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Heyne Science Fiction Classics 37 Gordon R. Dickson

Heyne Science Fiction ClassicsDie Heyne Science Fiction Classics
Folge 37: Gordon R. Dickson
Nichts für Menschen & Uralt, mein Feind

Von den sechziger bis Anfang der achtziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts erschienen als Subreihe der Heyne Science-Fiction-Taschenbücher mehr als hundert Titel unter dem Logo „Heyne Science Fiction Classics“. Diese Romane und Kurzgeschichten werden in der vorliegenden Artikelreihe vorgestellt und daraufhin untersucht, ob die Bezeichnung als Klassiker gerechtfertigt ist.

Heyne Science Fiction ClassicsGordon R. Dickson (1923 – 2001), aus Kanada stammend, war ein bekannter Autor der phantastischen Genres, der mit seinem Childe-Zyklus eine der großen Zukunftsgeschichten der Menschheit schrieb. Der Unterzyklus um die Kriegerkaste der Dorsai ist ein Klassiker der Military-SF. Neben dem dominierenden SF-Oeuvre hat Dickson mit dem beliebten Drachenritter-Zyklus einen substanziellen Beiträge zum Fantasy-Genre geleistet. Zusammen mit seinem Freund Poul Anderson verfasste er auch eine kleine humorvolle Serie von Kurzgeschichten um die Teddybär-ähnlichen Hokas, die auf Deutsch gesammelt als Terra-Doppelband Alexander Jones – Diplomat der Erde und später in der Moewig SF unter dem Titel Des Erdenmannes schwere Bürde erschien. Bären spielen auch eine Hauptrolle in Dicksons Zweiteiler um den Planeten Dilbia und seine pelzigen Bewohner, die allerdings wesentlich größer als die niedlichen Hokas sind. Genauer gesagt, die Dilbianer sind eher einem Kodiakbären ähnlich als einem Teddybären. Was die beiden Serien außerdem verbindet, ist der Humor, auch wenn er bei den Dilbia-Romanen nicht ganz so dick aufgetragen wird. Zusätzlich zu seinem Hauptwerk, das anschließend am Beispiel des in den Heyne Science Fiction Classics präsentierten Auftaktbandes geschildert wird, hat Dickson eine große Anzahl weiterer SF-Einzelromane und Kurzgeschichten publiziert. Eine Kurzgeschichtensammlung wurde ebenfalls in den Heyne Science Fiction Classics dem Publikum vorgestellt. Einige seiner Romane und Geschichten wurden auch preisgekrönt.

Heyne Science Fiction ClassicsDas Hauptwerk Dicksons ist der Childe-Zyklus. Ursprünglich hatte der Autor geplant, die menschliche Evolution vom Zeitalter der Renaissance bis zur Entwicklung des „verantwortlichen Menschen“ einige Jahrhunderte in der Zukunft schildern. Dickson konnte die jeweils drei geplanten Romane, die in der Vergangenheit und in der Gegenwart gespielt hätten, nicht verwirklichen, sondern veröffentlichte in diesem Zusammenhang nur in der Zukunft spielende Werke, aber mehrere als ursprünglich geplant. Die Serie blieb unvollendet, denn Dickson starb, bevor er den Abschlussband zu Papier bringen konnte.

Der Childe-Zyklus beginnt mit dem Roman Nichts für Menschen in der Anfangszeit des Aufbruchs zu anderen Sternen. Dieser Roman wurde in der Reihe der Heyne Science Fiction Classics veröffentlicht. Der Bergbauingenieur Paul Formain wird während seiner Schicht im Bergwerk durch ein Fernsehinterview mit einem gewissen Walter Blunt, der die Zerstörung der technischen Zivilisation predigt, abgelenkt und verliert bei einem darauf folgenden Unfall einen Arm. Er begibt sich auf die Suche nach Therapiemöglichkeiten, denn er verträgt kein transplantiertes Gewebe. Endlich findet er im Buch „Zerstörung“ von eben diesem Blunt, dem Zunftmeister der Stiftergilde (im Original: Chantry Guild bzw. Societé Chanterie), ein Kapitel, in dem beschrieben wird, dass man neue Gliedmaßen nachwachsen lassen kann:

