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»Dorian Hunter« revisited - Teil 37 - Mit Händen und Füßen…

»Dorian Hunter« revisited»Dorian Hunter« revisited
Teil 37 - Mit Händen und Füßen …

Im September 2018 wurde die legendäre Dämonenkiller - Serie im Bastei - Verlag unter dem Namen Dorian Hunter neu gestartet. Die ersten 50 Bände sind erschienen und ein Ende ist nicht in Sicht. In dieser Artikelserie werfe ich einen kritischen Blick auf die alten Romane im neuen Gewand und begleite den “Dämonenkiller” auf seinem Weg in jene Gefilde, die bislang nur in Buchform erreicht wurden…

Im Schatten der Guillotine“Im Schatten der Guillotine”
Dorian Hunter Band 87
von Roy Palmer
(EV: DK 84 / 30.03.76)
Bei der Beschwörung des Faustgeistes erhält Hunter von diesem einen kryptischen Hinweis, den er mit Hermes Trismegistos in Zusammenhang bringt. Von Coco erfährt er, dass Magnus Gunnarsson sie kurz vor seinem Verschwinden nach Madagaskar einlud, wo sie in einer sogenannten Okulationskolonie als Erzieherin und Lehrerin tätig sein soll. Als auch eine von Fred Archer verfolgte Spur dorthin führt, bricht man umgehend nach Madagaskar auf, wo Hunter eine Lehrerin vor ein paar Angehörigen des Merina - Stammes rettet, die von einem Freak angeführt werden.

Man schlägt sich durch den Dschungel bis zur Kolonie durch, wo Gunnarssons Schüler sich als offenbar künstlich erschaffene Wesen entpuppen. Ebenso stellt sich heraus, dass der Freak, welcher die dämonisch beeinflussten Merinas anführt, die Kolonie in Hekates Auftrag ausrotten soll. Kurz nach Hunters Eintreffen setzt Gunnarsson sich ab, worauf die künstlichen Menschen sich in Werwesen verwandeln und den Stamm der Merinas angreifen.

Nach dem Tod des Freaks verwandeln die Werwesen sich zurück und nähern sich der magisch aufgeladenen Guillotine. Hunter versucht, sie aufzuhalten, kann aber nicht verhindern, dass einer nach dem anderen hingerichtet wird. Am Ende findet man einen weiteren Hinweis darauf, dass Hermes Trismegistos hinter dem Angriff steckt.

Nach dem zwar nicht wirklich guten aber immerhin annehmbaren “Alraunenmädchen” liefert Palmer hier wieder einen doch eher durchwachsenen Beitrag ab.

Während der Roman mit einer weiteren Anrufung des Faustus - Geistes noch recht vielversprechend beginnt, erwarten den Leser bereits im zweiten Drittel wieder die üblichen Stolpersteine. Sei es der reichlich wirre und unspannende Handlungsverlauf, seien es die zu blass und beliebig dargestellten Figuren oder die in diesem Zusammenhang wieder stellenweise doch recht hölzernen Dialoge.

Dass eine magisch begabte, erfahrene Kämpferin wie Coco Zamis hier Angst vor Schlangen haben soll, kann man noch mit einem leichten Stirnrunzeln hinnehmen, ihre fast hilflose Untätigkeit in den diversen Kämpfen wirft dann schon die Frage auf, warum sie überhaupt dabei ist.

Auch die Darstellung des Freaks sorgt eher für unfreiwillige Komik, als für ein wohliges Gruseln. Dass der arme Kerl über eine Vielzahl an Händen und Füßen verfügt, mag ja eine Erwähnung wert sein, aber ganz abgesehen von dem übertriebenen, lächerlichen Auftreten dieser Figur  übertreibt der Autor es hier auch, was die Aktionsmöglichkeiten all dieser Gliedmaßen betrifft.

Das mögen alles Kleinigkeiten sein, aber in einer derart gehäuften Anzahl stören sie doch erheblich den Lesefluss. Das an dieser Stelle schon oft zitierte “Dämonenkiller - Feeling” will hier nach der erwähnten Anfangsszene so gar nicht mehr aufkommen. Da nützt auch das actionlastige und temporeiche Finale oder die Tatsache, dass die Handlung durchaus etwas vorangetrieben wird, nicht mehr sehr viel.

Das Problem bei Palmer ist, dass er durch seinen etwas altbackenen Stil, die gestelzt klingenden Formulierungen und die hölzernen Dialoge eine Distanz zum Leser schafft, die verhindert, dass man wirklich in die Geschichte eintauchen kann. Das ist schade, weil doch an vielen Stellen Potential und auch ein gewisser Sinn für Humor erkennbar ist.

