht böse drum, so hatte ich es schneller hinter mir.
Was gab es sonst noch?
Die toten Augen bekam der Leser nur auf dem Umschlag zu Gesicht - wenn er genau hinschaute und nicht von den Brüsten der blonden Dame abgelenkt wurde. Um dem Roman einen horrormäßigen Anstrich zu verpassen, mogelte Thole noch ein Skelett mit aufs Titelbild, was die ganze Szene an „Halloween auf Burg Soundso“ erinnern ließ. Eigentlich kein schlechtes Bild für diesen langweiligen Schmöker.
Bei Alfons gab es, passend zum Thema, ein Tic-Tac-Toe Turnier bis zum Umfallen bzw. bis zum Verwesen. Überhaupt passten die Cartoons jetzt immer öfter zur Handlung des Romans. Absicht?
Hurra, Franz Berthold ist wieder da. Allerdings passte die Zeichnung nicht wirklich zum Geschehen, denn Tante Clair hatte in ihrer Haft so einige Pfunde zugenommen und war keine abgemagerte Alte mit irrem Blick (ohne Augen?).
Manfred Knorr`s phantastische Reise durch die Kinofilme dieser Zeit ging auch schon in die 14 Runde und stellte diesmal die Neuheiten aus Ami-Land vor. Pabel leistete sich sogar, nach Aussage von Knorr, einen US-Korrespondenten, der die Neuigkeiten frisch in die Redaktion lieferte. Interessant ist die Tatsache, dass es im Zuge der „schwarzen Welle“ mit BLACKENSTEIN und BLACULA sogar Monster mit dunkler Hautfarbe gab. Meilensteine der Filmgeschichte sind diese eher humorigen Streifen deshalb aber nicht geworden. Vincent Price stand bei den Herstellern von Gruselstreifen immer noch hoch im Kurs und war beim „Theater des Grauens“ (Theatre of Blood) gleich in mehreren Rollen zu sehen. Für Price Fans wohl ein absolutes Muss.
Böse Gestalten auf nächtlichen Straßen gab es auch schon in den 70ern, denn die Werbung auf der Rückseite zeigte ein ganzes Waffenarsenal frei käuflicher Abschreckungsmethoden. Da wurde aus einem Meter in Gesichter geschossen und gesprüht was das Zeug hält.Alles ganz legal und Waffenschein frei. Nur silberne Geschosse waren leider nicht dabei und auch keine Knoblauchpulver Patronen...
Kommentare
Jean Rollin...in den 90e Jahre dirigierte der Cineaste die collection "Frayeurs"(32 Bände) beim damalige Fleuve Noir...und veröffentlichte darunter einige von seine eigene grusel Romanen. Ganz am Anfang seiner Karriere versuchte es Rollin als Assistent von Luis Bunuel...Daraus wurde nichts. Später arbeitete Bunuel mit Jean-Claude Carrière zusammen und JC Carrière war, in den 50e Jahre, Autor für "Angoisse" unter dem kollektiv Pseudonym "Benoit Becker" (die "Frankenstein" Reihe ist Carriere zuverdanken). Manche Sachen treffen sich halt so.
Es gab nur zwei Verfilmungen von "Angoisse" Romanen : Kurt Steiner's "Le Seuil du Vide" ( selben title,1971, Regisseur:Jean-François Davy, Steiner/Ruellan war am Drehbuch mitwirkend ) und Jean Redon's "Les Yeux sans Visage" (film von Georges Franju, 1960, Boileau und Narcejac waren teilweise fürs Drehbuch kreditiert). Jean Redon soll, zur Schrift des Romans, Frederic Dard gewesen sein...
Was die eventualle Abkürzungen anbelangt: Im Original ist diese Schilderung in 13 Zeilen geliefert! Das is das Ende des Roman (12 Kapiteln). In diesem Kapitel wird zufor nochmal der Fall Legatt/Jeannine von Morestier und Fauchard diskutiert, Morestier hat Gespräche von Jeannine auf einem Tonbandgerät aufgenommen und sie scheint deutlich zu glauben das sie ein weibliche Verköperung des Teufels ist - also Lilith. (Möglich dass da herausgenommen wurde)
Anderfals, sehr interessante teknische Hinweisze!
Im ganzen zehlt nun ein VHR Heft ungefär 50 Zeilen x 2 kolonnen x 60 Seiten = 6000 Zeilen.
Zum Vergleich "Le banquet des Ténèbres": 29 Zeilen maximum pro Seite X 210 Seiten = 6090 Zeilen!!
Das ist schon sehr nahe beinander...Jetzt kommts auch auf die grösze der Typo an...(mir scheinte immer das ein Heft (64 Seiten/2 Kolonnen) gerade so lang wäre wie ein Fleuve-Noir...)
