Neben den Mainzelmännchen noch der Horror- Die John Sinclair-Hörspiele des Tonstudio Braun
Neben den Mainzelmännchen noch der Horror
Die John Sinclair-Hörspiele des Tonstudio Braun
Und so erschienen all die bekannten Erwachsenen-Serien nur noch auf Kassette.
Dazu gehörten ab Folge 16 die Gruselserie von H.G. Francis aus dem Hause EUROPA, ebenso wie „Edgar Wallace“, „Larry Brent“ und andere sowie später „Nightmare on Elm-Street“. Fast nur Vertreter des Horror-Genres. Viel früher allerdings gab es John Sinclair-Hörspiele vom Tonstudio Braun. Das Wiesbadener Studio verfügte zumindest aus heutiger Sicht über eine bescheidene Technik und vertonte eigentlich Werbefilme für Fernsehspots und die Mainzelmännchen des ZDF.
Bis 1991 erschienen insgesamt 107 Folgen der John Sinclair-Serie. Danach beendete der Lübbe-Verlag die Zusammenarbeit. Das Tonstudio Braun wollte den Erfolg allerdings fortsetzen und schuf eine eigene Serie mit dem Titel „Larry McLoud“. Ebenfalls Gruselgeschichten im Stile von Sinclair, aber mit einem eigenen Helden. Dem Abbruch der Zusammenarbeit zwischen dem Tonstudio Braun und dem Bastei-Lübbe-Verlag ging ein Rechtsstreit voraus. Die Wiesbadener durften die vorproduzierten und im Umlauf befindlichen Kassetten noch verkaufen, aber nicht weiter produzieren. Die 107. Folge war dann ärgerlicherweise auch noch der erste Teil eines Zweiteilers, weswegen die Serie sehr unglücklich für die Fans endete. 3 weitere Titel waren schon angekündigt, doch nicht mehr erschienen.
Nichtsdestotrotz standen am Ende der Serie 107 Folgen. Diese Anzahl schaffte bis dahin keine Hörspielserie und so brachte diese Tatsache dem Tonstudio Braun ein Eintrag ins Guinessbuch der Rekorde. Das war 1991. Heute haben viele Serien die 100 überschritten (Drei ???, TKKG sogar 200 Folgen, Fünf Freunde, Bibi Blocksberg, Gruselkabinett, Benjamin Blümchen).
Die Qualität der Hörspiele
Die Serie feierte einen großen Erfolg und noch heute hat sie viele Liebhaber. Man lobt den Charme dieser alten Hörspiele, die mit Schauspielern als Sprecher besetzt waren. Rein technisch sind sie ein recht trauriges Kapitel deutscher Hörspielgeschichte. Eigentlich sind nur die Hörspiele des Labels DeltaMusic aus den 80er Jahren noch schlechter, welches Ron Kelly und Canon vertont hatten. Die John Sinclair-Hörspiele hatten wenigstens noch ein wenig Atmosphäre und sehr gute Sprecher, aber die Musikuntermalung war schrecklich. Die Orgelmusik mochte für bestimmte Folgen nicht ungeeignet zu sein, doch ausschließlich darauf zu setzen und keine eigene, prägnante Musik gefunden zu haben, ist unverständlich. Die Serie erschien erstmals 1981 und zu dieser Zeit war es durchaus möglich, technisch bessere Hörspiele zu produzieren. Das Label EUROPA bewies zwei Jahre später sogar, dass man auch Gruselhörspiele modern umsetzen konnte. Siehe Larry Brent und Macabros.
Bei den Covern orientierte man sich an den Titelbildern der Romanserie und nahm die Originalbilder. Jedoch verwendete man einen grünen Rahmen, der viel Raum einnahm und die Cover kamen auf diese Weise weniger gut zur Geltung. Im Innenteil des Covers (im sogenannten Einleger) fand sich nichts, außer eine weiße Fläche. Später machte brachte man dort Eigenwerbung unter.
Die Chronologie
Tonstudio Braun veröffentlichte die Folgen nicht chronologisch nach ihrem Erscheinen in der Romanserie, sondern wählte wild durcheinander aus.
Das Durcheinader der Chronologie hatte zur Folge, dass einige Handlungselemente nicht ganz stimmig waren. Zum Beispiel wenn die Figur Jane Collins in der Folge „Ich jagte „Jack the Ripper““ zur Hexe wird, aber in einer späteren Vertonung wie „Angst über London“ (Taschenbuch-Vertonung Nr. 1) wieder normal war, ohne das dies erklärt wird. Auch das Gestorbene in späteren Folgen wieder auftauchen ist verwirrend. Genauso verwirrend ist es gewesen, dass das Tonstudio Braun die Folgen anfangs nicht nummeriert hat. Statt einer Folgenummer, wählte man die Nummer des Heftes oder des Taschenbuchs. Dies war gleichzeitig die Bestellnummer. Erst später führte man Folgen-Nummern ein, blieb aber bei der Produktionsreihenfolge. Die Chronologie blieb verwirrend.
