Stilvolle Alpträume - »Gespenstergeschichten«
Stilvolle Alpträume
»Gespenstergeschichten«
Auch für die Adaption der literarischen Vorlagen konnte man auf erfahrene Leute zurückgreifen: fünf der sechs Drehbücher wurden von Rainer Erler („Fleisch“, „Das blaue Palais“) geschrieben, das Buch zur Episode „Schatten des Zweifels“ stammt von Oliver Storz („Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion“). Von den Autoren der zugrundeliegenden Erzählungen ist heute sicherlich Marie-Luise Kaschnitz („Gespenster“) noch der bekannteste Name, da sie mit dem Georg-Büchner-Preis und zwei Goethe-Plaketten ausgezeichnet wurde. Unter Genrefans hingegen ist wahrscheinlich die Episode „Die Affenpfote“ am geläufigsten, weil William W. Jacobs‘ Geschichte zuvor u.a. auch für Folgen der Fernsehserie „Alfred Hitchcock zeigt“ und „Orson Welles erzählt“ als Vorlage herangezogen worden war.
Eingeführt werden die sechs Episoden von Theaterstar Wolfgang Büttner, der Pfeife schmauchend in einem Ohrensessel vorm Kamin sitzt und anhand einiger Requisiten aus den jeweiligen Geschichten zu erzählen beginnt. Da geht es einmal um einen Vertreter (Peer Augustinski), der auf ein altes Ehepaar trifft, das noch eine mehr als zwanzig Jahre zurückliegende Rechnung offen hat. Oder um einen Friedensrichter (Heinrich Schweiger), der sich in einem Moor verirrt und nach der Begegnung mit einem unheimlichen Schlossherren (Hannes Messemer) von einer verfluchten Phantomkutsche erfährt. Ambrose Temple (Gabriel Barylli) war die Jugendliebe einer mittlerweile greisen Frau (Elfriede Kuzmany), die überrascht einen aktuellen Brief von diesem findet, obwohl sie ihn schon seit 50 Jahren für tot hält. Alistair (Peter Faerber) und June (Leslie Malton) treffen auf ein anderes Paar (Udo Kier, Gabriele Isakian), das sich überaus merkwürdig gebärdet und bei den beiden den „Schatten des Zweifels“ sät. „Das Gesicht“ verfolgt die junge Eve Montmoracy (Ilse Biberti) schon von Kindesbeinen an. Nun entdeckt sie es auf einem Gemälde bei einer Versteigerung wieder. Und in der finalen Episode wechselt schließlich eine Affenpfote, der magische Kräfte nachgesagt werden, ihren Besitzer – mit unvorhersehbaren Konsequenzen.
„Gespenstergeschichten“ ist etwas für Fans von Serien wie „Orson Welles erzählt“ oder „Meine schwarze Stunde“, die ebenfalls bereits bei Pidax auf DVD ausgewertet wurden. Es handelt sich hier um sechs kleine Gruselgeschichten, die in erster Linie von ihrer gelungen rekonstruierten Atmosphäre leben. Zu wabernden Nebelbänken, Zeitlupenaufnahmen, flackerndem Kerzenschein und unheimlichen Schlössern in todbringenden Mooren werden kleine Gruselhappen entsponnen, die darüber hinaus noch durch eine wunderbare Darstellerriege zu überzeugen wissen. Udo Kier darf einmal mehr einen pomadigen Vampir geben, und Gastgeber Wolfgang Büttner entlässt seine Zuschauer in jeder Episode mit einem konspirativen Augenzwinkern. Die von George Moorse inszenierten Folgen sind zumeist etwas unterhaltsamer und kurzweiliger als die von Wolfgang Panzer, wobei dessen „Affenpfote“ dieser kleinen Serie auch einen würdigen Abschluss liefert.
Die sechs knapp halbstündigen Episoden sind auf einer DVD vereint (Gesamtlaufzeit ca. 170 Minuten) und liegen im seinerzeit üblichen Vollbildformat (in 1,33:1) und mit dem deutschen Originalton in Dolby Digital 2.0 vor. Extras sind keine vorhanden.
Kommentare
Aber nachdem es nun schon die "Merkwürdigen", "Unheimlichen" und auch "Gespenster" geschafft haben, besteht noch immer Hoffnung.