Poskitt, Kjartan - Urgum der Barbar
URGUM DER BARBAR
(URGUM THE AXEMAN)
von KJARTAN POSKITT
Illustrationen: PHILIP REEVE
Übersetzung aus dem Englischen: VANESSA WALDER
432 Seiten Hardcover 14,95 ISBN 978-3-570-13382-8
cbj
HABE ICH SCHISS?
NÖ!
KÜMMERT'S MICH?
NÖ!
ICH BIN VÖLLIG IRRE
(Schlachtruf von Urgum)
Urgum ist der Letzte
seiner Art, der härteste und wildeste Kämpfer der Verlorenen Wüste und er ist
völlig hohl in der Birne. Ständig riskiert er sein Leben, weil er ja weiss,
dass die Götter ein Auge auf ihn haben und ihn retten. Das aber geht den
Göttern mit der Zeit mächtig auf die Nerven. Sie müssen ihn zur Ruhe bringen,
damit sie selbst Ruhe finden. Also kommen sie auf eine (wie sie meinen)
grandiose Idee...
Nach
zehn Jahren kehrt Urgum mit seinen sieben Söhnen von der Jagd auf Einhörner
nach Hause in seine Höhle und zu seinem Weib zurück (Die Götter haben ein wenig
an der Zeit gedreht). Empfangen wird er von seiner Frau Divina eher etwas
unwillig, hat sie doch in den Jahren die Höhle zu einer plüschig-weiblichen Wohnung
umfunktioniert. Das hat auch damit zu tun, dass sie mit Urgums Tochter (von der
er noch gar nichts weiss) darin lebt. Die Tochter ist die glorreiche Idee der
Götter, hoffen sie doch, dass Urgum nun sesshaft und verantwortungsbewusst
wird. Doch weit gefehlt, denn Molly, wie das Mädchen heißt, möchte selbst eine
furchtlose Barbarin werden. Urgum indes hat nun selbst den Wunsch, sich
umzubringen. Das wiederum ist den Göttern auch nicht recht, würde er doch in
ihre göttlichen Hallen einkehren und sie müssten ihn ständig um sich haben.
Schon dessen Vater Urgart ist eine echte Plage.
Was
uns hier geboten wird, sind mehrere kleine Abenteuer, die Urgum und Molly
durchleben. Dabei sind die Storys durchaus phantasievoll und stimmig. Man muss
halt nur akzeptieren, dass es sich um puren Klamauk handelt. Viel Slapstik
steht im Vordergrund und eine ganze Menge gewollt dummer, geradezu
entsetzlicher Dialoge. Feinsinniger Humor, wie man ihn ja aus England gewohnt
ist, kommt eher selten vor, ist aber auch vorhanden. Die Spitzen gegen die
Zivilisation (Deren Menschen hier Weichlinge genannt werden) sind durchaus
treffend.
Die
Charakterzeichnungen sind einfach, aber sehr stimmig. Meine Lieblingsfigur ist
Olk, ein wahrer Riese mit einem Schwert, das größer als ein Mensch ist, der mit
stoischer Ruhe den Eingang zum Dorf der Wilden bewacht und selbst seine
engsten Bekannten nach ein Passwort abfragt, bevor sie ins Dorf kommen aber
auch er ist nicht gerade helle.
Hin
und wieder bekommt man das Gefühl, dass die Übersetzung ein wenig abschwächt.
Das gilt vor allem für die harten Sequenzen, denn es gibt durchaus Szenen, in
denen die Barbaren ihrem Ruf auch gerecht werden. Da fliegen zuweilen reichlich
Körperteile durch die Gegend.
Insgesamt
ist URGUM DER BARBAR ein vergnüglicher Lesestoff für Menschen ab einem
zweistelligen Alter.
Die
Illustrationen von Philip Reeve sind so grob wie die Story und zuweilen recht
skurril. Dennoch lese ich lieber Reeves Romane (siehe LERCHENLICHT).