Die reparative Regeneration von Teilen des menschlichen Körpers durch Epimorphose oder Neuwachstum, das von einer sich auf der Wundoberfläche bildenden Regenerationsknospe oder Blatula ausgeht, ist eine Eigenschaft, die von den gleichen Kräften stimuliert werden kann. Sie findet ihre Rechtfertigung und ihren Anreiz in der beabsichtigten Aktion der Selbstzerstörung. Wie jeder Gebrauch und jede Manipulation der alternativen Kräfte, ist der Mechanismus einfach, sobald die grundlegenden Prinzipien verstanden werden. In diesem Fall sind sie das nicht-evolutionäre (das die natürlichen Kräfte blockiert) und das regressive Prinzip (aktiv in der Umkehrung der natürlichen Kräfte). Diese Prinzipien sind nicht nur im statischen Sinn negativ, sondern dynamisch negativ, so daß sich die für den Prozeß der Regeneration nowendige Energie von der Tatsache ihrer Dynamik herleitet.

(Zitiert aus: Gordon R. Dickson: Nichts für Menschen. München 1979, Heyne SF 3656; S. 28)

Formain heuert als Lehrling bei der Gilde an, die das Ende des technischen Zeitalters der sich immer schneller drehenden, überbevölkerten Welt durch komplette Zerstörung und dann eine neue Gesellschaftsordnung mittels alternativer Gesetze und darauf aufbauender PSI-Fähigkeiten erreichen will. Er besteht die Ausbildung, wird Mitglied der Gilde und nach weiteren Bewährungen, in denen er sein Talent beweisen kann, Anschlägen auf sein Leben zu trotzen, einer der Schwarzkünstler im innersten Kreis Blunts. Der Super-Komplex, der große Computer, der über die Menschheit wacht, sieht ihn als Störenfried und entfernt ihn aus seiner Position in Raum und Zeit. Pauls geistige Kräfte sind aber enorm gewachsen, und so kehrt er zur Erde zurück, wo er in einem neuen Körper erwacht, der wie sein ursprünglicher ist, aber unversehrt mit beiden Armen. Es kommt zum großen Finale, in dem auf der einen Seite der Minister für Technologie und der Super-Komplex für die technische Zivilisation stehen und auf der anderen Seite Walter Blunt und seine Mitstreiter aus der Stiftergilde. Dabei wird klar, dass Pauls Körper von Blunt aus Zellen des ursprünglichen Formain, welcher einem Unfall zum Opfer gefallen war, geschaffen wurde und als Alter Ego von Blunt sein Nachfolger hätte werden sollen. Aber der neue Paul hatte nicht nur einen Teil von Blunts Identität aufgenommen, sondern auch das Ich eines Berufssoldaten, das aus der Zukunft kam und die Kräfte der Intuition vollkommen beherrscht. Der Name wird nicht erwähnt, aber dem Kenner der Dorsai-Romane wird klar, dass es Donal Graeme sein muss, einer der fast unüberwindlichen Dorsai-Krieger. Doch Paul entschließt sich, überhaupt nicht in die weitere Entwicklung einzugreifen, sondern alle Kräfte der Gesellschaft ihren eigenen Weg gehen zu lassen, sei es die technische Zivilisation, die Gilde oder die Sekten, Kultgemeinschaften und Marschgesellschaften. Der Weg zu den Sternen wird aufgrund der Entdeckung der Sprungbrett-Technik frei, und dort draußen werden alle unterschiedlichen Strömungen der Menschen Platz haben. In ferner Zukunft können sie wieder zusammenfinden, wenn die Evolution den eigenverantwortlichen Menschen hervorbringt.

Der Roman hat eine eher wirre Handlung und verdient die Auszeichnung als Klassiker meiner Meinung keinesfalls. Man meint beinahe, in A. E. van Vogts Null-A-Zyklus gelandet zu sein, der ein ähnliches Verwirrspiel mit Identitäten und Körpern in Zeitschleifen bietet. Der Roman bildet das Vorspiel zu den weiteren Romanen und Erzählungen, in denen die Kriegerkaste der Dorsai im Mittelpunkt steht. Man muss sagen, dass diese zum Teil deutlich über Nichts für Menschen herausragen. Insbesondere Soldier Ask Not (Deutsch: Unter dem Banner von Dorsai) beeindruckt durch seine feinfühlige Schilderungen der Gedankenwelten der handelnden Akteure. Die Kurzfassung dieses Romans erhielt den „Hugo Award“ für die beste SF-Erzählung des Jahres 1965. Die Dorsai-Romane und -Erzählungen erschienen auf Deutsch nicht bei Heyne, sondern im Moewig-Verlag in den Reihen Terra-Taschenbücher und Moewig SF.

