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»Dorian Hunter« revisited - Teil 53 - Das dunkle Kapitel…

»Dorian Hunter« revisited»Dorian Hunter« revisited
Teil 53 - Das dunkle Kapitel …

Im September 2018 wurde die legendäre Dämonenkiller - Serie im Bastei - Verlag unter dem Namen Dorian Hunter neu gestartet. Die ersten 50 Bände sind erschienen und ein Ende ist nicht in Sicht. In dieser Artikelserie werfe ich einen kritischen Blick auf die alten Romane im neuen Gewand und begleite den “Dämonenkiller” auf seinem Weg in jene Gefilde, die bislang nur in Buchform erreicht wurden…

Des Teufels Samurai“Des Teufels Samurai”
Dorian Hunter Band 103
von Ernst Vlcek
(EV: DK100 / 20.07.76)
Seit Hunter das Erbe des Hermes Trismegistos angetreten hat, sind ein paar Monate vergangen. Inzwischen ist er in der Lage den Tempel zu verlassen, da er mithilfe des Kommandostabs jeden beliebigen Ort über Magnetfelder erreicht. Außerdem verfügt er über einen Vexierer, der es ihm ermöglicht, sein Aussehen zu verändern. Über Unga hält er den Kontakt zur Außenwelt und besucht regelmäßig Don Chapman und Dula. Außer ihnen und Coco halten ihn alle anderen für tot. Nach einem seltsamen Traum, in dem er einen japanischen Tempel sieht, gelingt es Hunter, sich in der Gestalt Robert Steiners dorthin zu versetzen.

Hier trifft er auf Yoshi, der ihm ein Kabuki genanntes Schauspiel zeigt, in dem es um den schwarzen Samurai Tomotada geht, der einst das Schwert seines Ziehvaters stahl und damit mordend umherzog. Als Hunter davon erfährt, erinnert er sich an das Jahr 1605, in dem Tomotada als Findelkind neben seinem Halbbruder Hoichi aufwächst. Bei seiner Flucht erweist er sich als Sohn einer Mujina, da er über das “Nicht - Gesicht” verfügt, bei dessen Anblick die Opfer ebenfalls ihr Gesicht verlieren.

Zunächst glaubt Hunter, dass es sich bei Hoichi um sein früheres Leben handelt, doch nach einem weiteren Erinnerungsschub wird ihm klar, dass er vielmehr Tomotada war, der Hoichi schließlich im Kampf gegenübersteht und besiegt. In der Gegenwart gibt Hunter sich Coco zu erkennen, die ihn im Kampf gegen den scheinbar zu untotem Leben erwachten Tomotada rettet. Hunter wird schließlich klar, dass Olivaro hinter seiner Wiedergeburt als Tomotada steckt, da er Michele da Mosto im Moment der Geburt des Mujina - Kindes Harakiri begehen ließ, in welches dann seine Seele schlüpfte.

Mit diesem Roman, der ursprünglich als Band 100 der Erstauflage erschien, beginnt der “Schwarzer Samurai - Zyklus”, welcher sich bis Band 111 (DH) erstreckt und in dem es neben der gegenwärtigen Handlung auch wieder einige Ausflüge in die Vergangenheit geben wird, wobei in beiden Ebenen ein fernöstliches Szenario präsentiert wird.

Einen Vorgeschmack auf dieses Szenario bekam man ja bereits im letzen, ebenfalls von Vlcek verfassten Roman, der recht vielversprechend mit einer Szene endete, welche sich erst am Ende des vorliegenden Bandes als wichtige Schlüsselszene erweist.

Insofern könnte der eine oder andere Leser (vorausgesetzt er kennt die alten Romane nicht) das Rätsel um das fünfte Leben des Dämonenkillers durchaus schon selbst gelöst haben, lange bevor einem Dorian Hunter klar wird, dass er in diesem Fall eben nicht der strahlende Held, sondern der grausame Bösewicht war - sicherlich eine der besten Ideen, die Vlcek im Laufe der Serie hatte.

Hinweise auf diese Lösung gab es jedenfalls genug. Zum einen musste die Tatsache, dass Michele da Mosto genau im Moment der Niederkunft der Mujina Harakiri begeht natürlich irgendeinen Sinn haben. Ebenso wie die Tatsache, dass Hunter sein Leben als Tomotada verdrängte.  

Auf der anderen Seite fragt man sich natürlich, warum Olivaro den Dämonenkiller erst jetzt an dieses dunkle Kapitel erinnert. Rückblickend gab es schon viele, auch günstigere Gelegenheiten, es ihm zu stecken, um einen Vorteil daraus zu ziehen. Die Antwort liegt natürlich auf der Hand, denn es dürfte relativ unwahrscheinlich sein, dass Vlcek sich früher bereits Gedanken um ein mögliches fünftes Leben gemacht oder gar in eine solche Richtung geplant hat.

