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»Das Haus Zamis« revisited - Teil 4 - Scharren und Hacken…

»Das Haus Zamis« revisited»Das Haus Zamis« revisited
Teil 4 - Scharren und Hacken …

Nur wenige Jahre nach dem Neustart der Dorian Hunter - Serie bei Bastei wurde das schon im Buchformat recht erfolgreiche Spin off “Das Haus Zamis” dort ebenfalls als Heftserie gestartet. Inzwischen hat sich die Serie am Markt etabliert und steht kurz vor Band 40. Zeit, einen kritischen Blick auf das Projekt zu werfen und den Weg von der “Geburt” in der Dämonenkiller - Serie über die späteren Taschenbücher bis hin zu den damals neuen Abenteuern im Hardcover zu verfolgen.

Der RattenfängerDer Rattenfänger
Das Haus Zamis Band 6
von Ernst Vlcek
(EV: DK TB 52 “Coco und der Rattenfänger” / 1979)
Damit Coco sich der Schwarzen Familie gemäß weiterentwickelt, schickt ihr Vater sie nach Trinidad, wo der Dämon Makemake sie unter seine Fittiche nehmen soll. Bei ihrer Ankunft wird sie von Anhängern des Roten Hahns abgefangen, ein weiterer auf Trinidad aktiver Dämon und Gegenspieler Makemakes. Dessen Diener befreit Coco und bringt sie zum Anwesen des schrulligen Ornithologen Winston Bendix, bei dem sie Quartier bezieht. Coco erkundet die Gegend und trifft auf einen Jungen, der sie zu dem Amerikaner Frank Jenkins führt.

Dieser erklärt ihr unter Hypnose, dass er für einen Exorzisten arbeitet, der sich Rattenfänger nennt und Makemake zur Strecke bringen will, um Trinidad vom Bösen zu säubern. Nach einem Angriff des Roten Hahns auf das Anwesen des Ornithologen entpuppt dieser sich als Makemake, und Coco erfährt, dass er längst schwach und degeneriert ist. Sie ruft Merlin zurate, der empfiehlt, dass Makemake sich vom Bösen abkehrt, um noch einmal seine Kräfte freizusetzen, was dieser auch tut. Schließlich warnt Merlin Coco vor einem Verräter, der ihr Schicksal beeinflussen wird.

Als sie sich kurz darauf mit dem Rattenfänger trifft, erkennt sie in ihm diese Person. Ungeachtet dessen macht sie ihm klar, dass der Rote Hahn die Wurzel des Bösen ist, worauf er zur Zusammenarbeit bereit ist. Unter Zuhilfenahme einiger Hinweise kann Coco dem Roten Hahn eine Falle stellen und anhand der Indizien schließlich herausfinden, dass er mit dem Rattenfänger identisch ist. Sie konfrontiert ihn damit, und es kommt zum Kampf, bei dem der Dämon schließlich vernichtet wird.

Mit diesem Roman wird die bereits im letzten Heft begonnene Handlung um den “Rattenfänger” fortgesetzt und abgeschlossen, wobei Vlcek hier die sicher nicht ganz leichte Aufgabe hatte, an die Ereignisse des letzten Bandes anzuknüpfen bzw. auf zurückliegende Ereignisse Bezug zu nehmen, da nach Erscheinen des letzten Coco Zamis - Taschenbuchs immerhin zwei Jahre vergangen waren.

Das hat er im Großen und Ganzen gut gemeistert, der Leser der Heftserie merkt von dieser zeitlichen Kluft nichts, es sei denn, er wundert sich über die Aussage, dass Coco in ihren Bettgefährten Gerhard Pusch verliebt gewesen sein soll, denn das war sie nicht, was ja vor allem in Bezug auf den Verlust ihrer Hexenkräfte nicht ganz unwichtig ist.

Auch in diesem Roman findet sich natürlich wieder jemand für die einsamen Stunden, wobei die entsprechende Figur diesmal immerhin etwas mehr Handlungsrelevanz besitzt, auch wenn der ganze Überbau mit dem Liebeszauber und den diesbezüglich in Erscheinung tretenden Nebenfiguren die Handlung letztlich nur auf Länge strecken.

Die Erkenntnis, dass der Rattenfänger (der Name ergibt eigentlich keinen Sinn) und der ominöse Rote Hahn am Ende ein und dieselbe Person sind, dürften die meisten Leser dann auch lange vor einer Coco Zamis gehabt haben, denn diese Entwicklung scheint dermaßen verlockend, dass sie sehr schnell vorherzusehen ist.

Etwas überraschender erscheint da die wundersame Wandlung des Dämons Makemake (auch wenn dessen Tarnidentität als schrulliger Ornithologe ebenfalls erratbar ist), denn dass ein Dämon einfach mal eben so dem Bösen entsagen und zu einem “normalen” Menschen werden kann, wobei hier auch noch ungeahnte letzte Kräfte mobilisiert werden, das widerspricht doch ein wenig den bis dahin bekannten Gesetzen und Gepflogenheiten innerhalb der Schwarzen Familie.