Heyne Science Fiction ClassicsNach diesem eher zuwiespältig zu beurteilenden Roman wurde mit der Sammlung Uralt, mein Feind (Ancient, My Enemy) eine Kurzgeschichtensammlung Dicksons in den Heyne Science Fiction Classics präsentiert. Hier sind eine Reihe von Erzählungen versammelt, die ihre Erstveröffentlichungen samt und sonders in SF-Magazinen der fünfziger und sechziger Jahre hatten und einen guten Überblick über Dicksons Art zu schreiben bieten.

Uralt, mein Feind: Vier Prospektoren sind in den Bergen des fremden Planeten auf Goldsuche. Sie haben Willy Fairchild mit, eine junge Studentin, die sich nicht für Edelmetall interessiert, sondern als Anthropologin für die eingeborene Spezies des Höllenplaneten, der durch seine hohen Termperaturen für Menschen extrem gefährlich ist. Die eingeborenen menschenähnlichen Udbahrs sind Kannibalen. Die Erdmenschen und die Udbahrs jagen und töten sich gegenseitig, der Überlebenskampf ist grausam. Willy verliebt sich in Kiev Archard, einen der vier Prospektoren und hindert ihn daran, einen der Einheimischen zu töten. Dieser hatte bei einem früheren Kampf Kievs Helm gestohlen. Die beiden sind im Glauben der Udbahrs auf seltsame Art miteineinander verbunden: Sie sind uralte Feinde, von denen einer den anderen irgendwann töten wird, aber erst, wenn ihn der Ruf dazu ereilt. Beide haben bereits einige Gelegenheiten ausgelassen. Aber am Schluss erschießt Kiev aus der Deckung der menschlichen Station heraus Hehog, der ihn mit einem Lied herausgefordert hatte. Er hat endlich den Impuls bekommen, seinen Feind zu vernichten. Doch damit hat er die Liebe Willys verloren, die sich von ihm abwendet.

Er trat einen Schritt auf sie zu. Ihre Gesichtsmuskeln zuckten wie unter einem plötzlichen, unerträglichen Schmerz, und sie hob mit einer Reflexbewegung die Hand, als ob sie ihn von sich stoßen wollte, obwohl sie durch die halbe Länge des Zimmers voneinander getrennt waren.

Sie öffnete den Mund, aber kein Ton kam heraus. Sie zögerte ein paar Sekunden lang, dann schüttelte sie den Kopf. Wortlos, die Hand noch immer wie abwehrend erhoben, wandte sie sich um und ging aus dem Zimmer.

Die Tür schloß sich hinter ihr, und er war allein.

(Zitiert aus: Gordon R. Dickson: Uralt, mein Feind. München 1959, Heyne SF 3683, S. 45f)

Die Titelgeschichte der Sammlung sticht besonders durch ihre Tragik hervor. Dickson war nordischer Abkunft, in vielen seiner Werke ist ein Einfluss durch die Sagas spürbar, bei denen ein Happy End eher ungewöhnlich ist.

Die Seltsamen: Der Snorap und der Lut sind intergalaktische Beobachter, die zwei verschiedenen Spezies angehören, und als Team die Galaxis bereisen, um neue Lebensformen kennenzulernen. Sie beobachten zwei Menschen, die mit einem Raumschiff gelandet sind und anscheinend um ihr Überleben kämpfen müssen. Die beiden philosophischen Ingenieure sind sich in der Beurteilung der neue entdeckten Spezies nicht einig und geraten sogar in einen Streit, der fast ihre Partnerschaft gefährdet. Als die Menschen von einem einheimischen Raubtier angegriffen werden, treten die beiden Beobachter aus ihrer Rolle heraus und werden zum Retter. Es fällt ihnen wie Schuppen von den Augen, als sie erfahren, dass es sich bei den Erdlingen um Mann und Frau handelt. Sie erkennen endlich die Ursache für das Verhalten der Menschen: Liebe und der Wunsch eine Famile zu gründen als Antrieb für die Kolonisation. Trotz ihres gewaltigen Wissens kommen sich die Forscher als zwei alte Narren vor.

