Splatter-Horror - Larry Brent (48) Die Schlangenköpfe des Dr. Gorgo
Splatter-Horror
Larry Brent (48) Die Schlangenköpfe des Dr. Gorgo
Das Böse hatte hier eine völlig neue Ebene erreicht! (1)
Roman aus den Siebzigern
1983 wurde dieser Larry Brent-Roman schon einmal von EUROPA unter der Regie von Heikedine Körting vertont. Das Hörspiel geriet in den Fokus des Jugendschutzes und nach einem Antrag wurde es indiziert. Nun wagte sich R&B Company an den Stoff und bringt damit sein letztes Larry Brent-Hörspiel auf den Markt bevor die Serie dann mit der Folge 49 unter einem anderem Label erscheint. Siehe hier: Larry Brent-Hörspiele nicht mehr bei R&B Company.
Es geht in dem Hörspiel um eine Mordserie an jungen Mädchen in London. Der Roman spielt in den 70iger Jahren und wurden in verschiedenen Auflagen gebracht, später sogar etwas umgeschrieben und der Zeit angepasst. Das Hörspiel orientiert sich erfreulicherweise am Originalroman (erstmals erschienen am 14.09.1971 als Silber-Kriminalroman Nr. 906 (Sub-Serie Silber-Grusel-Krimi). Als Cover für das Hörspiel wählte man (nicht erfreulicherweise) das Romancover des Larry Brent-Romans Nr. 16, der eine Neuauflage des ehemaligen Gruselkrimis darstellt. Das Cover der Erstausgabe (ebenfalls von Lonati) finde ich persönlich besser, unheimlicher und weniger comichaft.
Was im Hörspiel nicht passt sind gewisse Begriffe wie "rebooten" oder andere moderne Ausdrücke. Auch Handy passen nicht ins Bild. Zwar wurden alle Geschichten für die Hörspiele in die Gegenwart geholt, aber genau dass hat mich immer gestört.
Beeindruckender Showdown
Das Hörspiel beginnt mit einem Dialog des ermittelnden Beamten mit einem weiteren Akteur. Danach kommt eine Szene, die wir schon aus dem EUROPA-Hörspiel kennen. Im großen und ganzen finden sich viele bekannte Szenen und zum Teil sogar wortgenaue Dialoge aus dem alten EUROPA-Hörspiel in dieser romangetreuen Vertonung wieder. Dies bezeugt, dass schon das damalige Hörspiel sehr nahe am Original war. Mit 50 Minuten Hörspielzeit wurde das Hörspiel damals jedoch auf seine Essenz heruntergebrochen, was aber völlig ausreichend war. Die Laufzeit dieser aktuellen Version beträgt nun 73 Minuten. Dabei hat es leider kaum mehr zu bieten als die EUROPA-Version was den Inhalt betrifft. Es gibt aber auch positives an der langen Laufzeit. Der Showdown Larrys mit dem Widersacher Gorgo nimmt viel Raum (Im Heftroman etwa 2,5 Seiten) ein und es ist ein Schauerstück, welches damals von EUROPA schon kongenial umgesetzt wurde, aber hier noch einmal einige Nuancen besser ist. Es ist regelrechter Splatter-Horror.
Aber auch schon zuvor geht es zur Sache als Dr. Gorgo sozusagen operiert und als Sarah Malcom mit Tentakeln erwacht. Die Schreie, die sie ausstößt sind in der Tat markerschütternd umgesetzt. Anders als im originalen EUROPA-Hörspiel kann sie nicht mehr sprechen.
Apropos Sprechen
Als Dr. Gorgo hat man den Schauspieler Hanns Krumpholz besetzt. Keine schlechte Wahl, aber auch nicht herausragend. Die Stimme bleibt nicht so im Gedächtnis wie damals beim alten Hörspiel. Detlef Bierstedt ist als Edward Higgins leider in meinen Ohren eine absolute Fehlbesetzung. Er klingt geradezu hölzern und nicht emotional. In früheren Folgen dieser Serie wurde Higgins im Übrigen von Reent Reins (Don Johnson) gesprochen. Auch Jaron Löwenberg (der u.a. Adrian Brody in "King Kong", 2005 synchronisierte), klingt in dieser Folge als Larry Brent nicht immer ganz überzeugend. Auch klingt er weniger dynamisch als beispielsweise noch sein Vorgänger in dieser Rolle. Die Musik ist dezent gesetzt und kommt nur selten und kurz zum Einsatz. Alles in allem ist die Stimmung und die Atmosphäre weniger dicht und weniger düster als ich es vom alten Hörspiel her kenne. Dennoch ist dem Autoren Wolfgang Strauss hier eine sehr überzeugende Arbeit gelungen und für die Sprecher kann er wohl nichts. Mehr noch, dieses Hörspiel muss sich nicht hinter der EUROPA-Version verstecken. Es ist in Teilen sogar weit besser. Allerdings ist die Laufzeit auch hier etwas zu lang.
Weit besser gelingt Strauss hier eine originaltreue Annährung an einen Klassiker, als dies bei Atomgespenster und Das Grauen von Blackwood Castle der Fall war. Das Ende hat er etwas verändert, wie er im Vorwort des Booklets verrät. Damit ist wahrscheinlich aber nur der Epilog gemeint, in dem Larry seinen Chef für das Angebot dankt, ihm eine psychologische Hilfe zu gewähren.
Somit ist die Folge weit grauenhafter gruseliger geworden als das indizierte EUROPA-Werk.
Die Sache mit Gorgo
Im Roman wie in diesem Hörspiel bezieht man sich bei dem Namen Gorgo auf die Homer-Sage, die jedoch nur stark verkürzt wiedergegeben wird. Es geht dort um die Töchter des Phorkys und der Keto (die Gorgonen), von denen eine - Medusa, - von Pherseus geköpft wurde. Da man in dieser Geschichte keine Köpfe der Opfer findet, gab man dem Mörder den Namen Dr. Gorgo.
Niemals ohne Erzähler bei sowas
Es gibt auch in diesem Klassiker wieder einen neutralen Erzähler. Jo Jung, der auch David Gallun spricht, macht seine Sache her gut. Klar, nicht so gut wie einst Günther König, aber sehr passabel. Es geht in keiner der Geschichten ohne Erzähler. Wenn man schon einen Roman originalgetreu umsetzen will, dann darf eben die typische Ausdrucks- und Erzählweise Dan Shockers nicht fehlen. Schon allein deswegen um etwas vor dem Auge des Hörers darstellen zu können.
Das Artwork mit der blauen Grundfarbe bei CD und Booklet gefällt mir übrigens auch sehr gut, sollte man bei allen Folgen so machen. Hoffen wir, oder zumindest ich, dass es im neune Team (wenn es wirklich ein neues Team gibt) alle an diesem Hörspiel orientieren. Es wäre ein gutes Muster für einen Neuanfang.
Die Schlangenköpfe des Dr. Gorgo (Hörspiel)
(c) by author 06/23