Foster, Alan Dean: Herr der Plagen

Alan Dean Foster:

HERR DER PLAGEN

(INTERLOPERS)

 

Bastei Science Fiction Taschenbuch 24323

ISBN:              3-404-24323-4

Originaljahr:     2001                deutsch:               398 Seiten

Übersetzer:      Ruggero Leó

Titelbild:           Arndt Drechsler

 

Die beiden Doktoranden Cody Westcott und Kelli Alwydd kommen sich während einer archäologischen Expedition in Nordperu nicht nur so nahe, dass sie anschließend heiraten, sondern erlangen auch große wissenschaftliche Anerkennung, die zu sicheren Professorenstellen in Phoenix, Arizona führen. Entdeckt wurde unter anderem eine aus ungeklärten Gründen von den Inka verschlossene Höhle mit vielen Artefakten einer Prä-Inka-Kultur, darunter ein Basrelief mit detaillierten Anweisungen zur Herstellung eines Tranks zwecks Verbesserung der Sehkraft. Eher aus einer Laune heraus denn wissenschaftlichen Interesses braut sich Cody dieses Gemisch zusammen und unternimmt einen Selbstversuch – was er alsbald bereut, denn ist er dadurch nun permanent in der Lage,  die „Okkupanten“ wahrzunehmen, halbreale, transparente Schreckensgestalten, die allüberall auf Pflanzen und Steinen wuchern, vorzugsweise dort, wo Menschen leben.... und diese Wesen sind uralt, böse und hungrig, verursachen sie doch durch ihre (für Normalsterbliche unsichtbare) Berührung eben jene Unpässlichkeiten, Zufälle und Unglücke, die das tägliche Leben begleiten und „ernähren“ sich durch die „Geistes-Emanation“ der leidgeprüften Opfer. In seltenen Fällen können sie sich auch direkt auf Menschen ansiedeln und sie vollkommen in ihre Gewalt bringen. Dadurch teilen sie auch Cody, dem nun „Sehenden“, mit, dass sie dies bereits seit Jahrtausenden tun und er ihnen doch aus dem Weg gehen möge.....was dieser natürlich nicht zu tun gedenkt. Doch sie überraschen seine Frau, zwingen sie ins Koma und erpressen ihn. Sein verzweifeltes Bemühen, Verbündete zu finden, wird belohnt, als plötzlich ein deutscher Adliger vor seiner Tür steht, Mitglied der ebenfalls uralten, geheimen Gesellschaft der „Seher“, und ihm Hilfe zusichert. Und damit geht die Geschichte erst richtig los......

Alan Dean Foster gilt schon lange als eine Art „Kultautor“, vorzugsweise mit seinem Zukunftsentwurf des „Homanx-Zyklus“ (mit dem legendären Höhepunkt  „MIDWORLD“ / „Die denkenden Wälder“), aber auch wenn er sich davon einmal löst, bringt er immer wieder gute Einzelromane und –stories hervor, mit übersprudelnder Phantasie und Ideen. Der Grundthese hier (für alles, was die Menschheit im Grossen wie das Individuum im Kleinen an Schlimmen und Bösem erlebt,  ist nicht die menschliche Natur, sondern die Bosheit der Okkupanten verantwortlich) kann man zwar etwas skeptisch gegenüberstehen, klingt das doch ein wenig sehr nach „Schuldabladung“, einem Begriff, der hierzulande auch in der Diskussion um Rechtsextremismus und Vergangenheitsbewältigung verwandt wird (wird es dann im Roman besonders peinlich, wenn der, natürlich aus Heidelberg stammende, deutsche Adlige 6 Millionen Holocaust- und 50 Millionen andere Weltkriegsopfer als von den Okkupanten angezettelte Geschehen, deren größtes „Fressfest“ aller Zeiten erklärt). Oder ist es der Versuch eines eher linksorientierten amerikanischen Autors, Ex-Vietnamkrieg-Gegner, irgendwie eine Erklärung für all die unverständlichen („bösen“) Dinge und Handlungen (auch seines Landes) zu finden? Oder doch nur ein schöner Aufhänger für einen spannenden Roman, der hier zwar als „Science Fiction“ daherkommt, aber auch alles andere sein kann?

Sehr intensiv, auf nur knapp 400 Seiten, erweist sich Foster hier als wahres Chamäleon, lässt sich stilistisch nicht fassen und räubert sich durch sämtliche Spielarten der phantastischen Literatur. Erwartet man nach dem deutschen Titelbild (mit dem wirklich ‚erschütternden’ Abbild eines schafsgesichtig-bräsigen Archäologen) und den ersten 3 Kapiteln noch eine Mystery-Handlung im Stil von  „Indiana Jones“, sieht man sich unvermittelt in einem Handlungsstrang mit vielfältigem Schrecken (Weird), wie ihn auch Stephen King nicht besser (allenfalls langatmiger) hätte ersinnen können. Und noch längst nicht alle Konsequenzen daraus sind ausgeschöpft, als Foster sich der Science Fiction zuwendet und naturwissenschaftliche Erklärungen für die Interlopers abgibt (die, um die Spannung gleichermaßen zu erhalten wie zu vergrößern, etwas mit einer nur via Österreich zu erreichenden Parallelwelt zu tun haben!); katapultiert sich danach mit einem furiosen Doppelsalto vorwärts ins Esoterische des australischen Outback der Aborigines; und wenn zum Ende 4 Leute auf einem Vulkan in Neuguinea stehend dadurch den indisch-pakistanischen Atomkrieg verhindern, dann sind endgültig die Grenzen allen rationalen Denkens gesprengt und hält die pure Fantasy Einzug!

Wow! Ein ganz großer Wurf! Ein tolles Buch! Unbedingt empfehlenswert!

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Diese Rezension erschien zuerst in der Publikation des Fantasy Clubs (F.C.) e.V.

„Magira -. Jahrbuch zur Fantasy 2005“.

Ich möchte hiermit auf diese regelmäßige, sehr empfehlenswerte Publikation hinweisen.

Siehe auch unter www.magira.com

 

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