Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

»Dorian Hunter« revisited - Teil 2 - Blut ist dicker als Wein…

»Dorian Hunter« revisited»Dorian Hunter« revisited
Teil 2 - Blut ist dicker als Wein…

Im September 2018 wurde die legendäre Dämonenkiller - Serie im Bastei - Verlag unter dem Namen Dorian Hunter neu gestartet. Die ersten 50 Bände sind erschienen und ein Ende ist nicht in Sicht. In dieser Artikelserie werfe ich einen kritischen Blick auf die alten Romane im neuen Gewand und begleite den “Dämonenkiller” auf seinem Weg in jene Gefilde, die bislang nur in Buchform erreicht wurden…

Die Sklavin des Vampirs“Die Sklavin des Vampirs”
Dorian Hunter Band 52
von Hivar Kelasker
Dorian erhält durch die Mystery Press Hinweise auf vampirische Aktivitäten bei einem Weingut in der Nähe von Chermont Ferrand. Als er diesen nachgeht, stellt sich heraus, dass dort ein Vampir sein Unwesen treibt, welcher seine Opfer mittels eines außergewöhnlich exquisiten Weines auf das Weingut lockt, wo er sie dann zu seinen Dienerkreaturen macht. Hunter begibt sich unter falschem Namen in den Kreis der Weinkenner, gelangt so in die unmittelbare Nähe des Vampirs und kann ihn, nachdem er all seine Diener unschädlich gemacht hat, schließlich mit Unterstützung eines Dorfbewohners vernichten.

Nach dem sehr guten letzten Band um das “Kind der Hexe”, in dem sich einige für den weiteren Verlauf der Serie relevante Dinge ereigneten, folgt mit diesem ersten Roman aus der Feder von Hans Kneifel die Ernüchterung auf dem Fuße, auch wenn dieser Begriff angesichts der Wein - Thematik unpassend erscheinen mag.

Dass die Story um den seltsamen Vampir - Dämon (dessen monströse Optik nicht weiter erklärt wird und dem Expose nach wohl auf das Original - Cover zurückgeht) nicht allzu viel hergibt, dafür kann der Autor zunächst einmal nichts, allerdings hätte einer der Hauptautoren zumindest die Figur Dorian Hunter besser bzw. authentischer dargestellt. Bei Kneifel bleibt der Held von der ersten bis zur letzten Seite beliebig und austauschbar, sein Verhalten in verschiedenen Situationen ist fast immer untypisch für diese Figur. Hinzu kommt noch der Umstand, dass hier mit keiner Silbe auf die vorherigen Ereignisse eingegangen wird, obwohl diese Dorian gerade jetzt sehr beschäftigen müssten. Schließlich ist er gerade Vater geworden (wobei Coco hier auch mit keiner Silbe erwähnt wird) und hat seine Ehefrau verloren. Sowas beschäftigt einen und man hätte es zumindest kurz in einem Nebensatz einstreuen können,  stattdessen steigt er hier gleich mit einer anderen Frau ins Bett, was in seiner momentanen Situation einfach unpassend erscheint, auch wenn der Dämonenkiller es mit der Treue nie so genau genommen hat.

Immerhin lässt der Autor ihn seine Players rauchen und gönnt ihm am Ende sogar einen Bourbon, nachdem er ihn vor Antritt des Falles Kognak und während der Arbeit dann zwangsläufig Wein trinken ließ.  Aber das was die Figur wirklich ausmacht, die typischen Merkmale, welche ein Davenport oder Vlcek mit wenigen Pinselstrichen darzustellen vermögen, die fehlen hier einfach. Würde man die Namen austauschen, könnte der Roman auch als schwacher Sinclair durchgehen.

Von den inhaltlichen Schwächen abgesehen muss man sich auch fragen, warum die Macher nach den diversen Titeländerungen der letzten Zeit ausgerechnet hier den eher unpassenden Originaltitel verwendet haben, denn eine Sklavin des Vampirs kommt im Roman nicht vor. Besser und passender wäre der im Expose aufgeführte Titel “Lockruf des Vampirs” gewesen, allerdings hätte das den Roman nicht wirklich aufgewertet. Abgesehen von den offensichtlichen Problemen, die Kneifel mit dem Helden hatte und von dem Verzicht auf eine Bezugnahme zu den vorherigen Ereignissen kann man allerdings nicht sagen, dass er die ohnehin schwache Vorgabe nun übermäßig schlecht umgesetzt hätte. So wird der finale Kampf gegen die Vampire recht packend geschildert, was über das vielleicht etwas zu dramatische Ende (der Vampir gerät in die Weinpresse) hinwegsehen lässt. Fairerweise muss man aber sagen, dass dieses Ende auch genau so im Expose vorgegeben war…

Kleine Zitate - Grosser Meister

Fremdkörper…
“Und dann ist sie zu Staub zerfallen. Ich kann heute noch hören, wie der Pflock geklappert hat, als er umfiel, weil ihr Körper plötzlich nicht mehr da war.”
(DH 52 / S.15)

Guter Riecher…
Er hatte zusammengekniffene Augen und eine dicke Nase, die ihn in eine lebende Reklame für französischen Landwein verwandelte.
(DH 52 / S.16)

Ich tu doch nichts…
“Haben Sie nicht gesehen, wie die Männer Sie angestarrt haben? (…)
Sie fordern sie durch Ihre Gegenwart heraus.”
(DH 52 / S.38)

Genau hinschauen…
De Baeve (…) wirkte auf den ersten Blick anziehend, auf den zweiten zweifelhaft, auf den dritten abstoßend.
(DH 52 / S.40)

Eigenleben…
Das Ungeheuer, dessen Horn auf der Stirn eben zustoßen wollte, wandte sich zur Flucht.
(DH 52 / S.52)


Zum ersten Artikel -  Zur Übersicht


Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.