Perry Rhodan Nr. 2336: Das Wunder von Terra

BildDas Wunder von Terra
von Robert Feldhoff

Perry Rhodan Bd. 2336
68 Seiten (plus Perry Rhodan-Report)/€ 1,75
VPM

 

 

 

 

Deutschland Fußballweltmeister 1954 oder das Wunder von Bern (Fritz und Ottmar Walter, Hemut "Boss" Rahn, Tony Turek, Hans Schäfer, Werner Lieberich, Werner Kohlmeyer & Co.) vom 4. Juli 1954 ins Perryversum des Jahres 1345 NGZ (Neue Galaktische Zeitrechnung) transformiert und Perry Rhodan gerecht umgesetzt. Da war wohl der Wunsch, der Vater des Gedankens von "Das Wunder von Terra". Was Sönke Wortmann fürs Kino gelang, war bei Perry Rhodan nur ein Versuch. Für mehr hat es nicht gereicht. Aber wegen der unüberhör- und -sehbar anstehenden WM 2006 in Deutschland, konnte man sich nicht beherrschen. Hätten sie doch noch mal an ihrer Taktik gefeilt. Oder sich einen Spielmacher gekauft.

Robert Feldhoff scheint mir bestenfalls in der Theorie mit Fußball befaßt zu sein (immerhin liest er 11 Freunde, eine Fußballzeitschrift, die da weiter macht wo der Kicker aufhört und die Bild nie hinkommt, eine wirklich empfehlenswerte Lektüre), aber selbst seine Stiefel für einen Verein geschnürt haben, dürfte Robert Feldhoff nie. Auch hat er nie unter Fußballern in einer Kabine gesessen, denn sonst wären seine Dialoge in der Wortwahl deutlich anders ausgefallen. "Bagatelle" ist ein Wort für eine Pressekonferenz, aber nicht für Fußballer in einer Kabine. Auch die Beschreibung der Spielszenen war eher hölzern denn mitreißend. Da war kein Feeling zu spüren, nicht einmal im Ansatz hat Feldhoff die Atmosphäre auf dem Platz erfaßt. Da war zuviel Distanz. Aber Feldhoff schrieb nach dem Lothar-Matthäus-Motto "Egal wie falsch es ist, was du sagst. Egal wie dumm es ist, was du sagst. Du mußt immer wieder den Mund aufmachen." Feldhoff hat immer wieder auf die Tasten eingehämmert, wo er mal mit einem Ball in seinem Garten hätte stehen und ein paar Übungen machen sollen, um das Spielgerät kennenzulernen. Oder wie es mein damaliger Trainer einem Ersatzspieler an Kopf knallte. "Du kannst alles am Ball. Aufpumpen, einfetten und in den Schrank legen".

Wie hat es Bixente Lizarazu auf den Punkt gebracht: "You have to win the Zweikampf". Und genau der findet in "Das Wunder von Terra" nicht statt, geschweige denn, da gewinnt einer einen. Da hätte Feldhoff richtig reinknallen können, aber nicht einmal eine Blutgrätsche bekommt er schlüssig beschrieben. Auch die Charaktere der Spieler wirken wie billige Abziehbilder eines noch billigeren Sportlerdramas aus Hollywood. Immerhin hatte arrogante Überfußballer einen holländischen Namen, während unser Held ein Sensibelchen war, das erst nach und nach über sich hinauswächst. Und nach Hollywood (in die Klischeeschublade der Produzenten) passen auch die Spieler hin, die eher wie American Footballer denn wie Soccer- bzw. Fußballspieler wirken. Es wäre wohl besser gewesen, diesen Roman Uwe Anton zu überlassen, der versteht wenigstens was vom Fußball. Anton ist auch Verfasser des 1. Fußball-Romans der Serie, die da hieß "Die Lichtgestalt", den die Rhodan-Fans nicht mochten, weil Fußball im Perryversum nichts zu suchen habe (und den ich leider nicht kenne).

Zur Handlung: Das Solare System ist im Belagerungszustand und eingeschlossen. Tausende Traitanks, die die Galaxis überrannt haben, belagern nun das Sonnensystem, das von einem Schutzschild geschützt wird. In diesem Klima finden die Systemmeisterschaften im Fußball statt. Feldhoff wählt das Team von Levitator Luna aus, dessen Weg er vom Außenseiter bis zum Titelträger folgt. Und als der große Angriff von über 17000 feindlichen Einheiten erfolgt, läuft das Endspiel und keiner geht in die Bunker, selbst in der Flotte sieht man Fußball und die Liveübertragung wird sogar zum Feind übermittelt, um denen ein Symbol zu senden. Die Erde lebt, der Widerstandswille ist ungebrochen und die Menschen feiern ihre Helden. Und der Angriff schlägt fehl. Der Schutzschirm, der nach Berechnungen der Hyperphysiker beim Angriff von 10.000 Einheiten zusammenbrechen sollte, hält. Und der Fußball hebt die Moral der Menschen wie 1954 nach dem Schuß von "Boß Rahn", als die Deutschen das Gefühl bekamen: Wir sind wieder wer!

Feldhoff wird pathetisch und selbst Herbert Zimmermann, der Toni Turek (Torwart) zum Fußballgott erklärte und als Rahn aus dem Hintergrund geschossen hatte im Radio das unvergessene und immer wieder gehörte "Tor, Toooor, Tooooor" brüllte, kann mit diesem Pathos nicht mithalten, obwohl der Onkel von Christian Ströbele (Die Grünen) sein Handwerk bei der Deutschen Wochenschau gelernt hatte. Ich habe geschmunzelt, mögen doch alte Vorwürfe gegen die PR-Serie wieder aufflammen, die der Serie faschistoide Tendenzen nachsagten. Und in der Tat werden Erinnerungen an Goebbels wach, der 1943 lediglich Länderspiele untersagte, weil die Mannschaft des Reiches auch mal verlor. Aber selbst  1945 hatte die Meisterschaft begonnen, wurde aber wegen der Kapitulation nicht mehr zum Abschluß gebracht. Aber schon 1946 gab es wieder einen Meister. Fußball ist eben nicht wirklich zu stoppen.

Doch Feldhoff hat nur maßlos übertrieben. Dieses Gemisch aus Perry Rhodan, Hollywood'scher Sportler Soap und dem Wunder von Bern zündet nicht. Weder als Perry-Rhodan-Roman, noch als Sport-SF und erst recht nicht Fußballroman. Dann lieber noch mal "Manni der Libero" mit "Tommi" Ohrner oder "Libero" mit "Kaiser" Franz Beckenbauer im Fernsehen. Die sind wenigstens unfreiwillig komisch und nicht lahm, pathetisch, sprachlich daneben, wie "Das Wunder von Terra". Oder die nach vor beste Fußballserie „Unser Boß ist eine Frau“ (original: The Manageress) mit Cherie Lunghi (Excalibur), die einst im ZDF lief. Das eigentliche Wunder war, daß ich diesen Roman zu Ende las. Und Robert Feldhoff hatte die Rhodan-Fans noch um Verständnis gebeten, aber er hätte auch die Fußball-Fans um Verzeihung bitten soll.

Weder Fleisch noch Fisch. Schmeckt nicht. Oder um es in der Fußballersprache zusagen. Feldhoff ist ein Chancentod und man sollte ihn Robert "Ailton" Feldhoff nennen. Abpfiff. "Aus, Auus Auuus" (Herbert Zimmermann).

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