Bekker, Alfred: Drachenring - Die Drachenerde-Saga 2
Drachenring
Ein Vorgang, der das Ende von Drachenerde bedeuten könnte. Es gibt nur einen Weg, das schreckliche Schicksal abzuwenden: Rajin muss in den Besitz der drei Drachenringe kommen, von denen sich zwei allerdings im Besitz des Drachenkaisers befinden und einer als verschollen gilt.
Noch bevor der trauernde Prinz etwas unternehmen kann, wird er in den aufkommenden Krieg hineingezogen, der die Lande der Drachenerde überzieht. Es steht schlecht, sowohl um Rajins Zukunft als auch um die der Welt. Da erhält der junge Drachenkrieger Hilfe von unerwarteter Seite. Die Magier des Landes Magus bieten ihm ihre Unterstützung im Kampf gegen Katagi an. Ein verlockendes Angebot doch kann Rajin den Zauberern wirklich vertrauen?
Der zweite Teil der »Drachenerde-Saga« ist genau das, was das Titelbild vermuten lässt: Ein buntes Fantasyspektakel mit jeder Menge Action. Bekker bleibt seiner Linie aus Buch eins treu und liefert seinen Lesern erneut eine ebenso phantastische wie farbenfrohen Geschichte.
Bekkers Fantasyabenteuer ist gewürzt mit den verschiedensten, nicht unbedingt immer miteinander konform gehenden Zutaten. Da werden intelligent charakterisierte Protagonisten Seite an Seite gestellt mit eindimensionalen und durch und durch klischeehaften Figuren.Überraschende Wendungen vermischen sich mit allzu vorhersehbaren Storylines. Handlungsmäßig darf man sich auf ein kunterbuntes Potpourri freuen, das eine gute Portion Action, nicht ganz so viele Charaktermomente und an Storyelementen unter anderem gewaltige Luftschlachten, missmutige Minotauren, dreiarmige Krieger und Ausflüge in Traumwelten mit Menschen fressenden Bäumen zu bieten hat. Wo viele andere High-Fantasy-Epen heutzutage um eine düstere, geradlinige Story bemüht sind, schlägt Alfred Bekker einen ganz anderen Weg ein und bedient sich munter am kompletten Inventar der Fantasy.
Ist das nun gut oder sollte man eher abwinken? Nun, vor allem ist es eine recht angenehme Abwechslung zu dem, was in Sachen High Fantasy sonst so auf dem Markt ist. Darüber hinaus vollzieht »Drachenring« eine reichlich oszillierende Gratwanderung. Mal weiß der Roman dank eindrucksvoller Sequenzen wie der Schlacht um Sukara zu begeistern, dann wieder kann man nur den Kopf schütteln und fragt sich, ob diese oder jene Szene nun tatsächlich hätte sein müssen.
Es ist nicht ganz leicht, eine eindeutige Bewertung hinsichtlich Bekkers neustem Roman abzugeben. Man ist geneigt, das Buch nach jedem Kapitel neu zu bewerten, denn was die Handlung angeht, schwankt das Buch einfach zu stark zwischen begeisternden, atmosphärisch dichten Momenten und Szenen, die an Kitsch kaum zu übertreffen sind (ich möchte hier nur auf die furchtbar einfallslose Darstellung des Ursupators Katagi hinweisen, der wirklich jedes noch so dumme Klischee des dämlichen Thronräubers erfüllt).
Sprachlich ist das Buch ganz in Ordnung. Mitunter fallen zwar einige Wortwiederholungen auf, doch diese stören den Lesefluss nicht wirklich.
Ob einem »Drachenring« nun gefällt oder nicht, dürfte letzten Endes wohl davon abhängen, wie man Trash gegenübersteht, denn nichts anderes ist der zweite »Drachenerde«-Roman geworden: eine knallbunte Mischung phantastischer Aspekte und Handlungsbögen, die ein nicht immer stimmiges, aber durchaus lesenswertes Ganzen ergeben. Eben Trash.
Wer Fantasyromane liebt, die sich des Genres in all seinen Facetten annehmen und in denen es actionmäßig hoch hergeht, ohne dass sie dabei übermäßig zu Brutalität neigen, der wird »Drachenring« lieben; Fans von Sagas wie Chris Woodings »Broken Sky« sollten dem Buch auf jeden Fall eine Chance geben. Freunde ernster und düsterer Fantasyunterhaltung (wie etwa alle Leser von Brandon Sanderson oder Alan Campbell), aber auch all diejenigen, die Fantasy nur dann zu schätzen wissen, wenn sie so richtig wuchtig daherkommt (Tad Williams und R. Scott Bakker lassen grüßen), sollten erst mal in den Roman reinlesen, ehe sie sich ihn zulegen.
Ein wirkliches Muss ist Bekkers »Drachenerde-Saga« auch mit Band zwei nicht geworden. Nette Unterhaltung für zwischendurch bekommt man aber durchaus geboten.