Andrews, Ilona - Magic Bites

Cover Magic Bites Magic Bites
von Ilona Andrews
März 2007 (USA)
Taschenbuch
260 Seiten, ca. 5 Euro

ISBN-10: 0441014895
ISBN-13: 978-0441014897
Ace Charter

Nach dem eher nicht zufrieden stellenden »Halfway To The Grave« trudelte dann auch etwas später das gleichzeitig georderte »Magic Bites« ein. Was für ein Unterschied!

Irgendwann in einer nicht näher bestimmten - aber offenbar nicht zu fernen - Zukunft ist die Magie in unsere Welt gekommen. Oder vielleicht sollte man sagen über unsere Welt gekommen, denn die Auswirkungen haben das Antlitz der Erde grundlegend verändert. Magie und Technik wechseln sich in Wellen ab: Herrscht die Magie, dann funktioniert viele Technik nicht, ist die Zeit der Technik, dann stellt die Zauberei ihre Funktion weitestgehend ein. Oder auch nicht...

In dieser neuen Welt, genauer gesagt in Atlanta, lebt Kate Daniels, Söldnerin und Magierin. Sie kümmert sich um »magische Probleme« und von denen gibt es mehr als reichlich.

»Magic Bites« ist der erste Roman aus der Urban-Fantasy-Reihe um Kate Daniels, verfasst von Ilona Andrews. Er hat einen erfreulich nicht-epischen Umfang von 260 Seiten, was mich persönlich anspricht, denn es scheint mir manchmal so, als könnte man heute nur noch Werke von epischem Ausmaß verfassen. Nichts gegen diese, aber ich konsumiere gern auch mal einen etwas dünneren Roman, der auf simple - aber gute gemachte - Unterhaltung abzielt, statt auf epische Breite.

Das grundsätzliche Setting des Romans ist düster. Mit der Magie kamen neue Lebewesen und neue Fertigkeiten und insbesondere die Kreaturen zeichnen sich in vielen Fällen nicht eben durch Friedfertigkeit aus. Abgesehen von den völlig neu entstandenen Lebewesen findet sich unter anderem eine breite Spanne von Hybriden: Menschen, die tierische Fähigkeiten erhalten haben - oder umgekehrt. Aber auch Vampire - allerdings mit einem völlig neuen Ansatz, nix ist mit sexy Blutsauger - oder Nekromanten treten auf.
Zusätzlich existieren spezielle Einheiten der Polizei, die sich speziell um magisch Angehauchtes kümmern, sowie eine Art Kirche mit Kreuzrittern, die dasselbe tun, allerdings auf eine etwas brachialere Art und Weise.
Mit einem von deren Ritter-Beschwörern verband Kate eine spröde Freundschaft  und sie nimmt die Untersuchungen auf, als er auf bestialische Weise verstümmelt aufgefunden wird, gleich neben ihm ein ebenso zugerichteter Vampir, der Magiescanner wirft eine unverständliche gelbe Linie aus...

Die Gestaltwandler nehmen einen breiten Raum im Roman ein, denn
»das Rudel« (the pack) scheint irgendwie mit dem Tod ihres Freundes zu tun zu haben. Dank des Lyc-V Virus gestaltwandelt hier alles, was nicht schnell genug auf den Baum kommt, in vieles was vier Beine hat (und dann mächtig schnell auf den Baum kommt), und diese Wandler haben in Atlanta eine Art paramilitärische Organisation gegründet, ihr Anführer ist der Alpha-Löwe Curran.

Es gibt wenig auszusetzen an
»Magic Bites«. Im Gegenteil, hervorzuheben ist die Charakterisierung der Hauptfiguren, auf die deutlich mehr Buchstaben entfallen, als in vergleichbaren Werken. Ilona Andrews zeichnet ein höchst unterhaltsames Bild des magieverseuchten Atlanta und sie tut dies stellenweise mit deutlichen Worten und Beschreibungen, so dass ich diesen Roman eher in die Richtung Horror einsortieren würde, als unter Fantasy. Zart besaiteten Lesern würde ich aufgrund der nicht zu zahlreichen, aber dafür dann eindeutigen Beschreibungen von Gewalt und Splatter abraten.
Alle anderen erhalten einen kurzweiligen und nachvollziehbaren Roman ohne grosse Patzer in einem hochinteressanten Setting, der sich trotz der düsteren Grundstimmung dennoch einen gewissen Humor leistet.
Die Handlung ist nicht zu gradlinig und vorhersehbar, was aber nicht unbedingt auf spärliche Informationen zurückzuführen ist, sondern eher auf die bereits genannten Charakterisierungen und das Verzichten auf allzu platte Klischees.

Als etwas nachteilig und schade habe ich empfunden, dass es keinerlei Zukunftshistorie der Welt von »Magic Bites« gibt. Wie es zum
»Einfall« der Magie gekommen ist und was im Verlauf der Anpassung geschah, davon erfährt der Leser nahezu gar nichts. Ich kann nur hoffen, dass man hierüber vielleicht im zweiten Roman der Serie mehr erzählt bekommt. Ich werde bald darüber berichten können, denn »Magic Burns« kam heute an.

Alles in allem ein empfehlenswertes Buch, das zwar die Klasse eines Harry Dresden trotz unübersehbarer Parallelen nicht erreicht, aber dennoch solide Unterhaltung darstellt. Das Ganze erinnert ein wenig an Shadowrun auf Acid ohne Cyber(space). Es wird gekonnt mit Bekanntem gespielt aber auch viel Neues eingebaut.

Freunde von Urban Fantasy und Horror können mit einem Kauf nicht viel falsch machen.

 

Bildnachweis:
Cover Copyright 2007 Ace Charter

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