Sand im Getriebe: Auf der Wetterstation im hohen Norden erscheint Cary Harmon, ein Bekannter von Burke McIntyre, welcher einsam einen Außenposten betreut. Burke stellt Cary die Station vor und ist besonders stolz auf den unfehlbaren Computer, der für die Steuerung der ganzen Systeme sorgt. Der prahlerische Cary behauptet, dass er den Computer lahmlegen kann und reizt Burke solange, bis sich dieser auf eine Wette einlässt. Cary schafft es tatsächlich, indem er dem Computer ein unlösbares Paradoxon zum Auflösen gibt, was dessen Speicherbänke so beschäftigt, dass er für die Systeme keine Kapazitäten mehr frei hat und den Betrieb einstellt. Cary hat zwar die Wette gewonnen, aber die Temperatur sinkt bereits und die Rettung ist weit, weit weg...

Die Geschichte mutet außerordentlich veraltet an, was Kenntnisse von Computersystemen betrifft. Ein System, das lebenswichtige Vorgänge steuert, wird bereits vom Betriebssystem heutzutage so abegesichert sein, dass ein Task nicht die ganzen Ressourcen in Anspruch nehmen und damit das ganze System lahmlegen kann.

Tiger Grün: Das Forschungsteam hat sich zuviel vorgenommen, als es auf dem zweiten Planeten des Sterns 83 476 gelandet ist. Es kämpft mit Verzweiflung gegen die hochaggressive Flora, die das Raumschiff angreift, und eine Verständigung mit den Eingeborenen kommt nicht wirklich zustande, obwohl die Wörter durch den Translator durchaus übersetzt werden können. Schließlich folgt Jerry McWhin doch einem der Eingeborenen. Er wirft den Translator weg denn die Einheimischen haben eine nichttechnische Zivilisation entwickelt, die auf ganz anderen Prinzipien beruht als bei den Menschen, die sich toter Dinge als Helfer bedienen. Sie wollen die Erdmenschen heilen und in ihre Gemeinschaft aufnehmen. Doch die miteinander geistig verbundenen Wesen schrecken zurück, als sie feststellen, dass die Erdlinge in ihrem Innern ALLEIN sind. Dies bedroht ihre ganz Zivilisation. Sie helfen den Menschen, dass sie ihr Schiff wieder flottbekommen, denn sie wollen sie schnellstens loswerden.

Der freundliche Mann: Mark Toren steigt 20000 Jahre in der Zukunft aus seine Zeitmaschine aus und ist überrascht, dass er bereits erwartet wird. Ein freundlicher Mann mit Namen Merkl kümmert sich um ihn und klärt ihn über die Verhältnisse in der Zukunft auf. Mark wird aber misstrauisch, als er immer länger hingehalten wird und es ihm nicht erlaubt wird, die Stadt zu besuchen, die er von seinem Fenster sieht. Er büxt aus und stellt zu seinem Erschrecken fest, dass sie nur ein Modell ist. Er befindet sich in einer toten Stadt. Merkl und die anderen Bewohner der Zukunft sind Roboter, die von ihren menschlichen Herren verlassen wurden, welche in den Weltraum ausgewandert sind. Sie wollen mit Mark nichts mehr zu tun haben, er steigt auf seine Zeitmaschine und reist wieder ab. Dir Roboter, welche sich verflucht wähnen, bleiben alleine und verzweifelt zurück.

Liebe mich: Ted Holman hat – nicht ganz freiwillig – den Militärdienst quittiert, weil ihn sonst ein Verfahren erwartet hätte, denn er hat einen Außerirdischen nach einer Raumreise zur Erde geschmuggelt. Es handelt sich um ein kleines Pelzwesen, das aber nicht so harmlos ist, wie es aussieht. Ted unternimmt alles, um seinen Freund aus demGefängnis zu befreien und der Coup gelingt ihm mit Hilfe einer Journalistin, die gute Verbindungen hat. Pogey, sein befreiter Freund, hat die Eigenschaft, Menschen mit hypnotischen Kräften an sich zu binden, sodass diese eine tiefe Liebe für sie empfinden. Pogey wird mit Ted nach Washington gehen, denn auch dort gibt es Leute wie Ted, die für die außerirdischen Antipoden Liebe empfinden sollten.

