Andrax 5 Gnadenlose Jagd
Andrax 5 Gnadenlose Jagd
Ein letztes Mal bietet sich den Lesern nun die Möglichkeit, in die Geschichten um den von Peter Wiechmann erdachten Fantasy-Helden einzutauchen. Die klassischen Geschichten aus den Zack- und Primo-Comics der siebziger Jahre gehen mit dem vorliegenden fünften Band der Komplettausgabe des Cross Cult-Verlages nämlich in ihre letzte Runde.
Auf knapp 170 Seiten bekommt der Leser fünf Geschichten geboten, in denen Andrax und Holernes es wieder einmal mit allerlei skurrilen Gegnern und Begebenheiten zu tun bekommen.
Den Anfang und gleichzeitig die mit Abstand längste Geschichte des Bandes bildet Stahlkugel. Hier finden die beiden Freunde zu Beginn einen noch funktionstüchtigen Düsenjäger und bekommen es mit einem einsiedlerischen Hüter des Flugobjekts zu tun. Bei ihren weiteren Erkundungen kommen sie in eine Stadt, in der ein Kult von Kubisten eine große Abneigung gegen jedwede kreis- oder kugelförmige Gegenstände und Abbildungen entwickelt hat. Ursache hierfür ist eine (natürlich runde) Bombe, die wiederum von einem rivalisierenden Kult verehrt wird. Neben dem unverkennbaren Bernet-Stil ist es vor allem die Grundidee der Geschichte (in der übrigens Vincent van Gogh einen Gastauftritt hat), die sie zu einer typischen Andrax-Story macht.
Auch in den folgenden Geschichten Totentänze, Zonen des Grauens und Off Limits sind alle Zutaten enthalten, die eine Andrax-Geschichte ausmachen. Neben gefügelten Wesen sind es hier eine Variante des Frankenstein-Themas, ein verrückter Diktator, der seine Untertanen unter Zuhilfenahme von Drogen unterjocht, ein gefährlicher Barbarenstamm und ein riesiges Tentakelmonster mit dem Andrax und Holernes sich herumschlagen müssen. Aus heutiger Sicht betrachtet fehlt es den Geschichten sicherlich an Tiefgang und auch die kürze der mittleren drei Storys lassen nur wenig Platz für erzählerischen Feinschliff, doch trotzdem (oder gerade deshalb) verströmen alle einen angenehm old-schooligen Charme.
Zum Abschluss des Bandes kommt Wiechmann nochmals so richtig in Fahrt, führt er die Gefährten doch mittels eines Zeitsprungs in den wilden Westen, wo sie neben Gevatter Tod eine Vielzahl historischer Gestalten von Billy the Kid bis hin zu Sitting Bull kennenlernen, bevor der Band viel zu früh am Ende angelangt ist. Im Vorwort beschäftigt sich Rolf Kaukas Ex-Frau und Erbin mit der Frage, ob es neue Veröffentlichungen von Andrax geben wird. Potential hat das Grundkonzept der Serie sicherlich allemal. Ob allerdings in der heutigen Zeit noch der Bedarf der jüngeren Comiclesergeneration an Geschichten wie Andrax besteht, darf bezweifelt werden. Doch diese Frage gilt es an dieser Stelle auch nicht zu beantworten.
Ergänzt wird der Band durch einen abschließenden Text von Peter Wiechmann, in dem er unter anderem Fragmente einer 1989 von Jordi Bernet und Antonio Segura unlizensiert veröffentlichten Abschlussepisode zu Andrax präsentiert. Da diese jedoch nicht von Rolf Kauka genehmigt war, findet sie sich leider nur in Auszügen in diesem Band.
Mit dem fünften Band der Werksausgabe von Andrax endet die hervorragend aufgemachte Komplettfassung der klassischen Fantasy-Geschichten des deutsch-spanischen Teams Wiechmann/Bernet. Insgesamt kann man nur von einer sehr gelungenen Veröffentlichung seitens des Cross Cult-Verlages sprechen. Andrax-Fans werden ohnehin zugreifen, doch auch allen anderen kann man nur raten, einmal einen Blick in die Reihe zu werfen, denn neben dem gelungenen Grundkonzept kann auch der herrlich altmodische Stil der Geschichten überzeugen.