Im September 2018 wurde die legendäre Dämonenkiller - Serie im Bastei - Verlag unter dem Namen Dorian Hunter neu gestartet. Die ersten 50 Bände sind erschienen und ein Ende ist nicht in Sicht. In dieser Artikelserie werfe ich einen kritischen Blick auf die alten Romane im neuen Gewand und begleite den “Dämonenkiller” auf seinem Weg in jene Gefilde, die bislang nur in Buchform erreicht wurden…
Dorian Hunter Band 92
von Hugh Walker
(EV: DK 89 / 04.05.76)
Das Ticken in Hunters Kopf ist noch immer nicht verschwunden und erinnert ihn an ein Erlebnis aus seiner Jugendzeit. Damals war er ein Internatsschüler und absolvierte mit ein paar Jungen eine Mutprobe, bei der es galt, in ein Haus einzudringen, in dem angeblich eine Hexe wohnt und als Beweis etwas zu stehlen. Dorian steigt also ein und findet einen Raum voller Uhren, von denen er eine klaut und damit abhauen will, als die von den Dorfbewohnern “Mother Goose” genannte Hexe auftaucht. Diese bezeichnet die Uhr als seine Lebensuhr und lässt ihn laufen. Als Dorian sie am nächsten Tag zurückbringt, erhält er von der Alten ein Poesiebuch mit einem seltsamen Vers. Sie behauptet, dass er irgendwann zurückkehren wird und da Hunter 15 Jahre später eine Verbindung zu dem Ticken in seinem Kopf vermutet, kehrt er tatsächlich zurück.
Im Haus trifft er auf ein Mädchen, bei dem es sich um die Tochter der jungen Frau handelt, die früher hier lebte und in die er sich verliebte. Zeitgleich treffen noch andere Menschen ein, die wie er über eine “Lebensuhr” verfügen, welche auf magische Weise mit ihrem Herzschlag synchronisiert ist, weshalb eine Zerstörung zum sofortigen Tod führt. Die Hexe verlangt von ihnen, ein Rätsel zu lösen, bei dem eine zentrale Figur aus dem Vers gefunden werden muss, die eine Schuld auf sich geladen hat, damit die anderen frei sind, wobei sie sich am Ende selbst als diese Figur erweist. In der Zwischenzeit sind die Toten durch die magisch modifizierten Lebensuhren zu untotem Leben erwacht, welche sich nach dieser Erkenntnis gegen sie wenden und sie töten.
Mit seinem einzigen Beitrag für die Dämonenkiller - Serie hat Hubert Straßl alias Hugh Walker einen recht gelungenen und stellenweise durchaus spannenden Roman abgeliefert, der auch ganz ohne Kenntnisse der vorherigen Ereignisse innerhalb der Serie lesbar und unterhaltsam ist.
Vor allem die erste Hälfte, in welcher der 15jährige Dorian Hunter erstmals einem Mitglied der schwarzen Familie begegnet, vermag zu überzeugen, auch wenn diese Begegnung natürlich wie so vieles im Nachhinein erdacht bzw. konstruiert wurde. Aber auch in der Gegenwartshandlung beweist Walker recht eindrucksvoll, wie man mit einfachen Mitteln, ohne Schnörkel und sprachliches Geschwurbel einen kurzweiligen, fesselnden und einfach zeitlos guten Gruselroman schreibt.
Zwar wirkt der erwachsene Hunter hier stellenweise etwas unbeholfen und unerfahren, wenn man sich jedoch die diversen Erstlingswerke einiger der anderen Co-Autoren so anschaut, schneidet Walkers Darstellung des Helden noch verhältnismäßig gut ab.
Eigentlich würde der Roman auch ganz ohne ein “Heer der Untoten” funktionieren, tatsächlich wirken sowohl der Titel als auch das Cover etwas unpassend, denn so interessant auch die Anwendung der “mechanischen Magie” sein mag, fragt man sich doch, warum die Hexe nun unbedingt die Toten wiederauferstehen lassen muss. Das hat im Zusammenhang mit dem Voodoo - Kult beim letzten Coco Zamis - Band etwas mehr Sinn gemacht.
Auch die Andeutung, dass Hunter hier vermutlich bereits in jungen Jahren ein Kind zeugte, hätte man sich schenken können, da es offensichtlich ist, dass diese Andeutung keine größere Relevanz für die weitere Handlung haben wird.
Dennoch kann man den Roman durchaus als gelungen bezeichnen, was vor allem für den Ausflug in die Jugend des Dämonenkillers gilt, weil gerade dort spürbar ist, dass Walker, der ja hier notgedrungen nach Vorlage schreiben musste, sich in diesem Abschnitt am wohlsten gefühlt hat und sich freier entfalten konnte, als in der Handlungsebene um den erwachsenen Hunter, in welcher er doch so einige Fakten und Vorgaben beachten musste.
Kommentare
Der Roman hätte sich auch wunderbar als DK-Taschenbuch gemacht. Innerhalb der Serie wirkte er, wie du schon sagst, ein wenig außen vor.
Walker hätte bestimmt auch ganz passable Vergangenheits - Abenteuer schreiben können.