Unser erster Todesfall: Die Kolonie auf dem fremden Planeten hat den ersten Verlust eines Menschenlebens zu beklagen. Juny Venlaw ist gestorben, vor allem betrauert von ihrem Großvater Gothrud, der zusammen mit seiner Frau und zwei weiteren Personen das Führungsteam der Kolonie bildet. Gothrud hat eine heftige Auseinandersetzung mit seiner Frau, denn die Ärztin will eine Autopsie vornehmen. Lydia setzt sich durch, doch sie kann keine Todesursache festgestellen. Der gebrochene Gothrud ist der nächste, der nicht mehr durchhält, weil auch sein Lebenswille gebrochen ist.

Bis auf die Haut: Harry Brennen ist fast unverwundbar. Er steckt in einem 12 Fuß hohen, mit allen technischen Finessen ausgestatten Kontrollanzug, mit dem er gefahrlos fast jeden Planeten erkunden kann, ob er für menschliche Besiedlung geeignet ist oder sonstige Schätze für die Menscheit bieten kann. Doch auf Planet 1242 stößt der Erkunder an seine Grenzen. Ein Raumschiff eines technisch weit überlegenen Außerirdischen lässt seine Systeme versagen, Harry fällt aus dem Anzug und muss sich fast nackt durchschlagen. Der Schock bereitet ihm einen weitgehenden Gedächtnisverlust, doch ein Gefühl bleibt: ein unbändiger Hass gegen seinen Bezwinger. Harry macht sich auf, die pyramidenförmige Station des Unheimlichen zu suchen. Er wird fündig und findet nach wochenlangen Beobachtungen einen Weg durch die Energiesperren. Sein Gegner ist allein in seinem Raumschiff. Obwohl er körperlich deutlich unterlegen ist, lässt sein Hass Harry im Zweikampf gegen den Anderen, der ihn sträflich unterschätzt hat, den Sieg davontragen. Der Außerirdische bezahlt seinen Hochmut mit dem Leben. Harry benötigt ein halbes Jahr, um sein Gedächtnis wieder vollständig zurückzugewinnen und die Funktionsweise des fremden Raumschiffes zu verstehen. Er kehrt zur Erde zurück und berichtet von der Zähigkeit, der Hartnäckigkeit, dem Mut und der Überlegenheit des nackten Menschen.

Der steinige Garten Eden: Der Planet ist zum Siedlungsgebiet erklärt worden. Das ist eine niedeschmetternde Nachricht für Kent Harmon, den Beauftragten des Kolonialbüros. Denn es gibt intelligente Einheimische. Die Modorianer sind eine seltsame Spezies: Sie weisen einen extremer Dimorphismus zwischen den riesigen Männern und den zwergenhaften Freuen auf und sind totale Individualisten, die unfähig sind, ein soziales Gemeinwesen zu bilden. Trotzdem adoptieren manche Modorianer auch Menschen, meistens Prospektoren, die nach Edelmetallen schürfen, und helfen ihnen zu überleben. Kent vermutet, dass die Modorianer sogar intelligenter als Menschen sind. Bald taucht ein irdisches Raumschiff mit 500 Kolonisten auf und beginnt, eine Siedlung für die meist jungen Auswanderer zu bauen. Die Einheimischen versammeln sich rundherum, die Situation droht gefährlich zu werden. Einer der Modorianer beginnt, ein Loch auszuheben und die Erde in Schwingung zu versetzen. Es droht dadurch ein riesiges Erdbeben, welches die Siedlung zerstören würde. Kent gelingt es mit Hilfe eines Geologen, eine Gegenwaffe zu finden, welche die Schwingungen neutralisiert. Macher, der Modorianer, greift Kent an, wird aber von ihm in Notwehr erschossen. Nachdem einer, der stellvertretend für die ganze Spezies war, den Kampf verloren hat, ziehen die Modorianer ab. Auf lange Sicht ist der Individualist, und sei er auch noch so stark, einer ihm gegenüberstehenden organisierten Gruppe immer unterlegen. Die Menschheit hat ihre Überlegenheit bewiesen.

Der Band beweist, dass es problematisch ist, eine ganze Kurzgeschichtensammlung in eine Klassikerreihe aufzunehmen. Es handelt sich zwar um gute Magazinstorys mit einem typischen Spannungsverlauf, der meist in einer Pointe am Schluss eindet, aber herausragend sind sie nicht. Am ehesten hat noch die Titelgeschichte Klassikerpotential. So erscheint es der bessere Weg, statt ganzer Kurzgeschichtensammlungen einzelner Autoren in den Heyne Science Fiction Classics eine eigene Subreihe für klassische Kurzgeschichten verschiedener Autoren einzurichten, wie es mit der Titan-Anthologienreihe gemacht wurde. Sie erreichte insgesamt 23 Bände und wird zum Abschluss dieser Artikelreihe im Detail vorgestellt.