Man blieb aber unter den ersten 300 Sinclair-Bänden und bei den ersten 35 Taschenbüchern. Da wundert es doppelt, dass man nicht chronologisch vertont hat.
Die Sprecher
Die Sprecher der Hörspiele wurden damals nicht in den Kassetteneinlegern aufgeführt. Dass geschah auch 1983 bei den Hörspielen von Larry Brent und Macabros. Warum das so war ist bis heute nicht geklärt. Aber es gab die Vermutung, dass renommierte Schauspieler nicht in Verbindung mit derlei Literatur gebracht werden wollten, die ja damals zwiespältig aufgenommen wurde. Dagegen spricht aber, dass die Namen der Sprecher später bei den Dämonenkiller-Hörspielen aufgeführt worden. Ich vermute ein Gemisch aus beiden. Man hat die Schauspieler gar nicht gefragt und sie aus o.g. Gründen nicht aufgeführt.
Dennoch konnten in den Jahren danach einige Sprecher entschlüsselt werden. John Sinclair wurde in den meisten Folgen von Peter Bongartz gesprochen. Ein sehr bekannter Schauspieler. Später übernahm Helmut Winkelmann diese Rolle und auch Hansjürgen Krützfeld. Die restlichen Namen sind eher unbekannt, aber zum Teil auch später noch im Hörspielbereich tätig. So z.B. Aart Veder. Die Erzählerin wurde u.a von Marianne Lochert gesprochen.
Bei den Dialogen ging man recht streng nach Heftroman, was nicht immer förderlich für glaubwürdige Handlungen war. Ziemlich gut umgesetzt wurde allerdings die Bösewichter. Da wirken selbst heutige Darstellungen viel zu überdreht und unglaubwürdig.
Unveröffentlichte Folgen
Es soll drei Hörspiele geben, die nicht mehr erschienen waren. Darunter „Dr. Tods Höllenfahrt“, der zweite Teil von „Herrin der Dunkelwelt“.
Verschiedene Auflagen
Die Sinclair-Hörspiele des Tonstudio Braun erfuhren wie erwähnt mehrere Auflagen, die zum Teil geschnittene Versionen enthalten.2015 wurde die Serie von Lübbe-Audio auf CD und als Streaming (bei allen bekannten Portalen) neu herausgebracht.
Weitere Serien
Das Tonstudio Braun vertonte neben John Sinclair weitere Serien, wie die Comic-Reihe „Vanessa-Freundin der Geister“, "Jerry Cotton" und den Sinclair-Hörspiel-Nachfolger „Larry McLoud“.
Seit 2015 veröffentlicht Lübbe-Audio die Tonstudio Braun-Serie auf CD.
Titelliste
(Nr. chronologisch)-Nr. (Veröffentlichung) / Titel / Vorlage
(12. März)
(19. März)
(26. März)
(2. April)
Quelle der Titelliste: Wikipedia
Kommentare
während man über die Qualität sicherlich unterschiedlicher Meinung sein kann, geht das bei den Fakten nicht. Der Rechtsstreit LÜBBE./.TSB endete nicht damit das die Reste von Seiten TSB abverkauft werden durften. Die Bestände mußten an LÜBBE herausgegeben werden und wurden dort dann günstig abverkauft. Der erste Schwung der JS bis zur Folge 37 hielt sich schon an die Romanreihenfolge mit einigen Lücken aber wegen des (unerwarteten) Erfolges mußte man bzw. wollte man dann auch die GK- und die TB-JS und später dann auch ausgelassene Heftromane einbinden - was aber das von Dir angesprochene Nummernchaos begünstigte. Der grüne Rahmen war übrigens keine TSB-Erfindung sondern von LÜBBE gewünscht die zu diesem Zeitpunkt eine Nachauflage der Heftromane in dieser Gestaltung veröffentlichten ...
Gruß HP
wieder ein sehr schöner Artikel, Fakten hin oder her. Ich weiß übrigens noch, wie enttäuscht ich von dem ersten JS Hörspiel damals war. Eine Erzählerin??? Also das ging nach meinem damaligen Dafürhalten nun wirklich gar nicht
ich find´s gut wenn Du hier etwas Hintergrund-Wissen einstreuen kannst. Danke dafür.
zitiere HP. Göldner:
Dieses Detail ist mir nicht bekannt. Letztlich habe ich aber nur geschrieben, dass die Reste noch verkauft werden durften, nicht aber nachproduziert werden konnte. So sagen es die Quellen. Wer die nun letztlich verkauft hat (Lübbe oder TSB) ist ein Detail.
Zur Reihenfolge: Da hast Du Recht. Bis 37 ist es chronologisch, wenn man die Liste betrachtet. Was letztlich die wirkliche Produktionsreihenfolge war, weiß heute niemand zu sagen. Selbst beim Premiernjahr streiten sich die Geister. 1981 oder 1983 (sagt Lübbe)., Tatsache ist und bleibt: Die Reihenfolge war chaotisch, auch nach der späteren angeblichen Neusortierung und Nummerierung.