Bis es dazu kommt, zieht sich die Handlung um die feindlichen Lager doch etwas sehr in die Länge, wobei die Hahnenkämpfe, bei denen die Kontrahenten ihren Geist in das Geflügel schlüpfen lassen und sich dann gegenseitig zerfleischen, immerhin für etwas Action sorgen. Und auch die Idee, einen geschwächten “Ex-Dämon” vor seinem ahnungslosen Gegner schützen zu müssen, darf als durchaus originell durchgehen.

Wirkliche Spannung kommt hier aber dennoch erst am Ende auf, als bei Coco endlich der Groschen gefallen ist, um wen es sich bei dem Rattenfänger handelt, wobei der entsprechende Schlusskampf dann auch sehr schnell vorbei ist. Streng genommen kann Coco den Roten Hahn nur deshalb besiegen, weil dieser bei dem Hahnenkampf mal eben von einem ihrer Helfer getötet wird, da sein Körper während des Kampfes - mächtiger Dämon hin oder her - nun mal wehrlos und angreifbar ist.

Dass auch Merlin hier wieder einen kurzen Auftritt hat, fällt zwar nicht unbedingt negativ ins Gewicht, zumal wenn man weiß, dass diese Figur in absehbarer Zeit noch eine wichtige Rolle spielen wird, allerdings lässt man ihn hier bereits zum zweiten Mal die Kastanien aus dem Feuer holen bzw. entscheidende Hinweise geben, was nicht nur dem weisen Magier sondern auch dem Leser ein leicht genervtes Seufzen entlockt.

Am Ende darf man aber zu dem Schluss gelangen, dass Vlcek sich hier nach dem “Teufelsschüler” immerhin etwas gesteigert hat (wobei wie gesagt zwei Jahre dazwischen liegen) auch wenn der eine oder andere Leser froh darüber sein dürfte, dass er wohl nie wieder etwas über einen “magischen Hahnenkampf” oder den hier extrem überstrapazierten Begriff einer “magischen Steelband” wird lesen müssen…

Kommentare  

#1 Laurin 2022-05-19 11:32
Zitat:
"Die Erkenntnis, dass der Rattenfänger (der Name ergibt eigentlich keinen Sinn) ... "

Nun ja, die persönliche Bezeichnung "Rattenfänger" bei einem Exorzisten könnte dann Sinn ergeben, wenn dieser eventuell verbal wohl recht häufig Dämonen allgemein abwertend als "Ratten" bezeichnet. So das man ihm irgendwann den Spitznamen "Rattenfänger" verpasst hatte. Also mal so als reine Überlegung von mir mal in den Raum geworfen.

Irgendwie könnte Vlcek aber hierbei auch H.P. Lovecraft im Hinterkopf gehabt haben, wenn ich mir dann noch den Namen des Amerikaner Frank Jenkins betrachte. Erinnert mich nämlich in dem Zusammenhang mit der Bezeichung "Rattenfänger" irgendwie an die Figur "Brown Jenkins" der ja einer Ratte mit menschlichem Gesicht gleicht und aus der Lovecraft-Novelle Träume im Hexenhaus stammt.

Ob ich damit allerdings irgendwie richtig liege, weiß ich natürlich nicht, da ich auch die entsprechenden Romane hierzu nicht gelesen habe. Ist mir allerdings beim lesen des Artikel gerade irgendwie so durch den Kopf gegangen.
#2 Cartwing 2022-05-19 12:35
Ich denke da auch an die erste Möglichkeit, aber dann hätte es passendere Bezeichnungen gegeben, bei denen man nicht automatisch einen Flötenspieler mit Rattengefolge im Kopf hat, was auch das Cover suggeriert... ;-)
#3 Andreas Decker 2022-05-19 13:01
Du bist wirklich gnädiger, als ich es seinerzeit war :-) Ich fand das alles Horror Light und in vielen Punkten wenig schlüssig. Aber als alter Fan war man zum Erscheinungszeitpunkt schon mit wenig DK zufrieden, und die Romane waren immerhin besser als der unsägliche Hexenhammer, der zu der Zeit seinem Ende entgegenstolperte.
#4 Cartwing 2022-05-19 17:47
Der Horror Light - Aspekt stört mich weniger, wenn die Story gut ist und mich packt.
Nach den Taschenbüchern ist es dann ja wohl auch vorbei mit Horror light... :lol:

So gnädig war ich ja auch nicht. Positive Aspekte werden hier nicht viele aufgezählt...
Wirklich gefallen haben mir bisher auch nur Band 1 und das TB "Coco und der Magier" (Band 4 und 5)

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