Mit Dickson geht es mir ähnlich wie mit L. Sprague de Camp und Fritz Leiber: Autoren, deren Werk ich zwar schätze, ihre für die Heyne Science Fiction Classics ausgewählten Werke sind allerdings nicht so hervorstechend, dass ich sie als Klassiker einstufen würde. Lesbar sind die Werke allerdings auch heute noch.

 

Titelliste von Gordon R. Dickson

Anmerkung:
Es werden die Ausgaben in den Heyne Science Fiction Classics sowie die Originalausgaben der Werke angeführt.

1979

3656 Nichts für Menschen
Originalausgabe 1962 als Necromancer, 1963 auch als: No Room for Man

3682 Uralt, mein Feind
- Uralt, mein Feind (Ancient, My Enemy, 1969)
- Die Seltsamen (The Odd Ones, 1955)
- Sand im Getriebe (The Monkey Wrench, 1951)
- Tiger Grün (Tiger Green, 1965)
- Der freundliche Mann (The Friendly Man, 1951)
- Liebe mich (Love Me True, 1961)
- Unser erster Todesfall (Our First Death, 1955)
- Bis auf die Haut (In the Bone, 1966)
- Der steinige Garten Eden (The Bleak and Barren Land, 1953)
Originalausgabe 1964 als: Ancient, My Enemy

Anmerkung:
Die Jahreszahlen bei den einzelnen Geschichten geben das Jahr ihrer jeweiligen Erstveröffentlichung an.


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Tags: Science Fiction and Fantasy

Kommentare  

#1 Heiko Langhans 2020-11-12 06:46
Ganz mag ich mich Deiner Einordnung von "Nichts für Menschen" nicht anschließen. Der Childe/Dorsai-Zyklus als Ganzes ist schon als Klassiker zu bezeichnen; auch der präsentierte Text setzt sich mit wichtigen Fragen auseinander, was m.E. stets ein Klassiker-Kriterium sein sollte.

Das Problem besteht darin, dass der Roman als Einzelwerk vorgestellt wird, aber eben nur im Gesamtzusammenhang seine Wirkung entfaltet. Insofern macht der Text einen unfertigen Eindruck.

Einige Jahre später legte der Moewig-Verlag mehrere Dorsai-Bände vor (teils in ungekürzter Neuübersetzung). Auf den Nachdruck von "Nichts für Menschen" wurde allerdings verzichtet. Der bislang letzte auf Deutsch erschienene Roman "The Final Encyclopedia" wurde 1987 auf drei Bände gesplittet. Da stand Moewig schon kurz vor der Einstellung der SF-Buchreihe.

Als Fan würde ich eine komplette Neuausgabe des Zyklus begrüßen. Wäre ich Redakteur, würde ich allerdings zögern.
#2 AARN MUNRO 2020-11-12 08:18
Auch ich würde die Bände schon als Klassiker bezeichnen.

Zitat:
Als Fan würde ich eine komplette Neuausgabe des Zyklus begrüßen. Wäre ich Redakteur, würde ich allerdings zögern.
Vielleicht erbarmt sich ja mal ein Kleinverlag und bringt die Dorsai-Reihe füer den Fan (oder Sammler) neu heraus.Da kann der Reakteur ruhig schlafen ...
#3 Henry Stardreamer 2020-11-12 14:40
@Heiko:
Ich gebe dir Recht, dass der Roman erst im Zusammenhang mit den Dorsai-Romanen richtig seine Wirkung entfaltet. Ein Klassiker ist er für mich trotzdem nicht. In meinem umfangreichen Artikel über Dickson (siehe Link im obenstehenden Artikel) habe ich erwähnt, dass er für mich mit der ganzen Childe -Serie gescheitert ist, allerdings großartig gescheitert.
Eine deutsche Gesamtausgabe des Zyklus wäre natürlich der Hammer, aber als Redakteur würde ich auch zögern, wenn ich schwarze Zahlen schreiben möchte.

@Heiko und Aarn:
Danke für eure Kommentare!

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