Weniger gelungen ist die Idee, Hunter nach dem übermächtigen Spiegel noch mit weiteren Gegenständen auszurüsten, die ihn zwar nicht mächtiger aber dafür fast schon zu einem behelfsmäßigen Mutanten machen, der nun in der Lage ist, wie ein Teleporter an jeden beliebigen Ort auf der Welt zu springen (Kommandostab) oder seine Gestalt beliebig zu verändern (Vexierer).
Zwar musste man Hunter als Erben des Hermes natürlich irgendwie mit einer entsprechenden Macht ausstatten, aber wie sich das auf die weitere Handlung bzw. sein künftiges Vorgehen als “Dämonenkiller” auswirkt, bleibt abzuwarten, denn im Grunde war es früher ja gerade die spartanische Ausrüstung, welche den Reiz der Serie ausmachte. Hunter stand oft mit fast leeren Händen vor dem Gegner und musste improvisieren, um zu siegen. Diese Zeiten scheinen nun erstmal vorbei zu sein, da sich das gerade ins Gegenteil verkehrt hat.

Das alles schmälert allerdings nicht das Lesevergnügen dieses durch und durch überzeugenden Romans. Vor allem die Ereignisse in der Vergangenheit sind wieder fesselnd und mitreißend, wie zu besten Zeiten, Vlcek gelingt es, das exotische Flair dieser Epoche wunderbar zu transportieren, wobei er auch nicht mit interessanten Fakten spart und selbst Nebenfiguren lebendig darzustellen vermag.   

Sogar der sonst eher blasse Yoshi gewinnt hier etwas an Profil, auch wenn er seine Rolle wohl in erster Linie dem fernöstlichen Schauplatz zu verdanken hat, ansonsten hätte seinen Part auch eine andere Figur übernehmen können.

Sehr viel zu meckern gibt es hier nicht. So sind die Rokuro-Kubi genannten fliegenden Köpfe zwar mal was anderes, dienen aber letztlich nur der Ablenkung. Und dass Untote sich mit Lebensenergie “aufladen” müssen, ist auch so ein typisches Dämonenkiller - Phänomen, über dessen Sinn man geteilter Meinung sein darf.

Aber das ist natürlich Meckern auf hohem Niveau. Denn von solchen Kleinigkeiten abgesehen hat Vlcek die (damalige) Aufgabe, mit dem großen Jubiläumsband einen besonderen, herausragenden Beitrag zu präsentieren, durchaus mit Bravour gelöst und einen in beiden Handlungsebenen durchweg spannenden Roman abgeliefert, den man zu seinen besten Werken zählen darf.

 

Kommentare  

#1 Toni 2022-08-16 20:17
Du hast recht: Die Japan-Romane von Vlcek waren aller erste Sahne. Selbst bei der zweiten Sichtung der kompletten Serie haben sie mir noch gefallen. Okay, Die große Vulkaninsel ist jetzt nicht gerade der übliche Schauplatz für Gruselige Heftromane. Da muss man sich mit der dortigen Materie wohl ein wenig beschäftigen - was Vlcek bestimmt gemacht hat. Nur das mit dem Kabuki-Theater ist schon sehr speziell. Habe mir so eine Vorführung (in Düsseldorf-große japanische Gemeinde) mal angetan. Wie gesagt sehr speziell (Gähn, Schnarch)... muss man was für übrig haben.

Wieder ein klasse Artikel (ich lese immer noch mit...)
#2 Cartwing 2022-08-17 06:25
Vielen Dank, und schön, dass du dich hier mal wieder meldest.

Ja, stimmt, es kommen noch ein paar gute Romane in diesem Zyklus, wobei man irgendwann aber dann auch genug hat von den vielen japanischen Begriffen und dem ganzen Szenario.

Zwischendurch gibt es dann ja noch eine Art Grusel - Western, aber dazu später mehr...
#3 Andreas Decker 2022-08-21 18:24
Vlcek rudert hier so schnell zurück, dass dem Leser schwindelig wird. War Hunter noch eine Woche zuvor der einsamste Mensch auf der Welt, kann er jetzt überall hin. Alles nur hohles Melodram. Statt dem mächtigen "magischen" Hermes haben wir nur den neuen Captain der Dämonen SWAT, die im Allgang - und im Nebensatz - mal eben verhindert, dass Luguri Staaten und Städte übernimmt.

Und "Richard Steiner" ist einfach nur idiotisch.

Aber Vlcek hat sich in die japanische Folklore eingelesen, und zwar besser, als es die Kollegen vor ihm und nach je getan haben. Die "fliegenden Köpfe" sind mir erst sehr viel später in einer Hellboy-Geschichte wiederbegegnet.

Das heftige Ungleichgewicht zwischen der farbigen und interessanten Vergangenheitsgeschichte und der lahmen Gegenwartsebene zeigt schon deutlich, dass Vlcek beim Letzteren immer häufiger auf Autopilot geschaltet hat.
#4 Cartwing 2022-08-21 21:45
Na endlich, ich dachte schon, du meldest dich gar nicht mehr... ;-)

Zitat:
Und "Richard Steiner" ist einfach nur idiotisch.
Absolut. Immerhin würde man bei dieser Maske nicht so schnell auf den Dämonenkiller kommen.

Zitat:
Das heftige Ungleichgewicht zwischen der farbigen und interessanten Vergangenheitsgeschichte und der lahmen Gegenwartsebene zeigt schon deutlich, dass Vlcek beim Letzteren immer häufiger auf Autopilot geschaltet hat.
Ja, der Mann hat seine Hausaufgaben gemacht. Ich denke, dass die Gegenwartsebenen grundsätzlich ein Problem in dieser Serie waren, vor allem später...

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