 

Kommentare  

#1 Toni 2022-01-06 18:54
Die Freaks der DK-Serie waren schon manchmal sehr krass beschrieben. Einige konnten mit ihren "Gaben" ja noch etwas anfangen, aber so richtig warm wurden sie mit unzähligen Augen oder Armen und Beinen, wo man sie wirklich nicht gebrauchen kann, nicht warm.

Stimmt, hölzerner Schreibstil - zumindest im Bereich Horror - trifft auf Palmer zu... :-)
#2 Cartwing 2022-01-06 19:33
Die Freaks der Anfangszeit waren noch spannend, weil sie nicht schwach oder lächerlich dargestellt wurden, es war eine Gruppe Verdammter, die sich nicht hat unterkriegen lassen.

Der Freak in diesem Roman hat es nicht wirklich geschafft, dass man ihn ernst oder gar als Bedrohung wahrnimmt, vielmehr hat der Autor es nicht geschafft, das zu vermitteln.

Später gab es noch einen, der in einem Hochhaus gegen Dämonen kämpfte, und damit sogar den Helden aufs Abstellgleis degradierte, aber das ist hier noch Zukunftsmusik...
#3 Laurin 2022-01-06 20:16
Bin ja bei den neueren Romanen auch schon mehr als einmal auf die Beschreibung diverser Freaks in der Handlung gestoßen. Fand die aber auch ganz brauchbar rübergebracht. Waren zwar innerhalb der Handlung nicht unbedingt immer Überflieger, aber doch gut durchdacht und auch recht schaurig entwickelt. Die älteren Romane, die ja gerade bei Bastei laufen, kenne ich wie ihr wisst aber nicht und kann da auch in Sachen Freaks nicht wirklich was zu sagen.
#4 Andreas Decker 2022-01-08 13:30
Ein schwacher Roman und eine schwache Geschichte. Das Beste ist immer noch das Original-Titelbild. Die Geschichte ist blah. Der Plot ist bei Wells geklaut, Gunnarson spielt Dr. Moreau. Zu viel bleibt frustrierend vage, und der Schauplatz wird völlig verschenkt. Und spätestens zwei Romane weiter hat sich Gunnarsons Mühe als völlig witzlos erwiesen, da nie wieder die Rede davon sein wird, dass er sich hier eine Armee aufbaut oder was auch immer das soll.

Das ist vielleicht der größte Fehler dieses Zyklus. Er hatte kein Fundament. Das sind nur irgendwelche Einzelaktionen und der Leser muss halt mal glauben, dass Hermes und Hekate sich seit langem bekriegen, ohne dass das Dämonenkiler-Team in der näheren Vergangenheit auch nur das Geringste davon mitbekommen hat. Das ist einfach alles schlampig vernetzt, und das macht die Sache so unspannend. Vor allem, weil Vlcek und Luif das in der Vergangenheit so viel besser hinbekommen haben.
#5 Cartwing 2022-01-08 18:20
Zitat:
Das sind nur irgendwelche Einzelaktionen und der Leser muss halt mal glauben, dass Hermes und Hekate sich seit langem bekriegen, ohne dass das Dämonenkiler-Team in der näheren Vergangenheit auch nur das Geringste davon mitbekommen hat.
Ganz zu schweigen von Luguri, der ja als uralter Gegenpart zu Hermes im Grunde auch nur Zauber aus dem Hut ist. Und ein fauler Zauber obendrein...

Es gab aber auch ein paar ganz gute Ideen in diesem Zyklus. Hunter als rigoroser Alleingänger z.B machte Sinn, weil er schon immer ein Eigenbrötler war. So hatte man die Gelegenheit, ihn von Coco zu entfremden, was angesichts seiner eh schon schwierigen Beziehung zu ihr umso wirkungsvoller und auch glaubwürdig war.

Untermauert wurde das Ganze von der eher ungewollten Bindung zu dem Ys Spiegel. Also alles gute Ideen und Ansätze, welche zu der Figur Dorian Hunter passten wie die Faust aufs Auge.

Dass Konflikte im Nachhinein konstruiert werden, kennt man auch aus anderen Serien, bestes Beispiel Perry Rhodan. Darüber kann man hinwegsehen, wenn es denn gut und spannend umgesetzt wird, was beim Stein der Weisen - Zyklus aber leider nicht oder nur stellenweise der Fall war.

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