Martinez, A. Lee Gil's All Fright Diner
Armageddon mit Pommes und Zombiekühen
A. Lee Martinez' Buch »Gil's All Fright Diner« ist nicht ernst gemeint, das bekommt der geneigte Leser spätestens dann heraus, wenn auf dem Backcover Douglas Adams zitiert wird und man der Ansicht ist, dass dessen Fans glücklich ihre Zähne in den Roman schlagen werden.
Der Vergleich mit Douglas Adams hinkt gewaltig, denn dessen Klasse und humoristische Philosophiererei erreicht das vorliegende Werk nicht. Möchte es meiner Ansicht nach auch gar nicht, die Intention ist zum einen, kurzweilige Unterhaltung zu bieten und zum anderen dem Genre einen Spiegel vorzuhalten, einen Spiegel in dem der Fan des Horrorgenres reichlich Versatzstücke erkennen und identifizieren kann. Und die genanntem Fan dann recht schnell um die Ohren gehauen werden, denn Martinez geht mit den typischen Bausteinen des Genres keinesfalls ehrfürchtig um, sondern demontiert sie, dass es eine Freude ist; insbesondere deswegen, weil er es auf eine freundliche und lesenswerte Art tut, die den Fan nicht vergrätzt, sondern ihm während des Lesens ein Schmunzeln nach dem anderen auf die Lippen zaubert. Zumindest dann, wenn besagter Anhänger sich die Option bewahrt hat, über sein Hobby zu lachen.
Der Autor nutzt das durch zahllose Filme und Romane bekannte Setting »amerikanische provinzielle Kleinstadt« in überzeichnender Weise. Ein Diner, Rednecks, Teenager, Sheriffs, unerklärliche Geschehnisse über Jahrzehnte, Geister, Ghoule, Zombies bis hin zu »echt alten Göttern, die auf die Erde zurück wollen [tm]« sowie deren Anhänger (im Cthulhu-Mythos gern als Kultisten bezeichnet), all diese Ingedienzien mischt Martinez zu einer Horror-Melange, die an keiner Stelle wirklich gruselig ist, die eindeutig als Humoreske daher kommt, und selbst in Passagen, an denen Zombies angreifen oder ein Protagonist schwer verletzt wird, kann man das als Leser alles einfach nicht ernst nehmen. Somit keinerlei Grund für den Jugendschutz, einzugreifen.
Sollte es eine Übersetzung geben, rate ich dringend dazu, das Original zu lesen, denn es wird Slang verwendet (nicht übermäßig, man kann das trotzdem noch alles gut verstehen) und der trägt zum Lokalkolorit in einer Weise bei, die bei einer Übertragung ins Deutsche ganz sicher vollständig verloren geht.
Gil's All Fright Diner ist keine Offenbarung und kein Buch, das man unbedingt gelesen haben muss. Der Horror-Fan, der über sein bevorzugtes Genre aber auch lachen kann, wird hier einen recht kurzweiligen Lsestoff finden und über die zahllosen Anspielungen und überraschenden Verdrehungen von Bekanntem ganz sicher schmunzeln.
Und damit: Aufgabe des Autoren erfüllt. Muss man nicht lesen, man ärgert sich aber keinesfalls, wenn man es tat.