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»Das Haus Zamis« revisited - Teil 1 - Jugendsünden…

»Das Haus Zamis« revisited»Das Haus Zamis« revisited
Teil 1 - Jugendsünden …

Nur wenige Jahre nach dem Neustart der Dorian Hunter - Serie bei Bastei wurde das schon im Buchformat recht erfolgreiche Spin off “Das Haus Zamis” dort ebenfalls als Heftserie veröffentlicht. Inzwischen hat sich die Serie am Markt etabliert und steht kurz vor Band 40. Zeit, einen kritischen Blick auf das Projekt zu werfen und den Weg von der “Geburt” in der Dämonenkiller - Serie über die späteren Taschenbücher bis hin zu den damals neuen Abenteuern im Hardcover zu verfolgen.

Hexensabbat“Hexensabbat”
Das Haus Zamis Band 1
von Neal Davenport (Kurt Luif)
(EV: DK 31 / 25.03.75)
Im Alter von 11 Jahren wird Coco Zamis auf die Burg ihres Patenonkels Cyrano von Behemoth gebracht, wo sie zur Hexe ausgebildet werden soll. Kurz nach ihrer Ankunft freundet sie sich mit dem etwas älteren Rupert Schwinger an und verliebt sich in ihn. Als ihre Schwester Vera auf Rupert aufmerksam wird, schenkt Coco ihm zu seinem Schutz ein Kreuz, das dieser auch benutzt, als er von einem Vampir angegriffen wird, der bei dem Grafen gastiert.

Coco will den Vampir pfählen, wird aber von dem plötzlich auftauchenden Grafen gestört, der Schwinger die Erinnerung an das Ereignis und auch an Coco nimmt. Fünf Jahre später soll Coco bei einem Sabbat ihre Hexenweihe empfangen, bei der auch Asmodi zugegen sein und ein Kind mit ihr zeugen will.

Als Coco erfährt, dass Schwinger dabei geopfert werden soll, versucht sie, ihn zu retten und Asmodi mit einem Doppelgänger zu täuschen. Asmodi durchschaut ihren Plan jedoch und verlangt Wiedergutmachung von der Familie Zamis. Als Cocos Liebe zu Schwinger durch eine List ihrer Geschwister in Hass umschlägt, gewinnt sie ihre verlorenen Fähigkeiten zurück und nimmt an dem von Asmodi geforderten Ritual teil, bei dem Schwinger verflucht und in eine ihr zugeteilte Dienerkreatur verwandelt wird.

Bei diesem Roman aus der Feder von Kurt Luif handelt es sich streng genommen um (immerhin sehr umfangreiche) Fragmente, die dem damaligen ersten Band des “Zamis - Zyklus” der Dämonenkiller - Serie (Band 31) entnommen wurden. Genauer gesagt präsentiert man dem Leser hier nur die Abschnitte aus Cocos Jugendzeit. Die gegenwärtige Handlung des Romans wurde in diesem und auch im zweiten Band weggelassen, da sie im Kosmos der “Haus Zamis” - Serie keine Rolle spielt und somit auch keine Beachtung findet.  

Wer den Zamis - Zyklus oder gar die Dorian Hunter - Serie nicht kennt, wird hier also nicht das Gefühl haben etwas zu verpassen und natürlich sind es auch gerade die Abschnitte aus der Jugendzeit, welche diesen Roman schon in der Urserie erst zu einem Klassiker machten, da Luif es hervorragend versteht, den Außenseiter - Status dieser Figur und ihre entsprechenden Probleme innerhalb ihrer Familie darzustellen.

Auch die Entwicklung ihrer Fähigkeiten, wie etwa der schnellere Zeitablauf, werden sehr schön dokumentiert, ebenso wie der Verlust derselben durch die Liebe zu einem Sterblichen, auch wenn man diesbezüglich nicht nach einem sinnvollen Zusammenhang suchen sollte. Denn warum sollten Emotionen irgendeinen Einfluss auf die erlernten magischen Fähigkeiten haben?

Dass Coco am Ende versucht, den mächtigen Asmodi mit einem simplen Doppelgänger - Trick zu täuschen, erscheint zwar etwas naiv, man kann es aber in diesem speziellen Fall noch als Verzweiflungstat durchgehen lassen, zumal man ja in der Urserie gesehen hat, dass auch mächtige Höllenfürsten durchaus zu täuschen und zu besiegen sind.

