Brown, Eric: Helix

Brown, Eric: HelixHelix
von Eric Brown
Solaris Science Fiction
erschienen: 2007 (USA)
526 Seiten, ca. 6,00 €
ISBN: 978-1-84416-472-1
S
olaris Books

In nicht allzu ferner Zukunft liegt die Erde im Sterben. Steigende Meeresspiegel, verheerende Kriege, Dürren und Seuchen haben die Weltbevölkerung dramatisch reduziert. Die Überlebenden sehen sich mit Gewalt, Terror und immer neuen, vernichtenden Naturkatastrophen konfrontiert.

Verzweifelte Zeiten erfordern verzweifelte Maßnahmen. Aus diesem Grund entschließt sich die European Space Organisation, ein Raumschiff auszusenden. An Bord: 4000 der klügsten Köpfe der Erde, die in einem fernen Sternensystem das Überleben der Menschheit sichern sollen. Eingefroren in Kryo-Kammern steuern die Passagiere einer ungewissen Zukunft entgegen.

Rund tausend Jahre später kommt es an Bord der durchs Weltall rasenden Lovelock zu einer katastrophalen Fehlfunktion. Die Notfallprotokolle greifen zwar, doch sie kommen zu spät. Das sechsköpfige First-Response-Team kann nicht verhindern, dass das Raumschiff eine Bruchlandung hinlegt.

Was die Raumfahrer an der Absturzstelle zu sehen bekommen, lässt sie an ihrem Verstand zweifeln. Es ist kein fremder Planet, auf dem sie gestrandet sind, sondern die unterste Sektion einer gewaltigen Helix, einer spiralförmigen Konstruktion aus Tausenden von miteinander verbundenen Welten.

Während der Großteil der Besatzung der Lovelock weiterhin im Kälteschlaf ruht, brechen die erwachten Crewmitglieder zu einer riskanten Mission ins Unbekannte auf. Ihr Ziel: Herausfinden, was es mit dem Helix-Gebilde auf sich hat – und ein Habitat lokalisieren, in dem Menschen überleben können. Noch ahnen die Raumfahrer nicht, was sie alles auf den Welten der Helix erwartet. Sie werden auf so manches Wunder stoßen – aber auch auf tödliche Gefahren ...

»Helix« ist ein Stand-Alone-SF-Roman des britischen SciFi-Autors Eric Brown. Was mich sofort an dem Buch fasziniert hat, ist die Grundprämisse des Werks. Raumfahrer, die auf einem so unglaublichen Gebilde wie der Helix stranden und die sich aufmachen, die Geheimnisse der Konstruktion zu erkunden – selten habe ich ein Konzept geboten bekommen, das derart viel Potenzial innehat.

Schade, dass Brown dieses allenfalls ansatzweise nutzt.

Vielleicht liegt es an mir. Vielleicht bin ich einfach mit zu großen Erwartungen an den Roman herangegangen. Ich hatte mich auf ein großartiges Abenteuer voll Wunder und Mysterien, voll Spannung und außergewöhnlicher Schauplätze gefreut. Die Story, die dem Buch zugrunde liegt, beschäftigt sich jedoch mit ganz anderen Dingen.

Ja, die Protagonisten betreten diverse Welten der Helix, und ja, hier erleben sie so einiges. Doch zum einen ist die Zahl der Schauplätze, die Brown beschreibt, stark begrenzt. Zum anderen entwickelt sich die Story schon kurze Zeit nach dem Aufbruch der erweckten Crewmitglieder in eine ganz andere Richtung, als die Inhaltsbeschreibung auf dem Buchcover vermuten lässt. Statt eines abenteuerlich anmutenden Plots bekommt der Leser eine Handlung serviert, in der es um religiöse Engstirnigkeit und von einer autoritären Kirche angeordnete Unterdrückung geht. Sehr schnell fallen die Raumfahrer nämlich einem Volk streng gläubiger Außerirdischer in die Hände und bringen deren Glaubenssystem gewaltig ins Wanken.

Klingt auch nicht übel? Will ich auch gar nicht bestreiten. Was durch Browns fast ausschließliche Konzentration auf diesen Handlungsstrang allerdings an Potenzial verloren geht ... Es ist zum Haare raufen. Hinzu kommt noch, dass die Umsetzung besagter Storyline nur zum Teil gelungen ist. Allzu vorhersehbare Entwicklungen der Handlung sowie so manch reichlich unglaubwürdige Darstellung (ein Volk religiöser Fanatiker, das revolutionären Erkenntnissen ablehnend gegenübersteht, dann aber mühelos außerirdische Technologie bedienen kann? Na ja ...) stören den Lesegenuss mitunter ganz erheblich.

Ebenfalls nicht hundertprozentig gelungen ist die Darstellung der Charaktere. Trotz differenzierter Ausarbeitung bleiben sie dem Leser seltsam fremd.

Was das Buch davor rettet, endgültig im unteren Mittelmaß zu versinken, sind Browns überzeugender Erzählstil sowie die Tatsache, dass die Story aller Logiklöcher und sonstiger Schwächen zum Trotz dramatisch und (in Teilen zumindest) spannend ist. Zum Ende hin gelingt es dem Autor zudem, ein wenig von jenem Sense of Wonder aufkommen zu lassen, den man sich schon viel früher von dem Buch erhofft hatte. Das alles mag vielleicht nur wenig mehr sein als ein Tropfen auf den heißen Stein, aber immerhin Grund genug für den geneigten SF-Fan, dem Buch durchaus eine Chance zu geben. Sofern man keine allzu großen Erwartungen an den Roman stellt und sich von dem Gedanken verabschiedet, ein atemberaubendes Abenteuer geboten zu bekommen, bietet »Helix« durchaus kurzweilige Lektüre.

»Helix« ist ein SF-Roman, der all jenen SF-Fans gefallen wird, welche die religiös motivierten Storylines in Serien wie »Star Trek – DS9« oder »Battlestar Galactica« sehr gerne mögen. Wer mehr auf Abenteuer und Sense of Wonder steht, sollte das Werk lieber meiden. Alles in allem ein bestenfalls durchschnittlicher SF-Roman, der viel zu viel Potenzial ungenutzt lässt.

Schade drum. Die Grundidee hätte so viel mehr hergegeben ...

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