Die Lilith-Szene ist drin.
Was die Zeilen angeht, sagt das leider wenig aus. Die Engländer zählen Textlänge zb nach Worten, hier geht es nach Anschlägen.
Heftmanuskripte haben im Schnitt zwischen 160 000 und 190 000 Anschläge, Leerzeichen eingerechnet. Da man bei Manuskripten in den Verlagen nach Normseiten mit 1800 Anschlägen rechnet - 30 Zeilen, 60 Anschläge pro Zeile - sind das so um die 100 Manuskriptseiten. Aber mit einem kleineren Satz geht da auch etwas mehr in ein Heft.
Aber bei Übersetzungen ist der Umfang nie 1:1. Im Deutschen ist der Umfang bei englischen Texten immer länger. Wie sich das bei Übersetzungen aus dem Französischen verhält, weiß ich aber nicht.
Ich habe mir Agapits "Gas" besorgt. (La ville hallucinante?) Der kommt in der Ausgabe von Luther auf ca 328 000 Anschläge, wenn ich mich nicht verzählt habe.
Leider ist von Rollins Romanen meines Wissens nach nie einer in Deutschland erschienen. Wie sind sie eigentlich?
Die Lösung um klar zu sehen wäre natürlich die Texte zu vergleichen. Wenn ich meine Perry Rhodans deutsch/französich vergleiche kommt nichts daraus weil da auch abgekürtzt wurde, auf französicher Seite (2 PR Episoden/FN Buch) - und da waren die auch noch langerzeit öfter von den Leihbücher übersetzt (aber Klasse Arbeit - vraiment - von Jacqueline Osterrath, damals, und, seit JM Archaimbault sich darum kümmert sind die Übersetzungen deutlich länger geworden.) Anderseits brachte der FN Verlag die "ZbV/D.A.S." Serie von KH Scheer in 1 Episode/Buch unter (ca 200 gedruckte Seiten/Buch)...Das selbe für die wenigen übersetzten "Kommissar X"...
Jean Rollin's Romanen? Die kommen mir vor wie unter Hypnose geschrieben zu sein... Rollin schreibt wie es im gerade einfällt, wie eine Geschichte die man erfindet im Lauf der Erzählung...Das Ziel der ganze Sache bleibt unsichtbar. Aber an schöne Bildern fehlt es nicht. Formschön. Da kann man schon, da muss man sich, Zeit nehmen um dass zu geniessen ...
Bei den meisten Romanen (sind ja nicht viele) handelt es sich um les deux orphelines vampires Rollin hatte ja seine eigene Vorstellungen von Vampirs...Hier sind es zwei Mädchen die blind sind am Tage aber sehr gut sehen wenn's Nacht wird... (Rollin verfilmte es ein paar Jahre später als er wieder einige Mitteln dazu hatte)
Vielleicht könntest Du das Original auch gleich übersetzen, damit wir hier in Deutschland nach über vierzig Jahren endlich den kompletten Text zu lesen bekommen.
Ich, Peter Randa übersetzen? Ich habe ja noch mühe meine Kommentaren in deutscher Sprache zu bringen (hatte ja fast kein deutsch mehr geschrieben seit der Uni und das ist lange her). Ich verstehe es und lese es ohne Problem weil ich Elsässer bin und täglich ein germanischer Dialekt spreche aber... schreiben - literarisch - das ist etwas anderes...
Und was die "Angoisse" von Randa anbelangt: kaum zu glauben, keiner ist wiederveröffentlicht worden seit der erst Ausgabe (auszer Versionen in Comics beim Artima/Arédit Verlag in den 70e Jahre und als E-books)
Manche "Angoisse" werden trotzdem noch wiederveröffentlicht beim Verlag Rivière Blanche in Sammelbände (mehrere Romane + kurzgeschichten + rares) - wie es den Fall ist für Strassls VHRs bei Emmerich.
(Das wäre auch eine gute Idee: die Hugh Walker Romanen in französiche Sprache zu bringen, und warum nicht bei Rivière Blanche...)
Ich traume manchmal auch von solche Dingen im Stil den alten Pulps...aber selbst die versuche Weird Tales - the unique magazine - zu reaktivieren sind gescheitert...Schön wäre es ja "la fine fleur" von diesen Serien wieder zu bringen (aber die Fans haben ja schon alles!)
Das mit den Pulp-Magazinen ist wohl leider Utopie. Wäre wahrscheinlich auch eher was für alte Männer die sich noch ein wenig Phantasie behalten haben. Aber vielleicht wird ja Gedrucktes wieder "in". Nur Geld im großen Stil lässt sich damit nicht mehr scheffeln, womit die bekannten Verlage wohl raus wären.