Mit der Figur des Rupert Schwinger wird hier praktisch die Vorgeschichte der Dienerkreatur erzählt, welche bereits in der Dämonenkiller - Serie auftauchte, damals eine sehr gelungene Idee, auch wenn die meisten Leser der Zamis - Serie dies wohl eher nicht gewusst und somit auch nicht anerkannt haben dürften.

Unterm Strich erleben wir hier aber auch ohne die Hunter - Szenen einen noch sehr unterhaltsamen, spannenden und stimmungsvollen Auftakt der eigenständigen Zamis - Serie, wobei Luif sowohl stilistisch als auch mit der Darstellung der Figur die Messlatte schon mal recht hoch legt.

Die Todesmelodie“Die Todesmelodie”
Das Haus Zamis Band 2
von Neal Davenport (K. Luif)
(EV: “Die Stunde der Ameisen” / DK 32 / 01.04.75)
Als Coco Schmerzwellen von ihrem Bruder Demian empfängt, folgt sie diesen und findet ihn in einem mit Eisenstäben gespickten Fass hockend und eine seltsame Melodie singend. Ein junger Mann taucht auf, zieht die Stäbe aus Demians Körper, worauf dieser stirbt, und verschwindet wieder, während Coco die Melodie noch immer hören kann. Die Zamis - Familie sucht Skarabäus Toth auf, der herausfindet, dass eine unbekannte Sippe hinter dem Mord steckt, welche die Zamis auslöschen will, wenn sie Wien nicht verlassen. Die Geschwister fühlen den in Frage kommenden Sippen auf den Zahn und kommen zu dem Schluss, dass sie es mit den Winkler - Forcas zu tun haben. Coco findet indes heraus, dass es sich auch bei dem Jungen um einen der Forcas handelt, in dessen Bann sie mittels der Todesmelodie steht. Als ihrer Familie klar wird, dass sie zu einem Werkzeug der Forcas geworden ist, isoliert man sie und fährt nach Italien, wo man den Kampf gegen die feindliche Sippe bei Verwandten der Zamis aufnehmen will. Die Forcas tauchen auch dort auf und es kommt zu einem erbitterten Kampf, bei dem Vera Zamis ihr Leben verliert. Als Coco wieder in den Bann der Todesmelodie gerät, kann sie die entsprechenden Kräfte zur Flucht nutzen und lässt sich von den Forcas in deren Domizil bringen. Peter schlägt vor, sie zur Gefährtin zu nehmen, was die Kapitulation der Zamis zur Folge hätte. Coco geht zum Schein darauf ein, worauf der Bann der Todesmelodie von ihr genommen wird. Von diesem befreit, gelingt es ihr, die Forcas magisch zu beeinflussen und sie gegeneinander auszuspielen, so dass die Familie schließlich besiegt werden kann.  

In diesem zweiten Band des damaligen “Zamis - Zyklus” erleben wir eine Coco Zamis die durch den Bann der Todesmelodie zunächst kaum aktiv agieren kann, was zwar der Spannung keinen Abbruch tut, die Figur aber über zwei Drittel des Romans ihrer Fähigkeiten beraubt und weitestgehend zur Passivität verdammt. Zumal man sich auch etwas wundert, wie mächtig dieser magische Bann ist, da es weder der hier schon recht starken Coco noch ihren Familienmitgliedern gelingt, diesen aufzuheben.

Die Spannung resultiert hier also zunächst aus der klassischen Frage nach der Identität des Mörders bzw. der entsprechenden Familie. Dass es sich am Ende um die Forcas handelt ist dann allerdings keine große Überraschung mehr, da die anderen in Frage kommenden Sippen recht schnell ausgeschlossen werden können.

Dennoch zeichnet sich hier bereits ab, wie komplex die Serie im weiteren Verlauf werden könnte, angesichts der bereits vorherrschenden Machtspielchen der verschiedenen Wiener Sippen, die alle gern das Zepter schwingen würden.

Was die einzelnen Figuren betrifft, so gibt es hier abgesehen von dem bereits aus der Urserie bekannten Skarabäus Toth und Michael Zamis noch nicht viele, die so etwas wie ein Profil entwickelt hätten. Die einzige immerhin annähernd interessante Figur, Cocos böse und intrigante Schwester Vera, segnet hier leider bereits das Zeitliche.

Auch die Idee mit dem Homunkulus, der als Henker der Zamis - Familie fungiert, erscheint bei näherer Betrachtung doch etwas seltsam. Eine Kreatur, die aus den Körperteilen von zwanzig Männern zusammengesetzt und nur zu töten ist, wenn man die Körperteile den richtigen Männern zuordnen kann. Eine typische Vlcek - Idee der etwas sonderbaren Art…

Am Ende freut man sich zwar, dass Coco nun endlich wieder aktiv ins Geschehen eingreifen kann, dass sie dann aber die ganze Familie beinahe im Alleingang erledigt, erscheint dann wieder etwas unglaubwürdig, zumal ihre Fähigkeit, die Magie ihrer Gegner einfach zu absorbieren, zu übermächtig wirkt, vor allem wenn man bedenkt, wie hilflos sie zuvor noch dem Bann der Todesmelodie ausgesetzt war.

Wirkliche Spannung kommt so am Ende leider auch nicht mehr auf, da die restlichen Mitglieder der Zamis - Familie nach Cocos Alleingang nicht mehr allzu viel zu tun haben.

Überzeugen kann Luif hier vor allem mit den Szenen, in denen die Zamis - Leute herauszufinden versuchen, welche der Sippen ihnen den Kampf angesagt hat, aber auch Cocos Stand innerhalb der Familie, in der man ihr trotz der bekannten Tatsache der feindlichen Beeinflussung misstraut, womit sie weiterhin als Außenseiterin dasteht, wird von dem Autor hervorragend dargestellt.      

Auch hat man hier (wie schon in der Dorian Hunter - Serie) einen wirklich zum Inhalt passenden Titel gewählt. Der Titel des ursprünglichen Dämonenkiller - Bandes (Die Stunde der Ameisen) bezieht sich praktisch nur darauf, auf welche Weise die restlichen Forcas am Ende umgebracht werden, was im Grunde keine große Rolle spielt.

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Kommentare  

#1 Toni 2022-04-07 20:58
Wieder ein sehr interessanter Artikel und diesmal sogar eine Doppelnummer. Irgendwann werde ich mich aufraffen und die Serie nochmal komplett lesen.

Vlceks Exposes sind wohl Fluch und Segen zugleich und waren sicherlich nicht immer leicht umzusetzen. Der Mann hatte halt Ansprüche :D (der arme Kurt).

Du hast recht, DIE TODESMELODIE passt besser. Die Ameisen waren 1975 sicherlich als Anreißer gedacht, erinnerten mich aber eher an ein späteres (80er) Sinclair Cover.
#2 Cartwing 2022-04-07 21:25
Danke...

Bezüge zur DK - Serie gibt es ja nach diesen beiden Romanen nur noch im nächsten Band, bei dem aber auch die entsprechende Gegenwartshandlung fehlt.

Bis in die 20er sind noch die damaligen DK - Taschenbücher verwertet worden, dann geht es mit den "neuen" Coco - Bänden weiter, auf die ich selbst gespannt bin...
#3 Laurin 2022-04-08 00:07
Nun ja, die zwei Romane hatte ich vor längerer Zeit bereits auch gelesen, allerdings noch in der Version der damaligen Zaubermond-Hardcover und ob die Bastei-Romane die jetzt 1 zu 1 übernommen haben, oder ob hier (wieder) etwas umgeschrieben oder angepasst wurde, weiß ich nun nicht. Aber wie man meiner Rezension von damals im Zauberspiegel entnehmen kann (siehe Link unten), hatte ich mit Kurt und besonders Vlcek so meine Schwierigkeiten.

www.zauberspiegel-online.de/index.php/phantastisches/gedrucktes-mainmenu-147/9742-einblicke-in-die-welt-einer-jungen-hexe-coco-zamis-hexensabbat
#4 Cartwing 2022-04-08 06:49
Das ist ja schon recht lange her...
Aber ich kann dir im Nachhinein in einigen Punkten zustimmen. Vor allem was Band 3 angeht.

Und auch mich haben die Sippen doch sehr an diese typischen Gaunerbanden erinnert. Teilweise musste ich auch an diese Familie aus Hotel Transylvanien denken... :lol:

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